YOGA-STILE

Die 10 häufigsten Fragen zum Aerial Yoga

Yoga im Tuch ist eine sehr junge Stilrichtung: Vor knapp 20 Jahren baute der Akrobat und Showtänzer Christopher Calvin Harrison ein Trapeztuch in seine luftakrobatischen Inszenierungen ein. Später setzte er das Tuch auch zum Dehnen und Entspannen beim Training ein und hing es für diese Zwecke tiefer, auf die Höhe einer Ballettstange. Daraus entwickelte sich das AntiGravity Konzept. Die Tänzerin Michelle Dortignac aus Colorado ließ klassische Hatha Yoga Übungen in das Training mit dem Tuch einfließen und so entstand schließlich Aerial Yoga, also Luft-Yoga. Ab 2009 ließen sich die ersten deutschen Yogalehrer in Amerika für die Übungspraxis mit dem Tuch fortbilden und brachten diesen spielerischen Yogastil zu uns. Bei einer von ihnen – Dhanya Daniela Meggers – habe ich 2014 meine Aerial Yoga Ausbildung gemacht. Inzwischen bildet Dhanya auch einmal im Jahr im YogaKraftwerk Aerial Yogalehrer aus und fort.

Seit der Eröffnung des YogaKraftwerks vor gut drei Jahren ist Aerial Yoga ein wichtiger Bestandteil meines Studios. Nicht zuletzt wegen der schönen, großen, bunten Tücher finden meine Schüler aus einem ungewöhnlich großen Einzugsbereich ins YogaKraftwerk. Manche wollen es einfach nur mal ausprobieren, andere können gar nicht genug davon bekommen und yogeln zweimal die Woche durchs Tuch und immer mehr buchen eine Aerial Yoga Stunde für einen privaten Event mit Freunden oder Kollegen.

Diese Fragen treten vor dem ersten Besuch immer wieder auf:

1. Bin ich zu dick für das Tuch?

Nein. Das geht gar nicht. Weil ich in meinen Räumlichkeiten keine Haken in der Decke anbringen kann, hat mein Vater – ein Bauingenieur – extra eine stabile Balkenkonstruktion errichtet, die die Tücher trägt. Die 2,80 m breiten und 3,70 m langen Tücher werden mit O-Schlingen, Karabinern und Daisy Chains aus dem Kletterbereich zusammengehalten und an den Balken aufgehängt. Das Tuch besteht aus Lycra / Tricot – eine sehr strapazierfähige Kunstfaser, die in eine Richtung dehnbar ist. Es trägt bis zu 500 kg. Wir haben sogar schon Partner Aerial Yoga darin veranstaltet – ein sehr lustiger Workshop mit teilweise zwei Personen in einem Tuch.

Übergewichtige Yogis haben es im Tuch übrigens oftmals leichter als beim klassischen Yoga am Boden. Man kann Gewicht an das Tuch abgeben, es trägt, hält und schützt einen während der Yogastunde. Und noch dazu legen sich die farbenfrohen Tücher schmeichelhaft um jede Hüfte. Das hebt die Stimmung.

2. Ich bin steif wie ein Brett. Kann ich trotzdem mitmachen?

Aber ja! Das höre ich übrigens auch beim klassischen Yoga oft: „Ich würde ja gerne mal Yoga ausprobieren, aber ich bin zu steif.“ Das ist totaler Quatsch. Wir üben Yoga, UM flexibler, geschmeidiger, stärker, konzentrierter, ausgeglichener zu werden, nicht weil wir all das schon sind. Genau wie beim Yoga am Boden werden beim Aerial Yoga die Muskeln gedehnt und gekräftigt, die Balance wird geschult – oft sogar mehr als bei den klassischen Stilen. Mein Anspruch dabei ist, dass Ihr so sehr auf Euch selbst konzentriert seid, dass Ihr gar keine Zeit findet, um nach links oder rechts zu sehen und Euch mit anderen zu vergleichen. Der Rest kommt mit der Übung: Wer regelmäßig Aerial Yoga praktiziert, wird beweglicher. Wer übt, wird besser. Wie bei allem.

3. Mir wird schon im Auto schlecht. Macht Aerial Yoga da Sinn?

Ausprobieren. Ich kann auch nicht im Auto lesen, aber stundenlang kopfüber im Tuch baumeln und schaukeln. Bei anderen ist es vielleicht umgekehrt. Kurz: Ja, es kann einem im Tuch schlecht werden. Das passiert auch immer wieder. Deswegen appelliere ich an jeden neuen Schüler, die ersten Anzeichen für einen flauen Magen nicht zu ignorieren, sondern die Übungen zu unterbrechen, wenn nötig. Lieber mal zwei Minuten aussetzen und zur Ruhe kommen, als die Zähne zusammenzubeißen und sich womöglich die schöne Endentspannung zu versauen, weil man stattdessen gegen Schwindel ankämpft. Ich bin außerdem immer nur wenige Schritte von Euch entfernt und kann jeden rasch anhalten, der für seine Verhältnisse zu doll ins Schaukeln geraten ist.

Und es ist nicht jeder Tag gleich. Stress, Menstruation, Wetterfühligkeit, Erschöpfung – all das kann das Üben mit dem Tuch beeinflussen. Es gibt gute Tage und sensible Tage. Aber man lernt mit der Zeit immer besser mit dem Tuch umzugehen und seine persönlichen Grenzen nicht zu weit auszureizen.

4. Was muss ich anziehen und mitbringen?

Kleidung, in der Du Dich gut bewegen kannst. Ohne Reißverschlüsse und spitzen Schmuck, damit nichts am Tuch hängen bleibt. Oft wird dabei der versteckte Reißverschluss hinten am Kreuzbein völlig vergessen. Bei Laufhosen zum Beispiel. Diese sind aber besonders fies zum Tuch. Zwar würde das Tuch nicht sofort zerreißen, aber es können sich kleine Löcher bilden, die mit der Zeit größer werden. Und wer will schon in einem Tuch mit Loch sitzen?

Ich empfehle außerdem Oberteile, die in Umkehrhaltungen nicht über den Kopf rutschen. Also eher enganliegend und nicht zu weit ausgeschnitten. Ihr werdet Euch kopfüber nicht wohlfühlen, wenn Euch der Busen aus dem BH fällt…

Bei mir wird Yoga grundsätzlich barfuß geübt, denn die Füße arbeiten schließlich mit. Und auch aus Sicherheitsgründen, damit Ihr nicht abrutscht. Für die Entspannungsphasen am Anfang und am Ende könnt Ihr aber gern Socken anziehen.

Mehr müsst Ihr nicht mitbringen. Außer ein Wasser vielleicht, wenn Ihr etwas zum Trinken braucht.

5. Wie lange darf ich vorher nichts essen?

Dazu schrieb BKS Iyengar in den sechziger Jahren in „Licht auf Yoga“: „Asanas sollten am besten mit leerem Magen ausgeführt werden. Ist dies schwierig, kann man zuvor eine Tasse Tee, Kaffee, Kakao oder Milch trinken. Man kann die Asanas auch ohne Beschwerden eine Stunde nach einer leichten Mahlzeit ausführen. Nach einer schweren Mahlzeit sollten zumindest vier Stunden vergehen, bevor man mit den Übungen beginnt.“ Das würde ich auch heute noch und auch für Aerial Yoga so unterschreiben.

6. Darf jeder beim Aerial Yoga mitmachen?

Es macht nicht für jeden Sinn, weil für manche Leute ein großer Teil der Übungen nicht in Frage kommen würde: Umkehrhaltungen sind ein elementarer Bestandteil von Aerial Yoga, sollten aber bei Bluthochdruck oder hohem Augeninnendruck nicht ausgeführt werden. Auch während der Schwangerschaft ist das Tuch nicht geeignet.

7. Was ist anders als beim klassischen Yoga?

Der Baum – im Tuch und am Boden

Ich unterrichte neben Aerial Yoga noch den traditionellen Iyengar Yoga. Dabei benutzen wir viele Hilfsmittel. Das Tuch ist für mich nichts anderes: ein Hilfsmittel, das mich tiefer oder überhaupt in eine Haltung bringt. Iyengar Yoga ist ein vergleichsweise strenger Yogastil mit Fokus auf der korrekten Ausrichtung. Aerial Yoga ist spielerischer, hat mehr Leichtigkeit – trotzdem vergesse ich nicht plötzlich alle Ausrichtungsprinzipien, die ich gelernt habe, wenn ich eine Sequenz im Tuch anleite.

Beim Aerial Yoga über das Tuch zu springen und zu flippen oder über Kopf zu hängen, erfordert anfangs etwas Mut – aber auch beim Iyengar Yoga hängen wir manchmal kopfüber im Seil oder über dem Stuhl. Zunächst ist es einfach nur aufregend, später kann man es auch genießen.

Manche Haltungen, wie der Handstand, sind im Tuch einfacher. Andere sind fordernder, weil man gleichzeitig die Balance halten muss. Es gibt Haltungen, die sind nur im Tuch möglich. Und Haltungen, für die man kein Tuch gebrauchen kann.

Die Fledermaus – geht nur im Tuch

8. Ist schon mal jemand aus dem Tuch gefallen?

Ja, äußerst selten, aber das kann passieren, wenn man sich nicht richtig festhält. Es waren aber nie die schwierigen Haltungen. Da sind die Teilnehmer so konzentriert, dass sie genau zuhören. Es passiert eher, wenn die Anspannung – und damit auch die Konzentration – wieder nachlassen. Aber die Tücher hängen nicht mal einen Meter über dem Boden. Der Weg nach unten ist also nicht so weit, wenn man mal rausrutscht. Verletzt hat sich noch niemand. Ich weiß nur von ein paar blauen Flecken ab und zu oder roten Streifen an Stellen, an denen das Tuch gedrückt hat.

9. Machen auch Männer Aerial Yoga?

Ja! Es dominieren die Frauen, wie auch bei den anderen Yogastilen. Aber einige meiner männlichen Schüler kommen nun schon seit Jahren sehr regelmäßig zum Aerial Yoga. Manche zusammen mit ihrer Frau, andere allein. Einige waren sogar beim Aerial Dance.

