BERUF & BERUFUNG

Loslassen …

Fast 9 Jahre hatte ich ein Yogastudio in Bad Friedrichshall. Jetzt habe ich die Räumlichkeiten gerade verlassen, die Schlüssel abgegeben, sitze im vollen Zug auf meinem kleinen roten Koffer auf dem Weg in meine neue Heimat Leipzig und tippe den Text ins Handy. So sehr ich mein Studio auch geliebt habe, die leeren Räume zurück zu lassen, ist nicht das Schlimmste an diesem Abschied. „Sie sind nur noch eine Hülle“, wie Moni, meine langjährige Schülerin und längst gute Freundin, gesagt hat. „Die Seele bist du.“

Das Härteste am Abschied waren die letzten Unterrichtsstunden in diesen Räumen, bei denen ich gegen diesen Kloß im Hals kämpfen musste, um überhaupt noch reden zu können. Die vielen Umarmungen und lieben Worte, die Wünsche, Danksagungen und Geschenke – und oft auch Tränen, wo ich sie gar nicht erwartet hätte. Voll schön. Voll schlimm, gleichzeitig.

Es ist auch – nach bereits 4 Jahren Trennung – der räumliche Abschied von meinem Ex- und für immer besten Freund Steffen und seiner Familie, die seit so vielen Jahren auch meine Familie ist. Ohne sie hätte es das Studio in dieser Form und damit die Erfahrungen, die ich und viele andere darin machen durften, nie gegeben. Sie waren so eine unglaubliche Unterstützung beim Aufbau (und auch jetzt beim Abbau!), dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Ich hatte so ein Glück, so großherzige und kompetente Menschen hinter mir zu haben. Und sie zu verlassen tut wirklich weh.

Ich bin jetzt im Zug so kurz vor Jahresende noch ein bisschen wehmütig und ernte viele mitleidige Blicke, weil aus mir so viel Rotz & Wasser läuft, aber übermorgen beginnt ein neues Jahr – und ein neues Glück. Das Studio ist eine leere Hülle, aber das YogaKraftwerk lebt weiter. Nur anders. Mit vielen neuen Möglichkeiten. Und da freu ich mich drauf.

Vielen Dank an alle, die immer an mich geglaubt, die die Räume mit Leben gefüllt und mir auch in herausfordernden Zeiten die Treue gehalten haben! Ich wünsche euch ein wundervolles 2024. Und wenn ihr das wollt, können wir auch weiterhin viel Zeit gemeinsam verbringen.

Eure Nici

VORSÄTZE

Fokus im Januar: Ziele in der Yogapraxis

Am Neujahrstag unterrichte und übe ich – inzwischen schon traditionell – die 108 Sonnengrüße. Normalerweise natürlich im YogaKraftwerk. Heute online über Zoom, denn wir sind immer noch im Lockdown. Es war die erste Challenge im neuen Jahr – und wir haben sie alle geschafft. Einige der 20 Teilnehmer waren auch schon in den vergangenen Jahren dabei.

Es ist ein toller Start: Das Herz-Kreislauf-System wird angeregt, du kommst in Bewegung, schwitzt deinen Ballast aus und fühlst dich anschließend für alle Herausforderungen gewappnet. Du kannst den Sonnengrüßen sogar noch mehr Bedeutung geben. Moni, zum Beispiel, widmet ihre Sonnengrüße jedes Jahr wichtigen Menschen in ihrem Leben. Ein paar Sonnengrüße für diesen, ein paar für den nächsten, … Wie schön! Oder du richtest die gesamte Energie der Challenge auf deinen größten Vorsatz im neuen Jahr. Oder auf eine Intention.

Meine Jahresintention

Ich habe für jedes Jahr eine Intention. Letztes Jahr war es „Freude“. Ich wollte mich 2020 mehr auf den Prozess als auf das Ergebnis konzentrieren. Denn obwohl ich mein YogaKraftwerk und jede Arbeit, die damit verbunden ist, liebe, vergesse ich manchmal zu genießen, was ich tue. – Und dann kam mit Corona alles anders als geplant. „Freude“ beim Lockdown zu empfinden, war manchmal eine ganz schöne Herausforderung. Aber meine Intention hat mir auch da durchgeholfen. In diesem Jahr lautet meine Intention „Leichtigkeit“. Die Einschränkung von persönlicher Freiheit und Bewegung macht träge, schwer und lethargisch. Besonders in der dunklen Jahreszeit. Dagegen möchte ich etwas tun. „Leichtigkeit“ impliziert für mich Gelassenheit, leichtes Essen, weniger Zeug, Bewegung, Jumpings – es betrifft alle möglichen Bereiche.

Brauchst du überhaupt Vorsätze, Ziele oder Intentionen? Keine Ahnung, ich schon. Mir helfen sie, mich zu fokussieren und zu strukturieren. Sie geben meinem Leben – oder eben auch meiner Yogapraxis – eine Richtung. Ohne das geht es auch mal, ist aber auf Dauer für mich unbefriedigend. Andererseits: Wenn ich mal ein Ziel nicht erreiche oder einen ganzen Tag vertrödele, dann ist das auch kein Beinbruch. Hier kommt dann eben wieder die „Leichtigkeit“ in Spiel … 🙂

Yogaziele oder Mit Yoga zum Ziel

In diesem Jahr möchte ich jedem Monat einen besonderen Fokus geben. Der Januar ist als Jahresanfang einfach prädestiniert für Ziele und Visionen. Auch in Bezug auf die Yogapraxis. Dabei geht es gar nicht darum, unbedingt Handstand, Lotussitz oder Spagat beherrschen zu wollen, wenn du dir diese Fragen stellst:

  • Was möchte ich erreichen? Hier ein paar kleine und große Beispiele:
    • Eine tägliche Übungspraxis von mindestens 15 Minuten
    • Die Teilnahme an einem wöchentlichen (Online-)Kurs
    • Täglich 10 Minuten meditieren
    • Eine Yogalehrer-Ausbildung absolvieren
    • Jeden Morgen 5 Sonnengrüße
    • Jeden Monat eine neue Pranayama-Technik lernen und täglich üben
    • Die Sanskritnamen der Asanas lernen
  • Warum möchte ich das?
    • Weil ich dann keine Rückenschmerzen habe
    • Weil ich bei einem Lehrer noch etwas Neues lernen kann
    • Weil ich mich dadurch nicht mehr so gestresst fühle
    • Weil ich auch etwas über Anatomie und die Yoga-Philosophie lernen möchte
    • Weil ich dadurch morgens am besten in Schwung komme
    • Weil ich sonst zu flach atme
    • Weil ich es einfach gern können würde

Genauso gut kann dich deine Yogapraxis bei der Umsetzung deiner anderen Ziele im Leben unterstützen. Du musst sie nur darauf anpassen. Auch hierfür ein paar Beispiele:

  • Sportler:
    • Konzentration bei Wettkämpfen verbessern
    • Bessere Laufleistung durch größere Beweglichkeit in Hüft- und Schultergelenken
    • Schnellere Regeneration nach Wettkämpfen
  • Schüler:
    • Konzentration
    • Zur Ruhe kommen
    • Bessere Körperkoordination
  • Frauen:
    • Schmerzfreie Periode
    • Geburtsvorbereitung
    • Wechseljahrsbeschwerden loswerden

Und, und, und … Es gibt viele gute Gründe, um Yoga zu üben. Wenn du weißt, warum du dich auf die Matte stellst und was du erreichen möchtest, dann bringst du auch eher die Disziplin für eine regelmäßige Yogapraxis auf.

Jetzt im Januar werde ich bei meinen Onlinestunden immer wieder Übungen einbauen, die dich dabei unterstützen dich zu fokussieren. Passend zu diesem Thema beginnt zudem am 17. Januar der nächste (Online-)Kurs „Yoga@Home“, bei dem du lernst selbstständig Yoga zu üben und sogar eigene Sequenzen zu entwickeln.

