UNSERE LEHRER

Zu Gast: Petra Havelková

Petra Havelková gibt inzwischen regelmäßig Gastlehrer-Workshops im YogaKraftwerk. Mit ihrer sympathischen, selbstironischen Art reißt sie uns immer wieder mit, bringt Männer zum Tanzen und Frauen in den Liegestütz. Zeit für ein Interview.

Zunächst ein kleiner Steckbrief. Wie alt bist Du?

Äh, 45. Ich vergesse es immer wieder gerne… Aber ich habe kein Problem damit.

Bist Du verheiratet?

Nee.

Freund?

Nee.

Kinder?

Nee. Das ist mir alles erspart geblieben. Haha… Man kann sagen leider oder Gott sei Dank. Vielleicht soll es einfach so sein. Dann kann ich mich auf andere Sachen konzentrieren.

Du bist eigentlich gelernte Krankenschwester und arbeitest auch immer noch in diesem Beruf. Wie kannst Du das mit Deiner Arbeit und Deinen Reisen als Fitnesstrainerin und -ausbilderin vereinbaren?

Ich arbeite dreimal in der Woche in einer Praxis und einmal im Monat in der Notaufnahme. Das mach ich gern. Es ist ein harter Job, aber er macht Spaß – weil es eben nicht so oft ist. Die Arbeit in der Praxis lässt sich ganz gut organisieren.

Du kommst ursprünglich aus Tschechien?

Ja, direkt aus Prag.

Und seit wann lebst Du hier?

Seit ’92. Schon mehr als 25 Jahre… Bin praktisch mit 2 Jahren hierher gekommen…

Dann muss ich die Einstiegsfrage weglassen…

Stimmt…

Wann hast Du die Fitnessrichtung eingeschlagen?

’94 oder ’95. Ich war einfach zu fett. Fürs Ballett und alles andere auch. Ich habe dann angefangen für mich zu trainieren, weil ich abnehmen wollte. Und irgendwann bin ich dann im Fitnessstudio angesprochen worden, ob ich eine Ausbildung machen möchte. So ging’s los.

Ein großer Schritt für Dich war die Entwicklung von DAYO DanceYoga.

Ich habe damals ein gebrochenes Herz gehabt. Mit all den überwältigenden Gefühlen, die dazu gehören. Erst das Tanzen und Yoga und die Verbindung von beidem haben mich runtergebracht. So hat sich DAYO entwickelt. Und ich bin jetzt im Nachhinein – Dank an meinen Ex! – sehr froh, dass er gemacht hat, was er gemacht hat, weil es mich so viel weiter gebracht hat. Damals habe ich es nicht verstanden. Aber jetzt.

DAYO Dance Yoga

Kam bei Dir erst das Tanzen oder erst der Yoga?

Das Tanzen war das erste. Streetdance und HipHop. Ich habe auch eine PortDeBras-Ausbildung gemacht, da liegt der Fokus bei Tanz und Ballett auf den Armpositionen. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das Fließende sehr gefällt. Auch bei Vinyasa Yoga ist man im Flow. Fließend in Asanas zu gehen, finde ich total schön. Das lässt sich mit Elementen aus dem Tanz zu sehr schönen Choreografien verbinden. Am Freitag nach dem DanceYoga-Workshop hier im YogaKraftwerk hat eine Teilnehmerin hinterher zu mir gesagt: „Ich hatte das Gefühl, ich kann tanzen.“ Das können sie alle. Sie haben es nur vergessen.

Schaust Du Let’s Dance?

Ab und zu schau ich ganz gern rein. Aber wenn ich nach Hause komme, höre ich lieber Musik, trinke ein Glas Wein und esse was Schönes. Der Fernseher ist eigentlich bei mir total unnötig.

Kann jeder beim DanceYoga oder Aerial Dance mitmachen?

Ja, auf jeden Fall. Das kann wirklich jeder. Ich gebe jedem die Möglichkeit mitzumachen, aber ich zwinge niemanden. Du hast jederzeit die Möglichkeit zu sagen „Oh, das ist doch nichts für mich.“ Das ist wie bei allem anderen: Wenn Du etwas probierst und es ist nichts für Dich – es ist Dein Leben, es sind Deine Minuten Deines Lebens und die solltest Du nicht verplempern, nur weil Du jetzt da bist, weil Du es bezahlt hast.

 

Arsch hoch!-Aerial Yoga und Aerial Dance

 

Du hast dieses Wochenende im YogaKraftwerk auch den Workshop „Arsch hoch!-Aerial Yoga“ gegeben. Was war der Unterschied?

Ich habe die Leute aus der Reserve gelockt. „Arsch hoch“ heißt nicht nur, den Hintern zu heben. Es heißt auch, den inneren Schweinehund zu überwinden. Es heißt: Ich mache Liegestütze. Welche Frau liebt schon Liegestütze? Keine. Die haben im Workshop trotzdem welche gemacht. Sie haben gejault und sind an ihre Grenzen gegangen, aber sie haben es einfach versucht.

Es haben ja auch Männer mitgemacht. Was sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Deinem Unterricht?

Wir Frauen haben es ein bisschen schwerer, unseren Arsch zu heben. Die Männer sind normalerweise so gebaut, dass der Oberkörper schwerer ist als der untere Teil. Wenn die zum Beispiel Klimmzüge machen, müssen sie nicht so viel hochschleppen wie wir Frauen. Wir haben nicht so viel Kraft in den Armen wie die Männer. Das kann man natürlich aufbauen, aber es kommt nicht von allein. Doch die Männer haben auch ihre Defizite. Die können sich oft nicht sexy bewegen…

Was sind Deine „Defizite“?

Meine Oberschenkel sind breit genug, um sie nicht trainieren zu müssen… Haha. Deshalb ist jeder Ausfallschritt eine Quälerei für mich. Ich jogge auch nicht. Außer, wenn ich eine Wette verloren habe. Ich bewundere die Menschen, die joggen. Für mich ist das nichts. Joggen und Schach. Fürs Joggen bin ich zu langsam und für Schach hab ich die Geduld nicht und das Gehirn. Das ist mir zu viel Konzentration auf einen Zug.

Was kann man als Frau denn machen, um die Armmuskeln zu kräftigen?

Liegestütze. Die kann man auch auf den Knien machen. Aber man muss sie richtig machen. Da muss auch die Schulter mitarbeiten, die Gelenke müssen richtig ausgerichtet sein. Und wenn ich 20 Liegestütze auf den Knien schaffe, dann kriege ich auch 2 richtige ohne Knie hin. Das kann ich langsam steigern. Außerdem Yoga. Die Arme können beim Yoga supergut definiert werden. Es gibt so viele Stützpositionen.

Übst Du auch für Dich selber?

Nee. Für mich ist das Schlimmste, in meinen eigenen Kursen mitzumachen. Ich halte das nicht aus. Ich verlange von meinen Teilnehmern mehr als ich selber kann… – Haha. Nein. Ich gehe gern zu Freunden und Kollegen, die Yoga unterrichten, mache Hot Yoga, gehe zum Tanzen. Ich mache jeden Tag meinen kleinen Sonnengruß, aber das ist wirklich nur zum Wachwerden. Ich habe keine eigene Yogapraxis. Das Bedürfnis habe ich nicht. Ich mache auch so genug. Da ist mir ein Glas Wein lieber…

Das wäre die nächste Frage: Wie entspannst Du?

Beim guten Wein. Mit Freunden oder auch alleine. Und beim guten Essen. Beim Kochen. Ich liebe kochen. Ich koche gerne für Freunde. Ich experimentiere gerne mit dem Essen. Damit verwöhne ich meine Leute. Weil ich sie natürlich auch viel vernachlässige, wenn ich ständig unterwegs bin.

Du warst ja mit dem Aerial Yoga-Tuch vor ein paar Jahren auch bei Günther Jauch…

… und Oliver Pocher. Ja. Das war eine tolle Erfahrung, mal hinter die Kulissen zu sehen. Auch lustig. Wie ich da in Sportklamotten stand und ständig geschminkt wurde.

Waren beide im Tuch? Jauch und Pocher?

Ja. Den Jauch hab ich flachgelegt. Der ist mir rausgefallen… Aber seine Mitarbeiter haben gesagt: „Mach Dir keinen Stress. Der ist auch in der Lage, sich beim Treppenlaufen zu verletzen.“

Welche Rolle spielt Musik in Deinem Leben?

Eine große Rolle. Ich mag Musik. Weil ich nicht so gut Englisch kann, lass ich mir für DAYO oft Texte übersetzen. Denn es reicht nicht, wenn mir eine Melodie gefällt, um mich damit zu identifizieren. Die Musikrichtung ist dabei egal. Es muss rund sein.

Hast Du trotzdem ein Lieblingslied?

