UNSERE SCHÜLER

Tinas Challenge: Uttanasana (2. Teil)

Seit einem halben Jahr arbeitet Tina an ihrer Beweglichkeit. Insbesondere in Uttanasana, der Vorbeuge im Stehen. Einmal im Monat treffen wir uns extra für die Challenge im YogaKraftwerk für eine Bestandsaufnahme der Fortschritte und Probleme, für Tipps und Tricks. Jedes Quartal gibt es davon eine Zusammenfassung hier im Blog.

Im Januar kam Tina in der Vorbeuge noch nicht mit den Fingern zum Boden. Das ist zwar kein Problem, macht aber die Asana-Praxis manchmal etwas mühsam. Viele glauben deshalb, sie seien zu steif für Yoga. Das ist Quatsch, denn die Übungen tragen ja dazu bei, flexibler zu werden. Man muss dem Körper aber auch die Zeit geben sich zu entwickeln, Verspannungen zu lösen, geschmeidiger zu werden. Wer Jahre oder sogar Jahrzehnte seine Beweglichkeit vernachlässigt hat, stattdessen im Laufe der Zeit diverse private, berufliche, vielleicht auch gesundheitliche Probleme überstehen musste, kann nicht erwarten, dass ein paar Yogastunden alles wieder richten. Das geht gar nicht. Tina weiß das. Trotzdem ist ihr größter Gegner ihre Ungeduld. Dabei hat sich schon einiges getan: Inzwischen bekommt sie nicht nur ihre Fingerspitzen zum Boden, sondern fast schon die ganze Hand. Doch der Reihe nach…

Der April

Nach den kleinen Erfolgserlebnissen im ersten Quartal, die das Üben deutlich leichter gemacht haben, begann das zweite Quartal mit Frust. Und ich bin Schuld. Ich hatte eine Woche lang in den Iyengar Yogastunden Drehhaltungen in den Fokus gerückt. Drehhaltungen sind wichtig: Sie mobilisieren die Wirbelsäule und gleichen sie aus, halten die Bandscheiben „saftig“ und massieren und aktivieren die Bauchorgane. Drehungen helfen auch, körperliche und emotionale Anspannungen zu lösen und so zur Ruhe zu kommen. Aber sie sind anstrengend. „Macht Euch darauf gefasst, in viele mürrische Gesichter zu blicken, wenn Ihr Drehhaltungen unterrichtet“, hat Sigrun Ramsperger, eine meiner klugen Ausbilderinnen, mal gesagt. Ich werde jedes Mal daran erinnert, wenn ich sie zum Schwerpunkt mache. Die Drehhaltungen haben Tina jedenfalls etwas runtergezogen, denn sie haben ihr ihre Limits aufgezeigt. Drehungen brauchen mobile Schultern und das ist bei Tina aufgrund ihrer Verspannungen eingeschränkt.

Aber sie übt weiter. Mal nach Video, mal im Studio, täglich wenigstens die Vorbeuge und den Herabschauenden Hund. Am Wochenende oft eine ganze Stunde zu Hause. „Manchmal übe ich auch vor dem Fernseher“, gibt sie etwas verschämt zu. Was solls? Das ist dann vielleicht kein Yoga, sondern eher Gymnastik, wenn der Kopf nicht bei der Sache ist, aber es verbessert trotzdem die Beweglichkeit.

Der Sonnengruß gehört inzwischen zu Tinas Standard-Programm, denn er macht ihren Körper weicher und zugänglicher für die anderen Haltungen. Ich gebe ihr ein paar weitere kurze, dynamische Aufwärmsequenzen mit auf den Weg – und eine Vorlage für ein Yoga-Tagebuch, wie ich es selbst während meiner Ausbildung führen musste und das mir damals sehr geholfen hat, meine Praxis zu beobachten und einzuschätzen.

Der Mai

Tina hat immer noch das Gefühl, dass ihre Fortschritte stagnieren. Und damit auch die Motivation. Ihre kleine Tochter Leni wird inzwischen auch agiler und braucht mehr Aufmerksamkeit. Dadurch hat Tina weniger Gelegenheit zum Üben. Das Tagebuch lässt sie liegen. Wahrscheinlich möchte sie es nicht auch noch schriftlich vorgehalten kriegen, wenn sie nachlässt. Am Wochenende geht Tinas Mann Nico mit Leni raus zum Spielen und Spazieren, damit Tina am Ball bleiben kann. Dann übt sie nach Video und ihre Challenge-Grundhaltungen (Vorbeuge, Hund, Vorbeuge in der Grätsche, Vorbeuge im Sitzen,…). Vorm Schlafengehen dehnt sie noch ein bisschen.

Alles normal. Alles gut. Ich habe auch nicht immer Zeit für meine eigene Praxis. Manchmal haben einfach andere Dinge Prioriät. Und manchmal hab ich einfach keinen Bock auf Yoga. Dann brauch ich einen neuen Anlauf. Plane es besser in meinen Tagesablauf ein, suche mir neue Zeitfenster, lass mich von anderen Lehrern inspirieren und lege fest, welche Sequenzen ich in den nächsten 7 Tagen üben werde. Das hilft eigentlich immer. Dann hab ich wieder Lust und finde schließlich auch die Zeit dafür.

Tina, die inzwischen mit den Fingern ihre Zehen erreicht, hat immerhin festgestellt, dass es ihr hilft, sich daran in die Länge und schließlich tiefer in die Vorwärtsbeuge zu ziehen. Wir ergänzen ihre Grundhaltungen also um diverse Variationen: in der Vorbeuge die Hände unter die Füße schieben oder die Fersen greifen, verschiedene Armhaltungen in der gegrätschten Vorbeuge, verschiedene Beinhaltungen in der sitzenden Vorbeuge,…

Der Juni

„Ich habe gute Nachrichten“, begrüßt mich Tina bei unserem Termin. „Mein Rücken ist deutlich besser. Die Beweglichkeit in der Brustwirbelsäule, die Mobilität der Schultern – alles besser.“ Das regelmäßige Strecken in den Vorwärtsbeugen, das Langziehen des Rückens, kombiniert mit Drehhaltungen und der Kräftigung durch armgestützte Haltungen tun ihr offenbar gut. Den Sonnengruß macht sie richtig gern und ausgerechnet Chaturanga, das Brett, das jede Frau hasst, ist inzwischen ihre Lieblingshaltung!

Tina freut sich auch darüber, dass sie aufgrund der besseren Beweglichkeit für ihre Praxis zu Hause gar keine Hilfsmittel mehr braucht. „Ich habe nur noch meine Matte da liegen, sonst nichts.“ Keinen Gurt, der die Arme verlängert, um an die Füße zu kommen. Keine Klötze unter den Händen, weil der Boden zu weit weg ist. Nichts. Tina strahlt. „Das ist einfach ein schöneres Üben.“

Tina hat dieses Mal fleißig ihr Yoga-Tagebuch geführt. An 19 von 30 Tagen im Juni hat sie mindestens 20 Minuten Yoga geübt, oft deutlich mehr. Meist ging es ihr nach der Praxis besser als vorher. Einmal ist sie bei der Stehenden Vorwärtsbeuge in der Grätsche auf den Kopf gefallen. Seither ist sie dabei etwas vorsichtiger…

Die Beweglichkeit hängt natürlich immer noch von der Tagesform und vorallem der Tageszeit ab. Und davon wiederum die jeweilige Motivation. Es geht ihr auch immer noch zu langsam voran. „Ich bin ein bisschen bequem, muss ich zugeben: Ich übe meistens nur das, was gut geht…“ Sagt die Frau, die gern Chaturanga übt…

Sie sagt aber auch, dass es ihr noch an der richtigen Einstellung zum Yoga fehlt. Dass sie Yoga noch viel zu sehr als Sportprogramm und Training sieht. Da fühle ich mich wieder gefordert. Die Asana-Praxis ist ein wichtiger, aber eben nur ein Teil des Yogaweges. Das möchte ich auch vermitteln.

Eure Nici

ASANA-PRAXIS

Sequenz zum Weltyogatag 2018

Am 21. Juni war Weltyogatag. Geeta Iyengar, die Tochter von BKS Iyengar, hat für diesen Anlass eine Sequenz vorgeschlagen, die ich hiermit als Anregung für die eigene Praxis wiedergeben möchte. Ich habe sie am Weltyogatag mit meinen Schülern nicht geübt, weil sie mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war. Aber das holen wir nächste Woche nach.