Was sind deine Ziele? Hast du welche? Warum übst du Yoga? Schreib es mir. Wenn ich weiß, was du erreichen möchtest, helfe ich dir auf dem Weg dahin.

Deine Nici

YOGA & AYURVEDA

Ayurvedisch leben – Der Sommer

Wir tragen die 3 Bioenergien Vata, Pitta und Kapha nicht nur in uns, sie folgen auch einem jahreszeitlichen Zyklus und nehmen je nach Wetter an Intensität zu oder ab. Im Sommer – von etwa Juli bis in den Oktober hinein – herrscht das Pitta-Dosha, das feurige Element.

Im Ayurveda gilt „Gleiches verstärkt Gleiches. Gegensätze gleichen sich aus.“ Dementsprechend werden sehr Pitta geprägte Menschen in den heißen Sommermonaten noch befeuert. Das ist unter Umständen zu viel des Guten. – Während die Vata- und die Kapha-Menschen, die eher zu den Frostbeulen zählen, die warme Jahreszeit genießen.

In der Sommerzeit wird also die Pitta-Energie verstärkt. Das macht uns vor allem in der ersten Hälfte des Sommers aktiver, leistungsfähiger und unternehmungslustiger. Wir brauchen weniger Schlaf und haben ein starkes Verdauungsfeuer, sodass wir in dieser Zeit sogar Rohkost ganz gut vertragen und verarbeiten.

Je intensiver die Sonneneinstrahlung und je länger sie andauert, desto eher kann uns die Pitta-Energie auch aus dem Gleichgewicht bringen.

Typische Pitta-Dysbalancen in der heißen Jahreszeit sind:

☀️ Sonnenbrand
☀️ Hautirritationen
☀️ Sommer-Grippe
☀️ Magenbeschwerden
☀️ Reizbarkeit

Ernährung im Sommer

Wir können vor allem mit der Ernährung einen großen Einfluss auf unser überhitztes Pitta im Sommer nehmen. Mit kühlenden Speisen und Getränken. Gemeint ist die kühlende Wirkung der Nahrungsmittel, aber nicht, dass sie eiskalt sein sollen. Im Gegenteil: Nach der ayurvedischen Lehre stören kühlschrankkalte Nahrungsmittel und Eiswürfel in den Getränken unser Verdauungsfeuer und führen somit zu Verdauungsproblemen. Auch im Sommer. Wenn heiß (Wetter) und kalt (Nahrung) zusammentreffen, kann es zudem zu Hautproblemen kommen. Saure, salzige und scharfe Speisen, Zwiebeln und Knoblauch sowie Nachtschattengewächse wie Tomaten und Auberginen tragen ebenfalls dazu bei. Sie erhöhen das Pitta noch.

Ernährungsempfehlungen:

? viel trinken, aber weder eiskalt, noch heiß
? Minze, Gurke oder Kardamom ins Wasser
? grüne, frische Nahrungsmittel (grüne Blattgemüse, Gurke, Brokkoli, Zuccini, grüne Bohnen …)
? Rucola
? frische Kräuter
? süße, reife Früchte, allen voran Melone
? Kokos in allen Varianten

Yoga im Sommer

Auch mit Yogaübungen können wir ein erhitztes Gemüt beeinflussen und auf Körper und Geist ausgleichend wirken.

Bewegung – und damit auch die Asanapraxis – findet jetzt gern draußen statt. Vermeidet aber die pralle Sonne und die Mittagszeit. Auf unserer Terrasse im YogaKraftwerk ist es in den frühen Morgenstunden oder am Abend am schönsten.

Das erhöhte Pitta-Dosha schenkt uns Power und Mut. Diese Energie können wir nutzen, um uns achtsam und unter kompetenter Anleitung an einen neuen Level von Haltungen heranzuwagen. Das Pitta weckt aber auch den Ehrgeiz und die Lust sich mit anderen zu messen. Und das geht vielleicht nach hinten los: Verbissenes Üben kann zu Verletzungen führen und wirkt zudem noch zusätzlich erhitzend.

Bringt im Sommer also mehr spielerische Leichtigkeit (Vata) in eure Yogapraxis. Nehmt es nicht so ernst. Habt Spaß beim Üben und Experimentieren auf der Matte. Baut ein paar Drehhaltungen mit ein, um Verspannungen in der Körpermitte zu lösen, wo der Hauptsitz des Pitta im Körper ist. Und wenn ihr genug überschüssige Energie abgebaut habt, bringt euch mit ein paar kühlenden und erdenden Asanas (Kapha) zur Ruhe: länger gehaltende Vorbeugen, Restorative Yoga, langes Savasana…

Hier ist ein Beispiel für eine Pitta-ausgleichende Sequenz. Lasst euch Zeit dafür. Geht langsam durch die Haltungen:

??‍♂️ #suptabaddhakonasana
??‍♂️ #adhomukhavirasana
??‍♂️ #adhomukhasvanasana
??‍♂️ #uttanasana
??‍♂️ #suryanamaskar
??‍♂️ #prasaritapadottanasana
??‍♂️ #sirsasana (evt. nur einlaufen)
??‍♂️ #adhomukhavrksasana (evt. nur halber Handstand mit Füßen gegen eine Wand/Tür)
??‍♂️ #adhomukhasvanasana
??‍♂️ #salabhasana
??‍♂️ #dhanurasana
??‍♂️ #bharadvajasana1
??‍♂️ #marichyasana3
??‍♂️ #janusirsasana (lange halten)
??‍♂️ #paschimottanasana (lange halten)
??‍♂️ #setubandhasarvangasana (mit Klotz unter Kreuzbein, lange halten)
??‍♂️ langes #savasana

Pranayama im Sommer

Sitali ist eine kühlende, erfrischende Atemtechnik, die das Pitta-Dosha besänftigt, wenn es draußen sehr heiß ist.

Und so geht’s:

??‍♀️ Sitze in einer aufrechten Haltung
??‍♀️ Atme zunächst ruhig durch die Nase ein + aus
??‍♀️ Öffne den Mund, strecke die Zunge heraus + rolle die Seiten nach oben, sodass sie wie ein Strohhalm aussieht
??‍♀️ Atme durch diesen Strohhalm tief ein
??‍♀️ Schließe den Mund, senke das Kinn zur Brust + halte den Atem für 5-10 Sekunden (#jalandharabandha)
??‍♀️ Atme durch die Nase lang, tief + gleichmäßig aus
??‍♀️ Atme normal
??‍♀️ Wiederhole den Zyklus ein paar Mal
??‍♀️ Lege dich anschließend in #savasana

Körperpflege im Sommer

Der Sommer lockt nach draußen. Und auch wenn wir die pralle Mittagssonne meiden und uns durch entsprechende Kleidung und Sonnencremes schützen, können und wollen wir die starke Sonneneinstrahlung nicht völlig vermeiden und kommen oft ins Schwitzen. Damit die Haut trotzdem gut gepflegt und versorgt wird, braucht sie im Sommer besonders viel – kühlende – Feuchtigkeit und Öle.

Hautpflege im Sommer:

? Kokosöl für den Körper und zum Ölziehen
? Aloe Vera fürs Gesicht und bei Insektenstichen
? Rosenwasser als Erfrischungsspray
? Gurke und Avocado (z.B. gemischt mit Honig, Joghurt und Heilerde) für Gesichtsmasken

Ätherische Düfte im Sommer für Körper & Küche:

? Zitrone
? Grapefruit
? Limette
? Pfefferminze
? Rose
? Sandelholz
? Salbei
? Lavendel

Genieß die letzten schönen Sommertage in diesem Jahr. Bald wechseln wir in den Herbst. Die Umstellung auf die dunklere Jahreszeit ist eine ziemliche Herausforderung für den Körper. Aber auch dabei können wir ihn unterstützen. Dazu später mehr.