10. Wie läuft so eine Aerial Yoga Stunde ab?

Wir beginnen mit Pranayama, also Atemübungen, in einer aufrechten Sitzhaltung im Tuch. Dann wärmen wir den Körper mit Übungen auf, die uns mit dem Tuch vertraut machen. Beim Aerial Yoga gibt es eine überschaubare Reihe von Grundpositionen mit jeweils unzähligen Variationsmöglichkeiten. Nach jeder Umkehrhaltung baue ich erdende Übungen mit Bodenkontakt ein, damit der Körper wieder zur Ruhe kommen kann. Die Sequenz wechselt jede Woche, trotzdem ist keine Stunde gleich. Denn die Atmosphäre, die jeweilige Stimmung, der Schwierigkeitsgrad hängen sehr von der Anzahl und der Mischung der Teilnehmer ab. Grundsätzlich ist jede Stunde auch für absolute Anfänger geeignet. Es ist immer wieder erstaunlich, wie weit man schon in der ersten Stunde gehen kann. Die Endentspannung im Tuch ist extra lang und besonders schön.

In der letzten Woche eines jeden Monats üben wir regenerativ. Da geht es sehr ruhig und entspannt zu – wobei es auch ziemlich anstrengend werden kann, über mehrere Minuten in einer Dehnungshaltung zu verweilen.

Etwa alle zwei Monate gibt es einen besonderen und sehr beliebten Workshop Freitagabends: Aerial Yoga Deep. Hier hängen die Tücher nur etwa 15 cm über dem Boden. Wer Angst hat, dass ihm beim Aerial Yoga schlecht werden könnte, aber es gern versuchen würde, sollte diesen Workshop in Erwägung ziehen oder in die regenerativen Kurse am Monatsende kommen.

Ich kann nur jedem empfehlen, Aerial Yoga mal auszuprobieren. Vielleicht wirst Du dabei feststellen, dass es nicht die richtige Yogaart für Dich ist. Aber vielleicht geht Dir auch wie mir das Herz auf bei diesem ganz besonderen Erlebnis und Du möchtest es nicht mehr missen.

Unsere Kurse, Workshops und Ausbildungstermine findet Ihr unter http://www.yogakraftwerk.de.

Eure Nici

 

ASANA-PRAXIS

Übungssequenz YogaWorld Stuttgart 2018

Die folgende Sequenz habe ich am 8. April 2018 auf der YogaWorld Stuttgart unterrichtet. Hier ist die Abfolge der Haltungen für alle, die dabei waren und denen es gut getan hat. Aber auch für jeden anderen, der zu Hause danach üben möchte. Bei dieser Praxis werden die Schultern mobilisiert und der Nackenbereich gedehnt, um Verspannungen entgegenzuwirken. Viel Spaß dabei!

Dauer: 45 Minuten

Level: Für jeden geeignet

Hilfsmittel: Keine

Iyengar Yoga für Nacken & Schultern

1. Virasana / Heldensitz:

  • zwischen den Fersen sitzen (Alternativ: Fersensitz oder Schneidersitz)

  • Pranayama / Atemtechnik:
    • Ujjayi V (Beobachten der Bewegungen im Brustkorb bei der Atmung)
    • Ujjayi VII (Verlängerung der Einatmung)
  • Parvatasana in Virasana / Hände verschränkt nach oben im Heldensitz
    • Finger verschränken, Hände auf die Schädelkrone, Handflächen nach oben drehen, schweres Gewicht auf den Händen visualisieren und dieses langsam nach oben schieben, bis die Arme völlig gestreckt sind
    • Seitenwechsel Fingerverschränkung

  • Parsva Virasana / Drehung im Heldensitz
    • mit der Einatmung die Wirbelsäule längen, mit der Ausatmung nach rechts drehen, dabei mit der linken Hand den rechten Oberschenkel greifen + ziehen, die Finger der rechten Hand hinterm Po in die Matte schieben, um noch weiter zu drehen
    • Seitenwechsel

2. Adho Mukha Virasana / Vorwärtsstreckung im Helden

  • große Zehen zusammen, Knie auseinander, Gesäß auf den Fersen erden, mit langen Flanken nach vorn strecken, Arme über den Kopf, Unterarme heben, Schulterblätter nach innen saugen

3. Adho Mukha Svanasana / Herabschauender Hund

  • Arme + Beine strecken, Fersen Richtung Boden, Brustbein Richtung Füße

4. Uttanasana / Vorwärtsbeuge

  • zu den Händen laufen, Füße mattenbreit, Fußsohlen lang + breit, Kniescheiben ans Gelenk saugen, Beine strecken, Hände an Schienbeine oder außerhalb der Matte zum Boden, Schultern weg von den Ohren

5. Tadasana / Berghaltung

  • Füße hüftbreit, Zehen nach vorn, Kniescheiben hoch, Arme bis in die Fingerspitzen strecken

6. Urdhva Hastasana / Arme nach oben strecken

  • Kapuzenmuskel für langen Nacken nach unten ziehen, Oberarme näher zusammen bringen, Ellbogen verriegeln

  • Oberarme immer näher zusammenbringen, bis die Handflächen schließlich bei gestreckten Armen über dem Kopf zusammen kommen (= Urdhva Namaskarasana)

7. Garudasana / Adler

  • erst nur die Arme verschlingen:
    • rechter Oberarm kreuzt linken Oberarm, Arme beugen, Unterarme umschlingen einander, Handflächen zusammen, Ellbogen heben, Hände weg vom Gesicht
    • Seitenwechsel
  • die Beine dazu:
    • Arme wieder verschlingen, zuerst rechter Arm oben, Beine beugen, Gewicht aufs rechte Bein verlagern, linkes Bein lösen und von vorn um rechtes Bein schlingen
    • Seitenwechsel Arme + Beine

8. Utkatasana / Stuhl

  • Arme nach oben strecken und nach hinten setzen wie auf einen imaginären Stuhl, Bauchnabel zur Wirbelsäule, Schienbeine nach hinten
  • Wiederholung + aus Utkatasana direkt in Garudasana
    • Seitenwechsel aus Utkatasana in Garudasana

9. Gomukhasana-Arme / Kuhgesicht (nur Arme)

  • rechter Handrücken schiebt sich die Wirbelsäule entlang nach oben Richtung Kopf, linke Hand kommt von oben, Finger verhaken (oder Socke im Rücken greifen), an diesem Griff ziehen, um Brustkorb in alle Richtungen zu dehnen
  • Seitenwechsel

  • Wiederholung erste Seite
    • mit dieser Armhaltung den linken Fuß in einem großen Ausfallschritt nach hinten bringen, Hüfte dreht zum langen Mattenrand links für einen besonderen Weg in  Trikonasana / Dreieck:
      • beide Beine strecken, die rechten Rippen lang ziehen + nach rechts kippen, zuerst nur die untere Hand lösen und zum Schienbein oder auf den Boden hinter der Wade bringen, oberen Ellbogen nach oben-hinten bringen, dann oberen Arm zur Decke strecken
  • Seitenwechsel Gomukhasana-Arme + Trikonasana (rechter Fuß setzt zurück)

10. Urdhva Baddha Hastasana / Ellbogen über dem Kopf greifen

  • Tadasana hüft- oder mattenbreit, Arme nach oben strecken, Ellbogen greifen, innere Schulter nach unten ziehen, während sich die Ellbogenspitzen zur Decke strecken
  • mit gestreckten Beinen und dieser Armhaltung nach unten beugen in Baddha Hasta Uttanasana
  • Seitenwechsel Unterarmverschränkung

11. Urdhva Baddhanguliyasana / Hände verschränkt nach oben

  • in Tadasana Finger verschränken, Handflächen nach außen drehen, Arme nach oben strecken, Oberarme nah zusammen bringen, Brustkorb vom Becken wegheben
  • Seitenwechsel Fingerverschränkung

  • Wiederholung erste Seite
    • mit dieser Armhaltung den linken Fuß in einem großen Ausfallschritt nach hinten bringen, Hüfte dreht zum langen Mattenrand links für einen besonderen Weg in  Virabhadrasana II / Krieger II:
      • linkes Bein strecken, rechtes Bein tief beugen, dabei Knie zum hinteren langen Mattenrand bringen
      • 5x im Atemrhythmus beugen und strecken, Arme bleiben in Urdhva Baddhanguliyasana
    • Seitenwechsel Fingerverschränkung + Virabhadrasana II (rechter Fuß setzt zurück)

 

12. Zurück zum Boden über:

  • Tadasana
  • Urdhva Hastasana
  • Uttanasana
  • Adho Mukha Svanasana

13. Dandasana / Stock

  • aufrecht sitzen, Beine strecken, Innenknie zum Boden, Fußsohlen öffnen, Kreuzbein + Schulterblätter nach innen saugen, Brustkorb vom Becken wegheben

14. Marichyasana I / einfache Variante der Drehung über die offene Seite

  • Beine hüftbreit, linken Fuß aufstellen, mit langer Wirbelsäule nach rechts drehen, linker Ellbogen presst gegen linkes Innenknie, rechte Hand hinter Gesäß, Arme nutzen, um im Brustkorb weiter nach rechts zu drehen
  • Seitenwechsel

15. Chatuspadasana / Variation der Schulterbrücke

  • auf den Rücken legen, Füße nah am Po hüftbreit aufstellen, Füße parallel, Schultern unter den Rumpf ziehen, Becken heben, Hände unter die Fersen schieben, Handflächen nach oben, auf die Schulterspitzen kommen, Becken und Brustbein weiter nach oben heben (Alternative: Finger unterm Becken verschränken)
  • 3 Wiederholungen

16. Savasana / Totenstellung, Endentspannung

  • Arme + Beine ausstrecken, Handflächen nach oben, Gesäß weg von der Taille, Schultern unter den Rumpf ziehen
  • Arme + Beine entspannen, Bauch + Kehle weich werden lassen, Gesichts- und Kopfhaut entspannen, Augäpfel + Gehirn im Kopf nach unten sinken lassen
  • verlängerte Ausatmung unterstützt die Entspannung

Habt Ihr Fragen? Nur zu!

Eure Nici

UNSERE SCHÜLER

Tinas Challenge: Uttanasana

Tina hat 2018 einer Haltung den Kampf angesagt: Uttanasana. Die Vorwärtsbeuge im Stehen ist für sie – wie für viele andere auch – eine große Herausforderung. Wer endlich mit den Händen den Boden erreicht, ahnt, wie beruhigend und wohltuend die Übung sein kann. „Nach dem Asana fühlt man sich ruhig und abgekühlt. Die Augen beginnen zu glänzen und die Gedanken finden Frieden“, schreibt BKS Iyengar in „Licht auf Yoga“, woher übrigens auch das schwarz-weiße Titelbild stammt. – Doch bis man die Dehnung genießen kann, ist es oft ein langer Weg und Uttanasana manchmal eine Qual.