  • Einstimmung im Sitzen
  • Tadasana / aufrecht stehen wie ein Berg
    • Namaskarasana / Hände in Gebetshaltung vor die Brust
    • Urdhva Hastasana / Arme nach oben strecken
  • Uttanasana / Vorbeuge
  • Adho Mukha Svanasana / Herabschauender Hund
  • Urdhva Mukha Svanasana / Heraufschauender Hund
  • Uttanasana / Vorbeuge
  • Tadasana / Berghaltung
  • Trikonasana / Dreieck
  • Parsvakonasana / Seitlicher Winkel
  • Virabhadrasana I / Krieger I
  • Parivrtta Trikonasana / Gedrehtes Dreieck
  • Parsvottanasana / Vorbeuge über vorderes gestrecktes Bein
  • Prasarita Padottanasana / Gegrätschte Vorbeuge
  • Dandasana / aufrecht sitzen wie ein Stock
  • Janu Sirsasana / Vorbeuge im Sitzen über gestrecktes Bein, anderes Bein abgewinkelt
  • Adho Mukha Upavistha Konasana / Vorbeuge in der sitzenden Grätsche
  • Virasana mit Parvatasana-Armen / im Heldensitz Finger verschränken + Handflächen nach oben strecken
  • Swastikasana mit Parvatasana-Armen / im Schneidersitz Finger verschränken + Handflächen nach oben
  • Parsva Dandasana / aufrecht sitzen + Oberkörper zur Seite drehen
  • Bharadvajasana I / Drehhaltung im Sitzen mit gebeugten Beinen: Füße liegen auf einer Seite neben Po, Drehung zur anderen Seite
  • Marichyasana III / Drehhaltung im Sitzen: 1 Bein gestreckt, anderer Fuß aufgestellt, Drehung Richtung gebeugtes Bein
  • Urdhva Mukha Svanasana / Heraufschauender Hund
  • Dhanurasana / Bogen: Rückbeuge aus der Bauchlage, Fußgelenke greifen
  • Ustrasana / Kamel: im Kniestand Hände zu den Fersen
  • Adho Mukha Svanasana / Herabschauender Hund
  • Sirsasana / Kopfstand
  • Sarvangasana / Schulterstand
  • Halasana / Pflug
  • Chatuspadasana / Schulterbrücke, Fußgelenke greifen
  • Setu Bandha Sarvangasana / Schulterbrücke, Rücken oder Kreuzbein stützen, Beine gestreckt
  • Savasana / Endentspannung

 

Eure Nici

WAS YOGA KANN

Die Relevanz der Körperhaltung

Stell Dich hin. Schließ die Füße. Hebe und spreize die Zehen und leg sie lang wieder ab. Verteile das Gewicht ganz gleichmäßig auf Deinen Füßen. Sauge Deine Kniescheiben ans Gelenk. Bring die Oberschenkel zurück. Länge das Steißbein nach unten. Zieh die Schultern nach hinten unten. Strecke die Arme bis in die Fingerspitzen.

Das ist Tadasana. Die Berghaltung. Eine der wichtigsten Haltungen überhaupt: Fest und aufrecht stehen wie ein Berg. Es ist eine Ausgangsstellung, um gut ausgerichtet in alle Stehpositionen zu kommen. Und es ist die Körperhaltung, die uns geistig und körperlich gesund hält. Besonders in Zeiten, in denen uns das Smartphone ständig in einen Rundrücken mit vorgeschobenem Kopf zieht.

Die schlechte Nachricht ist: Eine schlechte Körperhaltung wird mit zunehmendem Alter schlimmer, weil sich Knochen und Muskeln im Laufe der Jahre der Haltung anpassen. Die gute Nachricht ist: Das liegt in unseren Händen. Wir können meistens Einfluss darauf nehmen, es gar nicht erst soweit kommen lassen oder die negative Entwicklung zumindest aufhalten.

Die Muskeln

Wir unterscheiden zwischen tonischer und phasischer Muskulatur mit unterschiedlichen Funktionen. Lasst uns mal ausprobieren, wie uns die Muskeln in eine schlechte Haltung ziehen können, indem wir diese – kurz – Schritt für Schritt einnehmen:

Zunächst die tonischen Muskeln. Sie halten uns aufrecht. Sie sind kräftig, neigen aber zur Verkürzung:

  • Eine verkürzte Nacken- und Schultermuskulatur zieht die Schultern nach oben und führt zu Nackenverspannungen und Kopfschmerzen.
  • Verkürzte Brustmuskeln ziehen die Schultern zudem nach vorn und runden den Rücken.
  • Verkürzte Rückenstrecker im Lendenwirbelbereich und ein verkürzter Iliopsoas (Lenden-Darmbeinmuskel) kippen das Becken vor in ein sogenanntes Hohlkreuz.

Die phasischen Muskeln sind unsere Bewegungsmuskeln. Sie neigen dazu schwächer zu werden, wenn wir sie vernachlässigen:

  • Der große Gesäßmuskel ermöglicht unter anderem die Streckung im Hüftgelenk und damit den aufrechten Gang. Er trägt außerdem wesentlich dazu bei, dass wir aus dem Sitzen aufstehen können. Bei Tieren, die sich auf vier Beinen durchs Leben bewegen, ist der große Gesäßmuskel nicht so wichtig und auch nicht so ausgeprägt. Aber wir Zweibeiner brauchen ihn schon. Probiert mal aufzustehen, ohne den Po anzuspannen. Was also, wenn die Gesäßmuskeln nicht mehr richtig arbeiten?
  • Die Rückenmuskulatur im Brustwirbelbereich: Wenn sie abschwächt, bekommen wir einen Rundrücken. Insbesondere in Kombination mit verkürzten Brustmuskeln.
  • Auch die Bauchmuskulatur neigt dazu abzuschwächen. Zusammen mit dem eingefallenen Brustkorb kann so die Spannung in der Bauchdecke nicht mehr gehalten werden – der Bauch hängt.

Um dem entgegenzuwirken, sollten wir also die tonischen Muskeln regelmäßig dehnen und die phasischen Muskeln kräftigen.

Die Knochen

Knochen verstärken sich, wenn sie arg beansprucht werden. Eine Schutzfunktion, damit sie nicht kaputt gehen. Aber bei einem Rundrücken hat das eine verheerende Wirkung auf die Wirbelsäule.

Unser Kopf wiegt zwischen vier und sechs Kilo. Wenn wir aufrecht stehen, müssen unsere Wirbelsäule und die Halsmuskeln den Kopf eigentlich nur balancieren. Probiert es wieder aus: Wird der Kopf vorgeschoben, müssen die Halsmuskeln das ganze Gewicht tragen. Die vorderen Halsmuskeln (phasisch) werden mit der Zeit schwach und überdehnt. Die hinteren Halsmuskeln (tonisch) verspannen sich und verkürzen. Das führt zu einer Fehlbelastung der Halswirbelsäule. Um das auszugleichen und den Kopf auf Dauer überhaupt halten zu können, werden die Brustwirbel immer dicker. Der Rundrücken wird so noch runder… Ein Teufelskreis.

Die Psyche

Kummer, Angst und Leistungsdruck verstärken das Problem. Denn bei Stress oder einer Bedrohung ziehen wir automatisch die Schultern hoch und den Kopf in den Nacken und verkrampfen den Rücken. Eine Schutzfunktion, um unseren sensiblen Hals und die Organe im Bauch- und Brustbereich vor feindlichen Angriffen zu bewahren. Dabei ziehen sich die Brust- und Nackenmuskeln tonisch zusammen. Verspannungen und Rückenschmerzen sind vorprogrammiert.

Die größten Risikofaktoren bei der Entstehung von Rückenschmerzen sind Überbelastung und mangelnde Anerkennung am Arbeitsplatz. Stress und ein damit verbundener ungesunder Lebensstil sollen bei bis zu 80 Prozent aller Krankheiten ursächlich oder zumindest beteiligt sein.

Die Psyche wirkt sich also auf die Körperhaltung aus – und umgekehrt. Denn ein eingesunkener Brustkorb zieht uns nachweislich auch mental runter. Wenn wir müde werden oder gestresst sind, verfallen wir in eine Schonhaltung. Die macht uns nur noch müder, motivationslos, dumpf, vielleicht sogar depressiv. Aber das funkioniert zum Glück auch andersherum: Wenn wir uns in solchen Situationen aufrappeln und aufrichten, die Schultern nach hinten unten ziehen und den Brustkorb heben, hellt sich auch unsere Stimmung auf. Wir tanken neue Energie und bekommen wieder einen klaren Kopf. Je aufrechter wir von Haus aus sind, desto leichter wird uns das fallen.