Ich freu mich über ein Feedback, wenn du den einen oder anderen Tipp ausprobiert hast. Funktioniert es? Hast du Fragen dazu? Hast du Themenwünsche? Lass es mich bitte wissen. Wenn ich dazu etwas beitragen kann, nehme ich es gern auf.

Mitte September beginnt mein nächster 10-wöchiger Kurs „Yoga & Ayurveda Basic I“. Weitere Infos dazu und zum Ayurveda Lifestyle Coaching findest du auf der Website. Link in der Bio. ?
Ich wünsche dir einen schönen Tag!
Deine Nici

YOGA & AYURVEDA

Ayurvedisch leben – Die Doshas

Hier kommt die Zusammenfassung meiner Ayurveda-Infos vom Juli 2019. In diesem Monat standen die Doshas im Fokus. Jeden Donnerstag poste ich einen neuen Ayurveda-Tipp auf Instagram unter der Rubrik „Ayurvedisch leben“. Schau doch mal rein: https://www.instagram.com/nici_tannert_yogakraftwerk.

Die Doshas sind die 3 Bioenergien Vata, Pitta und Kapha. Sie prägen je nach Dominanz unser ganz individuelles Aussehen, unseren Charakter, unser Verhalten, unsere Talente und unsere Macken. Sie sind logisch und erklären unsere Eigenheiten. Wenn wir sie verstehen, können wir lernen, Dysbalancen wie Schlaflosigkeit, Allergien, Nervosität, Heißhungerattacken, Verdauungsprobleme, … auszugleichen und unser Wohlbefinden zu verbessern.

Die unterschiedlichen Eigenschaften der Bioenergien werden durch die Elemente bestimmt, aus denen sie sich zusammensetzen. Nach der ayurvedischen Lehre gibt es insgesamt 5 Elemente: Luft, Äther, Feuer, Wasser und Erde. Sie formen unsere Natur, alles um uns herum und auch uns selbst. Jedes Element hat seine ureigenen Eigenschaften:

➡️ Luft: Leichtigkeit, Beweglichkeit, Kühle, Trockenheit, …
➡️ Äther: Raum, Leere, …
➡️ Feuer: Hitze, Transformation,…
➡️ Wasser: Fließen, Verbindung, Feuchtigkeit,…
➡️ Erde: Stabilität, Schwere, Basis, …

Jedes Dosha setzt sich aus zwei Elementen zusammen:

➡️ Vata: Luft & Äther
➡️ Pitta: Feuer & etwas Wasser
➡️ Kapha: Erde & Wasser

… und übernimmt damit auch die Eigenschaften dieser Elemente.

Wir tragen alle 3 Doshas in unterschiedlicher Ausprägung in uns. Je mehr ein oder mehrere Doshas in uns ausgeprägt sind, desto mehr bestimmen sie unsere physiologischen und emotional-mentalen Eigenheiten. Die Zusammensetzung wird bei unserer Zeugung bestimmt, aber sie verändert sich durch unsere Lebensweise und Lebensumstände, durch Alter, Tages- oder Jahresrhythmen. Sie sind bis zu einen gewissen Grad beeinflussbar. Das lässt sich erspüren. Damit können wir experimentieren. Und das macht den Ayurveda für mich so hochgradig spannend.

Das Vata-Dosha

Die Eigenschaften der Vata-Energie werden durch die Elemente Luft und Äther (Raum) bestimmt: Sie ist also leicht, beweglich, flexibel, dynamisch, flüchtig, kühl, trocken, …

Was lässt sich daraus auf uns ableiten?

Körperlich:

➡️ sehr schlank, zart
➡️ sehr groß oder klein
➡️ trockene, oft gelockte Haare
➡️ friert schnell
➡️ leichter Schlaf

Mental-emotional:

➡️ lebhaft
➡️ kreativ
➡️ begeisterungsfähig
➡️ spricht schnell + viel
➡️ aufgeschlossen

Außer Balance:

➡️ Schlafstörungen
➡️ nervös, ängstlich
➡️ unkonzentriert
➡️ trockene, schuppige Haut
➡️ Verstopfung

Sehr Vata-geprägten Menschen fehlt oft die Erdung des Kapha, um zur Ruhe zu kommen, und die Zielorientiertheit des Pitta, um die vielen kreativen Vata-Ideen auch umzusetzen.

Was hilft?

➡️ Struktur, Routinen
➡️ Regelmäßigkeit (Essen, Schlaf, …)
➡️ Wärme (Essen, Trinken, Wärmflasche, …)
➡️ Wurzelgemüse
➡️ Yoga: sanfter Vinyasa-Flow, Yin Yoga, Restorative Yoga

Das Pitta-Dosha

Die Eigenschaften der Pitta-Energie werden vor allem durch das Element Feuer (und ein wenig auch durch Wasser) bestimmt: Sie ist also heiß, transformierend, aktivierend, scharf, wärmend, stoffwechselanregend, …

Was lässt sich daraus auf uns ableiten?

Körperlich:

➡️ athletisch
➡️ neigen zu Rötung
➡️ ausgeprägter Hunger + Durst
➡️ starke Verdauung, evt. Durchfall
➡️ viel Energie

Mental-emotional:

➡️ scharfer Verstand
➡️ Macher, Anführer
➡️ spricht eloquent + mitreißend
➡️ gern im Mittelpunkt
➡️ ungeduldig

Außer Balance:

➡️ Entzündungen
➡️ Sodbrennen, Magengeschwüre
➡️ Bluthochdruck
➡️ aggressiv, herrisch
➡️ ausgebrannt

Sehr Pitta-geprägten Menschen fehlt oft die Erdung des Kapha, um zur Ruhe zu kommen, und die Leichtigkeit des Vata, um nicht alles so ernst zu nehmen.

Was hilft?

➡️ kühlende, nahrhafte Speisen
➡️ Regelmäßigkeit (Essen, Schlaf, …)
➡️ bewusste Pausen
➡️ Abendspaziergänge
➡️ Yoga: überschüssige Energie abbauen (Rückbeugen, Drehhaltungen, Armbalancen) + dann zur Ruhe kommen (Vorbeugen, lange Umkehrhaltungen, Restoratives)

Das Kapha-Dosha

Die Eigenschaften der Kapha-Energie werden durch die Elemente Erde und Wasser bestimmt: Sie ist also stabil, schwer, kühl, fließend, langsam, …

Was lässt sich daraus auf uns ableiten?

Körperlich:

➡️ stabil, fest, kurvig
➡️ gesunde Haut + Haare
➡️ feuchte, kühle Hände
➡️ Energie: langsam, aber konstant
➡️ träge Verdauung

Mental-emotional:

➡️ mitfühlend, sozial
➡️ geduldig, liebenswürdig
➡️ liebt Ruhe + Entspannung
➡️ gutes Durchhaltevermögen
➡️ liebt Routinen

Außer Balance:

➡️ träge, lethargisch
➡️ depressiv
➡️ geizig
➡️ Übergewicht
➡️ Wassereinlagerungen

Sehr Kapha-geprägten Menschen fehlt oft die Leichtigkeit des Vata und die Leidenschaft des Pitta, um in Schwung zu kommen.

Was hilft?

➡️ scharfes, gut gewürztes Essen
➡️ leichte, warme Speisen
➡️ Intermittierendes Fasten
➡️ viel Bewegung
➡️ Yoga: aktivierende, wärmende Praxis, mehr Leichtigkeit, Dynamik (Vinyasas, Jumpings, Umkehrhaltungen, Rückbeugen, …)

Erkennst du dich wieder? Wir sind natürlich nie nur das Eine oder Andere. Aber manche Eigenschaften können schon sehr hervorstechend sein. 🙂

Im September beginnt mein nächster 10-wöchiger Kurs „Yoga & Ayurveda Basic I“. Weitere Infos dazu und zum Ayurveda Lifestyle Coaching findest du auf der Website www.yogakraftwerk.de. ?
Ich wünsche dir einen schönen Tag!
Deine Nici

YOGA-EVENTS

Übungssequenz YogaWorld Stuttgart 2019

„Yoga & Ayurveda“ war das Thema der Klasse, die ich in diesem Jahr auf der YogaWorld Stuttgart gegeben habe.