Ich liebe Ed Sheeran! Ich liebe Musik mit Akustik-Gitarren. Da kann ein Mann auch klein und häßlich sein. Wenn er gut Gitarre spielen kann, will ich ihn sofort haben… Und ich mag gefühlvolle Musik.

Gehört für Dich Musik beim Yoga dazu?

Kommt drauf an, was ich mache. Ich lasse mich von Musik gern leiten. Das kann aber bei mir auch problematisch werden, weil ich immer versuche, beim Flow im Takt mit der Musik zu sein. Wenn ich Yoga unterrichte und mehr auf Adjustment achte, lasse ich die Musik lieber weg oder lasse sie nur leise im Hintergrund spielen, um nicht abzulenken.

Hast Du Vorsätze gehabt dieses Jahr?

Ja, keine zu haben… Ich könnte rein theoretisch auch die von 2016 oder 2015 nehmen, denn die sind alle unverbraucht. – Obwohl, halt! Einen habe ich gehabt: Dankbar sein. Wir sollten uns nicht darüber aufregen, dass wir morgens aufstehen müssen, sondern dankbar sein, dass wir es können. Ich habe oft mit Patienten von der Palliativstation zu tun, daher weiß ich das wirklich zu schätzen. Ich sehe, wie diese Menschen das Leben lieben, und freue mich, wenn ich sie zum Lachen bringen kann. Sie verplempern keine Minute, denn sie haben nicht mehr viel davon. Unsere schnelllebige und leistungsorientierte Gesellschaft vergisst oft, dass es auch ganz schnell vorbei sein kann.

Wie sieht für Dich ein perfekter Tag aus?

Heute scheint die Sonne – aber das macht für mich noch keinen perfekten Tag aus. Ein perfekter Tag ist, aufzustehen und mich mit Leuten zu umgeben, die mir gut tun. Und einfach nur das zu machen, worauf ich Lust habe. Es kann regnen, ich sitze vielleicht nur mit Freunden vor dem Fernseher oder mache was alleine. Wenn ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht einschlafen kann, dann war der Tag perfekt.

Hast Du Träume, Wünsche, Ziele?

Also Ed Sheeran kann ich jetzt nicht mehr heiraten. Der ist vergeben…

Mein Traum ist, was Du hier hast: Ein schönes Studio. Aber ich würde es wahrscheinlich mit Gastronomie verbinden. Klein, fein, am Wasser. Ein Yoga- & Winehouse. Mit regionalem Essen. Es wird das gegessen, was es zu der Jahreszeit gibt. Ich brauche keine Erdbeeren im Winter. – Das wäre mein Traum. Nicht, um Geld zu verdienen. Einfach das, was ich kann, weitergeben können. Essen, gute Freunde, Kommunikation.

 

 

 

 

VORSÄTZE

Wie viel Leggings sind genug?

In Amerika werden inzwischen mehr Leggings gekauft als Jeans, besagt eine Erhebung zum Onlineshopping. Glaub ich sofort. Ist bei mir auch so. Sie sind einfach bequemer. Und das Beste ist: Als Yogalehrerin und Studioinhaberin kann ich den lieben langen Tag in Yogahosen herumlaufen. Die sind zum Glück mittlerweile stylish genug, um damit auch vor die Tür gehen zu können. Nicht nur zum Briefkasten, sondern direkt in die nächste Bar. Zumindest mit den entsprechenden Schuhen.

Die Yogahosen in meinem Kleiderschrank

Ich wusste also, dass ich einige Yogahosen besitze, als ich am Wochenende angefangen habe, im Rahmen meiner guten Vorsätze den Kleiderschrank zu Hause auszumisten. Aber ich wusste nicht, wie viele es sind. Also hab ich sie bei der Gelegenheit mal gezählt…

Anschließend habe ich die Anzahl auf Facebook schätzen lassen. Viele haben sich beteiligt und es kam ein wildes Zahlengemenge mit einer Spannbreite von 15 bis 142 dabei heraus. Für jemanden, der mit Yoga nichts oder nur wenig am Hut hat, klingen 15 Hosen nur für Yoga wahrscheinlich schon völlig verrückt. 142 kann eigentlich nur ein Scherz sein. Oder doch nicht?

Leggings haben ein eigenes Fach in meinem Schrank.

Was sagt Patanjali dazu?

15 Yogapants sollten eigentlich tatsächlich reichen, selbst wenn man unterrichtet. Schon die erste Stufe auf dem achtstufigen Yogaweg (Yama) fordert Aparigraha, was so viel heißt wie Nicht-Horten: Der Yogi soll kein sinnloses Zeug ansammeln, das er gar nicht alles verwenden kann. Das macht ihn unfrei. Der Besitz von viel zu vielen Dingen hält uns ständig beschäftigt. Wir müssen sie in Ordnung halten, sortieren, suchen,… Wir sind getrieben, immer nur das Neueste, Schönste, Beste haben zu wollen. Gier bindet unsere Gedanken, lenkt uns vom Wesentlichen ab und ist auch ein Grund für viel Frustration. So steht es in den Yoga-Sutras des Patanjali und das finde ich auch nachvollziehbar. Außerdem erschwert zu viel Zeug den Überblick und nötigt zu anstrengenden Entscheidungen (Was ziehe ich heute nur an?).

Bei mir sind es ehrlich gesagt trotzdem mehr als 15 Yogahosen.

Meine Ausreden:

  • Dafür habe ich im Gegensatz zu anderen Frauen eine sehr überschaubare Menge an Handtaschen, Schuhen, Schmuck, ….
  • Ich trage wirklich TÄGLICH Yogapants.
  • Ich habe eine Boutique und muss immer mal neue Marken ausprobieren.
  • Ich arbeite viel und will mich in meinem Outfit auch wohlfühlen.
  • Ich habe es mir verdient.
  • Ich kaufe mir (aus Mangel an Gelegenheit) sonst kaum was – außer Bücher. Einen Buchtick habe ich auch.
  • Jeder hat doch irgendeine Macke.

 

Klingt nach Rechtfertigung. Ist es aber nicht. Ich habe kein schlechtes Gewissen. Es ist halt so.

Stunde der Wahrheit

Jetzt also Klartext. Ich habe:

  • 31 bunte lange Leggings
  • 20 dunkle lange Leggings
  • 13 weite lange Yogahosen
  • 21 kürzere Sommerleggings
  • 9 weite Sommerhosen für Yoga
  • 10 Yoga-Overalls
  • 9 kurze Hosen

 

Die kurzen Hosen sind typische Iyengar-Yogahosen. Iyengar Yogis tragen fast nichts anderes, weil man an nackten Beinen die Ausrichtung einer Haltung viel besser erkennen kann. Das ist auch so. Ich fühle mich darin trotzdem nicht besonders wohl und trage sie daher nur bei bestimmten Fortbildungen oder wenn ich mal wieder zu einer Prüfung antrete. Ich habe immer wieder versucht, mich an die durchaus sinnvolle „Kleiderordnung“ zu halten, und jedes Mal hoch motiviert ein neues kurzes Höschen gekauft, wenn ich ein hübsches gesehen habe. Deshalb habe ich jetzt neun davon, die ich kaum trage.

Sind die Kniescheiben oben? Kurze Hosen lassen die Ausrichtung besser kontrollieren.

Die Overalls bzw. Catsuits finde ich super, weil ich oft kopfüber hänge oder stehe und mir dann nichts entgegen fällt. Leider sind sie etwas unpraktisch, wenn ich aufs Klo muss. Daher sind sie auch nicht ganz so oft in Gebrauch.

Alles andere ziehe ich mehr oder weniger regelmäßig an. Natürlich gibt es immer ein paar Lieblingsteile, die eine Zeit lang überstrapaziert werden, während andere versauern. Beim Schrank aufräumen sind mir deshalb auch wieder ein paar Hosen in die Hände gefallen, die ich gar nicht mehr auf dem Schirm hatte und jetzt wieder öfter tragen werde.

Ich habe insgesamt also 113 Yogapants, die sich im Laufe der letzten elf Jahre, vor allem aber in den letzten drei bis vier Jahren angesammelt haben. (Nicht mitgerechnet sind übrigens Lauf- oder Radelhosen, Wanderhosen, Gammelhosen.) Ich brauche jedenfalls so bald keine neuen Leggings mehr kaufen. Wenn ich nicht gerade zehn Kilo zulege, sollte mein Vorrat viele Jahre reichen. – Aber ich weiß jetzt schon, dass er mich nicht abhalten wird, wenn ich wieder eine tolle neue Yogahose sehe…

Und bei Euch? Wie viele Leggings habt Ihr im Schrank? Wovon habt Ihr mehr als Ihr braucht?