Die Sanskritsilbe „Ut“ bedeutet intensiv, „tan“ heißt strecken, „asana“ ist die Haltung. „Vorwärtsstreckung“ ist auch der bessere Begriff, denn es geht darum, die Wirbelsäule zu dehnen und zunächst mit geradem Rücken so tief wie möglich zu kommen, um die Bandscheiben nicht zu belasten.

Warum Uttanasana?

„Uttanasana gehört für mich zu den Basics“, meinte Tina zum Jahreswechsel, als sie die Idee für die Challenge hatte. „Es öffnet die Rückseite. Ich glaube, wenn ich im Stehen tiefer nach unten komme, hilft mir das auch beim Herabschauenden Hund oder bei der Vorwärtsbeuge im Sitzen. Außerdem werden der Sonnengruß und alle Flows im Yoga viel leichter. Das macht dann alles mehr Spaß.“

Tina leidet seit ihrem zwölften Lebensjahr an Kopfschmerzen und Migräneattacken. Mit 30 wurde es so schlimm, dass sie einen körperlichen Zusammenbruch erlitt. Ihre Physiotherapeutin riet ihr zu anderer Bewegung als bisher, um ihre Verspannungen zu lösen. Sie sollte nicht so hart üben wie beim Fitness- oder Lauftraining. Lieber weicher. Dehnen und entspannen, um den Körper sanft geschmeidiger zu machen. So fand sie zum YogaKraftwerk.

Zu ungeduldig für Yoga?

„Durch Yoga habe ich ein anderes Körpergefühl bekommen und meine Bewegungsabläufe haben sich verbessert. Aber es war auch ernüchternd zu erfahren, was alles (noch) nicht geht“, so Tina. Vorwärtsbeugen zum Beispiel.

Tina geht inzwischen achtsamer mit sich um. Versucht bewusst zur Ruhe zu kommen. Hat es auch mit Meditation versucht. Noch so eine Herausforderung: „Wenn Enge im Körper herrscht, ist es extrem schwer loszulassen.“ Ich staune, wie reflektiert sie darüber berichtet und wie schön sie das in Worte packen kann.

Manche Asanas helfen ihr zu entspannen. Sie hängt gern über Kopf im Seil und mag gestützte brustöffnende Haltungen. Die Suptas:

Supta Virasana, Supta Baddha Konasana, Supta Svastikasana

 

Aber Yoga braucht Zeit. Es ist leichter Kraft aufzubauen, als den Körper flexibler zu machen. Tina ging es nicht schnell genug und sie war schon fast am Aufgeben. „Ich habe meine innere Haltung noch nicht abgelegt. Ich bin zu ehrgeizig. Ich will Fortschritte sehen“, sagte sie zu mir im Januar.

Beim Yoga geht es nicht um Ehrgeiz, aber durchaus um Entwicklung. Und wenn die Entwicklung stagniert und man sich damit nicht zufrieden geben möchte, muss man etwas an seiner Praxis ändern: Mehr üben. Oder anders üben. Länger in den Haltungen bleiben. Oder ganz im Gegenteil: mehr im Flow üben. Die Yogarichtung wechseln. Den Lehrer wechseln. Einen neuen Zugang finden. Vielleicht, indem man sich selbst eine Challenge setzt, wie Tina. Und so treffen wir uns einmal monatlich außerhalb der regulären Kurse im Studio, um ihr Uttanasana zu verbessern.

Der Januar

Der Termin im Januar war in erster Linie eine Bestandsaufnahme. Nachdem sie wegen der Geburt ihrer kleinen Tochter Leni im August letzten Jahres ein paar Monate pausiert hat, kommt Tina inzwischen wieder ein- bis zweimal die Woche in unsere Kurse. Entweder zum Yin Yoga bei Janina oder zum Iyengar Yoga bei mir. Außerdem übt sie zu Hause mit YouTube-Videos. Vor allem Vinyasa-Flows, Dreh- und Dehnungshaltungen. Viel mehr geht gar nicht, Yoga ist schließlich nicht alles.

Wir gehen ein paar Haltungen durch. Machen Fotos.

Die Beinrückseiten sind bei Tina nicht verkürzt. Sie muss eher aufpassen, dass sie sie nicht überstreckt. Tina scheitert an der Beugung in der Hüfte. Es kostet sie sehr viel Anstrengung, bei einem 90°-Winkel zwischen Ober- und Unterkörper den Rücken gerade oder gar konkav zu bekommen. Also das Kreuzbein und die Schulterblätter nach innen zu saugen und das Brustbein zu heben.

Sie bekommt von mir Hausaufgaben, um das zu üben: in Ardha Uttanasana (die halbe Vorwärtsbeuge mit geradem Rücken, während die Hände auf Klötzen erhöht sind), Prasarita Padottanasana (die Vorwärtsbeuge in der Grätsche, zunächst ebenfalls konkav), Paschimottanasana (die Vorwärtsbeuge im Sitzen – mit Gurt, um an die Füße zu kommen), Adho Mukha Svanasana (der Herabschauende Hund)…

Paschimottanasana – die „Dehnung der Westseite“, wie es übersetzt heißt

Adho Mukha Svanasana – der Herabschauende Hund

Der Februar

Tinas Fortschritte sind sehr tagesformabhängig. Manchmal ist alles super, manchmal könnte sie verzweifeln. Morgens zu üben findet sie grausam, weil sie sich dann noch so steif fühlt. Normal.

„Am meisten bringt mich die halbe Vorwärtsbeuge mit Klötzen unter den Händen voran“, hat Tina festgestellt. Die Vorwärtsbeuge in der Grätsche mag sie überhaupt nicht, hat aber erkannt, dass sie ihr weiterhilft. Also übt sie sie fleißig. Mit Erfolg.

Prasarita Padottanasana – die Vorwärtsbeuge in der Grätsche

Tina beginnt ihre Homepractice jetzt immer mit dem Sonnengruß, um den Körper erst einmal geschmeidiger zu machen. Wir arbeiten mit Gurt und Klotz, um ihren Rücken konkav zu bekommen. Ich habe das Gefühl, dass es ihr inzwischen leichter fällt, in Vorwärtsstreckungen den Brustkorb zu öffnen und ihren verspannten Nacken zu dehnen.

Der März

Für den März habe ich für Tina eine Sequenz zusammengestellt, in der Uttanasana die sogenannte Peak-Pose darstellt. Also den Höhepunkt, auf den sie sich im Laufe der Sequenz mit anderen Haltungen vorbereitet. Das macht die Vorwärtsbeuge leichter und bringt schneller kleine Erfolgserlebnisse.

Uttanasana – die Vorwärtsbeuge im Stehen

Tina ist gut drauf. Hat ihre Challenge sogar noch etwas ausgeweitet und übt jetzt auch regelmäßig Chaturanga Dandasana, eine armgestützte Haltung, die Teil des Sonnengrußes ist.

 

Tina ist stärker geworden. Die Fortschritte sind unverkennbar. Und wir haben erst März. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht…

Eure Nici

 

GASTBEITRAG

Das Kreuz mit dem Rücken

Von Anne Leiss, Feldenkrais®-Practitioner

Über 80% der Deutschen haben mindestens einmal im Leben Rückenschmerzen. Oftmals kommen diese und verschwinden wieder – wie ein Schnupfen. Jedoch ca. ein Drittel der Bevölkerung plagt sich mit chronischen oder wiederkehrenden Rückenproblemen und sogar jeder achte Deutsche hat täglich Beschwerden. In Bezug auf Anzahl der Tage und Fälle von Arbeitsunfähigkeit stehen Rückenschmerzen an erster Stelle und führen wie keine andere Erkrankung zu einer Frühberentung und zu hohen Kosten.

Doch trotz dieser großen Verbreitung ist es erstaunlich, dass sich bis Ende des letzten Jahrtausends nur 0,2% der medizinischen Studien mit diesem Thema beschäftigten (Egon Jonsson). Erst seit 2000 ändert sich die Landschaft wissenschaftlicher Untersuchungen in den Bereichen der Medizin und Psychologie.

Rückenschule – alte Schule

Wenn es um die Linderung und Vorbeugung von Rückenschmerzen ging, galt lange Zeit die Rückenschulbewegung als DIE Maßnahme. Ihr ist es zu verdanken, dass die Bedeutung von Rückenschmerzen ins öffentliche Bewusstsein getragen und viel diskutiert wird. Jedoch in jüngster Zeit ist sie vom Thron gestürzt. Insbesondere bei unspezifischen, chronischen Rückenschmerzen ist ihr Beitrag zur Lösung in die Kritik geraten.

Eine zu starke Beschäftigung mit einer stets rückengerechten Haltung kann sogar kontraproduktiv wirken. In einer im Dezember 2005 auf einem Fachkongress vorgestellten Studie der Bertelsmann Stiftung lautet das Fazit: „Traditionelle Rückenschulen helfen Patienten nur wenig dabei, Bewegungsangst abzubauen und eine positive Einstellung zum eigenen Rücken zu entwickeln. Anstatt zur Aktivität zu ermuntern, legen sie zu viel Wert auf die Schulung rückengerechten Verhaltens und können damit sogar Bewegungsangst fördern.“

Das Problem des alten Erklärungsmodells ist, dass es auf Störungen in Bandscheiben, Wirbelkörper, Wirbelgelenke, Sehnen, Muskeln ausgerichtet ist. Es vermittelt den irrigen Eindruck, dass bei genauer Diagnostik EIN Bereich im Rücken die Schmerzen verursacht. Mittlerweile belegen viele Studien, dass wiederkehrende Rückenschmerzen – viel seltener als angenommen – eine direkte Folge von Abnutzungserscheinungen an den  Bandscheiben, den Wirbeln und ihren Gelenken sind.

Muckis gegen Schmerzen?