Die beiden Schwesterndisziplinen haben den gleichen vedischen Ursprung und ergänzen sich wunderbar: Der Ayurveda sorgt für einen gesunden Körper, der Yoga für einen ruhigen Geist. Beides greift ineinander über.

Ich wünsche mir, dass meine Schüler den Yoga richtig anwenden lernen. Dass sie sich das Beste daraus ziehen für ihr Wohlbefinden. Dass sie lernen solche Asanas oder Atemtechniken für sich zu üben, die ihnen in dem jeweiligen Moment gut tun. Wer ein gutes Körpergefühl hat, macht das wahrscheinlich intuitiv. Manchmal ist man einfach zu schwach für alles, was über eine regenerative Praxis hinaus geht. Und ein anderes Mal viel zu unruhig, um minutenlang still in einer sitzenden Vorbeuge zu verweilen. Wer es genauer wissen will, dem ist der Ayurveda eine große Hilfe dabei. Das Wissen über die ayurvedischen Doshas, die 3 Bioenergien Vata, Pitta und Kapha, kann unsere Yogapraxis sehr bereichern und Dysbalancen ausgleichen.

Wir alle werden von den drei Doshas geprägt: unser Aussehen, unser Charakter, unsere Talente, unsere Eigenheiten. Je nach dem, welches oder welche Doshas bei uns persönlich besonders prägnant sind.

Der Vata-Typ

Die Vata-Konstitution ist besonders leicht, beweglich, kalt und trocken. Wie der Wind. Denn sie setzt sich aus den Elementen Luft und Äther zusammen. Das zeigt sich in einem leichten Körperbau und einem agilen Wesen. Die Vatas unter uns bewegen sich gern, reden gern, sind sehr aufgeschlossen und kreativ. Sie sprudeln vor neuen Ideen. Sie haben oft trockene Haut und kalte Füße.

Wenn das Vata übersprudelt und außer Balance gerät, dann verzetteln sich diese Typen schnell, werden nervös und gestresst und kommen vor lauter Ideen nicht in die Umsetzung. Das führt zu Selbstzweifeln und Unsicherheit. Vatas brauchen Struktur und Erdung.

Nach meiner Erfahrung sind die Vatas in der Yogawelt recht verbreitet und lieben vor allem Vinyasa Sequenzen.

Der Pitta-Typ

Das Pitta-Dosha wird vor allem durch das Element Feuer geprägt. Die Pittas sind die Macher unter uns. Die Chefs. Diejenigen, die den Ton angeben. Sie sind ehrgeizig und zielstrebig. Ihr inneres Feuer sorgt für eine gute Verdauung. Sie brauchen viel zu Essen – und wenn sie es nicht bekommen, werden sie ungemütlich. Ihnen ist meistens warm. Es sind eher athletische Typen, die sich gern mit anderen messen. Sie joggen nicht nur, sie trainieren gleich für einen Marathon.

Wenn das Pitta sprichwörtlich überkocht, dann neigen sie zu Wutausbrüchen, Verspannungen, Entzündungen, Bluthochdruck, Sodbrennen oder Magengeschwüren. Pittas müssen überschüssige Energie abbauen – ohne falschen Ehrgeiz – und brauchen zudem Ruhe und Erdung.

Ich habe den Eindruck, dass unter den Ashtanga, Iyengar und Power Yogis viele Pittas zu finden sind.

Der Kapha-Typ

Das Kapha-Dosha wird von den Elementen Erde und Wasser bestimmt. Das sind nährende, lebenspendende Elemente. Demzufolge sind die Kaphas auch gute Nährstoffverwerter. Sie brauchen nicht viel, um Nährstoffe aufzunehmen. Kapha-Typen haben daher oft eine sehr schöne Haut, volles Haar, volle Lippen, große strahlende Augen – und ein bisschen Übergewicht. Denn sie sind auch die größten Genießer unter uns. Sie fahren gern jedes Jahr zum gleichen Urlaubsort und bestellen im Restaurant das, von dem sie schon wissen, dass es schmeckt. Die Kaphas sind sehr soziale Wesen, sie kümmern sich um andere.

Wenn sich zu viel Kapha ansammelt, kann die Gelassenheit des Kapha-Typen in Trägheit und Lethargie umschlagen. Die Schwere der Elemente Erde und Wasser kann sich auch aufs Gemüt legen und sie depressiv machen. Kaphas müssen den Körper in Schwung bringen. Sie brauchen Leichtigkeit.

Nach meiner Beobachtung lieben Kaphas Yin oder Restorative Yoga. Aber gerade sie brauchen die Erdung dieser Praxis am wenigsten. Sie sollten eher ihr Herz-Kreislauf-System anregen.

Na, habt Ihr Euch in einem der Dosha-Typen erkannt?

Eine Sequenz für alle Typen

Natürlich werden wir nie nur von einem Dosha bestimmt, auch wenn es noch so markant sein sollte. Wir alle tragen zu unterschiedlichen Anteilen alle Doshas in uns. Es geht eher darum, welches Dosha im Moment außer Balance ist. Ganz unabhängig davon, ob das unsere prägnanteste Bioenergie ist. Fühlen wir uns unsicher und nervös? Dann sollten wir Vata-ausgleichend üben. Stehen wir zu sehr unter Strom, sind unschwellig aggressiv und ungeduldig? Fühlen wir uns total verspannt? Dann sollte das Pitta gedämpft werden. Eine auspowernde Praxis würde es eher noch mehr steigern. Oder kriegen wir grad den Arsch nicht hoch? Fühlen wir uns müde und schwer? Dann sollten wir Kapha abbauen.

In einer Yogaklasse kommen sämtliche Typen und all ihre möglichen Dysbalancen zusammen. Mit einer ausgewogenen Sequenz kann man jedoch auf ALLE Doshas ausgleichend wirken:

Wir beginnen am Boden, denn hier holen wir auch die gemütlichen Kaphas ab. Man kann den inneren Schweinehund eher überwinden, wenn die Yogapraxis im Sitzen oder Liegen beginnt. Wir mobilisieren die Wirbelsäule und arbeiten uns so langsam nach oben zum Stehen.

  • Swastikasana / Schneidersitz
    • Parsva Swastikasana / Drehung im Schneidersitz
    • Adho Mukha Swastikasana / Vorwärtsstreckung im Schneidersitz
  • Adho Mukha Virasana / auf den Fersen sitzen, Knie auseinander, Vorwärtsstreckung
    • Parsva Adho Mukha Virasana / mit den Händen zur Seite wandern
    • Parivrtta Adho Mukha Virasana / einen Arm unter dem anderen durchstrecken für eine Drehung
  • Adho Mukha Svanasana / Herabschauender Hund
  • Uttanasana, mattenbreit / Vorbeuge im Stehen
  • Tadasana / Berghaltung, aufrecht stehen

Jetzt wollen wir das Herz-Kreislauf-System anregen und etwas Schwung in den Körper bringen. Das gibt den Kaphas mehr Leichtigkeit, und die Vatas und die Pittas können sich jetzt ein bisschen austoben, um später besser zur Ruhe zu kommen.