Lasst es mich wissen! Eure Nici

VORSÄTZE

Yoga jeden verdammten Tag

Wie viel Yoga ist richtig? Wie viel Yoga ist genug? Muss ich wirklich jeden Tag üben? Darf ich überhaupt täglich üben? Oder brauche ich Ruhetage? Reicht einmal die Woche? Soll ich auch alleine zu Hause üben? Was übe ich denn da?

Gegenfrage: Wie oft hast Du Dich in einem Fitnessstudio angemeldet und bist dann doch schon bald nicht mehr hingegangen, weil Du Deine Vorsätze vom regelmäßigen Training mehrmals die Woche nicht einhalten konntest? Kann Dir beim Yoga auch passieren. Deshalb rate ich Anfängern auch von einem YogaKraftwerk-Abo ab. Das lohnt sich ab zwei Besuchen pro Woche. Wer diese Zeit nicht investieren will oder kann oder es noch nicht weiß, sollte bei mir lieber die zeitlich flexible Zehnerkarte nehmen.

Ab und an in eine Yogastunde schnuppern

Die Asanapraxis, die Atemtechniken und die Entspannungsphasen lassen uns nach einer Yogastunde meist richtig gut fühlen. Wir sind aufrechter, besser drauf, erfrischt oder – je nach Praxis – wohlig schläfrig. Wir spüren uns wieder, haben vielleicht für ein paar Stunden oder Tage weniger körperliche Beschwerden, sind ausgeglichener. Wenn wir nur ab und zu mal in eine Yogaklasse gehen, tut es uns für den Moment gut und manch einem reicht das auch. Wer nachhaltig etwas verändern will, braucht eine regelmäßige Praxis.

Wöchentliche Yogapraxis

Einmal die Woche unter Anleitung Yoga zu üben ist ein guter Anfang. Dein Körpergefühl verbessert sich, Du wirst allmählich beweglicher, stärker, immer sicherer und stabiler in den Haltungen, vielleicht auch mutiger. Einige meiner Schüler kommen jede Woche zur gleichen Zeit. Andere kommen, wie sie es in der Woche gerade einrichten können. Mal morgens, mal abends, mal montags, mal donnerstags. Kein Problem, da die meisten Kurse im YogaKraftwerk offene Klassen sind. Ich freu mich, wenn Ihr es einmal die Woche in mein Studio schafft. Egal, in welchen Kurs. Und vielen reicht das auch. Wer aber jetzt richtig Blut geleckt hat, will mehr.

Tägliche Yogapraxis

Wer sich weiterentwickeln möchte, muss viel üben. Das ist so, wenn ich ein Instrument spiele, wenn ich eine Sprache lerne,… – und wenn ich Yoga praktiziere. Ich muss mich auf die Matte stellen, die Haltungen einnehmen, mich beobachten, in mich hineinspüren, lernen, verbessern, achtsam tiefer gehen. So oft wie möglich. Am besten jeden Tag.

Und am besten in einer gesunden Mischung aus angeleiteter und selbstständiger Praxis. Ich brauche das eigenständige Üben, um Gelerntes zu festigen, um die Wirkungen der einzelnen Asanas oder ihrer jeweiligen Reihenfolge auf Körper und Geist zu erfahren und auch um in Form zu bleiben. Aber wenn ich immer nur in meinem eigenen Saft schmore, bringt mich das ab einem gewissen Punkt nicht mehr voran. Wenn ich dagegen zu einem anderen qualifizierten Lehrer gehe, zu einer Convention oder sonstigen Fortbildung, kehre ich stets voller neuer Möglichkeiten zurück, aus denen dann auch wieder eigene Ideen wachsen können, für mein Üben und für meinen Unterricht. Außerdem werde ich dort mal wieder in meinen Haltungen korrigiert. Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren wichtigen Grund, weshalb ich immer wieder gern als Schülerin in einen anderen Unterricht gehe: In dieser Zeit gibt es nichts als Yoga. Keine Unterbrechungen, keine Probleme, keine Termine, kein Zeitdruck. Die Zeit ist reserviert für mich. Niemand kann mich erreichen. Alles muss warten, bis ich wieder draußen bin. Die einzige Zeit, in der ich mich wirklich voll und ganz auf meine eigene Praxis konzentrieren kann. Beim eigenständigen Üben schaffe ich es bis jetzt noch nicht, mich so gnadenlos von allem abzuschotten.

Üben nach Plan

Aber ich habe auch nicht jeden Tag Bock auf Yoga. Manchmal passt es einfach nicht. Wenn ich dann halbherzig wenigstens noch ein paar Sitzhaltungen mache, ist das total unbefriedigend. Ich brauche vorher einen Plan, wann ich wo üben werde und was. Die Sequenzen, die ich mir für die Kurse der nächsten Woche überlegt habe, zum Beispiel. Oder einzelne Asanas nach bestimmten Schwerpunkten, wie Armbalancen und Umkehrhaltungen. Oder eine Sequenz aus „Licht auf Yoga“ von BKS Iyengar. Oder ich lasse mich von den Sequenzen anderer Iyengar-Yogalehrer inspirieren. Wenn ich es trotzdem mal nicht auf die Reihe kriege, stresse ich mich deshalb nicht. Aber ich fange am nächsten Tag ganz sicher wieder an.

“If you practice yoga once a week, you will change your mind.
If you practice yoga twice a week, you will change your body.
If you practice yoga every day, you will change your life.”

(unbekannter Autor)

Die eigene Yogapraxis ist für mich ein großes Thema. Ich finde es unglaublich spannend, wie andere für sich selbst üben. Und wie sie sich dafür organisieren. Übt Ihr selbst zu Hause? Wann? Wie? Was? Schreibt es mir.

Eure Nici

WAS YOGA KANN

Abnehmen durch Yoga?

Yoga verbessert die Beweglichkeit, die Balance, die Konzentration. Wir werden mental und körperlich stärker, aber auch ruhiger, ausgeglichener, gelassener. Yoga formt den Körper. Wir entwickeln eine „intelligente Muskulatur“, wie mein Lehrer es nennt, die die Flexibilität nicht einschränkt. Aber verlieren wir mit einer regelmäßigen Yogapraxis auch Gewicht?

Kalorien wegyogeln

Wenn ich bei einem Kalorienrechner die Bewegungsart Yoga eingebe, wird mir ein Kalorienverbrauch genannt, der geringer ist als beim Spazierengehen. Das ist ernüchternd, wenn ich allein um abzunehmen mit Yoga angefangen habe. Aber was sagt das überhaupt aus? Was hat sich der Entwickler dieses Kalorienrechners unter Yoga vorgestellt? Hatte er eine bestimmte Richtung im Kopf?

Die Asana-Praxis kann durchaus schweißtreibend sein. Besonders, wenn im Flow geübt wird. Eine Runde Sonnengruß beispielsweise soll 13,91 Kalorien verbrennen. Ich habe am Weltyogatag 2017 mit meinen fortgeschrittenen Yogis 108 Sonnengrüße hingelegt. Wir haben dabei also in einer guten Stunde jeder 1502,28 Kalorien verbrannt. Das entspricht etwa zwei Dönern… Würden wir das täglich oder zumindest mehrmals die Woche wiederholen, würden wir sicher abnehmen.

Auch Drehhaltungen können dabei helfen, Gewicht zu verlieren. Denn beim Drehen werden die Bauchorgane ausgewrungen wie ein nasser Lappen. Sie werden aktiviert, von frischem Blut durchströmt und können Stoffwechselprodukte besser ausscheiden. Aber Yoga ist mehr als das.

Gegen den emotionalen Hunger

Entspannung und Regeneration spielen beim Yoga eine große Rolle. Es gibt eine Reihe von wichtigen Sitzhaltungen, Vorwärtsbeugen, liegenden und auch Umkehrhaltungen, die oft mehrere Minuten eingenommen werden, um Körper und Geist zur Ruhe bringen. Sie haben eine kühlende Wirkung. Sprichwörtlich. Der Kreislauf fährt dabei herunter und man friert schneller. Schweißtreibend ist das jedenfalls nicht.

Und doch können gerade auch die ruhigeren Übungen den Wunsch nach weniger Gewicht unterstützen. Denn sie machen uns resistenter gegen Stress. Und Stress ist oft verantwortlich für Heißhungerattacken und unkontrollierte, hemmungslose Fressorgien – auch wenn wir längst satt sind. „Den emotionalen Hunger stillen“ nennt man Essen wegen Stress, Liebeskummer, schlechter Laune oder Langeweile. Hinterher kommt das schlechte Gewissen… Mit mehr Gelassenheit und einer positiven Grundstimmung können wir dem entgegen wirken. Und dabei hilft Yoga.