Fitnessstudios setzen auf leistungsorientierte, muskelaufbauende Maßnahmen. Das ist grundsätzlich gut. Aber es ist ein fataler Irrtum zu glauben, dass Bewegungsschmerzen bei vermehrter Kraftanstrengung verschwinden. Muskulatur, die sich über lange Zeit in einem erhöhten Spannungszustand befindet (wie es bei chronischen Rückenschmerzen der Fall ist), kann nicht durch starke und lang gehaltene Kräftigungs- und Dehnungsübungen wieder in einen „gesünderen“ Zustand gebracht werden. Vielmehr kann übermäßiges Bewegen den Rücken destabilisieren und damit den Weg für ernsthafte Rückenprobleme ebnen. Hinzu kommt, dass die Betroffenen ihren Rücken fälschlicherweise als unveränderbar geschädigt erleben können.

Die Entwicklung von Rückenschmerzen ist weit mehr und wird durch eine spezifische Eigendynamik bestimmt, welche sich nur selten auf eine klar umrissene Ursache zurückführen lässt. Was einmal der Auslöser für die Schmerzen gewesen ist, spielt für die Chronifizierung eine untergeordnete Rolle. Verantwortlich ist eine Störung, die körperliche Strukturen genauso wie komplexe Prozesse der Schmerzbewertung betrifft. In vielen Studien wurde inzwischen nachgewiesen, dass eine Chronifizierung von Schmerzen mit einer „Ausbreitung der Schmerzen auf mehreren Ebenen einhergeht – der körperlichen, psychischen und sozialen Ebene.“ (Ljutow, Nagel 2005).

Wie übe ich richtig?

Was kann Mann bzw. Frau nun tun, um wiederkehrenden Rückenschmerzen entgegenzuwirken und ihnen vorzubeugen? Was kann helfen?

Eine mögliche Antwort lautet: ein multidimensionaler Ansatz mit dynamischen Übungen, einer Verhaltenstherapie und einem individuellen Behandlungsprogramm. Konkret heißt das:

  • Übungen, die über einfache, angenehme und möglichst ganzheitliche Aktivitäten Bewegungsspielräume erweitern.
  • Verhaltenstherapeutische Ansätze mit den Zielen bspw. die Fixierung auf den Rücken abzubauen, den eigenen Mut wiederzufinden, Resignation gegenüber dem Schmerz abzubauen, für den beruflichen wie privaten Alltag Entlastung zu erlernen, Spaß an der regelmäßigen körperlichen Aktivität zu erfahren.
  • Multidisziplinäre Maßnahmen, die sich durch ein hohes Maß an Individualisierung auszeichnen und verschiedene Therapieansätze verbinden. So kann jede Behandlung z. B. eine medikamentöse oder andere Schmerztherapie durch körperliche Übungen begleitet werden und diese erfolgreich unterstützen. (VIVEKA Heft 38)

 

Diese Erkenntnisse unterstützen meine persönliche Empfehlung, nämlich die Kombination von Feldenkrais und Yoga.

Auf den ersten Blick gehen die Ziele der beiden Bewegungsmethoden kaum miteinander. Vereinfacht gesagt, geht es bei Yoga um das Erreichen einer bestimmten Haltung / Dehnungsposition, also um das Erreichen eines bestimmten Ziels. Dagegen bei Feldenkrais ist der Weg das Ziel.

Doch genau in dieser Kombi liegt der Reiz.

Was verbindet Yoga und Feldenkrais?

Beides, Feldenkrais und Yoga, helfen bei der Bewältigung von Rückenschmerzen durch einen besonderen Umgang mit dem Körper.  Beiden ist es fremd, einen einzelnen Körperbereich oder gar Muskel isoliert zum Gegenstand einer Übung zu machen. Mit jeder Übung wird der ganze Körper angesprochen. Durch konzentrierte Bewegungsabläufe, in enger Verbindung mit dem Atem, wird ein ganzheitliches Erleben erreicht.

Die Praxis lebt vom Vertrauen in die Möglichkeit, durch eigenes Zutun positive Veränderungen zu bewirken. Dieses Vertrauen in die eigene Kraft (im Yoga: Iraddha) ist eine wesentliche Komponente für einen Erfolg.

Regelmäßigkeit im Üben ist jeweils eine Voraussetzung für eine positive Wirkung auf Rückenprobleme. Unterstützung erfährt sie, wenn das Üben Spaß macht, wenn die Erfahrungen angenehm sind. Hierfür ist die Vielfalt der jeweiligen Übungen schier endlos und dazu prädestiniert, Übungen für das individuelle Problem zu finden, die dem eigenen Körper Bewegung und Aktivität ohne Schmerz erlauben.

Über die spezielle Wirkweise von Yoga, kann Euch Nici jede Menge berichten. Nun will ich mich meiner Leidenschaft, der Praxis der Feldenkrais-Methode widmen:

Das Besondere an der Feldenkrais-Praxis

Bei der Feldenkrais-Methode steht die Bewegungsqualität im Vordergrund. Hier geht es während einem sehr langsamen und sanften Ausführen von Bewegungen darum, herauszufinden, welche Muskeln aktiv sind. Meist sind es nämlich zu viele Muskeln, die arbeiten / sich anstrengen. Diese überflüssigen Anstrengungen werden gesucht, um sie abstellen zu können. Es geht um die Frage, was ist wirklich wichtig für diese Bewegung und was ist überflüssig?

Ziel ist es, Unmögliches möglich, Mögliches leicht und Leichtes elegant zu tun.

Die kleinen und langsamen Bewegungen erscheinen zunächst irritierend. Wir sind mit gymnastischen und anstrengenden Übungen groß geworden, und nun soll genau das Gegenteil Erfolg versprechen? Der Grund ist einfach erklärt: Die bewusste Wahrnehmung der kleinen, langsamen Bewegung nimmt über das Nervensystem mit der Schaltzentrale, unserem Gehirn, Kontakt auf. Hier ruht der Plan einer gewohnten (und möglicherweise unangemessenen) Bewegung, und hier entsteht der Plan für eine neue Bewegung.

Eine Feldenkrais-Stunde hat etwas von einer Entdeckungsreise: So wie Kolumbus die (neue) Welt entdeckte, lassen sich Bewegungen entdecken. Die aufmerksame Beobachtung der reduzierten (auf das Ausmaß und die Geschwindigkeit) Bewegungen zeigt uns auf, welches Echo sie wo in uns auslösen.

Die umfassende Bewusstheit ist die Grundlage, die eigenen Bewegungsmuster zu erkennen und gegebenenfalls zu verändern. Das Ausprobieren von verschiedensten Varianten, „das Differenzieren“ wie wir Feldenkrais-Lehrer sagen, lässt uns erfahren, dass wir mehr Möglichkeiten, mehr Alternativen, zur Verfügung haben.

Die bewusste Ausführung konfrontiert den Feldenkrais-Praktizierenden mit seiner persönlichen Strategie: Wie schnell gehe ich wie weit? Wann gebe ich auf? Wo übergehe ich einfach Hindernisse? Akzeptiere ich meine Asymmetrie oder fällt es mir schwer? Was tue ich, wenn ich (kurz) nicht weiter weiß?

Dr. Moshé Feldenkrais war überzeugt „sich selbst zu erkennen, ist das Wichtigste, was ein Mensch für sich tun kann“. Und der große Yogi Ramana Maharshi widmete sich zeit seines Lebens (fast zur parallelen Zeit) der Frage: „Wer bin ich?“

Probiert es! Lernt die Feldenkrais-Methode kennen, ich garantiere Euch eine Erleichterung und Verbesserung Eurer Yogapositionen durch das Lernen, dass die Bewegungsabläufe weniger Anstrengung bedürfen, als ihr denkt!

Mein nächster Feldenkrais-Kurs im YogaKraftwerk beginnt am Donnerstag, den 12. April:

https://www.yogakraftwerk.de/Studio/Aktuelles/Aktuelles.php?we_objectID=143

Eure Anne!

UNSERE LEHRER

Zu Gast: Petra Havelková

Petra Havelková gibt inzwischen regelmäßig Gastlehrer-Workshops im YogaKraftwerk. Mit ihrer sympathischen, selbstironischen Art reißt sie uns immer wieder mit, bringt Männer zum Tanzen und Frauen in den Liegestütz. Zeit für ein Interview.

Zunächst ein kleiner Steckbrief. Wie alt bist Du?

Äh, 45. Ich vergesse es immer wieder gerne… Aber ich habe kein Problem damit.

Bist Du verheiratet?

Nee.

Freund?

Nee.

Kinder?

Nee. Das ist mir alles erspart geblieben. Haha… Man kann sagen leider oder Gott sei Dank. Vielleicht soll es einfach so sein. Dann kann ich mich auf andere Sachen konzentrieren.

Du bist eigentlich gelernte Krankenschwester und arbeitest auch immer noch in diesem Beruf. Wie kannst Du das mit Deiner Arbeit und Deinen Reisen als Fitnesstrainerin und -ausbilderin vereinbaren?

Ich arbeite dreimal in der Woche in einer Praxis und einmal im Monat in der Notaufnahme. Das mach ich gern. Es ist ein harter Job, aber er macht Spaß – weil es eben nicht so oft ist. Die Arbeit in der Praxis lässt sich ganz gut organisieren.

Du kommst ursprünglich aus Tschechien?

Ja, direkt aus Prag.

Und seit wann lebst Du hier?

Seit ’92. Schon mehr als 25 Jahre… Bin praktisch mit 2 Jahren hierher gekommen…

Dann muss ich die Einstiegsfrage weglassen…

Stimmt…

Wann hast Du die Fitnessrichtung eingeschlagen?

’94 oder ’95. Ich war einfach zu fett. Fürs Ballett und alles andere auch. Ich habe dann angefangen für mich zu trainieren, weil ich abnehmen wollte. Und irgendwann bin ich dann im Fitnessstudio angesprochen worden, ob ich eine Ausbildung machen möchte. So ging’s los.

Ein großer Schritt für Dich war die Entwicklung von DAYO DanceYoga.

Ich habe damals ein gebrochenes Herz gehabt. Mit all den überwältigenden Gefühlen, die dazu gehören. Erst das Tanzen und Yoga und die Verbindung von beidem haben mich runtergebracht. So hat sich DAYO entwickelt. Und ich bin jetzt im Nachhinein – Dank an meinen Ex! – sehr froh, dass er gemacht hat, was er gemacht hat, weil es mich so viel weiter gebracht hat. Damals habe ich es nicht verstanden. Aber jetzt.

DAYO Dance Yoga

Kam bei Dir erst das Tanzen oder erst der Yoga?