  • Surya Namaskar / der Sonnengruß
    • Namaskarasana in Tadasana / Berghaltung mit Gebetshänden vor der Brust
    • Einatmen: Urdhva Hastasana / Arme weit nach oben
    • Ausatmen: Uttanasana / Vorbeuge im Stehen
    • Einatmen: nach hinten schreiten oder springen
    • Ausatmen: Adho Mukha Svanasana / Herabschauender Hund
    • Einatmen: Urdhva Mukha Svanasana / Heraufschauender Hund
    • Ausatmen: Chaturanga / Arme beugen in den Stütz
    • Einatmen: Urdhva Mukha Svanasana / Heraufschauender Hund
    • Ausatmen: Adho Mukha Svanasana / Herabschauender Hund
    • Einatmen: nach vorn schreiten oder springen
    • Ausatmen: Uttanasana / Vorbeuge im Stehen
    • Einatmen: Urdhva Hastasana / Arme weit nach oben
    • Ausatmen: Namaskarasana in Tadasana / Berghaltung mit Gebetshänden vor der Brust
    • … (gern 5 – 10 Wiederholungen)

Darauf folgt ein erdender Teil von Stehhaltungen, der den Körper stabilisiert, kräftigt, dehnt und ins Gleichgewicht bringt und vor allem das Vata-Dosha beruhigt. Wenn wir die Asanas etwa eine Minute pro Seite halten, arbeiten wir zudem an unserer Ausdauer, was ebenfalls einem hyperaktiven Vata zugute kommt.

  • Trikonasana / das Dreieck
  • Virabhadrasana II / Krieger II
  • Parsvakonasana / der seitliche Winkel
  • Ardha Chandrasana / der Halbmond
  • Prasarita Padottanasana / Vorbeuge in der großen Grätsche

Drehhaltungen lösen Verspannungen, bauen überschüssiges Pitta ab und machen flexibel. Da der Körper nun allmählich zur Ruhe kommen soll, können auch die folgenden Asanas gern länger gehalten werden.

  • Dandasana / aufrecht sitzen, Beine nach vorn gestreckt
    • Parsva Dandasana / Drehung im Sitzen
    • Marichyasana I / je 1 Bein aufgestellt, Drehung zur offenen Seite
    • Marichyasana III / je 1 Bein aufgestellt, Drehung zur geschlossenen Seite

Und jetzt schließt sich der Kreis:

  • Swastikasana / Schneidersitz
    • Parsva Swastikasana / Drehung im Schneidersitz

Besonders die folgende Vorbeuge sollte lange gehalten werden. Vorbeugen sprechen das parasympathische Nervensystem an und helfen somit, den Körper in den Entspannungsmodus zu bringen.

  • Adho Mukha Swastikasana / Vorwärtsstreckung im Schneidersitz
  • Supta Swastikasana / im Schneidersitz auf den Rücken legen
  • Savasana / Endentspannung

Viel Spaß beim Üben!

Ist alles verständlich? Habt Ihr es ausprobiert? Fragen? Anregungen? Lasst es mich wissen, wenn Ihr etwas genauer wissen wollt.

Eure Nici



UNSERE LEHRER

Zu Gast: Jelena Lieberberg

„Angst ist gut. Angst schützt uns vor Leichtsinn. Bekämpft nicht die Angst, sondern baut Kraft auf. Wenn Ihr stärker werdet, verschwindet die Angst von ganz alleine.“ Die Angst vor Umkehrhaltungen zum Beispiel. Jelena ist ein Meister darin. Sie ist ständig über Kopf. Auf dem Kopf, auf den Unterarmen, auf den Händen. Zur Zeit arbeitet die ehemalige VIVA-Moderatorin und Sängerin am einarmigen Handstand. Frei.

Jelena kam mit 12 Jahren erstmals mit Yoga in Berührung. Damals hat sie ein serbokroatisches Yogabuch ihrer Mutter in die Finger gekriegt, in dem eine Frau in Strumpfhosen abgebildet war. „Das fand ich witzig“, meint Jelena heute. „Ich habe das Buch gerade erst wiedergefunden. Die Haltungen darin sind zum Teil furchtbar. Der Handstand ist total krumm. Aber die Seiten sind voller Sticker von mir. Ich habe das Buch offenbar viel benutzt.“

Wie so viele andere Frauen auch, hat sich Jelena während der Schwangerschaft mit ihrer ersten Tochter vor 15 Jahren wieder an Yoga erinnert und nach der Geburt die Yogapraxis intensiviert. Nach dem zweiten Kind hat sie sich zur Yogalehrerin ausbilden lassen und begonnen zu unterrichten. Heute gibt sie hauptsächlich Privatstunden und rockt Menschenmassen auf Yogaevents wie der YogaWorld oder Wanderlust. Sie hat die Marke Kiss Ass Yoga gegründet, arbeitet als Kolumnistin für das YogaJournal und hat zwei Yogabücher geschrieben. Und vor allem praktiziert sie viel selbst. Sie entwickelt sich immer weiter.

Genau das macht ihren Unterricht aus. Jelena weiß genau, wovon sie spricht. Das sollte auch so sein, ist jedoch längst nicht selbstverständlich. Sie hat ihre Lehrer, ist selbst immer auch Schülerin. Es steht schon wieder eine fünftägige Weiterbildung in London an, bei der täglich 6 Stunden am Handstand gefeilt wird. Sie macht das für sich. Aber das Wissen und die Erfahrung fließen natürlich auch in ihren Unterricht ein.

Die Masterclass „Twist & Shout“ mit Jelena Lieberberg im YogaKraftwerk

Ihre tägliche eigene Praxis sieht so aus: „Wenn die Kinder aus dem Haus sind und ich mit dem Hund draußen war, übe ich mit den Faszienrollen und wärme mich an einer Klimmstange in unserem Türrahmen auf. Dann geh ich zum Bouldern oder Kampfsport oder praktiziere Ashtanga.“

Schon als Kind hat sich Jelena in den Handstand an die Tür geworfen, seit 5 Jahren arbeitet sie ernsthaft daran. Um sich zur täglichen Praxis zu disziplinieren, nimmt sie nun schon das zweite Jahr an einer Handstand-Challenge (#365daysofhandstands) teil. Ihre Entwicklung kann man täglich auf Instagram verfolgen. Mehr als 68.000 Follower machen das. Ihre Posts sind lehrreich und oft selbstironisch. Man schaut ihr einfach gerne zu.

Starke Arme, starker Rumpf – Vorbereitungsübungen für den Handstand

Aber wir wollen ja selber stärker werden. Was sind die Empfehlungen der Expertin? „Die Hände und Handgelenke aufwärmen, Vorbeugen üben und Spagat. Liegestütze, Chaturanga, Handstand an der Wand, mit dem Bauch zur Wand in den Handstand laufen,…“ Das alles hat sie mit uns bei ihren Gastlehrer-Workshops gemacht. Es war toll. Spielerisch, schweißtreibend und sehr bereichernd. Jelena will wiederkommen. Ich freue mich jetzt schon darauf!

Eure Nici

VORSÄTZE

Yoga jeden verdammten Tag

Wie viel Yoga ist richtig? Wie viel Yoga ist genug? Muss ich wirklich jeden Tag üben? Darf ich überhaupt täglich üben? Oder brauche ich Ruhetage? Reicht einmal die Woche? Soll ich auch alleine zu Hause üben? Was übe ich denn da?

Gegenfrage: Wie oft hast Du Dich in einem Fitnessstudio angemeldet und bist dann doch schon bald nicht mehr hingegangen, weil Du Deine Vorsätze vom regelmäßigen Training mehrmals die Woche nicht einhalten konntest? Kann Dir beim Yoga auch passieren. Deshalb rate ich Anfängern auch von einem YogaKraftwerk-Abo ab. Das lohnt sich ab zwei Besuchen pro Woche. Wer diese Zeit nicht investieren will oder kann oder es noch nicht weiß, sollte bei mir lieber die zeitlich flexible Zehnerkarte nehmen.

Ab und an in eine Yogastunde schnuppern

Die Asanapraxis, die Atemtechniken und die Entspannungsphasen lassen uns nach einer Yogastunde meist richtig gut fühlen. Wir sind aufrechter, besser drauf, erfrischt oder – je nach Praxis – wohlig schläfrig. Wir spüren uns wieder, haben vielleicht für ein paar Stunden oder Tage weniger körperliche Beschwerden, sind ausgeglichener. Wenn wir nur ab und zu mal in eine Yogaklasse gehen, tut es uns für den Moment gut und manch einem reicht das auch. Wer nachhaltig etwas verändern will, braucht eine regelmäßige Praxis.