Die Atmung

Ein eingesunkener Brustkorb bewirkt eine flache Atmung. Wirklich tief atmen wir normalerweise nur während einer physischen Anstrengung, weil die Muskeln dann Sauerstoff brauchen. Bei geistiger Arbeit im Sitzen wird von den Muskeln nicht so viel Sauerstoff gebraucht und der Atem fließt flacher. Aber dadurch ermüdet auch das Gehirn.

Mit der richtigen Körperhaltung können wir auch wieder besser atmen. Eine bewusste, tiefe Atmung beruhigt das Nervensystem, wir fühlen uns weniger gestresst und bekommen dann wahrscheinlich auch unsere Aufgabe besser gebacken.

Yoga ist die Antwort

Durch eine regelmäßige Asanapraxis können wir verkürzte (tonische) Muskeln dehnen und phasiche Muskeln auf eine intelligente Weise stärken, ohne dabei die Flexibilität wieder zu verlieren:

  • Stehhaltungen richten uns auf und kräftigen den ganzen Körper
  • Vorwärtsbeugen dehnen die Beinrückseiten und die Strecker im unteren Rücken
  • Rückbeugen dehnen die vordere und kräftigen die rückwärtige Brustmuskulatur und öffnen den Brustkorb,…

Yoga setzt zudem körpereigene Substanzen im Gehirn frei, die stimmungsaufhellend wirken. Der Spiegel von Stresshormonen wie Cortisol im Blut wird nachweislich gesenkt. Pranayama schafft auch im Alltag eine bewusstere Atmung. Meditation beruhigt und erhöht die Konzentration. Außerdem diszipliniert Yoga und zieht oft einen gesünderen Lebensstil nach sich.

Es muss nicht jeder Yoga üben. Aber schränkt Euch nicht selbst in Eurer Freiheit ein. Richtet Euch auf und bleibt gesund.

Eure Nici

UNSERE LEHRER

Zu Gast: Dhanya Daniela Meggers

Dhanya saß an einem Mittwochmorgen vor sieben Jahren beim Frauenarzt im Wartezimmer und blätterte in einer der Illustrierten, die dort herumlagen. Dabei stieß sie auf ein kleines Bild, auf dem vier oder fünf Frauen über Kopf in bunten Tüchern hingen. Sie war sofort angefixt. „Ich liebe Umkehrhaltungen! Kopfstand, Handstand, Unterarmstand – mach ich alles gern. Und ich wollte schon immer mal kopfüber hängen.“ Hängen kann man sonst nur in den Seilen beim Iyengar Yoga, aber dieser Yogastil war Dhanya zu streng. Die Tücher dagegen wirkten spielerisch. Das Foto vermittelte Leichtigkeit und Schwerelosigkeit. Genau, was sie wollte. Weil sie in dem Moment zum Arzt gerufen wurde, riss sie heimlich das Bild aus der Zeitschrift, wie sie heute etwas verschämt einräumt.

Dhanya und das Tuch – Liebe auf den ersten Blick

So fing alles an. Inzwischen hat Dhanya ein Ausbildungsinstitut und reist das ganze Jahr durch Deutschland, in die Schweiz und nach Sri Lanka, um selbst Aerial Yogalehrer aus- und fortzubilden. Einmal im Jahr kommt sie dafür auch ins YogaKraftwerk.

Auf nach Amerika

2011 gab es noch keine Aerial Ausbildung in Deutschland, das hat Dhanya gleich nach dem Arztbesuch recherchiert. Aerial Yoga ist in den USA entwickelt worden, und zum damaligen Zeitpunkt konnte man auch nur in Amerika eine entsprechende Ausbildung absolvieren. Dhanya bestürmte deshalb ihren Mann: „Ich muss nach New York!“ Seine Begeisterung war etwas verhaltener und er bestand darauf, dass sie wenigstens eine Stunde im Tuch ausprobiert haben sollte, bevor sie nach Ameria fliegt. Und so fuhr Dhanya am Montag drauf von Hamburg nach Berlin zu einem Fitnessstudio, das Aerial Yoga schon im Programm hatte. Nach den 60 Minuten im Tuch war klar: Es geht nach New York.

Nachdem alles Organisatorische für die Reise geregelt war, bekam sie doch etwas Angst vor der eigenen Courage: „Ich allein in New York mit meinem Schulenglisch….“ Noch dazu ein Aerial-Anfänger zwischen lauter Amerikanerinnen, die regelmäßig durchs Tuch turnen…

Die Ausbildung wurde tatsächlich tränenreich, aber aus anderen Gründen. „Ich war total geflashed, was man mit dem Tuch alles machen kann. Und ich habe auch viel geweint. Vor Rührung, weil es einfach so unglaublich schön war.“

Yoga ist kein Sport

Trotzdem hat ihr etwas gefehlt. Der yogische Gedanke. Die Aerial Ausbildung war reine Körperarbeit. Keine Atemübungen, keine Meditation, keine Mantren. Es war Sport, kein Yoga. Das wollte Dhanya ändern.

Morgenmeditation beim Aerial Yoga Teacher Training auf der Terrasse vom YogaKraftwerk

Das Teacher Training im Tuch ist eine ergänzende Ausbildung. Es setzt eine Yogalehrer-Ausbildung voraus. Als Dhanya in New York den Umgang mit dem Tuch lernte, war sie schon seit fast zehn Jahren Yogalehrerin. Die gelernte Schneiderin hatte 2002 in Südindien eine Sivananda Ausbildung absolviert und bald darauf die ersten Kurse gegeben. „Ich habe zunächst bei einer Freundin im Wohnzimmer unterrichtet. Für 3 Mark pro Teilnehmer! – Die Freundin konnte umsonst mitmachen“, ergänzt sie lachend. Wenig später hat sie sich auf Anraten ihres Mannes einen Raum gemietet und ihre Schülerzahlen wuchsen. Yoga nahm einen immer größeren Platz in ihrem Leben ein. Auch heute unterrichtet sie noch klassisches Sivananda Yoga. Dabei werden fünf Prinzipien vermittelt, um geistig und körperlich gesünder zu werden: Neben den Körperübungen zählen zum Sivananda Yoga die richtige Atmung, die richtige (vegetarische) Ernährung, die richtige Entspannung sowie positives Denken und die Meditation. Diese Prinzipien sind bei Dhanya in Fleisch und Blut übergegangen. Sie lebt Yoga. Auch bei der Arbeit mit dem Tuch.

Wochen des Zweifels

Mit 40 hat sich Dhanya eine sechswöchige Panchakarma-Reinigungskur im Ashram der berühmten Amma in Indien gegönnt.* Dhanya hat die Kur nicht wegen körperlicher Beschwerden in Angriff genommen. „Es ging mir eher um ein geistiges Reinigen. Darum, Altes loszulassen.“ Und weil Dhanya keine halben Sachen macht, hat sie sich vor Ort dafür auch von ihren langen Haaren getrennt und sich eine Glatze scheren lassen. „Das war ein irres Gefühl. Der Kopf wurde ganz heiß.“ Dhanya machte in dieser Zeit echte Entgiftungsprozesse durch und stellte im Zuge dessen ihr ganzes Leben in Frage. „Ich hatte zum ersten Mal nichts zu tun und Langeweile. Viel Zeit zum Nachdenken. Da kommt einiges hoch. Ich fand plötzlich alles Scheiße. Mein Leben war Scheiße. Yoga war Scheiße… Ich war zwischenzeitlich ganz schön deprimiert.“ Aber in der letzten Woche standen Stirngüsse auf dem Plan. Und einer davon war ein ganz besonderes Erlebnis und hat Dhanya mit ihrem Leben völlig ausgesöhnt: Eine Stunde lang tropfte Öl zwischen die Augenbrauen und sie wurde dabei immer entspannter. Dhanya konnte endlich loslassen.