Das Tanzen war das erste. Streetdance und HipHop. Ich habe auch eine PortDeBras-Ausbildung gemacht, da liegt der Fokus bei Tanz und Ballett auf den Armpositionen. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das Fließende sehr gefällt. Auch bei Vinyasa Yoga ist man im Flow. Fließend in Asanas zu gehen, finde ich total schön. Das lässt sich mit Elementen aus dem Tanz zu sehr schönen Choreografien verbinden. Am Freitag nach dem DanceYoga-Workshop hier im YogaKraftwerk hat eine Teilnehmerin hinterher zu mir gesagt: „Ich hatte das Gefühl, ich kann tanzen.“ Das können sie alle. Sie haben es nur vergessen.

Schaust Du Let’s Dance?

Ab und zu schau ich ganz gern rein. Aber wenn ich nach Hause komme, höre ich lieber Musik, trinke ein Glas Wein und esse was Schönes. Der Fernseher ist eigentlich bei mir total unnötig.

Kann jeder beim DanceYoga oder Aerial Dance mitmachen?

Ja, auf jeden Fall. Das kann wirklich jeder. Ich gebe jedem die Möglichkeit mitzumachen, aber ich zwinge niemanden. Du hast jederzeit die Möglichkeit zu sagen „Oh, das ist doch nichts für mich.“ Das ist wie bei allem anderen: Wenn Du etwas probierst und es ist nichts für Dich – es ist Dein Leben, es sind Deine Minuten Deines Lebens und die solltest Du nicht verplempern, nur weil Du jetzt da bist, weil Du es bezahlt hast.

 

Arsch hoch!-Aerial Yoga und Aerial Dance

 

Du hast dieses Wochenende im YogaKraftwerk auch den Workshop „Arsch hoch!-Aerial Yoga“ gegeben. Was war der Unterschied?

Ich habe die Leute aus der Reserve gelockt. „Arsch hoch“ heißt nicht nur, den Hintern zu heben. Es heißt auch, den inneren Schweinehund zu überwinden. Es heißt: Ich mache Liegestütze. Welche Frau liebt schon Liegestütze? Keine. Die haben im Workshop trotzdem welche gemacht. Sie haben gejault und sind an ihre Grenzen gegangen, aber sie haben es einfach versucht.

Es haben ja auch Männer mitgemacht. Was sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Deinem Unterricht?

Wir Frauen haben es ein bisschen schwerer, unseren Arsch zu heben. Die Männer sind normalerweise so gebaut, dass der Oberkörper schwerer ist als der untere Teil. Wenn die zum Beispiel Klimmzüge machen, müssen sie nicht so viel hochschleppen wie wir Frauen. Wir haben nicht so viel Kraft in den Armen wie die Männer. Das kann man natürlich aufbauen, aber es kommt nicht von allein. Doch die Männer haben auch ihre Defizite. Die können sich oft nicht sexy bewegen…

Was sind Deine „Defizite“?

Meine Oberschenkel sind breit genug, um sie nicht trainieren zu müssen… Haha. Deshalb ist jeder Ausfallschritt eine Quälerei für mich. Ich jogge auch nicht. Außer, wenn ich eine Wette verloren habe. Ich bewundere die Menschen, die joggen. Für mich ist das nichts. Joggen und Schach. Fürs Joggen bin ich zu langsam und für Schach hab ich die Geduld nicht und das Gehirn. Das ist mir zu viel Konzentration auf einen Zug.

Was kann man als Frau denn machen, um die Armmuskeln zu kräftigen?

Liegestütze. Die kann man auch auf den Knien machen. Aber man muss sie richtig machen. Da muss auch die Schulter mitarbeiten, die Gelenke müssen richtig ausgerichtet sein. Und wenn ich 20 Liegestütze auf den Knien schaffe, dann kriege ich auch 2 richtige ohne Knie hin. Das kann ich langsam steigern. Außerdem Yoga. Die Arme können beim Yoga supergut definiert werden. Es gibt so viele Stützpositionen.

Übst Du auch für Dich selber?

Nee. Für mich ist das Schlimmste, in meinen eigenen Kursen mitzumachen. Ich halte das nicht aus. Ich verlange von meinen Teilnehmern mehr als ich selber kann… – Haha. Nein. Ich gehe gern zu Freunden und Kollegen, die Yoga unterrichten, mache Hot Yoga, gehe zum Tanzen. Ich mache jeden Tag meinen kleinen Sonnengruß, aber das ist wirklich nur zum Wachwerden. Ich habe keine eigene Yogapraxis. Das Bedürfnis habe ich nicht. Ich mache auch so genug. Da ist mir ein Glas Wein lieber…

Das wäre die nächste Frage: Wie entspannst Du?

Beim guten Wein. Mit Freunden oder auch alleine. Und beim guten Essen. Beim Kochen. Ich liebe kochen. Ich koche gerne für Freunde. Ich experimentiere gerne mit dem Essen. Damit verwöhne ich meine Leute. Weil ich sie natürlich auch viel vernachlässige, wenn ich ständig unterwegs bin.

Du warst ja mit dem Aerial Yoga-Tuch vor ein paar Jahren auch bei Günther Jauch…

… und Oliver Pocher. Ja. Das war eine tolle Erfahrung, mal hinter die Kulissen zu sehen. Auch lustig. Wie ich da in Sportklamotten stand und ständig geschminkt wurde.

Waren beide im Tuch? Jauch und Pocher?

Ja. Den Jauch hab ich flachgelegt. Der ist mir rausgefallen… Aber seine Mitarbeiter haben gesagt: „Mach Dir keinen Stress. Der ist auch in der Lage, sich beim Treppenlaufen zu verletzen.“

Welche Rolle spielt Musik in Deinem Leben?

Eine große Rolle. Ich mag Musik. Weil ich nicht so gut Englisch kann, lass ich mir für DAYO oft Texte übersetzen. Denn es reicht nicht, wenn mir eine Melodie gefällt, um mich damit zu identifizieren. Die Musikrichtung ist dabei egal. Es muss rund sein.

Hast Du trotzdem ein Lieblingslied?

Ich liebe Ed Sheeran! Ich liebe Musik mit Akustik-Gitarren. Da kann ein Mann auch klein und häßlich sein. Wenn er gut Gitarre spielen kann, will ich ihn sofort haben… Und ich mag gefühlvolle Musik.

Gehört für Dich Musik beim Yoga dazu?

Kommt drauf an, was ich mache. Ich lasse mich von Musik gern leiten. Das kann aber bei mir auch problematisch werden, weil ich immer versuche, beim Flow im Takt mit der Musik zu sein. Wenn ich Yoga unterrichte und mehr auf Adjustment achte, lasse ich die Musik lieber weg oder lasse sie nur leise im Hintergrund spielen, um nicht abzulenken.

Hast Du Vorsätze gehabt dieses Jahr?

Ja, keine zu haben… Ich könnte rein theoretisch auch die von 2016 oder 2015 nehmen, denn die sind alle unverbraucht. – Obwohl, halt! Einen habe ich gehabt: Dankbar sein. Wir sollten uns nicht darüber aufregen, dass wir morgens aufstehen müssen, sondern dankbar sein, dass wir es können. Ich habe oft mit Patienten von der Palliativstation zu tun, daher weiß ich das wirklich zu schätzen. Ich sehe, wie diese Menschen das Leben lieben, und freue mich, wenn ich sie zum Lachen bringen kann. Sie verplempern keine Minute, denn sie haben nicht mehr viel davon. Unsere schnelllebige und leistungsorientierte Gesellschaft vergisst oft, dass es auch ganz schnell vorbei sein kann.

Wie sieht für Dich ein perfekter Tag aus?

Heute scheint die Sonne – aber das macht für mich noch keinen perfekten Tag aus. Ein perfekter Tag ist, aufzustehen und mich mit Leuten zu umgeben, die mir gut tun. Und einfach nur das zu machen, worauf ich Lust habe. Es kann regnen, ich sitze vielleicht nur mit Freunden vor dem Fernseher oder mache was alleine. Wenn ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht einschlafen kann, dann war der Tag perfekt.

Hast Du Träume, Wünsche, Ziele?

Also Ed Sheeran kann ich jetzt nicht mehr heiraten. Der ist vergeben…

Mein Traum ist, was Du hier hast: Ein schönes Studio. Aber ich würde es wahrscheinlich mit Gastronomie verbinden. Klein, fein, am Wasser. Ein Yoga- & Winehouse. Mit regionalem Essen. Es wird das gegessen, was es zu der Jahreszeit gibt. Ich brauche keine Erdbeeren im Winter. – Das wäre mein Traum. Nicht, um Geld zu verdienen. Einfach das, was ich kann, weitergeben können. Essen, gute Freunde, Kommunikation.

 

 

 

 

VORSÄTZE

Wie viel Leggings sind genug?

In Amerika werden inzwischen mehr Leggings gekauft als Jeans, besagt eine Erhebung zum Onlineshopping. Glaub ich sofort. Ist bei mir auch so. Sie sind einfach bequemer. Und das Beste ist: Als Yogalehrerin und Studioinhaberin kann ich den lieben langen Tag in Yogahosen herumlaufen. Die sind zum Glück mittlerweile stylish genug, um damit auch vor die Tür gehen zu können. Nicht nur zum Briefkasten, sondern direkt in die nächste Bar. Zumindest mit den entsprechenden Schuhen.

Die Yogahosen in meinem Kleiderschrank

Ich wusste also, dass ich einige Yogahosen besitze, als ich am Wochenende angefangen habe, im Rahmen meiner guten Vorsätze den Kleiderschrank zu Hause auszumisten. Aber ich wusste nicht, wie viele es sind. Also hab ich sie bei der Gelegenheit mal gezählt…

Anschließend habe ich die Anzahl auf Facebook schätzen lassen. Viele haben sich beteiligt und es kam ein wildes Zahlengemenge mit einer Spannbreite von 15 bis 142 dabei heraus. Für jemanden, der mit Yoga nichts oder nur wenig am Hut hat, klingen 15 Hosen nur für Yoga wahrscheinlich schon völlig verrückt. 142 kann eigentlich nur ein Scherz sein. Oder doch nicht?

Leggings haben ein eigenes Fach in meinem Schrank.

Was sagt Patanjali dazu?