Die Disziplin der Yogis

Außerdem kann uns Yoga disziplinieren: Wer sich weiterentwickeln möchte, muss üben. Und um intensiv Yoga praktizieren zu können, muss ich meinen Alltag so organisieren, dass ich dafür Zeit finde. Viele Yogis stehen deshalb extra früher auf. Und nicht nur das. Wenn ich morgens nicht kann und deshalb tagsüber oder abends eine Asana-Sequenz üben möchte, sollte ich zwei Stunden vorher nichts essen. Wer schon mal mit vollem Magen in Rückbeugen aus der Bauchlage gegangen ist oder in Drehhaltungen, weiß, was ich meine. Schon allein deshalb isst ein Yogi vielleicht bewusster, anders oder weniger.

Vielleicht aber auch, weil es laut Yogaphilosophie ein Schritt auf dem Achtstufigen Yogapfad zur Erfüllung ist: Der Pfad beginnt mit „Yama“. Diese erste Stufe beinhaltet fünf Grundregeln des Yoga. Darunter „Ahimsa“, was so viel heißt wie „keine Gewalt“. Nicht gegen andere Menschen, nicht gegen mich selbst, nicht gegen Tiere. Dieses Verbot ist auch der Grund, weshalb viele Yogis Vegetarier oder sogar Veganer sind. – Von wegen Döner. Gemüse ist jedenfalls nicht so gehaltvoll… Ich selbst bin übrigens kein Vegetarier. Aber ich esse inzwischen selten Fleisch, zeitweise gar nicht. Auch, weil ich gemerkt habe, dass ich beweglicher bin und tiefer in die Haltungen komme, wenn ich auf Fleisch verzichte.

Yoga verändert uns

Die intensive Beschäftigung mit Yoga führt oft automatisch zu einem gesünderen Lebenswandel. Yoga verhilft mir zu einem besseren Körpergefühl. Ich lerne, besser auf meinen Körper zu hören und auf ihn zu achten. Ich bewege mich mehr, habe das Bedürfnis, mehr an die frische Luft zu gehen, vielleicht auch zusätzlich Ausdauersport zu betreiben. Der eine hört vielleicht mit dem Rauchen auf, weil er durch die Atemtechniken beim Pranayama einen Draht zu seinen Lungen gefunden hat. Der andere feiert abends weniger, um morgens mit klarem Kopf meditieren zu können. Viele weitere stellen ihre Ernährung um.

Fazit: Nein, ich nehme nicht ab, nur weil ich ab und zu ein paar Asanas übe. Aber eine regelmäßige Yogapraxis verändert mich. Sie führt zu mehr Achtsamkeit, Disziplin und einer gesünderen Lebensweise und trägt deshalb trotzdem oft dazu bei, dass ein paar Kilos purzeln. Oder dass man sein Gewicht hält. Oder dass man sich und sein Gewicht endlich akzeptiert und es einfach etwas gelassener nimmt, statt sich mit Diäten zu stressen.

ORDNUNG & STRUKTUR

Getting Things Done

Ich gebe unter der Woche in der Regel morgens und abends Yogakurse. Dazwischen liegen oft mehr als sieben Stunden. Als ich mein Yogastudio aufgebaut habe, dachte ich daher noch, ich würde meine Freizeit einfach vom Abend auf den Nachmittag verlegen. Doch Pustekuchen. Da ich das YogaKraftwerk als One-Girl-Show führe, bin ich in der Zeit zwischen den Kursen komplett ausgelastet. Das ist nicht schlimm, aber viel. Zu meinen selbst auferlegten, ständigen Aufgaben gehören:

  • Die Kurse und Privatstunden der nächsten Woche vorbereiten
  • Planung von Wochenend-Workshops, Special-Kursen, Gastlehrerseminaren,…
  • Marketing (Flyer oder Anzeigen gestalten, Newsletter entwerfen, Bloggen, Posten auf diversen Social Media Kanälen, Fotografieren, Videos drehen, Fotos und Videos bearbeiten, Website aktualisieren, Gutscheine gestalten,…)
  • Buchhaltung
  • Die Boutique bestücken (neue Marken suchen, Wareneinkauf, Waren einbuchen, Inventur, immer wieder die Kleidungsstücke ordnen, Ideen für eigene Markenkleidung entwickeln und umsetzen,…)
  • Putzen (mit Terrasse fast 500 m² – zwar recht leere Räume, dafür groß)
  • Anfragen beantworten, Kunden ein- und austragen…
  • Lesen, Recherchieren, Fortbilden, Ausprobieren
  • Zukunftsplanung, Mindmapping, Marktbeobachtung, Trends aufspüren
  • Eigene Yogapraxis

 

Eine schöne, bunte Mischung mit viel Abwechslung – und der ständigen Sorge irgendetwas zu vergessen oder zu vernachlässigen. Es braucht also Struktur. Ein effizientes Ordnungssystem.

Bei der Suche danach bin ich auf „Getting Things Done“ gestoßen, unter Insidern nur noch GTD genannt. Eine interessante Methode von David Allen, um den Alltag zu managen. In Deutschland ist sein Bestseller unter dem Namen „Wie ich die Dinge geregelt kriege“ herausgekommen. Allen vertritt die Ansicht, dass wir nicht produktiv sein können, solange uns tausend Dinge wild im Kopf herumschwirren. Unerledigte Aufgaben, bevorstehende Ereignisse, aber auch Ideen und Geistesblitze beanspruchen unsere Aufmerksamkeit, solange wir sie nicht aufschreiben, terminieren, die nächsten Schritte planen. Das Gedankenchaos lenkt uns ab. Wir sollten also alles, was in irgendeiner Weise unerledigt ist, in einem zuverlässigen und überschaubaren System festhalten, um es aus dem Kopf zu bekommen. Wenn der Geist klar ist, können wir auch konzentriert eine Aufgabe nach der anderen erledigen. Das ist nach meiner Erfahrung richtig.

GTD basiert auf fünf Stufen, die ich inzwischen nach und nach umgesetzt habe und weiterpflege:

1. Sammeln

Ich trage alles zusammen, was mich beschäftigt. ALLES. Beruflich und privat. Alles, was ich schon längst erledigt haben wollte. Anstehende Arztbesuche. Glühbirnen, die ausgetauscht gehören. Zeitungsartikel, die ich lesen möchte. Offene Rechnungen. Geburtstagsgeschenke, die besorgt werden müssen. Bevorstehende Reisen. Ideen für meine berufliche Weiterentwicklung. Meine Träume, die ich irgendwann mal realisieren möchte. Die Freundin, die ich endlich mal wieder anrufen wollte. Den Knopf, den ich wieder an das Hemd nähen muss. Die Kooperationsanfrage, die ich noch nicht beantwortet habe. Das Paket, das ich seit drei Wochen erwarte, das aber nicht kommt. Das Rezept, das ich mal ausprobieren wollte. Alles eben. Das alles kommt in einen Eingangskorb. Entweder als Gegenstand an sich oder als Notiz davon.

2. Verarbeiten

Als nächstes schlägt David Allen vor, alle Eingänge durchzugehen und zu entscheiden, was jeweils damit passiert – ohne einen Posten zu überspringen oder die Reihenfolge zu ändern. Ich brauche dazu:

  • Einen Mülleimer für Sachen, die sich erledigt haben.
  • Eine Mappe „Eines Tages / Vielleicht“ für Ideen, die irgendwann umgesetzt werden könnten.
  • Einen Platz für Referenzmaterial, Infomaterial, Lesestoff.
  • Mappen oder Ordner für die diversen Projekte, die anstehen. Ich habe mich für verschieden farbige Klarsichthüllen entschieden.
  • Ein Etikettiergerät – super Investition!
  • Eine Mappe „Warten auf“, um nicht zu vergessen ggf. nachzuhaken.
  • Einen Terminkalender, um Aufgaben direkt auf einen bestimmten Tag zu fixieren.
  • Notizzettel: Papier oder Software (z.B. Trello, Wunderlist oder Evernote), um die nächsten Schritte für die einzelnen Projekte festzulegen. Organisationstools wie Trello lassen sich super bearbeiten. Aber was ich nicht ständig vor Augen habe, vergesse ich wieder. Deshalb bevorzuge ich doch noch Papier.

 

Alles, was sich innerhalb von zwei Minuten erledigen lässt, wird sofort erledigt.

3. Organisieren

Zum Organisieren zählt, die größeren Projekte in einzelne konkrete Teilschritte zu zerlegen und dann den nächsten Handlungsschritt für das jeweilige Projekt festzulegen. Für JEDES anstehende Projekt. Die Formulierung des nächsten Schrittes ist dabei psychologisch relevant. Es macht einen Unterschied, ob ich auf meine ToDo-Liste schreibe „Indien“ oder konkreter „Visa beantragen“, „Flug buchen“,… Lang aufgeschobene Vorhaben bekommen so einen Anfang.