„Nach der Kur holte mich mein Mann dort ab. Ich war inzwischen in einem ganz anderen Film und fand mich total schön mit meiner Glatze. Mein Mann meinte nüchtern, ich sähe aus wie nach einer Chemotherapie… Ich hatte mich verändert. Wir haben eine ganze Woche gebraucht, um wieder zueinander zu finden.“

Dhanya im Wunderland

Aerial Yoga und die Gründung ihres eigenen DANA® Aerial Yoga Ausbildungsinstituts erfüllen Dhanya heute voll und ganz. Sie arbeitet mehr denn je, ist die Hälfte des Jahres auf Reisen, entwickelt neue Fortbildungsseminare, arbeitet an ihrem zweiten Aerial Yoga Buch, schneidert Meditationskissen und Yogakleidung. Ihr Mann Mathias hält ihr den Rücken frei. Die beiden haben einen gemeinsamen Traum, den sie sich nun erfüllen werden. Sie haben ein Grundstück in Bellin, Mecklenburg Vorpommern, gekauft. „Mitten im Niemandsland“, um mehr im Einklang mit der Natur zu leben.

Aerial Yoga im Belliner Niemandsland

Dort soll ein Yogazentrum entstehen, ein kleiner Ashram. Mathias ist gerade dabei, seinen Beruf aufzugeben, um in den nächsten vier, fünf Jahren zu bauen. Bereits heute finden dort im Sommer Aerial und Sivananda Seminare statt. Später soll es ganzjährig betrieben werden. „Ich fühle mich dort wie Alice im Wunderland“, meint Dhanya. „Es ist alles so unwirklich schön.“

Eure Nici

*Amma ist ein Thema für sich, hier nur die Kurzform: Amma reist durch die Welt, um Menschen fest in den Arm zu nehmen. Ich habe sie in München mal selbst erlebt und mich von ihr umarmen lassen. Sie hat eine faszinierende Ausstrahlung. Erwachsene Männer liegen laut schluchzend in ihren Armen…

LEBENSGESCHICHTEN

Licht und Liebe

Die Beschreibung von Utes Lebensentwurf ist ausdrücklich keine Empfehlung zur Nachahmung. Es ist ein Porträt über eine interessante Frau, die unkonventionelle Wege geht, um ihren Körper zur Ruhe zu bringen und schmerz- und beschwerdefrei zu werden. Ein langer Prozess, der schon vor Jahrzehnten begonnen und sich seither in vielen Aus- und Fortbildungen und behutsamen Experimenten entwickelt hat. Es geht Ute dabei um die eigene Gesundheit. Sie will nicht bekehren, drängt niemandem ihren Lebensentwurf auf. Sie erzählt mir ihre Geschichte, weil ich sie danach frage. Sie ist dabei auffallend zurückhaltend. Zum einen will sie zu nichts animieren, das gefährlich werden könnte. Zum anderen ist ihr bewusst, dass sie manch einer als esoterische Spinnerin abtun wird. Denn: Ute macht schon zum wiederholten Male eine Lichtnahrungskur.

Ute ist eine der Teilnehmerinnen der Aerial Yogalehrer Ausbildung von Dhanya Daniela Meggers, die zur Zeit im YogaKraftwerk stattfindet. Ich nahm am ersten Tag an der Vorstellungsrunde teil, in der alle erzählten, wie sie zum Yoga gekommen sind. Dabei ist mir die große, ruhige Frau besonders aufgefallen. „Es begann mit einem Traum. Ich habe geträumt, dass ich Yogalehrerin werden soll.“ Ute saß ganz ausgewogen im Lotussitz und erzählte davon, wie Yoga dazu beigetragen hat, die körperlichen Probleme zu reduzieren.

Yoga für mehr Körperspannung

Ute ist hyperflexibel. Erst durch Yoga erlernte sie eine Grundspannung, mit der sie ihren Körper zusammenhält. „Wer überbeweglich ist, kommt zwar in jede Haltung leicht hinein, aber ohne Körperspannung reißt es einen dann einfach auseinander. Durch die Yogapraxis kann ich jetzt mit meinem Körper ganz anders umgehen. Das zu erfahren war wichtig und auch sehr erleichternd für mich.“

Das bessere Körpergefühl bewirkt auch, dass Ute weniger stürzt. Sie hat schon viele Unfälle in ihrem Leben gehabt und sich dabei teils heftige Verletzungen zugezogen. Sie ist gefallen, hat sich verbrannt, die Kniescheibe gebrochen,… „Ich bin ein Ersatzteillager“, sagt sie nüchtern. Eine Schraube im Finger, eine Kreuzbandplastik im Kniegelenk,… Sie wurde 2007 von dem Sturmtief Kyrill mit ihrem Fahrrad hochgehoben und durch die Luft gewirbelt. Das gab ihrem Knie den Rest und setzte Ute für Monate außer Gefecht. Ich sehe die Narben, und trotzdem hat Ute ihre Beine in den Lotus verschlungen. Sie bekam ihr Knie in den Griff. Und nicht nur das.

Fasten gegen Krebs

Die Psychologin hatte als Kind schon Rheuma und musste heftige Medikamente dagegen nehmen. Das wollte sie als Erwachsene nicht mehr. Selbst bei der großen Knie-OP bestand sie auf einer Spinalanästhesie und schaute bei der Operation zu. „Ich konnte auf den Geräten sehen, wie mein Blutdruck hoch und runter geht, und habe ihn mit meiner Atmung selbst reguliert“, sagt sie schmunzelnd. Das beeindruckte sogar den skeptischen Anästhesisten.

Borreliose, wandernde Gelenkentzündungen, Unterleibskrebs – Ute blieb wenig erspart. Aber sie fand einen entscheidenden Weg für sich, ihren Körper zu besänftigen: über die Ernährung. Dem Krebs ist sie mit der Schattentherapie von Rüdiger Dahlke und der zugehörigen dreiwöchigen Fastenkur entgegengetreten. Sie hat heute keinen Krebs mehr. Das ist kein Plädoyer für alternative Heilmethoden, aber für sie hat es funktioniert.

Die allmähliche Umstellung der Ernährung begann mit einem Schlüsselerlebnis, wie die heute 52-Jährige erzählt: 1993 ist vor ihrem Haus ein Kälbertransport umgekippt und die armen Viecher lagen wild durch- und übereinander gequetscht im Laster herum und kämpften um ihr Leben. Ute informierte sich daraufhin über die Bedingungen bei der Viehzucht und entschied, Vegetarierin zu werden. Dabei stieß sie auf viel Unverständnis und regelrechte Anfeindung. Zum Teil von Leuten, die heute selbst vegetarisch leben. Erst als sie – nach ihrem Traum – die Yogalehrer Ausbildung bei Yoga Vidya begann, traf sie endlich auf Gleichgesinnte. Ein Osteopath sagte ihr später, die vegetarische Ernährung sei die beste Entscheidung gegen die rheumatischen Schmerzen gewesen. Später ist sie noch einen Schritt weiter gegangen und hat auf vegane Ernährung umgestellt. Ihre körperlichen Probleme wurde immer weniger.

Ein umstrittenes Experiment

„2007 bin ich schließlich auf die Lichtnahrung gestoßen. Ich wollte es ausprobieren, um mein Knie zu heilen.“ Lichtnahrung ist eine äußerst umstrittene esoterische Fastenmethode nach Ellen Greve, einer Australierin, die sich Jasmuheen nannte. Die Kur dauert 21 Tage. In den ersten sieben Tagen wird dabei weder gegessen noch getrunken. Ab dem achten Tag werden langsam wieder Wasser und Säfte zugeführt. Mehr nicht. Nach den drei Wochen kann man entscheiden, ob man wieder zu normaler Nahrung übergeht oder dabei bleibt. Es heißt allgemein, dass der Mensch drei bis vier Tage ohne Trinken und bis zu 60 Tage ohne feste Nahrung überleben kann. Bei dem Versuch, sich ausschließlich von Prana (feinstofflicher Energie, unter anderem Licht) zu ernähren, sind schon Menschen gestorben.

Das Buch von Jasmuheen allein hätte Ute noch nicht überzeugt, aber sie las auch den Erfahrungsbericht des Chemikers Michael Werner über Lichtnahrung. „Der Ton des nüchternen Naturwissenschaftlers hat mich schon eher dazu bewogen, es auszuprobieren.“ Ute zog sich für drei Wochen allein an die Ostsee zurück. „Mir war klar, dass ich sofort wieder was trinken würde, wenn ich mich dabei zu irgendeinem Zeitpunkt nicht mehr wohlfühlen würde.“ Aber es ging ihr gut. „Erst habe ich etwas Gewicht verloren. Das hat sich dann eingependelt und schließlich habe ich mich richtig fit gefühlt.“ So fit, dass sie eigentlich auch nach den drei Wochen dabei bleiben wollte. Aber dann holte sie der Alltag wieder ein. „Als ich wieder anfing zu arbeiten, hat es für mich nicht mehr funktioniert und ich habe wieder gegessen. So ist es bei der Kur geblieben, die mir sehr gut getan hat. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass man Aussagen wie ‚Nach drei Tagen ohne Trinken stirbt man‘ auch hinterfragen kann.“ Aber das ist ihre Erfahrung. Ute hat ihren Körper jahrzehntelang erforscht und ich habe bei ihr das Gefühl, dass sie weiß, was sie tut. Sie experimentiert für ihr Wohlbefinden, aber sie ist nicht leichtsinnig.