15 Yogapants sollten eigentlich tatsächlich reichen, selbst wenn man unterrichtet. Schon die erste Stufe auf dem achtstufigen Yogaweg (Yama) fordert Aparigraha, was so viel heißt wie Nicht-Horten: Der Yogi soll kein sinnloses Zeug ansammeln, das er gar nicht alles verwenden kann. Das macht ihn unfrei. Der Besitz von viel zu vielen Dingen hält uns ständig beschäftigt. Wir müssen sie in Ordnung halten, sortieren, suchen,… Wir sind getrieben, immer nur das Neueste, Schönste, Beste haben zu wollen. Gier bindet unsere Gedanken, lenkt uns vom Wesentlichen ab und ist auch ein Grund für viel Frustration. So steht es in den Yoga-Sutras des Patanjali und das finde ich auch nachvollziehbar. Außerdem erschwert zu viel Zeug den Überblick und nötigt zu anstrengenden Entscheidungen (Was ziehe ich heute nur an?).

Bei mir sind es ehrlich gesagt trotzdem mehr als 15 Yogahosen.

Meine Ausreden:

  • Dafür habe ich im Gegensatz zu anderen Frauen eine sehr überschaubare Menge an Handtaschen, Schuhen, Schmuck, ….
  • Ich trage wirklich TÄGLICH Yogapants.
  • Ich habe eine Boutique und muss immer mal neue Marken ausprobieren.
  • Ich arbeite viel und will mich in meinem Outfit auch wohlfühlen.
  • Ich habe es mir verdient.
  • Ich kaufe mir (aus Mangel an Gelegenheit) sonst kaum was – außer Bücher. Einen Buchtick habe ich auch.
  • Jeder hat doch irgendeine Macke.

 

Klingt nach Rechtfertigung. Ist es aber nicht. Ich habe kein schlechtes Gewissen. Es ist halt so.

Stunde der Wahrheit

Jetzt also Klartext. Ich habe:

  • 31 bunte lange Leggings
  • 20 dunkle lange Leggings
  • 13 weite lange Yogahosen
  • 21 kürzere Sommerleggings
  • 9 weite Sommerhosen für Yoga
  • 10 Yoga-Overalls
  • 9 kurze Hosen

 

Die kurzen Hosen sind typische Iyengar-Yogahosen. Iyengar Yogis tragen fast nichts anderes, weil man an nackten Beinen die Ausrichtung einer Haltung viel besser erkennen kann. Das ist auch so. Ich fühle mich darin trotzdem nicht besonders wohl und trage sie daher nur bei bestimmten Fortbildungen oder wenn ich mal wieder zu einer Prüfung antrete. Ich habe immer wieder versucht, mich an die durchaus sinnvolle „Kleiderordnung“ zu halten, und jedes Mal hoch motiviert ein neues kurzes Höschen gekauft, wenn ich ein hübsches gesehen habe. Deshalb habe ich jetzt neun davon, die ich kaum trage.

Sind die Kniescheiben oben? Kurze Hosen lassen die Ausrichtung besser kontrollieren.

Die Overalls bzw. Catsuits finde ich super, weil ich oft kopfüber hänge oder stehe und mir dann nichts entgegen fällt. Leider sind sie etwas unpraktisch, wenn ich aufs Klo muss. Daher sind sie auch nicht ganz so oft in Gebrauch.

Alles andere ziehe ich mehr oder weniger regelmäßig an. Natürlich gibt es immer ein paar Lieblingsteile, die eine Zeit lang überstrapaziert werden, während andere versauern. Beim Schrank aufräumen sind mir deshalb auch wieder ein paar Hosen in die Hände gefallen, die ich gar nicht mehr auf dem Schirm hatte und jetzt wieder öfter tragen werde.

Ich habe insgesamt also 113 Yogapants, die sich im Laufe der letzten elf Jahre, vor allem aber in den letzten drei bis vier Jahren angesammelt haben. (Nicht mitgerechnet sind übrigens Lauf- oder Radelhosen, Wanderhosen, Gammelhosen.) Ich brauche jedenfalls so bald keine neuen Leggings mehr kaufen. Wenn ich nicht gerade zehn Kilo zulege, sollte mein Vorrat viele Jahre reichen. – Aber ich weiß jetzt schon, dass er mich nicht abhalten wird, wenn ich wieder eine tolle neue Yogahose sehe…

Und bei Euch? Wie viele Leggings habt Ihr im Schrank? Wovon habt Ihr mehr als Ihr braucht?

Lasst es mich wissen! Eure Nici

VORSÄTZE

Yoga jeden verdammten Tag

Wie viel Yoga ist richtig? Wie viel Yoga ist genug? Muss ich wirklich jeden Tag üben? Darf ich überhaupt täglich üben? Oder brauche ich Ruhetage? Reicht einmal die Woche? Soll ich auch alleine zu Hause üben? Was übe ich denn da?

Gegenfrage: Wie oft hast Du Dich in einem Fitnessstudio angemeldet und bist dann doch schon bald nicht mehr hingegangen, weil Du Deine Vorsätze vom regelmäßigen Training mehrmals die Woche nicht einhalten konntest? Kann Dir beim Yoga auch passieren. Deshalb rate ich Anfängern auch von einem YogaKraftwerk-Abo ab. Das lohnt sich ab zwei Besuchen pro Woche. Wer diese Zeit nicht investieren will oder kann oder es noch nicht weiß, sollte bei mir lieber die zeitlich flexible Zehnerkarte nehmen.

Ab und an in eine Yogastunde schnuppern

Die Asanapraxis, die Atemtechniken und die Entspannungsphasen lassen uns nach einer Yogastunde meist richtig gut fühlen. Wir sind aufrechter, besser drauf, erfrischt oder – je nach Praxis – wohlig schläfrig. Wir spüren uns wieder, haben vielleicht für ein paar Stunden oder Tage weniger körperliche Beschwerden, sind ausgeglichener. Wenn wir nur ab und zu mal in eine Yogaklasse gehen, tut es uns für den Moment gut und manch einem reicht das auch. Wer nachhaltig etwas verändern will, braucht eine regelmäßige Praxis.

Wöchentliche Yogapraxis

Einmal die Woche unter Anleitung Yoga zu üben ist ein guter Anfang. Dein Körpergefühl verbessert sich, Du wirst allmählich beweglicher, stärker, immer sicherer und stabiler in den Haltungen, vielleicht auch mutiger. Einige meiner Schüler kommen jede Woche zur gleichen Zeit. Andere kommen, wie sie es in der Woche gerade einrichten können. Mal morgens, mal abends, mal montags, mal donnerstags. Kein Problem, da die meisten Kurse im YogaKraftwerk offene Klassen sind. Ich freu mich, wenn Ihr es einmal die Woche in mein Studio schafft. Egal, in welchen Kurs. Und vielen reicht das auch. Wer aber jetzt richtig Blut geleckt hat, will mehr.

Tägliche Yogapraxis

Wer sich weiterentwickeln möchte, muss viel üben. Das ist so, wenn ich ein Instrument spiele, wenn ich eine Sprache lerne,… – und wenn ich Yoga praktiziere. Ich muss mich auf die Matte stellen, die Haltungen einnehmen, mich beobachten, in mich hineinspüren, lernen, verbessern, achtsam tiefer gehen. So oft wie möglich. Am besten jeden Tag.

Und am besten in einer gesunden Mischung aus angeleiteter und selbstständiger Praxis. Ich brauche das eigenständige Üben, um Gelerntes zu festigen, um die Wirkungen der einzelnen Asanas oder ihrer jeweiligen Reihenfolge auf Körper und Geist zu erfahren und auch um in Form zu bleiben. Aber wenn ich immer nur in meinem eigenen Saft schmore, bringt mich das ab einem gewissen Punkt nicht mehr voran. Wenn ich dagegen zu einem anderen qualifizierten Lehrer gehe, zu einer Convention oder sonstigen Fortbildung, kehre ich stets voller neuer Möglichkeiten zurück, aus denen dann auch wieder eigene Ideen wachsen können, für mein Üben und für meinen Unterricht. Außerdem werde ich dort mal wieder in meinen Haltungen korrigiert. Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren wichtigen Grund, weshalb ich immer wieder gern als Schülerin in einen anderen Unterricht gehe: In dieser Zeit gibt es nichts als Yoga. Keine Unterbrechungen, keine Probleme, keine Termine, kein Zeitdruck. Die Zeit ist reserviert für mich. Niemand kann mich erreichen. Alles muss warten, bis ich wieder draußen bin. Die einzige Zeit, in der ich mich wirklich voll und ganz auf meine eigene Praxis konzentrieren kann. Beim eigenständigen Üben schaffe ich es bis jetzt noch nicht, mich so gnadenlos von allem abzuschotten.

Üben nach Plan

Aber ich habe auch nicht jeden Tag Bock auf Yoga. Manchmal passt es einfach nicht. Wenn ich dann halbherzig wenigstens noch ein paar Sitzhaltungen mache, ist das total unbefriedigend. Ich brauche vorher einen Plan, wann ich wo üben werde und was. Die Sequenzen, die ich mir für die Kurse der nächsten Woche überlegt habe, zum Beispiel. Oder einzelne Asanas nach bestimmten Schwerpunkten, wie Armbalancen und Umkehrhaltungen. Oder eine Sequenz aus „Licht auf Yoga“ von BKS Iyengar. Oder ich lasse mich von den Sequenzen anderer Iyengar-Yogalehrer inspirieren. Wenn ich es trotzdem mal nicht auf die Reihe kriege, stresse ich mich deshalb nicht. Aber ich fange am nächsten Tag ganz sicher wieder an.

“If you practice yoga once a week, you will change your mind.
If you practice yoga twice a week, you will change your body.
If you practice yoga every day, you will change your life.”

(unbekannter Autor)

Die eigene Yogapraxis ist für mich ein großes Thema. Ich finde es unglaublich spannend, wie andere für sich selbst üben. Und wie sie sich dafür organisieren. Übt Ihr selbst zu Hause? Wann? Wie? Was? Schreibt es mir.

Eure Nici

WAS YOGA KANN

Abnehmen durch Yoga?

Yoga verbessert die Beweglichkeit, die Balance, die Konzentration. Wir werden mental und körperlich stärker, aber auch ruhiger, ausgeglichener, gelassener. Yoga formt den Körper. Wir entwickeln eine „intelligente Muskulatur“, wie mein Lehrer es nennt, die die Flexibilität nicht einschränkt. Aber verlieren wir mit einer regelmäßigen Yogapraxis auch Gewicht?