4. Durchsehen

Um mich blind auf das Ordnungssystem verlassen zu können, ihm zu vertrauen und so den ganzen Kram tatsächlich aus dem Kopf zu bekommen, muss ich es regelmäßig durchgehen. Sprich: einmal pro Woche. Alles, was inzwischen neu im Eingangskorb gelandet ist, wird verarbeitet. Ich sehe in den Terminkalender und auf die Liste mit den nächsten Schritten, hake ab und lege die nächsten fest, blättere durch die Mappe „Warten auf“ und die Projektmappen, damit alles auf dem aktuellen Stand ist und mir rechtzeitig in Erinnerung gerufen wird.

5. Erledigen

Was ich wann erledige, hängt davon ab, wo ich mich gerade befinde, welche Mittel, wieviel Zeit und wieviel Energie ich zur Verfügung habe und wo die Prioritäten liegen. Mit Hilfe der Listen sehe ich auf einen Blick, wie ich verfügbare Zeit sinnvoll nutzen und wieder eine Sache abhaken kann.

Aber was hat Priorität? Wenn ich mich weiter entwickeln möchte, kann ich nicht nur hektisch löschen, wo es gerade brennt. Ich brauche neue Ziele. Deshalb finde ich es wichtig sich immer mal wieder bewusst zu machen, wo es hingehen soll. Was ist mir wichtig? Was will ich in den nächsten drei, fünf oder zehn Jahren erreicht haben? Das könnte sein: Mehr Zeit für die Familie. Ein Hund. Ein größeres Haus. Ein anderer Job. Was auch immer. Es hilft sehr, sich dieses Ziel genau vor Augen zu halten und die Vision auszumalen. Sich zum Beispiel aufzuschreiben, wie es sein wird, wenn ich das Ziel erreicht habe. Wie es genau aussehen wird. Oder ein Bild davon zu malen, eine Collage davon gestalten,… Ich schreibe.

Indem ich mich auf diese Weise intensiv damit auseinandersetze, fallen mir automatisch die Schritte ein, die ich gehen muss, um dieses Ziel zu erreichen. Die muss ich nur noch aufschreiben, in der neuen Projektmappe ablegen und Schritt für Schritt erledigen. So können Träume wahr werden.

Genau das habe ich intuitiv vor gut drei Jahren getan – da kannte ich „Getting Things Done“ noch gar nicht. Wenig später habe ich das YogaKraftwerk eröffnet.

 

 

 

 

 

 

VORSÄTZE

7 Rituale am Morgen

Der Januar ist rum und ich bin immer noch gewillt, bis Jahresende folgende Vorsätze etabliert zu haben:

  1. Kein Kaffee, kein Alkohol
  2. Keine Süßigkeiten, kein Kuchen
  3. Kein Essen nach 20 Uhr
  4. Mindestens 7 Stunden Schlaf pro Nacht
  5. Ausdauersport: 1 mal pro Woche
  6. Yoga: täglich 1 Stunde bzw. 7 Stunden pro Woche
  7. Meditieren: 10 Minuten täglich
  8. In 2018 alle Schränke ausmisten und Inventur machen
  9. Jeden Monat ein Ordnungssystem ausprobieren und analysieren
  10. Jede Woche eine unerledigte Aufgabe terminieren und hinter mich bringen

 

Mir ist klar, dass es ganz schön viel auf einmal ist. Ich bin daher auch oft genug daran gescheitert. Diesmal gehe ich es schrittweise an.

Der richtige Start in den Tag erleichtert es mir, diszipliniert zu bleiben. Deshalb habe ich zuallererst meine Morgenroutinen ausgebaut. Nun bin ich dabei, diese neuen Gewohnheiten und ihre Abfolge in Fleisch und Blut übergehen zu lassen. Und so sieht mein Morgen jetzt aus:

1. Meditation

Ich falle quasi aus dem Bett direkt auf mein Sitzkissen. Stelle den Timer auf 10 Minuten und konzentriere mich auf meine Atmung. Das ist ein angenehmer Übergang von der Nachtruhe zum Tagesrummel, denn er ist sanft. Ich sitze sehr aufrecht. Wenn ich zusammensinke, schlafe ich im Sitzen wieder ein. Am Anfang ist der Körper noch ganz unruhig. Mal zwickt das Knie, dann juckt es am Arm, ich muss husten und die Gedanken springen umher. Aber nach einer Weile hört das auf und der Körper wird schließlich ganz still. Das ist schön. Auch der Geist wird ruhiger. Die Gedanken schweifen zwar immer noch regelmäßig ab, aber ich kann sie auch länger konzentriert halten. Es ist noch dunkel und die Aufgaben des Tages sind noch weit weg. Wenn ich nicht direkt nach dem Aufstehen meditiere, mache ich es den ganzen Tag nicht mehr.

2. Sonnengruß

Bewegung ist der beste Muntermacher. Funktioniert besser als Kaffee. Direkt nach der Meditation mache ich deshalb 10 Sonnengrüße. Die treiben die Steifheit der Nacht aus den Gliedern und der Körper fühlt sich gleich geschmeidiger und auch stärker an.

3. Garshana-Lymphmassage

Bei dieser ayurvedischen Selbstmassage ziehe ich mir einen rohseidenen Handschuh über und kreise und streiche mit festem Druck in folgender Reihenfolge über den Körper:

  • Handgelenke und Ellbogenspitzen, dann von den Fingern zu den Oberarmen
  • Bauch und Po
  • Knie, dann von dort die Oberschenkel entlang nach oben
  • Fußgelenke und Füße, dann von dort die Waden entlang nach oben

 

Für die Massage sollte die Haut trocken sein. Sie wird durch die rohe Seide von abgestorbenen Hautzellen befreit. Wie bei einem Peeling. Außerdem wird das Lymphsystem angeregt. Der Körper kann besser entgiften. Danach schmiere ich mich mit Kokolöl ein und gehe duschen. Ein Ayurveda-Tipp, damit beim Duschen die Haut nicht so austrocknet.

4. Ölziehen und Zungenreinigung

Schon bei der Trockenmassage und beim Duschen habe ich einen Teelöffel Kokosöl im Mund und ziehe das Öl währenddessen die ganze Zeit durch die Zähne. Diese uralte ayurvedische Reinigungspraktik entzieht der Mundhöhle auf sanfte Weise Giftstoffe. Deshalb wird das Öl anschließend ausgespuckt. Es darf nicht geschluckt werden. Anschließend putze ich mir die Zähne und zieh mir einen Zungenschaber mehrmals über die Zunge.

Die Reihenfolge ist umstritten: erst Zunge schaben, dann Ölziehen, dann Zähne putzen oder erst Ölziehen, dann Zunge schaben, dann Zähne putzen – oder wie ich: erst Ölziehen, dann Zähne putzen, dann Zunge schaben. Ich finde sie so am besten und fühle mich danach sauber.

5. Nasenspülung

Ich habe ein hübsches, kleines Nasenspülkännchen, das ich mit lauwarmem Wasser und jodfreiem Salz fülle. Es gibt auch spezielles Salz dafür zu kaufen. Und Messlöffel. Die Dosierung ist wichtig, denn zu viel Salz im Wasser ist unangenehm. Ich gieße das Wasser zu einem Nasenloch rein und lasse es auf der anderen Seite wieder rauslaufen. Seitenwechsel. Sollte die Nase mal verstopft sein, warte ich, bis ich wieder frei atmen kann. Das Salz arbeitet sich zwar seinen Weg durch die Verstopfung, aber das dauert und dafür bin ich zu ungeduldig. Seit ich regelmäßig die Nase spüle (das begann lange vor meinen aktuellen Vorsätzen), hab ich jedenfalls keine Heuschnupfen-Probleme mehr. Und ich bin fast nie erkältet. Die ersten Male kosten vielleicht Überwindung, doch ich möchte es nicht mehr missen. Dauert mit ein bisschen Routine nicht länger als Zähneputzen.

6. Stoffwechsel-Powertee

Ich habe mir im Januar langsam den Kaffee abgewöhnt. Dazu wollte ich zunächst mal unsere Reste aufbrauchen, denn mein Freund trinkt auch keinen Kaffee mehr. Um es noch ein bisschen hinauszuzögern, wurde der Kaffee dabei immer dünner und schließlich so eine durchsichtige Plörre, dass ich am Ende gut und gerne ganz darauf verzichten konnte. Diese Übergangszeit hat mich wahrscheinlich vor Kopfweh bewahrt.

Es gibt einige gute Alternativen: heißes Zitronenwasser, Ingwerwasser, … Ich halte mich an den Ratschlag aus dem Buch „Wie neugeboren durch modernes Ayurveda“ und mixe mir morgens einen Stoffwechsel-Powertee (1/2 Teelöffel Kreuzkümmelsamen, 1/2 Teelöffel Koriandersamen, 1/2 Teelöffel Fenchelsamen). Dadurch wird die Verdauung und der Stoffwechsel angeregt. Ich habe auch weniger Heißhungerattacken.