Die Grenzen des Lichtes

Kurz vor der Aerial Yogalehrer Ausbildung hat sie wieder eine Lichtnahrungskur begonnen und die ersten Tage hier auch tatsächlich nur Wasser getrunken. Wenn die anderen in der Mittagspause auf der Terrasse aßen, hat sie sich auf ihrer Matte in der Sonne ausgebreitet. „Guten Appetit!“, rief ihr Dhanya dann amüsiert zu. Am fünften Tag der Ausbildung hat Wasser nicht mehr gereicht. Es geht an die körperliche Substanz, den ganzen Tag durchs Tuch zu fliegen. Dabei oft kopfüber und in Rückbeugen. (Ich weiß, wie das ist. Ich war damals bei meiner Ausbildung die ganze Zeit wie unter Drogen.) Deshalb hat sich Ute in der Mittagspause Erdbeeren und drei Spargelstangen gekauft. Immerhin.

Ute (rechts) nimmt am diesjährigen Aerial Yoga Teacher Training von Dhanya Daniela Meggers teil

Was sagt ihre Familie dazu? „Wir waren schon immer etwas anders“, meint sie lächelnd. Ihr Mann Andreas, lange Zeit Mitglied der recht bekannten Folk-Band „Das blaue Einhorn“, schnappte sich beispielsweise nach 25 Jahren Ehe seine Bouzuki und ist ohne Geld und Handy auf Wanderschaft gegangen. Er ist aus dem Gartentor marschiert, „rechts zur Elbe und dann nach Süden“. Auf 1600 km hat er Osteuropa zu Fuß durchquert und kam nach einem halben Jahr wieder zurück. Eine Grenzerfahrung, die er in dem Buch „Hans im Glück oder die Erlaufung des Südens“ festgehalten hat. Nach seiner Rückkehr ging Ute weg: für ein ganzes Jahr nach Bad Meinberg zu Yoga Vidya. Ihre Auszeiten führten zunächst dazu, dass sich bei den beiden Harmoniemenschen auch ein paar Reibungspunkte herauskristallisierten, was sie später nur noch enger zusammen gebracht hat. „Wir hatten schon immer eine glückliche Ehe, aber nach diesen Reisen haben wir uns noch mal ganz neu kennengelernt. Wir haben mehr Verständnis für die Eigenheiten des anderen entwickelt.“

Weitere Facetten

Ute und Andreas haben eine sehr enge Verbindung zu ihren zwei Kinder und inzwischen sechs Enkeln. „Von ihnen hab ich ganz viel gelernt“, sagt Ute. „Kinder können einem so viel vermitteln, wenn man aufmerksam ist: Dass Leben auch Spaß machen darf. Dass man nicht immer nur funktionieren muss. Dass man sich nur richtig freuen kann, wenn man diese Freude auch mit anderen teilen kann. Miteinander statt gegeneinander.“ Ihre „Leidensgeschichte“ hat sie zwar sehr geprägt, ist aber nur eine Facette der Frau, die seit mehr als zwei Jahren Sommer wie Winter barfuß läuft. Um mehr zu spüren, bewusster zu gehen, sich zu erden. Ihre Intention ist die Gemeinschaft. Ute und ihr Mann geben Gemeinschaftsbildungsseminare nach Scott Peck. Dabei geht es darum, Gruppen zusammenzuführen und zu unterstützen, die in einer Gemeinschaft zusammenleben wollen. Damit das funktioniert, müssen sie miteinander kommunizieren können.

Das Ehepaar will demnächst selbst mit mehreren Generationen unter einem Dach leben. Dabei wird nicht nur die Kommunikation, sondern auch die Musik eine große Rolle spielen. Denn Ute und Andreas machen heute oft gemeinsam Musik, treten zusammen mit ihren „Liebesliedern“ auf. Gern auf sogenannten Wohnzimmerkonzerten. „Gleich nach der Aerial Ausbildung stehen die nächsten beiden an“, sagt Ute und ihre Augen leuchten dabei. Sie wirkt kerngesund – und voller Lebensfreude.

Eure Nici

 

YOGA-EVENTS

Iyengar Yoga Convention 2018

Uttanasana. Wir stehen hüftbreit in der Vorwärtsbeuge. Die Beine sind gestreckt, der Oberkörper hängt nach unten und wir verlagern langsam das Gewicht. Mal ein wenig auf das rechte Bein, mal auf das linke. Bis wir ganz zentriert sind. Erst dann längen wir den seitlichen Rumpf an der Taille, an den Rippen, unter den Achselhöhlen. Die Wirbelsäule wird lang und länger. Es vergehen etliche Minuten, doch die Zeit steht still. Wir sind mehr als 300 zertifizierte und angehende Iyengar Yogalehrer in der Wiener Stadthalle, aber man hört keinen Ton. Die Konzentration auf die Streckung der Wirbelsäule weitet das Bewusstsein. Das ist Yoga. Es ist wie „zu Hause ankommen“.

So beschreibt es Birjoo Mehta, unser Lehrer an diesem Pfingstwochenende auf der Iyengar Yoga Convention in Wien, und das trifft es genau. Wie oft gelingt mir das bei meiner eigenen Praxis? Ich übe viel und es tut mir immer gut, aber wie oft kann ich wirklich völlig in die Haltungen eintauchen und alles andere ausschalten? Es sind diese Ruhe beim Praktizieren und die Präzision der Worte, mit denen uns Birjoo neue Impulse für das eigene Üben und das Lehren von Yoga schenkt, die mich auf dieser Convention am meisten faszinieren.

Der indische Gastlehrer

Birjoo ist Senior Iyengar Yogalehrer aus Mumbei, Indien. Er wurde Mitte der Siebziger Jahre Schüler von BKS Iyengar und hat ihn später oft auf seinen Reisen durch die Welt begleitet. Wenn BKS Iyengar seine subtilen Anweisungen zur Ausrichtung visualisieren wollte, hat er oft seinen Schüler Birjoo als Modell für die Demonstration herangezogen.

Birjoo Mehta ist geprägt von BKS Iyengar. Er hat von ihm gelernt, sich durch das Beobachten in der Yogapraxis immer weiter zu entwickeln, und strahlt inzwischen längst selbst sehr viel Weisheit aus. Dabei wirkt er auffallend bescheiden und liebenswert. Vor allem Letzteres ist eigentlich nicht gerade die herausstechendste Eigenschaft von Iyengar Yogis. Zumindest nicht auf den ersten Blick. „Streng“ trifft es schon eher. Eine beschützende Strenge, damit die Schüler möglichst verletzungsfrei in die Praxis eintauchen, um Körper und Geist zu verändern. Aber Birjoo ist nicht streng – und hat trotzdem unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Das zeichnet ihn aus.

Wie bei einem Klassentreffen

Es ist meine vierte Convention und bisher waren alle ganz toll. Ich freu mich das ganze Jahr darauf. Ein Gefühl von Urlaub und Klassentreffen. Die Iyengar Yoga Ausbildung dauert Jahre, in denen man sich immer wieder auf Wochenend- und Wochenseminaren zum intensiven gemeinsamen Üben trifft, zu Workshops reist, sich in Kleingruppen gegenseitig verbessert, zusammen lernt und nervenaufreibende Prüfungen ablegt. Das schweißt zusammen.

