YOGA & AYURVEDA

Ayurvedisch leben – Der Monatszyklus

Ich wünschte, ich hätte das früher gewusst. Hätte früher die Pille abgesetzt und früher damit begonnen, den weiblichen Zyklus als etwas Positives zu betrachten. Im Ayurveda spielen Zyklen eine große Rolle: Der Tageszyklus, Jahreszyklus, Lebenszyklus – und eben auch der Menstruationszyklus der Frauen. Wenn wir in uns hineinspüren, können wir fühlen, welche Energie gerade dominant ist und sie entsprechend für uns nutzen. Es gibt unterschiedliche ayurvedische Interpretationen des Monatszyklus‘, diese hier ist für mich schlüssig:

Follikelphase = Kapha-Phase:

> Nach der Menstruation bis zum Eisprung
> Schleimhaut wird aufgebaut + die nächste Eizelle reift heran
> Der Östrogenlevel steigt
> Energielevel + Vitalität steigen
> gute Zeit, neue Projekte zu starten

Eisprung = Pitta-Höhepunkt

> Energie, Lebensfreude, Fruchtbarkeit
> Wir sind attraktiv + sexy
> Die Pitta-Energie bringt unsere neuen Projekte voran

Lutealphase (Gelbkörperphase) = Pitta-Phase

> bis zur Menstruation
> Progesteron steigt, Östrogen sinkt
> keine Befruchtung: Progesteron sinkt wieder
> Pitta-Energie nimmt wieder ab
> evt. PMS durch überschüssiges Pitta + steigendes Vata (Reizbarkeit, Hitzewallungen, Verdauungsstörungen,…)

Menstruation = Vata-Phase

> Vata-Energie ist ausleitend
> Reinigungsprozess
> Zeit für Ruhe, Wärme, Reflektion, Intuition, Kreativität

Die Menstruation ist das Ende dieses Prozesses. Ein Ende, dem ein Neuanfang innewohnt. Wie so oft im Leben.

PMS

„Hast du deine Tage?“, ist ein beliebter Männerspruch, wenn Frauen auf Krawall gebürstet sind. Dabei sind es eher die Tage vor den Tagen, die uns reizbar machen. Das sogenannte prämenstruelle Syndrom (PMS) zeigt sich oft in Ungeduld und Streitlust, Hitzewallungen, Heißhunger oder Hautreizungen. Schuld daran ist aus ayurvedischer Sicht ein Überschuss an Pitta, das sich seit dem letzten Eisprung angesammelt hat.

Was hilft?
> Vermeiden: Scharf, salzig, anregend (Kaffee, Alkohol, Chips, Fleisch, Chili,…)
> Ausgleichen: Wurzelgemüse, grünes Gemüse, Kräuter, Kurkuma, Ruhe, Regelmäßigkeit, ruhige + erdende Yogapraxis

Aber PMS kann sich je nach individuellem Energiehaushalt auch anders äußern:

Vata-Dysbalance:

> Symptome: Angstzustände, Unruhe, Verstopfung, Schlaflosigkeit, Kälte, Trockenheit
> Ausgleichen: Wärme, Regelmäßigkeit, Ruhe, Ghee, Ingwer

Kapha-Dysbalance:

> Symptome: Wassereinlagerungen, Schweregefühl, Müdigkeit
> Ausgleichen: gut würzen, Bewegung, keine Milchprodukte, leicht + warm essen

Auch wenn viele Frauen unter PMS leiden, heißt das noch lange nicht, dass es normal ist. Es ist ein Zeichen dafür, dass etwas außer Balance ist. Durch ein paar Änderungen in der Ernährung und im Lebensstil könnt ihr euch meist schon deutliche Erleichterung verschaffen.

Menstruation

Wir Frauen sind zyklische Wesen. Der Zyklus, seine Regelmäßigkeit und wie es uns vor und während der Menstruation geht, sagt viel über unsere Gesundheit aus. Der Zyklusverlauf wird vereinzelt schon als „5. Vitalzeichen“ betrachtet – neben dem Bewusstsein (ansprechbar sein), der Atmung, dem Kreislauf (Puls, Blutdruck) und der Körpertemperatur. Es lohnt sich also, Körper und Geist und ihre Befindlichkeiten im Laufe des Menstruationszyklus‘ zu beobachten und die Blutung nicht nur als notwendiges Übel zu betrachten.

Einen echten, aussagekräftigen Zyklus habt ihr allerdings nur, wenn ihr nicht hormonell verhütet. Die Pille verhindert den Eisprung und damit wird unser natürliches Hormonsystem komplett unterdrückt. Der ganze Zyklus ist nur noch ein Scheinzyklus, die Menstruation nur eine Entzugsblutung. Die Pille hat dazu geführt, dass wir nur noch wenig über unseren Körper wissen. – Es gibt bessere Möglichkeiten zu verhüten und Beschwerden wie Hautunreinheiten in den Griff zu bekommen. Die werden durch den hormonellen Eingriff sowieso nur kaschiert, nicht geheilt.