7. Fußsohlen einreiben

Eine Ayurveda-Ärztin hat mir bei einer Pulsdiagnose geraten, mir jeden Morgen die Fußsohlen mit Sesamöl einzureiben. Um gut geerdet zu bleiben, wenn es stressig wird. Außerdem dringt Sesamöl tief ein, wirkt reinigend und wärmt die Füße. 36x soll ich mit ein paar Tropfen Öl kräftig über jede Fußsohle reiben. Mach ich das also auch noch. Geht ja fix und macht weiche Haut.

 

Klingt viel, dauert aber alles in allem höchstens eine halbe Stunde länger als das übliche Morgenprogramm. Es wirkt sich positiv auf meinen gesamten Tag aus. Deshalb ziehe ich das Programm auch durch, wenn die Nacht davor kurz war. Mir geht es einfach besser damit.

Habt Ihr auch Eure Routinen für einen guten Morgen? Lasst es mich wissen. Vielleicht geht es ja noch viel besser…

 

UNSERE LEHRER

Janinas Yoga-Welt

Samstag, 20. Januar, 14:30 Uhr, auf der YogaWorld München. Fast 150 Leute haben im Ganesha-Yogaspace eine Matte gefunden, um in der offenen Klasse von Sandra Amtmann Prana Vinyasa Flow Yoga zu üben. Mehr passen nicht rein. Wer nicht früh genug da war, dem bleibt nur noch der Blick durch die Scheibe. Drinnen ist eine große, bunte Mischung von mehr oder weniger geübten Yogis, die alle heil durch eine fließende Yogastunde gebracht werden wollen. Deshalb ist Sandra nicht allein. Sie hat sich Unterstützung mitgebracht: Jeannette und – unsere Janina! 45 Minuten lang haben die beiden alle Hände voll zu tun, um den Übenden die richtigen Impulse zu geben und sie sanft in eine bessere Ausrichtung zu bringen, während Sandra souverän durch die Sequenz führt. Und das alles in einem Flow. Ich springe auch zwischen den Massen herum, um Fotos zu machen. Und ich hoffe, dass mir niemand gegen den Kopf tritt, wenn sie im Herabschauenden Hund plötzlich alle ein Bein nach oben schnellen lassen.

Fast 150 Teilnehmer kamen zum Prana Vinyasa Yoga Flow auf der YogaWorld

Ein Schlaraffenland für Yogis

Die YogaWorld wird seit zehn Jahren veranstaltet, inzwischen neben München auch in Stuttgart und Düsseldorf. Es ist Europas größte Yoga-Messe, eine Mitmachmesse. Hier kann man die bekannten Namen der deutschen Yogalehrer-Szene, die man sonst meist nur aus den Zeitschriften oder Videos kennt, live erleben. Patrick Broome, der den Yoga in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gebracht hat, unterrichtet auf der Messe „Yoga für alle“. Es gibt offene Klassen und Special Workshops mit Barbra Noh, Ronald Steiner, Christine May, Helga Baumgartner, Gabriela Bozic, Sigrun Ramsperger, Mike Erler und natürlich Sandra Amtmann. Ashtanga Yoga, Yin Yoga, Iyengar Yoga, Kundalini Yoga, Yoga nur für Frauen, Yoga nur für Männer, Kinderyoga, Faszienyoga,… Daneben Vorträge über Ayurveda, Meditation, Achtsamkeit. Die Hersteller von Yogabekleidung und-schmuck stellen aus und bieten Messe-Rabatte an. Es gibt leckeres und gesundes Essen, viel zum Kosten und Probieren. Ein Traum. Und wir mittendrin. Wann immer es mir möglich ist, besuche ich die YogaWorld in München oder Stuttgart. Nicht zuletzt, um mir die Hersteller für Yogakleidung anzusehen wegen meiner Boutique im YogaKraftwerk. Es ist ein schöner Event. Dieses Jahr ganz besonders, weil Janina dort assistiert. Das ist toll.

Janina in Action

Was ist Prana Vinyasa?

Janina hat sich letztes Jahr entschlossen, noch ein Advanced Teacher Training zum Prana Vinyasa Yogalehrer zu absolvieren. Sandra Amtmann ist ihre Ausbilderin. Prana Vinyasa wurde von Shiva Rea entwickelt und verbindet die Lehren von Krishnamacharya mit Ayurveda, Tantra und Bhakti Yoga. „Es ist eine tief gehende Praxis“, meint Janina. „Ich habe durch Prana Vinyasa ein neues Verständnis für die Haltungen bekommen. Die Ausrichtung ist weniger anatomisch, sondern wird anhand der Energien vermittelt. Und durch den intelligenten Aufbau der Sequenzen komme ich heute in Asanas, die ich vorher nicht für möglich gehalten hätte.“ Dabei spielt die Reflexion der eigenen Praxis eine große Rolle: Wie wirkt eine Sequenz, wenn ich so oder so drauf bin? Wie fühle ich mich zu bestimmten Zeiten? Wie balanciere ich meine Elemente aus?

Denn Prana Vinyasa richtet sich nach den Mondphasen, den Jahreszeiten, den Wochentagen, den Tageszeiten. Der Yogi gleicht durch seine Übungspraxis Defizite und Störungen seiner Elemente (Wasser, Luft, Feuer, Erde, Raum) aus. Sie wird also an das aktuelle Befinden angepasst. Das heißt, wenn mein Feuerelement sehr dominant ist, wenn ich sehr unter Strom stehe oder mich ausgebrannt fühle oder wenn es im Sommer sehr heiß ist, sollte ich nicht auch noch in eine Solar-Feuerpraxis mit vielen Armbalancen gehen. Prana Vinyasa unterscheidet zwischen erhitzenden Sequenzen (Solar) und eher bodennahen Sequenzen ohne Core-Training (Lunar).

Yoga bis zur Ekstase

Es ist eine Praxis für alle Sinne. Lehrer und Teilnehmer sind meist in einer runden Mandala-Mattenformation ausgerichtet, so ist der Lehrer mitten drin im Geschehen. „Es ist weniger anonym, als wenn ich vor den Schülern unterrichten würde“, erzählt Janina. „Ich höre den Atem der anderen und sie hören meinen. Wir sind eins.“ Das Thema einer Stunde wirkt sich auf die Gestaltung aus. Die Musik passt zu dem entsprechenden Element oder der Gottheit, oft auch die Dekoration oder sogar die Farbe der Kleidung aller Teilnehmer. Wenn es um das Element Wasser geht, tragen also vielleicht alle blau. Auch dadurch bekommt eine gemeinsame und gut angeleitete Prana Vinyasa-Praxis eine Intensität, die sehr ekstatisch wirken kann. Janina: „Ich habe während der Ausbildung bei Sandra Stunden erlebt, nach denen ich am liebsten rausgerannt wäre und geschrieen hätte vor Glück.“ Es ist auch eine mentale und emotionale Entwicklung. Ängste und Blockaden können in so einer ekstatischen Stunde überwunden werden.

„Sandra Amtmann ist eine der wenigen Prana Vinyasa-Ausbilderinnen im deutschsprachigen Raum, die all die Kreativität und Liebe dieser besonderen Yogarichtung auf eine sehr strukturierte Weise zu vermitteln verstehen“, meint Janina. Sandra gehört außerdem das Label Om Shiva Shakti. Mitte Februar fliegt Janina mit Sandra für gut zwei Wochen nach Indien, um dort ihre Yogapraxis weiter zu vertiefen. Im Mai besucht sie eine Fortbildung in Holland. Mit Shiva Rea herself. Und bald gibt es auch die ersten Prana Vinyasa-Kurse mit Janina im YogaKraftwerk!

Sandra Amtmann
Letzte Absprachen vor dem Kurs

Janinas Home Practice

Für die eigene Praxis nimmt sich Janina täglich die Zeit, auch wenn diese durch ihren Job, ihren Yogaunterricht, ihre Fortbildungen und inzwischen auch ihre Arbeit als Ausbilderin für Kinderyogalehrer knapp bemessen ist. Janina übt jeden Morgen von 5.30 bis 6 Uhr Yoga. Freund Freddy und Hündin Shiva schlafen da noch.

Auf der YogaWorld waren wir beide auch wieder Schüler und haben begeistert möglichst viele Yogaklassen mitgemacht. Ich kann einen Besuch auf der Yogamesse nur empfehlen, wenn man sich ein bisschen für Yoga und Ayurveda interessiert. Es macht einfach Spaß. Die nächste YogaWorld ist vom 6. bis 8. April wieder in Stuttgart. Vielleicht sehen wir uns ja da?