Kalorien wegyogeln

Wenn ich bei einem Kalorienrechner die Bewegungsart Yoga eingebe, wird mir ein Kalorienverbrauch genannt, der geringer ist als beim Spazierengehen. Das ist ernüchternd, wenn ich allein um abzunehmen mit Yoga angefangen habe. Aber was sagt das überhaupt aus? Was hat sich der Entwickler dieses Kalorienrechners unter Yoga vorgestellt? Hatte er eine bestimmte Richtung im Kopf?

Die Asana-Praxis kann durchaus schweißtreibend sein. Besonders, wenn im Flow geübt wird. Eine Runde Sonnengruß beispielsweise soll 13,91 Kalorien verbrennen. Ich habe am Weltyogatag 2017 mit meinen fortgeschrittenen Yogis 108 Sonnengrüße hingelegt. Wir haben dabei also in einer guten Stunde jeder 1502,28 Kalorien verbrannt. Das entspricht etwa zwei Dönern… Würden wir das täglich oder zumindest mehrmals die Woche wiederholen, würden wir sicher abnehmen.

Auch Drehhaltungen können dabei helfen, Gewicht zu verlieren. Denn beim Drehen werden die Bauchorgane ausgewrungen wie ein nasser Lappen. Sie werden aktiviert, von frischem Blut durchströmt und können Stoffwechselprodukte besser ausscheiden. Aber Yoga ist mehr als das.

Gegen den emotionalen Hunger

Entspannung und Regeneration spielen beim Yoga eine große Rolle. Es gibt eine Reihe von wichtigen Sitzhaltungen, Vorwärtsbeugen, liegenden und auch Umkehrhaltungen, die oft mehrere Minuten eingenommen werden, um Körper und Geist zur Ruhe bringen. Sie haben eine kühlende Wirkung. Sprichwörtlich. Der Kreislauf fährt dabei herunter und man friert schneller. Schweißtreibend ist das jedenfalls nicht.

Und doch können gerade auch die ruhigeren Übungen den Wunsch nach weniger Gewicht unterstützen. Denn sie machen uns resistenter gegen Stress. Und Stress ist oft verantwortlich für Heißhungerattacken und unkontrollierte, hemmungslose Fressorgien – auch wenn wir längst satt sind. „Den emotionalen Hunger stillen“ nennt man Essen wegen Stress, Liebeskummer, schlechter Laune oder Langeweile. Hinterher kommt das schlechte Gewissen… Mit mehr Gelassenheit und einer positiven Grundstimmung können wir dem entgegen wirken. Und dabei hilft Yoga.

Die Disziplin der Yogis

Außerdem kann uns Yoga disziplinieren: Wer sich weiterentwickeln möchte, muss üben. Und um intensiv Yoga praktizieren zu können, muss ich meinen Alltag so organisieren, dass ich dafür Zeit finde. Viele Yogis stehen deshalb extra früher auf. Und nicht nur das. Wenn ich morgens nicht kann und deshalb tagsüber oder abends eine Asana-Sequenz üben möchte, sollte ich zwei Stunden vorher nichts essen. Wer schon mal mit vollem Magen in Rückbeugen aus der Bauchlage gegangen ist oder in Drehhaltungen, weiß, was ich meine. Schon allein deshalb isst ein Yogi vielleicht bewusster, anders oder weniger.

Vielleicht aber auch, weil es laut Yogaphilosophie ein Schritt auf dem Achtstufigen Yogapfad zur Erfüllung ist: Der Pfad beginnt mit „Yama“. Diese erste Stufe beinhaltet fünf Grundregeln des Yoga. Darunter „Ahimsa“, was so viel heißt wie „keine Gewalt“. Nicht gegen andere Menschen, nicht gegen mich selbst, nicht gegen Tiere. Dieses Verbot ist auch der Grund, weshalb viele Yogis Vegetarier oder sogar Veganer sind. – Von wegen Döner. Gemüse ist jedenfalls nicht so gehaltvoll… Ich selbst bin übrigens kein Vegetarier. Aber ich esse inzwischen selten Fleisch, zeitweise gar nicht. Auch, weil ich gemerkt habe, dass ich beweglicher bin und tiefer in die Haltungen komme, wenn ich auf Fleisch verzichte.

Yoga verändert uns

Die intensive Beschäftigung mit Yoga führt oft automatisch zu einem gesünderen Lebenswandel. Yoga verhilft mir zu einem besseren Körpergefühl. Ich lerne, besser auf meinen Körper zu hören und auf ihn zu achten. Ich bewege mich mehr, habe das Bedürfnis, mehr an die frische Luft zu gehen, vielleicht auch zusätzlich Ausdauersport zu betreiben. Der eine hört vielleicht mit dem Rauchen auf, weil er durch die Atemtechniken beim Pranayama einen Draht zu seinen Lungen gefunden hat. Der andere feiert abends weniger, um morgens mit klarem Kopf meditieren zu können. Viele weitere stellen ihre Ernährung um.

Fazit: Nein, ich nehme nicht ab, nur weil ich ab und zu ein paar Asanas übe. Aber eine regelmäßige Yogapraxis verändert mich. Sie führt zu mehr Achtsamkeit, Disziplin und einer gesünderen Lebensweise und trägt deshalb trotzdem oft dazu bei, dass ein paar Kilos purzeln. Oder dass man sein Gewicht hält. Oder dass man sich und sein Gewicht endlich akzeptiert und es einfach etwas gelassener nimmt, statt sich mit Diäten zu stressen.

VORSÄTZE

7 Rituale am Morgen

Der Januar ist rum und ich bin immer noch gewillt, bis Jahresende folgende Vorsätze etabliert zu haben:

  1. Kein Kaffee, kein Alkohol
  2. Keine Süßigkeiten, kein Kuchen
  3. Kein Essen nach 20 Uhr
  4. Mindestens 7 Stunden Schlaf pro Nacht
  5. Ausdauersport: 1 mal pro Woche
  6. Yoga: täglich 1 Stunde bzw. 7 Stunden pro Woche
  7. Meditieren: 10 Minuten täglich
  8. In 2018 alle Schränke ausmisten und Inventur machen
  9. Jeden Monat ein Ordnungssystem ausprobieren und analysieren
  10. Jede Woche eine unerledigte Aufgabe terminieren und hinter mich bringen

 

Mir ist klar, dass es ganz schön viel auf einmal ist. Ich bin daher auch oft genug daran gescheitert. Diesmal gehe ich es schrittweise an.

Der richtige Start in den Tag erleichtert es mir, diszipliniert zu bleiben. Deshalb habe ich zuallererst meine Morgenroutinen ausgebaut. Nun bin ich dabei, diese neuen Gewohnheiten und ihre Abfolge in Fleisch und Blut übergehen zu lassen. Und so sieht mein Morgen jetzt aus:

1. Meditation

Ich falle quasi aus dem Bett direkt auf mein Sitzkissen. Stelle den Timer auf 10 Minuten und konzentriere mich auf meine Atmung. Das ist ein angenehmer Übergang von der Nachtruhe zum Tagesrummel, denn er ist sanft. Ich sitze sehr aufrecht. Wenn ich zusammensinke, schlafe ich im Sitzen wieder ein. Am Anfang ist der Körper noch ganz unruhig. Mal zwickt das Knie, dann juckt es am Arm, ich muss husten und die Gedanken springen umher. Aber nach einer Weile hört das auf und der Körper wird schließlich ganz still. Das ist schön. Auch der Geist wird ruhiger. Die Gedanken schweifen zwar immer noch regelmäßig ab, aber ich kann sie auch länger konzentriert halten. Es ist noch dunkel und die Aufgaben des Tages sind noch weit weg. Wenn ich nicht direkt nach dem Aufstehen meditiere, mache ich es den ganzen Tag nicht mehr.

2. Sonnengruß

Bewegung ist der beste Muntermacher. Funktioniert besser als Kaffee. Direkt nach der Meditation mache ich deshalb 10 Sonnengrüße. Die treiben die Steifheit der Nacht aus den Gliedern und der Körper fühlt sich gleich geschmeidiger und auch stärker an.

3. Garshana-Lymphmassage

Bei dieser ayurvedischen Selbstmassage ziehe ich mir einen rohseidenen Handschuh über und kreise und streiche mit festem Druck in folgender Reihenfolge über den Körper:

  • Handgelenke und Ellbogenspitzen, dann von den Fingern zu den Oberarmen
  • Bauch und Po
  • Knie, dann von dort die Oberschenkel entlang nach oben
  • Fußgelenke und Füße, dann von dort die Waden entlang nach oben

 

Für die Massage sollte die Haut trocken sein. Sie wird durch die rohe Seide von abgestorbenen Hautzellen befreit. Wie bei einem Peeling. Außerdem wird das Lymphsystem angeregt. Der Körper kann besser entgiften. Danach schmiere ich mich mit Kokolöl ein und gehe duschen. Ein Ayurveda-Tipp, damit beim Duschen die Haut nicht so austrocknet.

4. Ölziehen und Zungenreinigung

Schon bei der Trockenmassage und beim Duschen habe ich einen Teelöffel Kokosöl im Mund und ziehe das Öl währenddessen die ganze Zeit durch die Zähne. Diese uralte ayurvedische Reinigungspraktik entzieht der Mundhöhle auf sanfte Weise Giftstoffe. Deshalb wird das Öl anschließend ausgespuckt. Es darf nicht geschluckt werden. Anschließend putze ich mir die Zähne und zieh mir einen Zungenschaber mehrmals über die Zunge.

Die Reihenfolge ist umstritten: erst Zunge schaben, dann Ölziehen, dann Zähne putzen oder erst Ölziehen, dann Zunge schaben, dann Zähne putzen – oder wie ich: erst Ölziehen, dann Zähne putzen, dann Zunge schaben. Ich finde sie so am besten und fühle mich danach sauber.