Wöchentliche Yogapraxis

Einmal die Woche unter Anleitung Yoga zu üben ist ein guter Anfang. Dein Körpergefühl verbessert sich, Du wirst allmählich beweglicher, stärker, immer sicherer und stabiler in den Haltungen, vielleicht auch mutiger. Einige meiner Schüler kommen jede Woche zur gleichen Zeit. Andere kommen, wie sie es in der Woche gerade einrichten können. Mal morgens, mal abends, mal montags, mal donnerstags. Kein Problem, da die meisten Kurse im YogaKraftwerk offene Klassen sind. Ich freu mich, wenn Ihr es einmal die Woche in mein Studio schafft. Egal, in welchen Kurs. Und vielen reicht das auch. Wer aber jetzt richtig Blut geleckt hat, will mehr.

Tägliche Yogapraxis

Wer sich weiterentwickeln möchte, muss viel üben. Das ist so, wenn ich ein Instrument spiele, wenn ich eine Sprache lerne,… – und wenn ich Yoga praktiziere. Ich muss mich auf die Matte stellen, die Haltungen einnehmen, mich beobachten, in mich hineinspüren, lernen, verbessern, achtsam tiefer gehen. So oft wie möglich. Am besten jeden Tag.

Und am besten in einer gesunden Mischung aus angeleiteter und selbstständiger Praxis. Ich brauche das eigenständige Üben, um Gelerntes zu festigen, um die Wirkungen der einzelnen Asanas oder ihrer jeweiligen Reihenfolge auf Körper und Geist zu erfahren und auch um in Form zu bleiben. Aber wenn ich immer nur in meinem eigenen Saft schmore, bringt mich das ab einem gewissen Punkt nicht mehr voran. Wenn ich dagegen zu einem anderen qualifizierten Lehrer gehe, zu einer Convention oder sonstigen Fortbildung, kehre ich stets voller neuer Möglichkeiten zurück, aus denen dann auch wieder eigene Ideen wachsen können, für mein Üben und für meinen Unterricht. Außerdem werde ich dort mal wieder in meinen Haltungen korrigiert. Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren wichtigen Grund, weshalb ich immer wieder gern als Schülerin in einen anderen Unterricht gehe: In dieser Zeit gibt es nichts als Yoga. Keine Unterbrechungen, keine Probleme, keine Termine, kein Zeitdruck. Die Zeit ist reserviert für mich. Niemand kann mich erreichen. Alles muss warten, bis ich wieder draußen bin. Die einzige Zeit, in der ich mich wirklich voll und ganz auf meine eigene Praxis konzentrieren kann. Beim eigenständigen Üben schaffe ich es bis jetzt noch nicht, mich so gnadenlos von allem abzuschotten.

Üben nach Plan

Aber ich habe auch nicht jeden Tag Bock auf Yoga. Manchmal passt es einfach nicht. Wenn ich dann halbherzig wenigstens noch ein paar Sitzhaltungen mache, ist das total unbefriedigend. Ich brauche vorher einen Plan, wann ich wo üben werde und was. Die Sequenzen, die ich mir für die Kurse der nächsten Woche überlegt habe, zum Beispiel. Oder einzelne Asanas nach bestimmten Schwerpunkten, wie Armbalancen und Umkehrhaltungen. Oder eine Sequenz aus „Licht auf Yoga“ von BKS Iyengar. Oder ich lasse mich von den Sequenzen anderer Iyengar-Yogalehrer inspirieren. Wenn ich es trotzdem mal nicht auf die Reihe kriege, stresse ich mich deshalb nicht. Aber ich fange am nächsten Tag ganz sicher wieder an.

“If you practice yoga once a week, you will change your mind.
If you practice yoga twice a week, you will change your body.
If you practice yoga every day, you will change your life.”

(unbekannter Autor)

Die eigene Yogapraxis ist für mich ein großes Thema. Ich finde es unglaublich spannend, wie andere für sich selbst üben. Und wie sie sich dafür organisieren. Übt Ihr selbst zu Hause? Wann? Wie? Was? Schreibt es mir.

Eure Nici

BERUF & BERUFUNG

Vom TV- ins Yogastudio

Ich war Redakteurin und später Chefin vom Dienst bei der Talkshow Arabella Kiesbauer. Meine erste Arbeit nach dem Studium. Der härteste und aufregendste Job meines Lebens. Nirgends hab ich so viel gelernt.

Wir haben uns provokante Talkthemen ausgedacht, interessante Gäste dafür gesucht, Moderationen geschrieben, Einspieler gedreht und geschnitten, positive und negative Überraschungen geplant, Leute aufeinander gehetzt, wiedervereint oder versöhnt. Wir haben uns die schaurigsten Geschichten erzählen lassen und auch nachts um 2 noch potentielle Talkgäste angerufen, wenn jemand für die Aufzeichnung am nächsten Tag abgesprungen war. Wir haben zur Urlaubszeit am Ballermann, auf Ibiza oder in Holland am Strand produziert. Ich habe für Arabella in London gedreht und bei allen meinen Sendungen einen Herzstillstand erlitten, weil ich nie wusste, was passieren würde. Wir haben Personen aufgespürt, die seit 10 Jahren als vermisst galten. Wir hatten die dicksten und die größten Menschen im Studio. Und siamesische Zwillinge. Ich bin für die Sendung mit einer Kamera am Oberschenkel in der Schweiz die 220 Meter hohe Staumauer runtergesprungen wie James Bond in Goldeneye. Meine Kollegen waren meine engsten Freunde, denn wir hatten gar keine Zeit andere kennenzulernen. Es waren auch wirklich tolle Leute – sie sind es noch. Wir waren ein eingeschworenes Team. Mit einem schrecklichen Image.

Als Trash-TV verrissen

Für eine Talkshow zu arbeiten muss so ähnlich sein, wie für die BILD zu schreiben: Jeder kennt es, aber alle rümpfen die Nase. Unsere Arbeit wurde von den vermeintlich seriösen Medien verrissen, aber selbst in meiner Familie und im Freundeskreis außerhalb des Jobs war das Echo gespalten. Das muss man aushalten können, wenn man ständig zu hören bekommt, dass man Trash produziert. Es hat mich immer sehr geärgert, aber wie sollte es auch anders sein?

Als ich den Job damals bekommen habe und meinen Schwiegereltern stolz davon erzählte, machten sie freudestrahlend den Fernseher an, um zu sehen, was das für eine Sendung ist, für die ich arbeiten wollte. Es war kurz nach 14 Uhr und Arabella hielt auf ProSieben gerade einen riesigen Dildo in die Kamera und moderierte das Thema an: „Selbstbefriedigung – Lust oder Last?“…

Mein Freund hat sich während der gesamten Zeit, die ich für das Format Arabella gearbeitet habe, nicht eine einzige Sendung von mir angesehen. Obwohl ich auf einige richtig stolz war. Er hat sich erst in meinem 7. Jahr bei Arabella mal mit in die Regie gesetzt und mir bei der Arbeit zugeschaut. Dabei ist so eine Sendungsaufzeichnung nun wirklich eine interessante Sache.

Mehr als 15 Jahre Nachmittagsfernsehen

Ich blieb dem Nachmittagsfernsehen treu, weil es mir Spaß gemacht hat und in Zeiten von projektbezogenen Verträgen eine lückenlose Anstellung garantierte. Nach dem Talk kam für mich Scipted Reality. Es ist eine Form von Unterhaltungsgenre, das damals ebenfalls eine riesige Nachfrage hatte. Imagetechnisch war meine Arbeit für Dr. Verena Breitenbach mein Tiefpunkt. Nicht zuletzt dank Stefan Raab. Aber dafür kannte die Sendung auch jeder. (Ich hatte meinem Freund ein Breitenbach-Crew-T-Shirt geschenkt und als er damit spaßeshalber bei seiner Arbeit an der Rennstrecke herumlief, bekam er von der Tribüne Standing Ovation…) Es folgten für mich Das Geständnis und schließlich Richter Alexander Hold, K11, Im Namen der Gerechtigkeit – zum Glück mit deutlich besserem Ruf. Die letzten Jahre war ich für die Formate als Producer tätig.