UNSERE LEHRER

Zu Gast: Steffi Rohr

„BODEGA ist kein Yoga! Es ist ein Workout, wenn Euch jemand fragt. Kein Yoga!“, betont Stefanie Rohr bei der Einführung zu ihren Gastlehrer-Workshops im YogaKraftwerk schmunzelnd. Es klingt, als ob sie sich vor den „wahren Yogis“ schon ein paar Mal dafür rechtfertigen musste. Steffi hat mit BODEGA ein eigenes Fitness-Konzept entwickelt, das funktionelles Training und Bodyshaping mit Elementen aus dem Vinyasa Power Yoga verbindet. Der Name BODEGA steht daher für Bodywork meets Yoga. Ein Workout also.

BODEGA moves im YogaKraftwerk

Auf Yoga hatte die Diplom-Fitness-Ökonomin und langjährige Fitnesstrainerin zunächst auch gar keine Lust. „Sitzen und atmen“, das waren ihre Vorstellungen davon. Doch die Nachfrage nach Yoga wurde in ihrem Kundenkreis immer größer. Und so setzte sie sich schließlich doch damit auseinander und fand vor fünf Jahren mit Vinyasa Power Yoga die für sie passende Ausbildung. Ein wichtiger Schritt.

Unternehmerin und Mutter

Seit dieser Zeit hat Steffi Rohr beeindruckend viel bewegt: Ob für Fit for Fun, Women’s Health oder Brigitte Fitness – sie ist inzwischen auf neun Videos und immer wieder auf Zeitschriften-Covern zu sehen. Sie gibt Online-Kurse. Sie wird von Reebok gesponsert. Sie hat mit BODEGA einen neuen Trend geschaffen und bildet inzwischen europaweit aus. Sie ist eine der Veranstalterinnen der Yoga Convention Yomondis, die letzten Sommer mit großem Erfolg zum ersten Mal stattgefunden hat und dieses Jahr wiederholt wird. Sie ist  Trainierin des neuen Online-Programms von Brigitte-Diät „Einfach schlank!“… Steffi ist praktisch jedes Wochenende unterwegs. Und sie managed sich selbst. Wie schafft sie das? Und wie kriegt sie das als Mutter eines Neunjährigen gebacken?

„Ich kann mir die Zeit unter der Woche gut einteilen: Wenn mein Sohn Jasper in der Schule ist, arbeite ich bis er zurück kommt. Dann kümmere ich mich nur um ihn und seine Freunde, die oft unser Haus bevölkern. Und wenn Jasper im Bett liegt, setze ich mich wieder an den Rechner.“ Am Wochenende ist dann hauptsächlich ihr Mann, der ehemalige Bundesliga-Handballer Matthias Rohr, für Jasper zuständig.

Disziplin und Vorsätze

Steffis Disziplin ist auffallend.  Eine sehr yogische Eigenschaft. Sie übt täglich mindestens eine halbe Stunde für sich selbst. Gerne Armbalancen, also Handstand, Unterarmstand, etc.. Ihre wahre Herausforderung sind die Rückbeugen, denn Steffi hat von Geburt an Probleme mit der Wirbelsäule. (Wobei ihre Yoga-Praxis in den letzten Jahren viel bewirkt hat, um die Steifheit und die Verspannungen im Rücken zu lösen.) Außerdem isst sie sehr gesund. – Sie gönnt sich allerdings auch ein wichtiges, tägliches Ritual: 2 Tassen Kaffee und ein Stück Kuchen oder Kekse am Nachmittag müssen sein.

Mit anderen yogischen Aspekten möchte sie sich künftig stärker auseinandersetzen und sie in ihren Alltag einbauen. Sie kennt die bereichernden Wirkungen von Meditation, Pranayama und diversen Reinigungstechniken, übt sie bislang aber kaum aus. Das möchte sie nun ändern. Ihre Vorsätze für dieses Jahr.

Gute Vorsätze hatten offenbar auch einige Teilnehmerinnen von Steffis BODEGA-Workshops im YogaKraftwerk, denn einige von ihnen hatten gleich beide am Stück gebucht, um nach der Weihnachtszeit wieder in Form zu kommen. Steffi führte uns mitreißend durch ein langes Warm-up, eine intensive Sequenz für die Beine und den Po, eine intensive Sequenz für den Oberkörper, viele Stützhaltungen,… Wer mitgemacht hat, war im Anschluss sehr begeistert, aber auch ziemlich durch. Yvonne zum Beispiel. „Du hättest sagen müssen, dass wir Wechselwäsche mitbringen sollten“, meinte sie hinterher zu mir. „Ich hätte doch nie gedacht, dass man beim Yoga so schwitzt!“ Aber es war ja auch kein Yoga. Es war ein Workout mit Elementen aus der Asana-Praxis.

 

 

 

 

 

BERUF & BERUFUNG

Vom TV- ins Yogastudio

Ich war Redakteurin und später Chefin vom Dienst bei der Talkshow Arabella Kiesbauer. Meine erste Arbeit nach dem Studium. Der härteste und aufregendste Job meines Lebens. Nirgends hab ich so viel gelernt.

Wir haben uns provokante Talkthemen ausgedacht, interessante Gäste dafür gesucht, Moderationen geschrieben, Einspieler gedreht und geschnitten, positive und negative Überraschungen geplant, Leute aufeinander gehetzt, wiedervereint oder versöhnt. Wir haben uns die schaurigsten Geschichten erzählen lassen und auch nachts um 2 noch potentielle Talkgäste angerufen, wenn jemand für die Aufzeichnung am nächsten Tag abgesprungen war. Wir haben zur Urlaubszeit am Ballermann, auf Ibiza oder in Holland am Strand produziert. Ich habe für Arabella in London gedreht und bei allen meinen Sendungen einen Herzstillstand erlitten, weil ich nie wusste, was passieren würde. Wir haben Personen aufgespürt, die seit 10 Jahren als vermisst galten. Wir hatten die dicksten und die größten Menschen im Studio. Und siamesische Zwillinge. Ich bin für die Sendung mit einer Kamera am Oberschenkel in der Schweiz die 220 Meter hohe Staumauer runtergesprungen wie James Bond in Goldeneye. Meine Kollegen waren meine engsten Freunde, denn wir hatten gar keine Zeit andere kennenzulernen. Es waren auch wirklich tolle Leute – sie sind es noch. Wir waren ein eingeschworenes Team. Mit einem schrecklichen Image.

Als Trash-TV verrissen

Für eine Talkshow zu arbeiten muss so ähnlich sein, wie für die BILD zu schreiben: Jeder kennt es, aber alle rümpfen die Nase. Unsere Arbeit wurde von den vermeintlich seriösen Medien verrissen, aber selbst in meiner Familie und im Freundeskreis außerhalb des Jobs war das Echo gespalten. Das muss man aushalten können, wenn man ständig zu hören bekommt, dass man Trash produziert. Es hat mich immer sehr geärgert, aber wie sollte es auch anders sein?

Als ich den Job damals bekommen habe und meinen Schwiegereltern stolz davon erzählte, machten sie freudestrahlend den Fernseher an, um zu sehen, was das für eine Sendung ist, für die ich arbeiten wollte. Es war kurz nach 14 Uhr und Arabella hielt auf ProSieben gerade einen riesigen Dildo in die Kamera und moderierte das Thema an: „Selbstbefriedigung – Lust oder Last?“…

Mein Freund hat sich während der gesamten Zeit, die ich für das Format Arabella gearbeitet habe, nicht eine einzige Sendung von mir angesehen. Obwohl ich auf einige richtig stolz war. Er hat sich erst in meinem 7. Jahr bei Arabella mal mit in die Regie gesetzt und mir bei der Arbeit zugeschaut. Dabei ist so eine Sendungsaufzeichnung nun wirklich eine interessante Sache.

Mehr als 15 Jahre Nachmittagsfernsehen

Ich blieb dem Nachmittagsfernsehen treu, weil es mir Spaß gemacht hat und in Zeiten von projektbezogenen Verträgen eine lückenlose Anstellung garantierte. Nach dem Talk kam für mich Scipted Reality. Es ist eine Form von Unterhaltungsgenre, das damals ebenfalls eine riesige Nachfrage hatte. Imagetechnisch war meine Arbeit für Dr. Verena Breitenbach mein Tiefpunkt. Nicht zuletzt dank Stefan Raab. Aber dafür kannte die Sendung auch jeder. (Ich hatte meinem Freund ein Breitenbach-Crew-T-Shirt geschenkt und als er damit spaßeshalber bei seiner Arbeit an der Rennstrecke herumlief, bekam er von der Tribüne Standing Ovation…) Es folgten für mich Das Geständnis und schließlich Richter Alexander Hold, K11, Im Namen der Gerechtigkeit – zum Glück mit deutlich besserem Ruf. Die letzten Jahre war ich für die Formate als Producer tätig.