 

 

 

 

 

 

 

Entspannung in der Pause: Viola und Regina im Convention-Shirt

Die Iyengar Yogis sind eine sehr spezielle, angenehm uneitle Gemeinschaft in meist kurzen Hosen, die diesen Event nutzt, um sich auszutauschen. So wie man bei Politikern oft schon an ihrem Äußeren ihre Parteizugehörigkeit sehen kann oder wie man Journalisten, Anwälte, Lehrer oder Kosmetikerinnen am Aussehen erkennt, lassen sich auch Yogis ihrem Stil klar zuordnen. Wen es aus einer anderen Richtung zum Iyengar Yoga verschlägt, der fällt oft auf wie ein bunter Hund. Nicht nur optisch, sondern auch im ganzen Verhalten. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber Yogis aus der Vinyasa Richtung wirken oft vergleichsweise weich in der Bewegung und ein bisschen selbstverliebt, verabscheuen Hilfsmittel als wären es Stigmata für Unzulänglichkeiten und halten es nicht lange in einer statischen Pose aus. Sie passen sich entweder mit der Zeit an die Iyengar Yogis an oder man sieht sie bei so einem Anlass nie wieder. Iyengar Yogis dagegen sind stolz auf ihre lange Ausbildung. Sie wirken ernsthafter und reifer (auch an Jahren übrigens) und neigen ein bisschen zum Verbessern und Belehren. Ayurvedisch betrachtet dominiert das Pitta-Dosha. Deshalb ist es wohl genau mein Ding.

Building Bridges

Die deutschen Conventions werden jeweils von einem Iyengar Yoga Studio organisiert und in der jeweiligen Stadt ausgerichtet, unterstützt vom Verein. In diesem Jahr erstmals außerhalb von Deutschland, daher lautet auch das Motto diesmal „Building Bridges“. Das Organisationsteam lädt für die Convention jedes Jahr einen Gastlehrer aus Indien ein, der eng mit dem Yoga Institut der Familie Iyengar in Pune, Indien, verwachsen ist und an dem Wochenende sein Wissen mit uns teilt. Birjoo habe ich 2014 schon mal auf einer Convention erlebt und vieles von dem, was er uns damals mitgegeben hat, hilft mir heute noch beim Praktizieren. Wir üben auf den Conventions Seite an Seite mit Freunden, ehemaligen Azubi-Kollegen und auch unseren eigenen Lehrern und Prüfern. Wir sind alle Schüler und werden es immer bleiben.

Mit Magdalena bin ich schon durch dick & dünn – die Prüfung zum Beispiel…

Stehhaltungen, Umkehrhaltungen, Drehhaltungen, Vorwärtsbeugen im Sitzen, Rückbeugen. Wir üben an diesem Pfingstwochenende die Basics, keine besonders schwierigen oder fortgeschrittenen Haltungen, benutzen kaum Hilfsmittel. Aber wir üben diese Basics mit einem neuen Bewusstsein, einem anderen Focus, der sich wie ein roter Faden durch sämtliche Asanas zieht und unsere Aufmerksamkeit aufrecht hält. Wir arbeiten neben der Streckung der Wirbelsäule mit den fünf Vayus, die in jeder Haltung energetisch gezielt an die richtige Stelle im Körper gebracht werden, um leichter in die Position zu kommen und sie lange halten zu können. Sich über die Vayus auszurichten, ist eher untypisch im Iyengar Yoga. Aber es hilft. Birjoo betont immer wieder, dass ein neuer Impuls nicht bedeutet, alles Gelernte über Bord zu werfen. Es ist einfach eine andere Herangehensweise, die eine neue Klarheit und Erkenntnis schafft.

Birjoo bringt mehr Leichtigkeit in meine Praxis. Wenn ich auf die Streckung der Wirbelsäule und einen Punkt zwischen den Schulterblättern konzentriert bin, ermüden die Muskeln nicht so schnell. Es fühlt sich anders an. Auch im Kopf. Ruhig, klar, wach.

„Focus on keeping your spine straight. It is the job of the spine to keep the brain alert.“ BKS Iyengar

Wie wahr. Eure Nici

UNSERE SCHÜLER

Marilias Mutausbruch

Marilia hat 20 kg abgenommen und ist ein neuer Mensch. Die Veränderung war ein langsamer Prozess. Weil Marilia jede Woche dreimal ins YogaKraftwerk kommt und ich sie daher recht oft sehe, ist es mir erst gar nicht aufgefallen. Es war auch nicht der optische Wandel, den ich zuerst bemerkt habe, sondern das neue Selbstvertrauen in ihrer Yogapraxis.

Marilia hat vor knapp drei Jahren mit Yoga begonnen. Im YogaKraftwerk. Sie hat direkt ein Abo abgeschlossen, das sie auch nutzt, und zählt daher inzwischen schon fast zum Inventar. Die 53-Jährige strahlt soviel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aus, dass mir jedes Mal das Herz aufgeht, wenn ich sie sehe. Sie ist von Haus aus sehr gelenkig. Im Gegensatz zu den meisten anderen Schülern, müssen wir bei ihr darauf achten, dass sie in manchen Yogahaltungen nicht überdehnt. Davon abgesehen macht ihr diese Flexibilität beim Yoga vieles leichter. Sie kann die Asanas eher genießen, die sich viele andere erst hart erarbeiten müssen. Marilia hat andere Herausforderungen. Bzw.: Sie hatte.

Angst schränkt ein

Marilia war bis vor kurzem ein kleiner Schisser, wenn ich ehrlich sein soll. Die gebürtige Brasilianerin hat sich am liebsten einen Platz in der letzten Reihe oder hintersten Ecke gesucht. Wenn wir Haltungen geübt haben, die ein bisschen Überwindung kosten, hat sie sich mit einer Geschicklichkeit und Unauffälligkeit durch die Übung geschummelt wie ein Analphabet, der sein Defizit kaschiert. Zum Beispiel beim Aerial Yoga: Da flippen und springen wir durchs Tuch, Vorwärtsrolle rein, Rückwärtsrolle raus. Marilia nicht. Bei ihr sah es immer nur so aus als ob. Sie hat getrickst und ihre Energie lieber darauf verwendet, dass ich sie nicht erwische, statt sich auf die Übung zu konzentrieren. Wenn ich zu ihr gesehen habe, war sie immer schon „fertig“ und hat mich angestrahlt…

Doch dann hat Marilia im vergangenen Jahr unseren Workshop „Yoga meets Ayurveda“ besucht und begonnen, sich mit ihrer Ernährung zu beschäftigen. „Ich war eine ‚Fresserin'“, sagt sie heute rückblickend. „Ich habe immer viel in der Firmenkantine gegessen. Und wenn ich spätabends nach Hause kam, hatte ich Heißhungerattacken und habe alles in mich hineingestopft, was ich finden konnte. Eine Tafel Schokolade war weg wie nichts…“ So kam sie auf fast 80 kg bei 1,60 m. Niemand hätte sie als dick bezeichnet, aber es machten sich bereits Knieprobleme bemerkbar. „Außerdem konnte ich mich nicht mehr sehen. Ich wollte unbedingt etwas ändern.“

Marilia vor acht Monaten in Krieger II

Neue Essgewohnheiten

Marilia ließ sich von einer Heilpraktikerin in Sachen Ernährungsumstellung beraten und setzte die Tipps konsequent in die Tat um. Sie verzichtete fortan komplett auf Süßigkeiten. Kohlenhydrate gab es lange Zeit nur noch zum Frühstück, abends dagegen Fisch, Salat, viel Gemüse, wenig Fleisch. In die Kantine geht sie nicht mehr, Marilia bereitet sich ihr Essen für die Arbeit jetzt immer vor. Sie hat auf diese Weise 20 kg verloren – und viel gewonnen: „Es geht mir gesundheitlich besser. Meine Knieschmerzen sind weg. Radfahren und laufen geht leichter, ich habe mehr Spaß daran. Und ich bin lockerer und mutiger geworden. Ich traue mir mehr zu.“ Ihr Mann macht bei der Diät nicht mit, hat aber ganz automatisch auch ein paar Kilos verloren, weil Marilia anders kocht.