Und ich bereue keinen einzigen Tag. Ich weiß, was vor und hinter der Kamera geleistet wurde. Arabella Kiesbauer mag polarisieren, aber sie ist die begabteste Moderatorin, die ich kenne. Wenn alles schief gelaufen war, konnte sie trotzdem eine tolle Sendung draus machen. Alexander Hold hat immer extrem viel Wert darauf gelegt, dass die auf 45 Minuten reduzierten fiktiven Verhandlungen in sich logisch und aus der rechtlichen Warte inhaltlich einwandfrei waren. Staatsanwalt und Verteidiger haben ihr Plädoyer stets selbst geschrieben. Sie sind ja auch im wahren Leben Rechtsanwälte. Und alle wussten, dass die Realität viel absurdere Fälle hervorbringt, als wir uns hätten ausdenken können.

Der fehlende Baustein zur beruflichen Erfüllung

Ich habe das große Glück, dass ich immer – schon bei meinen Ferien- und Nebensjobs als Schülerin und Studentin – mit Aufgaben Geld verdienen konnte, die ich auch wirklich gern gemacht habe. Trotzdem hat mir irgendwann etwas gefehlt. Rückblickend ging es damit los, dass ich mich nach ehrenamtlichen Aufgaben umgesehen hatte, obwohl ich beruflich sehr eingespannt war.  Ich spielte mit dem Gedanken vereinsamten Bewohnern eines Altenheims Gesellschaft zu leisten, aber meine Arbeitszeiten passten nicht zu den Besuchszeiten. Ich war eine ganze Weile Lesefuchs und habe benachteiligten Kindern in München regelmäßig vorgelesen. – Und schließlich habe ich im Münchner Frauentherapiezentrum Yoga unterrichtet. Dabei konnte ich erleben, wie sehr die kleine Gruppe von misshandelten oder abhängigen Frauen von Yoga profitierte. Wie gut ihnen so eine Yogastunde tat. Ich hatte damit eine Aufgabe gefunden, die nicht nur Spaß machte, sondern auch: Sinn.

Das war der Auslöser für meinen beruflichen Neustart. Von da an hat sich alles wie von selbst gefügt und in sehr kurzer Zeit zu meinem eigenen Yogastudio, dem YogaKraftwerk, geführt. Für die Menschen, die Zeit, die Erfahrungen während meiner Fernsehlaufbahn bin ich unglaublich dankbar. Ich möchte sie nicht missen. Vieles von dem, was ich damals gelernt habe, hilft mir heute mein Studio zu betreiben. Und selbst wenn ich mich heute für keine Zuschauerquote mehr rechtfertigen muss, so möchte ich doch auch meine Yogaschüler immer gut unterhalten.

WAS YOGA KANN

Yoga gegen die Angst

„Manchmal braucht es einen Schulterstand.“ Michael Forbes brachte vor einem Jahr mit diesem Satz auf den Punkt, was ich in dem Moment tief empfunden und seither nicht vergessen habe. Es war der 22. Juli 2016. Ein Freitag. Um 18 Uhr begann unser Seminar im iYoga-Studio in München. Grundlagen Ia stand auf dem Programm für das Wochenende mit Michael Forbes und Margareta Eckl, also Stehhaltungen, Sitzhaltungen, Vorwärtsstreckungen. Eigentlich.

„Schüsse im Olympiaeinkaufszentrum“

Ich habe bei den Seminaren immer mein Handy dabei, um Haltungen und Variationen als Erinnerungsstütze schnell fotografieren zu können. So auch an diesem Freitag. Wir hatten gerade eine gute halbe Stunde praktiziert, als ich zufällig einen Blick auf mein Handy warf, das gerade wieder aufleuchtete. Ca. 20 Nachrichten waren per What’sApp eingegangen, fast alle von meinem Freund. „Wisst Ihr überhaupt, was los ist?!“, „Bleibt im Studio! Schließt Euch ein!“,… lauteten einige davon. Dazu Schlagzeilen von Informationsdiensten „Schüsse im Olympiaeinkaufszentrum“, Meldungen von ersten Toten, vor allem junge Menschen. Michael demonstrierte gerade die nächste Haltung. Ich war unsicher, ob ich mitten reinrufen und ihn unterbrechen sollte. Dann würde Aufruhr entstehen und keiner könnte sich mehr konzentrieren. Ich beschloss die Demonstration abzuwarten. Wollte ihm die Entscheidung überlassen die Klasse zu informieren oder nicht. Im allgemeinen Getümmel des Hilfsmittelaufbaus erzählte ich Michael leise von den News. Er ging wie nebenbei kurz zum Fenster, schnappte frische Luft – und unterbrach den Unterricht.

Sorgen und Spekulationen

In dem Moment begann auch schon das Studiotelefon am Empfang wild zu bimmeln. Unsere besorgten Familien versuchten uns zu erreichen und zu warnen. Unsere Smartphones und Tablets liefen heiß.

Heute wissen wir, dass es sich um einen Amoklauf handelte und der Täter zu diesem Zeitpunkt bereits tot war. Damals nicht. Damals war von drei Tätern die Rede, die bewaffnet in die U-Bahn geflüchtet seien. Die U-Bahn-Linie vom OEZ läuft auch am Goetheplatz vorbei, die Haltestelle ist nur wenige Schritte von Michaels Studio entfernt. Die Nachrichten häuften sich, dass es auch an anderen Stellen in München zu Schießereien gekommen sei. Michael schloss die Eingangstür unten ab. Die Terrorgefahr war greifbar. Jeden Augenblick konnte etwas Neues passieren und wir waren mittendrin. Ich möchte nicht überdramatisieren, aber damals hatten wir Angst. Auch um Freunde und Verwandte in München, die wir noch nicht erreicht hatten.

Eine ungewöhnliche Maßnahme

Es wurde 21 Uhr. Jetzt wäre das Seminar eigentlich zu Ende gewesen. Die Polizei sprach von „akuter Terrorlage“, die Bürger sollten die Wohnungen nicht verlassen. Die meisten von uns hatten inzwischen beschlossen, im Studio zu übernachten. Da sagte Michael: „Ich übe jetzt Sarvangasana. Wer will, kann sich gerne anschließen.“ Und ging in den großen Studioraum. Wir waren ein bisschen irritiert. Schulterstand? Jetzt?! Andererseits: Warum eigentlich nicht? Es hätte uns auch nicht weiter gebracht, weiter aufs Handy zu starren und zu spekulieren. Also Schulterstand. Ein langer Schulterstand.

Ich übe gern Sirsasana. Sarvangasana zu praktizieren habe ich bis zu diesem Zeitpunkt eher pflichtmäßig erfüllt, weil ich gelernt habe: Kein Kopfstand ohne Schulterstand. Richtig gemocht habe ich den Schulterstand nie. Auch wenn ich mir große Mühe mit der Ausrichtung gegeben habe, hat mich das längere Verweilen in Sarvangasana meist unangenehm angestrengt und ich war immer froh, wenn es vorbei war.

An diesem Abend war alles anders. Die Ausrichtung, das lange Halten – alles fühlte sich leicht, stabil und richtig an. Ich weiß gar nicht, wie lange wir in der Haltung waren. Vielleicht 15 Minuten? Aber ich weiß noch, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte die ganze Nacht so verbringen. Das Chaos im Kopf, die Verwirrung legten sich allmählich. Da war immer noch die Erschütterung über die vielen jungen Opfer, immer noch die spürbar bedrohliche Lage und die Unsicherheit. Aber es kehrte auch Ruhe ein. Seitdem weiß ich, was Sarvangasana kann. Und denke oft daran.