Und ich bereue keinen einzigen Tag. Ich weiß, was vor und hinter der Kamera geleistet wurde. Arabella Kiesbauer mag polarisieren, aber sie ist die begabteste Moderatorin, die ich kenne. Wenn alles schief gelaufen war, konnte sie trotzdem eine tolle Sendung draus machen. Alexander Hold hat immer extrem viel Wert darauf gelegt, dass die auf 45 Minuten reduzierten fiktiven Verhandlungen in sich logisch und aus der rechtlichen Warte inhaltlich einwandfrei waren. Staatsanwalt und Verteidiger haben ihr Plädoyer stets selbst geschrieben. Sie sind ja auch im wahren Leben Rechtsanwälte. Und alle wussten, dass die Realität viel absurdere Fälle hervorbringt, als wir uns hätten ausdenken können.

Der fehlende Baustein zur beruflichen Erfüllung

Ich habe das große Glück, dass ich immer – schon bei meinen Ferien- und Nebensjobs als Schülerin und Studentin – mit Aufgaben Geld verdienen konnte, die ich auch wirklich gern gemacht habe. Trotzdem hat mir irgendwann etwas gefehlt. Rückblickend ging es damit los, dass ich mich nach ehrenamtlichen Aufgaben umgesehen hatte, obwohl ich beruflich sehr eingespannt war.  Ich spielte mit dem Gedanken vereinsamten Bewohnern eines Altenheims Gesellschaft zu leisten, aber meine Arbeitszeiten passten nicht zu den Besuchszeiten. Ich war eine ganze Weile Lesefuchs und habe benachteiligten Kindern in München regelmäßig vorgelesen. – Und schließlich habe ich im Münchner Frauentherapiezentrum Yoga unterrichtet. Dabei konnte ich erleben, wie sehr die kleine Gruppe von misshandelten oder abhängigen Frauen von Yoga profitierte. Wie gut ihnen so eine Yogastunde tat. Ich hatte damit eine Aufgabe gefunden, die nicht nur Spaß machte, sondern auch: Sinn.

Das war der Auslöser für meinen beruflichen Neustart. Von da an hat sich alles wie von selbst gefügt und in sehr kurzer Zeit zu meinem eigenen Yogastudio, dem YogaKraftwerk, geführt. Für die Menschen, die Zeit, die Erfahrungen während meiner Fernsehlaufbahn bin ich unglaublich dankbar. Ich möchte sie nicht missen. Vieles von dem, was ich damals gelernt habe, hilft mir heute mein Studio zu betreiben. Und selbst wenn ich mich heute für keine Zuschauerquote mehr rechtfertigen muss, so möchte ich doch auch meine Yogaschüler immer gut unterhalten.

WAS YOGA KANN

Yoga gegen die Angst

„Manchmal braucht es einen Schulterstand.“ Michael Forbes brachte vor einem Jahr mit diesem Satz auf den Punkt, was ich in dem Moment tief empfunden und seither nicht vergessen habe. Es war der 22. Juli 2016. Ein Freitag. Um 18 Uhr begann unser Seminar im iYoga-Studio in München. Grundlagen Ia stand auf dem Programm für das Wochenende mit Michael Forbes und Margareta Eckl, also Stehhaltungen, Sitzhaltungen, Vorwärtsstreckungen. Eigentlich.

„Schüsse im Olympiaeinkaufszentrum“

Ich habe bei den Seminaren immer mein Handy dabei, um Haltungen und Variationen als Erinnerungsstütze schnell fotografieren zu können. So auch an diesem Freitag. Wir hatten gerade eine gute halbe Stunde praktiziert, als ich zufällig einen Blick auf mein Handy warf, das gerade wieder aufleuchtete. Ca. 20 Nachrichten waren per What’sApp eingegangen, fast alle von meinem Freund. „Wisst Ihr überhaupt, was los ist?!“, „Bleibt im Studio! Schließt Euch ein!“,… lauteten einige davon. Dazu Schlagzeilen von Informationsdiensten „Schüsse im Olympiaeinkaufszentrum“, Meldungen von ersten Toten, vor allem junge Menschen. Michael demonstrierte gerade die nächste Haltung. Ich war unsicher, ob ich mitten reinrufen und ihn unterbrechen sollte. Dann würde Aufruhr entstehen und keiner könnte sich mehr konzentrieren. Ich beschloss die Demonstration abzuwarten. Wollte ihm die Entscheidung überlassen die Klasse zu informieren oder nicht. Im allgemeinen Getümmel des Hilfsmittelaufbaus erzählte ich Michael leise von den News. Er ging wie nebenbei kurz zum Fenster, schnappte frische Luft – und unterbrach den Unterricht.

Sorgen und Spekulationen

In dem Moment begann auch schon das Studiotelefon am Empfang wild zu bimmeln. Unsere besorgten Familien versuchten uns zu erreichen und zu warnen. Unsere Smartphones und Tablets liefen heiß.

Heute wissen wir, dass es sich um einen Amoklauf handelte und der Täter zu diesem Zeitpunkt bereits tot war. Damals nicht. Damals war von drei Tätern die Rede, die bewaffnet in die U-Bahn geflüchtet seien. Die U-Bahn-Linie vom OEZ läuft auch am Goetheplatz vorbei, die Haltestelle ist nur wenige Schritte von Michaels Studio entfernt. Die Nachrichten häuften sich, dass es auch an anderen Stellen in München zu Schießereien gekommen sei. Michael schloss die Eingangstür unten ab. Die Terrorgefahr war greifbar. Jeden Augenblick konnte etwas Neues passieren und wir waren mittendrin. Ich möchte nicht überdramatisieren, aber damals hatten wir Angst. Auch um Freunde und Verwandte in München, die wir noch nicht erreicht hatten.

Eine ungewöhnliche Maßnahme

Es wurde 21 Uhr. Jetzt wäre das Seminar eigentlich zu Ende gewesen. Die Polizei sprach von „akuter Terrorlage“, die Bürger sollten die Wohnungen nicht verlassen. Die meisten von uns hatten inzwischen beschlossen, im Studio zu übernachten. Da sagte Michael: „Ich übe jetzt Sarvangasana. Wer will, kann sich gerne anschließen.“ Und ging in den großen Studioraum. Wir waren ein bisschen irritiert. Schulterstand? Jetzt?! Andererseits: Warum eigentlich nicht? Es hätte uns auch nicht weiter gebracht, weiter aufs Handy zu starren und zu spekulieren. Also Schulterstand. Ein langer Schulterstand.

Ich übe gern Sirsasana. Sarvangasana zu praktizieren habe ich bis zu diesem Zeitpunkt eher pflichtmäßig erfüllt, weil ich gelernt habe: Kein Kopfstand ohne Schulterstand. Richtig gemocht habe ich den Schulterstand nie. Auch wenn ich mir große Mühe mit der Ausrichtung gegeben habe, hat mich das längere Verweilen in Sarvangasana meist unangenehm angestrengt und ich war immer froh, wenn es vorbei war.

An diesem Abend war alles anders. Die Ausrichtung, das lange Halten – alles fühlte sich leicht, stabil und richtig an. Ich weiß gar nicht, wie lange wir in der Haltung waren. Vielleicht 15 Minuten? Aber ich weiß noch, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte die ganze Nacht so verbringen. Das Chaos im Kopf, die Verwirrung legten sich allmählich. Da war immer noch die Erschütterung über die vielen jungen Opfer, immer noch die spürbar bedrohliche Lage und die Unsicherheit. Aber es kehrte auch Ruhe ein. Seitdem weiß ich, was Sarvangasana kann. Und denke oft daran.

Wir konnten sogar ganz gut schlafen in dieser Nacht. Gegen 2 Uhr morgens wusste ich, dass es sich um einen Einzeltäter handelte und damit keine Gefahr mehr Bestand.

Auch Margareta, die uns am nächsten Tag unterrichtete, hatte ihr Programm aufgrund der Ereignisse über den Haufen geschmissen und statt dessen Gurujis berühmte Sequenz aus „Licht auf Leben“ „Asanas zur Entwicklung von emotionaler Stabilität“ mit uns geübt. Genau das, was wir brauchten.

Was einen guten Lehrer ausmacht

B.K.S. Iyengar hat in seiner „Rede an Lehrer“, die er 1987 in London hielt (siehe Abhyasa, Dezember 2016) davon gesprochen, dass Kommunikation das Herz benötigt. Dass der Lehrer von Herz zu Herz unterrichten soll, um den Schüler zu erreichen. Nicht nur an diesem Wochenende im Juli 2016, aber vor allem an eben diesem Wochenende haben Michael und Margareta mein Herz erreicht. Und was berührt, bleibt.

 

Dieser Beitrag von mir erschien im Dezember 2017 in der Zeitschrift „Abhyasa“, dem Verbandsmagazin von Iyengar Yoga Deutschland e.V..