Die Menstruation ist ayurvedisch betrachtet eine Vata-Phase. (Apana) Vata sorgt mit seiner abwärts gerichteten Bewegung für die Ausscheidung des Blutes. Das erhöhte Vata in dieser Zeit kann zu innerer Unruhe, Nervosität und Schlaflosigkeit führen. Wenn das Vata im Unterleib blockiert ist, kommt es zu Krämpfen oder Rückenschmerzen.

Es ist eine Zeit des Loslassens. Wir sollten uns in diesen Tagen schonen. Wir fühlen uns körperlich geschwächt, frieren schneller. Was hilft sind Ruhe, Rückzug und Wärme durch Wärmflaschen, heiße Getränke und warme Mahlzeiten. Roher Kakao wirkt stimmungsaufhellend und entkrampfend, eisenhaltige Lebensmittel gleichen den Eisenverlust durch die Blutung aus.

Vata-Phasen sind aber auch kreative Phasen. In dieser Zeit haben wir viele neue Ideen und können Pläne schmieden, die wir in den folgenden Kapha- und Pitta-Phasen umsetzen!

Yoga während der Menstruation

Frauengesundheit spielt beim Iyengar Yoga eine große Rolle. Das haben wir Geeta Iyengar zu verdanken, der Tochter von BKS Iyengar, die auch eine ayurvedische Ausbildung abgeschlossen hat. Sie hat am Yoga-Institut der Iyengars im indischen Pune die Women’s Class eingeführt. Sie hat das Buch „Yoga für die Frau“ geschrieben. Und sie hat uns sehr streng dazu erzogen, unsere Yogapraxis an die Bedürfnisse des Körpers anzupassen. Sei es in der Schwangerschaft, bei der Rückbildung, in der Menopause oder eben während der Mensis. Und sie hat Recht damit.

Eine klassische Menstruationssequenz beim Iyengar Yoga besteht aus erdenden kopfgestützten Vorbeugen, um den Geist zur Ruhe zu bringen, und gestützten brustöffnenden Haltungen, um Energie zu tanken. Auf Umkehrhaltungen wird in dieser Zeit verzichtet, um die ausleitende Apana Vata-Energie nicht zu stören, ebenso auf alle Asanas, die den Bauch quetschen oder anspannen oder die einfach zu anstrengend sind. Wir sollten uns Ruhe gönnen.

Zum Beispiel mit dieser Sequenz:

Die gestützten Vorwärtsbeugen beruhigen das Nervensystem und helfen bei geistiger Erschöpfung. Die brustöffnenden Haltungen im Liegen erfrischen bei körperlicher Erschöpfung. Sie können mit Kissen und Decken nachgebaut und auch einzeln geübt werden.

Die gesamte Sequenz dauert 1 – 1,5 Stunden.

              Supta Virasana, 5 Min.

Oder höher:
  • Supta Padmasana ODER Supta Swastikasana, 3 Min. / Seite
  • Supta Baddha Konasana, 5 Min.               
  • Janu Sirsasana, 2 Min./ Seite
  • Triang Mukhaikapada Paschimottanasana, 2 Min. / Seite
  • Ardha Baddha Padma Paschimottanasana, 2 Min. / Seite
  • Upavistha Konasana, 3 – 5 Min.
  • Baddha Konasana, 3 – 5 Min.
  1. Paschimottanasana, 3 – 5 Minuten
  • Viparita Dandasana, 5 Min.
  • Setu Bandha Sarvangasana, 5 Min.

  • Savasana, 10 Min.

Gute Erholung!

Eure Nici

About The Author

Nici

Silvester 2006 habe ich mir Punkt Mitternacht beim Feuerwerk eine Zigarette angezündet und bekam prompt einen Asthmaanfall. So wurde ich zum Nichtraucher - ich hatte ohnehin keinen Bock mehr drauf, zunehmend zum Rauchen vor die Tür geschickt zu werden. Um durchzuhalten und mich abzulenken (und nicht zuzunehmen), begann ich mit Sport und Bewegung. Ich habe viel ausprobiert, aber Yoga hat mich von Anfang an gepackt und nicht wieder losgelassen. Inzwischen bin ich zertifizierte Iyengar Yoga Lehrerin und Ayurveda Lifestyle Coach, habe meine Arbeit als TV-Producerin an den Nagel gehängt und ein eigenes Yogastudio eröffnet. Das YogaKraftwerk. Mein ganzer Stolz.

2 comments

  1. Sigrid Tannert

    1. Oktober 2019 at 11:33

    Diese Übungen mache ich auch gerne ohne Menstruation 😉
    Das hast du super erklärt! Auch sehr verständlich. Bin so stolz auf dich! Meine Tochter eben ?

    1. 1. Oktober 2019 at 11:40

      ?

Geht es Dir ähnlich? Was sind Deine Erfahrungen? Hast Du Fragen? Immer raus damit!