5. Nasenspülung

Ich habe ein hübsches, kleines Nasenspülkännchen, das ich mit lauwarmem Wasser und jodfreiem Salz fülle. Es gibt auch spezielles Salz dafür zu kaufen. Und Messlöffel. Die Dosierung ist wichtig, denn zu viel Salz im Wasser ist unangenehm. Ich gieße das Wasser zu einem Nasenloch rein und lasse es auf der anderen Seite wieder rauslaufen. Seitenwechsel. Sollte die Nase mal verstopft sein, warte ich, bis ich wieder frei atmen kann. Das Salz arbeitet sich zwar seinen Weg durch die Verstopfung, aber das dauert und dafür bin ich zu ungeduldig. Seit ich regelmäßig die Nase spüle (das begann lange vor meinen aktuellen Vorsätzen), hab ich jedenfalls keine Heuschnupfen-Probleme mehr. Und ich bin fast nie erkältet. Die ersten Male kosten vielleicht Überwindung, doch ich möchte es nicht mehr missen. Dauert mit ein bisschen Routine nicht länger als Zähneputzen.

6. Stoffwechsel-Powertee

Ich habe mir im Januar langsam den Kaffee abgewöhnt. Dazu wollte ich zunächst mal unsere Reste aufbrauchen, denn mein Freund trinkt auch keinen Kaffee mehr. Um es noch ein bisschen hinauszuzögern, wurde der Kaffee dabei immer dünner und schließlich so eine durchsichtige Plörre, dass ich am Ende gut und gerne ganz darauf verzichten konnte. Diese Übergangszeit hat mich wahrscheinlich vor Kopfweh bewahrt.

Es gibt einige gute Alternativen: heißes Zitronenwasser, Ingwerwasser, … Ich halte mich an den Ratschlag aus dem Buch „Wie neugeboren durch modernes Ayurveda“ und mixe mir morgens einen Stoffwechsel-Powertee (1/2 Teelöffel Kreuzkümmelsamen, 1/2 Teelöffel Koriandersamen, 1/2 Teelöffel Fenchelsamen). Dadurch wird die Verdauung und der Stoffwechsel angeregt. Ich habe auch weniger Heißhungerattacken.

7. Fußsohlen einreiben

Eine Ayurveda-Ärztin hat mir bei einer Pulsdiagnose geraten, mir jeden Morgen die Fußsohlen mit Sesamöl einzureiben. Um gut geerdet zu bleiben, wenn es stressig wird. Außerdem dringt Sesamöl tief ein, wirkt reinigend und wärmt die Füße. 36x soll ich mit ein paar Tropfen Öl kräftig über jede Fußsohle reiben. Mach ich das also auch noch. Geht ja fix und macht weiche Haut.

 

Klingt viel, dauert aber alles in allem höchstens eine halbe Stunde länger als das übliche Morgenprogramm. Es wirkt sich positiv auf meinen gesamten Tag aus. Deshalb ziehe ich das Programm auch durch, wenn die Nacht davor kurz war. Mir geht es einfach besser damit.

Habt Ihr auch Eure Routinen für einen guten Morgen? Lasst es mich wissen. Vielleicht geht es ja noch viel besser…

 

UNSERE LEHRER

Janinas Yoga-Welt

Samstag, 20. Januar, 14:30 Uhr, auf der YogaWorld München. Fast 150 Leute haben im Ganesha-Yogaspace eine Matte gefunden, um in der offenen Klasse von Sandra Amtmann Prana Vinyasa Flow Yoga zu üben. Mehr passen nicht rein. Wer nicht früh genug da war, dem bleibt nur noch der Blick durch die Scheibe. Drinnen ist eine große, bunte Mischung von mehr oder weniger geübten Yogis, die alle heil durch eine fließende Yogastunde gebracht werden wollen. Deshalb ist Sandra nicht allein. Sie hat sich Unterstützung mitgebracht: Jeannette und – unsere Janina! 45 Minuten lang haben die beiden alle Hände voll zu tun, um den Übenden die richtigen Impulse zu geben und sie sanft in eine bessere Ausrichtung zu bringen, während Sandra souverän durch die Sequenz führt. Und das alles in einem Flow. Ich springe auch zwischen den Massen herum, um Fotos zu machen. Und ich hoffe, dass mir niemand gegen den Kopf tritt, wenn sie im Herabschauenden Hund plötzlich alle ein Bein nach oben schnellen lassen.

Fast 150 Teilnehmer kamen zum Prana Vinyasa Yoga Flow auf der YogaWorld

Ein Schlaraffenland für Yogis

Die YogaWorld wird seit zehn Jahren veranstaltet, inzwischen neben München auch in Stuttgart und Düsseldorf. Es ist Europas größte Yoga-Messe, eine Mitmachmesse. Hier kann man die bekannten Namen der deutschen Yogalehrer-Szene, die man sonst meist nur aus den Zeitschriften oder Videos kennt, live erleben. Patrick Broome, der den Yoga in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gebracht hat, unterrichtet auf der Messe „Yoga für alle“. Es gibt offene Klassen und Special Workshops mit Barbra Noh, Ronald Steiner, Christine May, Helga Baumgartner, Gabriela Bozic, Sigrun Ramsperger, Mike Erler und natürlich Sandra Amtmann. Ashtanga Yoga, Yin Yoga, Iyengar Yoga, Kundalini Yoga, Yoga nur für Frauen, Yoga nur für Männer, Kinderyoga, Faszienyoga,… Daneben Vorträge über Ayurveda, Meditation, Achtsamkeit. Die Hersteller von Yogabekleidung und-schmuck stellen aus und bieten Messe-Rabatte an. Es gibt leckeres und gesundes Essen, viel zum Kosten und Probieren. Ein Traum. Und wir mittendrin. Wann immer es mir möglich ist, besuche ich die YogaWorld in München oder Stuttgart. Nicht zuletzt, um mir die Hersteller für Yogakleidung anzusehen wegen meiner Boutique im YogaKraftwerk. Es ist ein schöner Event. Dieses Jahr ganz besonders, weil Janina dort assistiert. Das ist toll.

Janina in Action

Was ist Prana Vinyasa?

Janina hat sich letztes Jahr entschlossen, noch ein Advanced Teacher Training zum Prana Vinyasa Yogalehrer zu absolvieren. Sandra Amtmann ist ihre Ausbilderin. Prana Vinyasa wurde von Shiva Rea entwickelt und verbindet die Lehren von Krishnamacharya mit Ayurveda, Tantra und Bhakti Yoga. „Es ist eine tief gehende Praxis“, meint Janina. „Ich habe durch Prana Vinyasa ein neues Verständnis für die Haltungen bekommen. Die Ausrichtung ist weniger anatomisch, sondern wird anhand der Energien vermittelt. Und durch den intelligenten Aufbau der Sequenzen komme ich heute in Asanas, die ich vorher nicht für möglich gehalten hätte.“ Dabei spielt die Reflexion der eigenen Praxis eine große Rolle: Wie wirkt eine Sequenz, wenn ich so oder so drauf bin? Wie fühle ich mich zu bestimmten Zeiten? Wie balanciere ich meine Elemente aus?

Denn Prana Vinyasa richtet sich nach den Mondphasen, den Jahreszeiten, den Wochentagen, den Tageszeiten. Der Yogi gleicht durch seine Übungspraxis Defizite und Störungen seiner Elemente (Wasser, Luft, Feuer, Erde, Raum) aus. Sie wird also an das aktuelle Befinden angepasst. Das heißt, wenn mein Feuerelement sehr dominant ist, wenn ich sehr unter Strom stehe oder mich ausgebrannt fühle oder wenn es im Sommer sehr heiß ist, sollte ich nicht auch noch in eine Solar-Feuerpraxis mit vielen Armbalancen gehen. Prana Vinyasa unterscheidet zwischen erhitzenden Sequenzen (Solar) und eher bodennahen Sequenzen ohne Core-Training (Lunar).

Yoga bis zur Ekstase

Es ist eine Praxis für alle Sinne. Lehrer und Teilnehmer sind meist in einer runden Mandala-Mattenformation ausgerichtet, so ist der Lehrer mitten drin im Geschehen. „Es ist weniger anonym, als wenn ich vor den Schülern unterrichten würde“, erzählt Janina. „Ich höre den Atem der anderen und sie hören meinen. Wir sind eins.“ Das Thema einer Stunde wirkt sich auf die Gestaltung aus. Die Musik passt zu dem entsprechenden Element oder der Gottheit, oft auch die Dekoration oder sogar die Farbe der Kleidung aller Teilnehmer. Wenn es um das Element Wasser geht, tragen also vielleicht alle blau. Auch dadurch bekommt eine gemeinsame und gut angeleitete Prana Vinyasa-Praxis eine Intensität, die sehr ekstatisch wirken kann. Janina: „Ich habe während der Ausbildung bei Sandra Stunden erlebt, nach denen ich am liebsten rausgerannt wäre und geschrieen hätte vor Glück.“ Es ist auch eine mentale und emotionale Entwicklung. Ängste und Blockaden können in so einer ekstatischen Stunde überwunden werden.

„Sandra Amtmann ist eine der wenigen Prana Vinyasa-Ausbilderinnen im deutschsprachigen Raum, die all die Kreativität und Liebe dieser besonderen Yogarichtung auf eine sehr strukturierte Weise zu vermitteln verstehen“, meint Janina. Sandra gehört außerdem das Label Om Shiva Shakti. Mitte Februar fliegt Janina mit Sandra für gut zwei Wochen nach Indien, um dort ihre Yogapraxis weiter zu vertiefen. Im Mai besucht sie eine Fortbildung in Holland. Mit Shiva Rea herself. Und bald gibt es auch die ersten Prana Vinyasa-Kurse mit Janina im YogaKraftwerk!

Sandra Amtmann
Letzte Absprachen vor dem Kurs

Janinas Home Practice

Für die eigene Praxis nimmt sich Janina täglich die Zeit, auch wenn diese durch ihren Job, ihren Yogaunterricht, ihre Fortbildungen und inzwischen auch ihre Arbeit als Ausbilderin für Kinderyogalehrer knapp bemessen ist. Janina übt jeden Morgen von 5.30 bis 6 Uhr Yoga. Freund Freddy und Hündin Shiva schlafen da noch.

Auf der YogaWorld waren wir beide auch wieder Schüler und haben begeistert möglichst viele Yogaklassen mitgemacht. Ich kann einen Besuch auf der Yogamesse nur empfehlen, wenn man sich ein bisschen für Yoga und Ayurveda interessiert. Es macht einfach Spaß. Die nächste YogaWorld ist vom 6. bis 8. April wieder in Stuttgart. Vielleicht sehen wir uns ja da?