Wir konnten sogar ganz gut schlafen in dieser Nacht. Gegen 2 Uhr morgens wusste ich, dass es sich um einen Einzeltäter handelte und damit keine Gefahr mehr Bestand.

Auch Margareta, die uns am nächsten Tag unterrichtete, hatte ihr Programm aufgrund der Ereignisse über den Haufen geschmissen und statt dessen Gurujis berühmte Sequenz aus „Licht auf Leben“ „Asanas zur Entwicklung von emotionaler Stabilität“ mit uns geübt. Genau das, was wir brauchten.

Was einen guten Lehrer ausmacht

B.K.S. Iyengar hat in seiner „Rede an Lehrer“, die er 1987 in London hielt (siehe Abhyasa, Dezember 2016) davon gesprochen, dass Kommunikation das Herz benötigt. Dass der Lehrer von Herz zu Herz unterrichten soll, um den Schüler zu erreichen. Nicht nur an diesem Wochenende im Juli 2016, aber vor allem an eben diesem Wochenende haben Michael und Margareta mein Herz erreicht. Und was berührt, bleibt.

 

Dieser Beitrag von mir erschien im Dezember 2017 in der Zeitschrift „Abhyasa“, dem Verbandsmagazin von Iyengar Yoga Deutschland e.V..

VORSÄTZE

10 Vorsätze für 2018

2018. Neues Jahr, neues Glück – neues Projekt: ein Blog.

Jeden Montag, jeden Monatsanfang, jeden Neujahrstag das gleiche Spiel: Ich fasse Vorsätze, nehme sie hochmotiviert in Angriff – bis mir etwas dazwischen kommt und ich sie wieder fallen lasse. Es bleiben: ein schlechtes Gewissen und das Gefühl des Versagens.

Warum Vorsätze?

Trotzdem: Ich liebe Vorsätze. Nicht, um perfekt zu werden. Wozu auch? Sondern weil es glücklich, stolz und zufrieden macht Vorsätze einzuhalten und Ziele zu erreichen. Weil ich mich wohler fühle, wenn ich gesünder lebe. Weil ich produktiver, effektiver und kreativer bin, wenn in meinem Leben, meiner Umgebung und meinem Kopf Ordnung herrschen. Weil Erfolgserlebnisse Herausforderungen brauchen. Weil es keinen größeren Energiekick gibt als sich selbst zu übertreffen. Weil Vorsätze Spaß machen. Genau wie ToDo-Listen, Fitness-Tracking und Inventur. Mir jedenfalls. Aber ich hab es nicht im Griff. Noch nicht.

Bloggen gegen den inneren Schweinehund

Das soll sich ändern. Deshalb der Blog. Und damit einhergehend die Entscheidung mein Leben mit allen Erfolgen und Misserfolgen öffentlich zu machen. Wenn ich mich nicht blamieren will, muss ich durchhalten. Handlungsbedarf gibt es genug.

Eine ehrliche Bestandsaufnahme

  1. Zu wenig Schlaf
    • Als Yogalehrerin gebe ich vorallem morgens und abends Kurse. Wenn ich nach 22 Uhr nach Hause komme, möchte ich erst „Feierabend haben“, bevor es ins Bett geht. Die Folge: 5 bis 6 Stunden Schlaf pro Nacht. Zu wenig für mich. Das macht mich auf Dauer müde, kraftlos und willensschwach.
  2. Zu viel Kaffee
    • Die Konsequenz aus „zu wenig Schlaf“. Tut mir nicht gut. Als Allergikerin neige ich zu einer sensiblen Haut, die auf Kaffee sehr gereizt reagiert. Ebenso auf Alkohol – ich trinke ganz gern mal ein Glas Rotwein. Ist leider Gift für meinen Körper.
  3. Zu viele Süßigkeiten
    • Ich nasche gern und viel. Bin absolut maßlos. Wenn ich einmal anfange, kenne ich kein Ende. „Ein bisschen naschen“ geht nicht.
  4. Zu spätes Essen
    • Das ist ebenfalls meiner Arbeit als Yogalehrerin geschuldet: Wenn ich von 16:30 bis 21:45 Uhr unterrichte, komme ich anschließend völlig ausgehungert nach Hause und stopfe alles in mich hinein, was ich finde. Gehe irgendwann mit vollem Magen ins Bett und „frühstücke“ daher erst nach den Morgenkursen gegen Mittag. Bin spätabends wieder ausgehungert,… Ein Teufelskreis.
  5. Zu wenig Ausdauer
    • Seit ich mein eigenes Yogastudio leite, komme ich kaum noch raus. Es ist eine unglaublich schöne Arbeit, die mir viel Spaß macht. Aber sie hält mich permanent beschäftigt. Ich bin beweglich und kräftig, aber beim Joggen oder Biken eine Niete. Und mir fehlt frische Luft.
  6. Zu wenig Yogapraxis
    • Als Yogalehrerin, die ständig unterrichtet? Ja! Weil Unterrichten eben nicht Üben ist. Unterrichten ist einseitig, weil immer nur eine Seite vorgezeigt wird. Beim Unterrichten konzentriere ich mich auf die Schüler und nicht auf mich. Die ganzen positiven Effekte des Yoga kommen gar nicht an mich heran. Außerdem: Wer sich beim Yoga weiterentwickeln will, muss für sich selbst üben. Regelmäßig. Sonst tritt man auf der Stelle. Ich übe meistens mehrmals wöchentlich. Aber das reicht nicht.
  7. Zu wenig Ruhe
    • Ich tue oft mehrere Dinge gleichzeitig. Habe ständig den Kopf voller Ideen, Pläne, Projekte, anstehenden Aufgaben, bin ungeduldig und manchmal unkonzentriert. Ständig das Gefühl, dass mir die Zeit durch die Finger rinnt. Ich bin selten im Hier und Jetzt. – Obwohl ich weiß, was helfen könnte…
  8. Zu viel Zeug
    • Zu viele Klamotten, zu viele Bücher, zu viel Kosmetik,… Benutzt wird nur ein Bruchteil davon. Der Rest kommt ungetragen aus der Mode, verstaubt, verdirbt. Und stopft vor allem die Wohnung voll.
  9. Zu viel Chaos
    • In den Schränken, auf dem Schreibtisch, in den Unterlagen. Dabei weiß ich genau, dass sich äußere Ordnung direkt auf das Innenleben auswirkt. Leerer Schreibtisch – klarer Kopf. Aber wie Ordnung halten in stressigen Zeiten?
  10. Zu viel Ballast
    • Unerledigte Aufgaben lasten schwer. Sie rauben Energie und ziehen mich runter. Selbst wenn ich sie vermeintlich erfolgreich verdränge, sind sie im Unterbewusstsein präsent. Jeder hat solche Altlasten. Ich auch.

10 Vorsätze, die ich im Laufe des neuen Jahres etablieren möchte

Aus diesem Ist-Zustand ergeben sich 10 konkrete und messbar formulierte Vorsätze:

  1. Kein Kaffee, kein Alkohol
  2. Keine Süßigkeiten, kein Kuchen
  3. Kein Essen nach 20 Uhr
  4. Mindestens 7 Stunden Schlaf pro Nacht
  5. Ausdauersport: 1 mal pro Woche
  6. Yoga: täglich 1 Stunde bzw. 7 Stunden pro Woche
  7. Meditieren: 10 Minuten täglich
  8. In 2018 alle Schränke ausmisten und Inventur machen
  9. Jeden Monat ein Ordnungssystem ausprobieren und analysieren
  10. Jede Woche eine unerledigte Aufgabe terminieren und hinter mich bringen

 

Den Weg, die Fortschritte und Rückschläge, Tipps und Tricks, Pleiten, Pech und Pannen, meine Listen, Ideen und Ratgeber-Highlights präsentiere ich Euch ab heute hier. In meinem Blog.

Ich freu mich drauf! Eure Nici