Yoga macht diszipliniert

Seit fast einem Jahr zieht sie das jetzt durch. Sie hat ihr Wunschgewicht erreicht. Inzwischen gibt es bei ihr abends auch mal ein paar Kartoffeln oder Nudeln. Sie schafft es heute, Süßigkeiten nur noch zum Genuss zu essen. „Yoga hat sehr dazu beigetragen, disziplinierter und konsequenter zu werden“, meint Marilia. Und Yoga spielt eine große Rolle in ihrem Leben. Neben den Studiobesuchen übt sie auch noch ein- bis zweimal pro Woche zu Hause. Sie hat eine neue Leichtigkeit in ihre Praxis gebracht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Auch wenn Faktoren wie Gewicht oder Alter beim Yoga grundsätzlich keine Rolle spielen, kriegt man den Hintern in manchen Übungen natürlich einfacher hoch, wenn er etwas kleiner ist. Marilia flippt heute durch das Tuch oder schwingt sich in den Kopfstand, als wäre es nie ein Problem gewesen. Und sie möchte noch viel mehr. Gerade hat sie sich für ein paar Gastlehrer-Workshops angemeldet: Armbalancen, Umkehrhaltungen, AcroYoga,…

Marilia traut sich heute viel mehr zu

Eure Nici

 

 

YOGA-PHILOSOPHIE

Der Affengott Hanuman

Es war einmal…

…ein junger Königssohn namens Rama, der wegen einer Intrige von seinem Vater in die Verbannung geschickt wird. Seine schöne Frau Sita begleitet ihn. In den Wäldern treffen sie Shurphanaka, ein böses Weib. Shurphanaka verliebt sich in Rama, wird aber von ihm abgewiesen – er ist immerhin verheiratet. Als sie schließlich sogar versucht Sita zu töten, um Rama für sich zu gewinnen, schlägt ihr Rama vor Wut die Nase ab. Jetzt wird die entstellte Shurphanaka erst richtig böse. Sie wendet sich an ihren Bruder, den schrecklichen Dämon Ravana, der 10 Köpfe und 20 Arme hat. Er entführt Sita auf seine Inselfestung nach Lanka (vermutlich das heutige Sri Lanka) und hält sie dort gefangen. Nur mit der selbstlosen Hilfe des Affengottes Hanuman gelingt es Rama, seine Sita aufzuspüren und aus den Fängen des Dämons wieder zu befreien…

Die Geschichte des „Ramayana“ (was übersetzt soviel heißt wie „Ramas Lebenslauf“) ist eines der bedeutendsten indischen Epen. Es ist fast 2000 Jahre alt und umfasst etwa 24.000 Doppelverse über die Taten und Leiden des Helden Rama, insbesondere die Geschichte der Entführung und Wiedergewinnung seiner Frau Sita. Eine dramatische Liebesgeschichte mit einem unschönen Ende. Und ein Lobgesang auf Hanuman, den wahren Held des Epos.

Hanuman ist neben Ganesha der wohl bekannteste und beliebteste der hinduistischen Götter. Sein Geburtstag im März/April ist in Indien ein offizieller Feiertag. Hanuman wird meist mit einem Affengesicht auf einem großen menschlichen Körper dargestellt – ein Körper, der hart ist wie ein Diamant. Der Affengott wird wegen seiner Muskeln auch als Gott der Sportler, Fitnessjünger und Bodybuilder verehrt.

Schutzherr des Pranayama

Hanuman ist der Sohn der schönen, makellosen und tugendhaften Affenfrau Anjana und des Windgottes. Er ist Jesusgleich durch unbefleckte Empfängnis auf die Welt gekommen. Mit Superkräften. In vielen Schriften gilt er gar als eine Inkarnation Shivas. Aufgrund seiner Abstammung vom Windgott wird Hanuman als Schutzherr des Pranayama, der Atemtechniken, betrachtet. Er hat die Herrschaft über das Prana, den lebenswichtigen Atem. Wer Hanuman verehrt, soll daher eine umso wirkungsvollere Pranayama-Praxis erfahren. Aus diesem Grunde wird Hanuman oft fliegend gezeigt.

Hanuman war sich seiner Größe und seiner Kraft lange Zeit nicht bewusst. Viele Mythen handeln von den Jugendstreichen des zutiefst gutmütigen, aber auch etwas unbedachten und tollpatschigen jungen Affen, der sogar die Sonne vom Himmel holen wollte, weil er sie für eine Frucht hielt. Damit zog er den Zorn der Götter auf sich und wurde mit einem Fluch bestraft: nämlich mit der Unwissenheit über seine Superkräfte – bis er auf Rama trifft. Erst wenn er dem Königssohn Rama hingebungsvoll dienen würde, sollten ihm seine übermenschlichen Fähigkeiten wieder bewusst werden und sich sogar noch vervielfachen.

Mut und Hingabe

Hanuman fühlt sich deshalb magisch zu Rama hingezogen, als er ihm im „Ramayana“ erstmals begegnet. Hanuman ist zu diesem Zeitpunkt bereits der tapfere General eines Affenheeres und Rama sucht seine entführte Sita. Der Affe unterstützt ihn dabei und wird zum selbstlosen Diener und treuen Freund Ramas. Bescheiden, mutig, niemals prahlerisch. Er hat die Fähigkeit zu Demut, bedingungsloser Liebe und grenzenloser Loyalität. Einen besseren Freund kann man sich nicht wünschen. Und deshalb wird Hanuman so verehrt. Der Affengott wird oft mit aufgerissener Brust dargestellt (siehe Titelbild von der riesigen Hanuman-Statur in Rishikesh). Wir können in sein Herz sehen, das erfüllt ist von dem Königspaar Rama und Sita. In jedem Rama-Tempel gibt es auch eine Statur oder ein Bildnis von Hanuman. Rama und Hanuman gehören zusammen.

Hanumans Superkräfte

Hanuman ist in Indien ein Superheld, der mit Hilfe seiner übernatürlichen Kräfte viele Wunder vollbringen kann. Er ist bekannt für seine großen Sprünge: Um die entführte Sita aufzuspüren, überwindet er die Meerenge zwischen Indien und (Sri) Lanka (=54,8 km an der engsten Stelle!) mit einem einzigen gigantischen Sprung. In meiner Ausgabe des „Ramayana“ (Diederichs Gelbe Reihe) erstreckt sich allein die heroische Beschreibung des Wahnsinns-Sprunges über 10 Seiten…

Hanuman kann zudem seinen Körper zu einer ungeheuren Größe ausdehnen oder auf die Größe eines Daumennagels schrumpfen lassen: In Lanka angekommen überbringt er dem Dämon Ravana die Botschaft, dass er Sita freilassen und sich bei Rama entschuldigen soll. Ravana denkt aber gar nicht daran, sondern lässt Hanuman stattdessen in Fesseln legen, den Affenschwanz in Öl und Ghee (Butterschmalz) wickeln und anzünden, um ihn zu entehren. Hanuman macht sich daraufhin erst ganz klein, um aus den Fesseln zu schlüpfen und dann riesig groß, um mit seinem brennenden Schwanz ganz Lanka anzuzünden. (Übrigens: Bei der anschließenden Abkühlung im Meer zeugt er versehentlich ein Kind. Denn als ein Tropfen seines Schweißes einem Fisch ins Maul fällt, bringt der daraufhin Hanumans Sohn Makar Dhuaj zur Welt. So schnell kann’s gehen…)

Hanuman kann Berge versetzen: Um Ramas Bruder zu retten, der sich beim Kampf gegen den Dämon lebensgefährlich verletzt hat, soll Hanuman eine bestimmte Heilpflanze von einem Himalaya-Gipfel besorgen. Der Affengott fliegt übers Meer in den Himalaya – und vergisst, wie die Pflanze aussieht, die er holen soll. Weil die Zeit eilt, vergrößert er seinen Körper um ein Vielfaches und nimmt gleich den ganzen Gipfel des Berges mit der lebensspendenden Pflanze mit.

Fliegen wie Hanuman über den Himalaya

Hanuman ist unsterblich. Als Rama stirbt, will Hanuman ihm folgen, aber Rama bittet ihn auf der Erde zu bleiben, um hingebungsvollen Menschen zu dienen. Er ist daher einer der insgesamt 7 unsterblichen Wesen in erdnahen Ebenen, die für Menschen erreichbar sind. Es soll besonders leicht sein, die unmittelbare Gegenwart dieser Götter zu erfahren.

Hanuman-Yogahaltungen

Manche Asanas sind nach Hanuman benannt:

  • Hanumanasana
    • Der Spagat. Er symbolisiert die weiten Sprünge Hanumans und seine Fähigkeit, Grenzen zu überwinden und über sich hinauszuwachsen durch Ausweitung und Hingabe.
    • Der Spagat war offenbar auch für BKS Iyengar eine ganz besondere Haltung: „Diese schöne Stellung hilft Ischias und andere Schäden in den Beinen zu heilen“, schreibt er in „Licht auf Yoga“ und widmet Hanumans Geschichte einen großen Absatz.

BKS Iyengar in Hanumanasana (Quelle: „Licht auf Yoga“, Verlag O.W. Barth)

  • Anjaneyasana (Anjaneya = Sohn von Anjana, der Affenfrau)
    • Tiefer Ausfallschritt mit dem Knie am Boden. Wird auch Halbmond genannt oder Low Lunge.
    • Diese Haltung symbolisiert den Flug zum Himalaya, um die Heilpflanze zu besorgen.

Swami Vishnudevananda in Anjaneyasana (Quelle: „Das große illustrierte Yogabuch“, Verlag Aurum)

Der Gedanke an Hanuman hilft mir zudem in vielen anderen Yogahaltungen, seit ich 2014 den großartigen Iyengar Yogi Birjoo Mehta auf einer Yoga-Convention erlebt habe. Wir sollten uns damals vorstellen, dass wir uns wie Hanuman den Brustkorb aufreißen, um unseren Brustraum in den Asanas zu weiten.

Es gibt übrigens sehr schöne Lieder und Mantren über Hanuman, zum Beispiel von Krishna Das, einem großen Hanuman-Verehrer:

https://www.youtube.com/watch?v=Lv7lVaTYgGI

Eure Nici

 

 

UNSERE LEHRER

Was ist Ashtanga Yoga?

5 Uhr morgens klingelt Selimes Wecker. Dann beginnt sie ihre Yogapraxis mit 25 Minuten Pranayama (Atemtechniken) und übt anschließend idealerweise 90 Minuten Asanas (Yogahaltungen). Wenn sie am Vorabend spät ins Bett gekommen oder einfach zu kaputt ist, kürzt sie die Praxis ab. Es gibt ein, zwei Ruhetage pro Woche. An denen übt sie nur Pranayama und oft Zazen (eine Meditationstechnik des Zen-Buddhismus).

Ich habe mich sehr darüber gefreut, als ich Ende 2015 mit Selime auch Ashtanga Yoga in unser Programm aufnehmen konnte. Selime Özbek unterrichtet seither einmal wöchentlich im YogaKraftwerk. Ab und zu gibt sie Workshops. Ihr eigener Yogaweg begann 2008. Sie lernte Yoga bei einer Ashtanga Yogalehrerin in Sindelfingen und hatte damit auf Anhieb den richtigen Stil für sich gefunden. „Ashtanga ist ein ganzes System, das für mich einfach Sinn macht“, sagt Selime. Drei Jahre nach ihrer ersten Yogastunde absolvierte sie ihr Teacher Training bei Paul Dallaghan in Thailand – dem Lehrer ihrer Lehrerin. In dem Studio Yoga Mitte in Stuttgart hat sie danach bei Farzad Ahmadpour ihre disziplinierte morgendliche Praxis kultiviert. 2012 reiste Selime in die indische Stadt Mysore, um „auch mal an der Quelle des Ashtanga zu praktizieren“. Und nicht nur des Ashtanga Yoga…

Der Vater des modernen Yoga

Tirumalai Krishnamacharya (1888 – 1989), der als der Vater des modernen Yoga bezeichnet wird, wurde in Mysore geboren. Er zog sich als junger Mann für sieben Jahre in die Berge des Himalaya zurück, um dort bei einem weisen Yogi mehr als 3000 Asanas und Pranayama zu lernen. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt wurde er 1933 vom damaligen Maharajah an den Fürstenpalast von Mysore geholt, um dort Yoga zu unterrichten. Krishnamacharya galt als sehr intelligent und charismatisch, aber er war auch für seine Strenge bekannt, mit der er die Schüler disziplinierte. Es gibt Fotos und Videos, auf denen Krishnamacharya und seine Schüler Demonstrationen ihres Könnens liefern und ihre Kraft, Balance und unglaubliche Flexibilität in sehr schwierigen Haltungen zeigen. Es erinnert an eine Zirkusveranstaltung, aber das war Marketing. Hätte Yoga sonst jemals so einen Hype erlebt? Und wer bin ich, das zu verurteilen? Ich habe selbst einen Instagram-Account… Krishnamacharya ist jedenfalls persönlich nie in den Westen gereist, aber seine Schüler haben ihn und seine Lehre weltweit bekannt gemacht. Darunter sein jüngerer Schwager BKS Iyengar (1918 – 2014) und Pattabhi Jois (1915 – 2009), die später selbst die Yogaszene dominierten und eigene Yogarichtungen prägten: Iyengar Yoga und eben – Ashtanga Yoga.

Der Legende nach haben Krishnamacharya und Pattabhi Jois in den 30er Jahren in der Bibliothek der Universität von Kalkutta ein uraltes, mysteriöses Manuskript gefunden: auf Palmenblätter geschriebene Sanskrit-Texte über Hatha Yoga, die „Yoga Korunta“. Die beiden sollen die Texte übersetzt und daraus die Ashtanga Yoga Serien rekonstruiert haben. Krishnamacharya hat Pattabhi Jois schließlich dazu ermuntert, diese Instruktionen zur Basis seiner Praxis und seiner Lehrtätigkeit zu machen. Das Skript gibt es heute übrigens nicht mehr. Ameisen sollen es gefressen haben.

Selime hat 2012/2013 in Mysore mit Sharath Jois, dem Enkel von Pattabhi Jois, Yoga geübt. Ein prägendes Erlebnis für sie mit einer „tollen Energie“ an diesem historischen Ort.

Selime in Mysore

Der Weg zur Erleuchtung

Ashtanga Yoga wurde nach dem achtgliedrigen Yogapfad (Ashtanga Pada) benannt, dem Weg zur sogenannten Erleuchtung, der im „Yoga Sutra“ des weisen Patanjali beschrieben wird. Das ist eine fast 2000 Jahre alte Schrift. Eine Yogarichtung danach zu benennen klingt daher aus heutiger Sicht fast ein bisschen anmaßend. Als wäre Ashtanga Yoga der einzige Weg zur Erfüllung. Aber damals gab es noch nicht die große Palette an diversen Yogastilen, die heute wie Pilze aus dem Boden schießen. Zur Unterscheidung vom Yogapfad wird Ashtanga Yoga auch oft Ashtanga Vinyasa Yoga genannt. Dieser Name impliziert die fließenden Übergänge von einer Haltung in die nächste im Rhythmus der Atmung.

In den neunziger Jahren entdeckten diverse Promis wie Sting oder Madonna Ashtanga Yoga für sich und verhalfen dieser Yogarichtung – und auch Yoga im Allgemeinen – zu einem großen Schub. Heute wird Ashtanga Yoga weltweit unterrichtet. Aus Respekt vor der Tradition auf die immer gleiche Weise.

Die Asana-Praxis des Ashtanga

Es gibt insgesamt nur sechs Sequenzen, genannt Serien, also bestimmte festgelegte Abfolgen von Asanas, wobei in aller Regel nur die erste Serie unterrichtet wird. Die ist schon schwer genug. Sie beginnt mit zwei verschiedenen Sonnengrüßen und führt im Atemfluss über eine große Palette an Steh- und Sitzhaltungen mit anspruchsvollen fließenden Übergängen (Vinyasa) zu einer Abschlusssequenz mit Umkehrpositionen und Haltungen im Lotussitz. Das Setzen der Bandhas, der „Körperverschlüsse“, durch Muskelkontraktion hilft bei der Ausführung der Asanas, schenkt Kraft und Kontrolle über die Muskeln. Die Drishtis, also die Blickpunkte, die jeweilige Blickrichtung in jeder Haltung, fördern die Konzentration. Alles zusammen führt zu einem langen intensiven, meditativen Flow mit einer faszinierenden Wirkung auf Körper und Geist. Ashtanga Yogis sind meist recht athletische Typen. Wie auch Selime:

„Beim Ashtanga ist es in der Regel so, dass Du Dir eine eigene (fast) tägliche Praxis der ersten Serie aneignest“, erklärt sie mir.

Selime bei ihrer täglichen Praxis

„Und wenn Du die erste Serie fundiert mehrere Jahre praktiziert hast, gibt Dir Dein Lehrer nach und nach die Positionen der zweiten Serie dazu. Das war für mich erst mal richtig anstrengend, weil ich oft knapp zwei Stunden morgens mit meinem Lehrer praktiziert habe und dann kam der Rest des Tages. Irgendwann, wenn man einen Großteil der zweiten Serie gelernt hat, ‚darf‘ man die erste weglassen und steigt nach den stehenden Positionen direkt in die zweite ein. Ab welchem Punkt das ist, da streiten sich gerne die Lehrer“, meint Selime augenzwinkerd. „Ich würde sagen, das ist individuell abhängig von der Konstitution. Man kann sich schon verletzen, wenn man zu ehrgeizig an die Asanas ran geht oder den Körper überfordert, indem man Dinge zu früh einführt. Der energetische Aspekt der zweiten Serie ist nicht zu unterschätzen. Viele Yogis merken das über die Psyche. Dann braucht man vielleicht wieder mehr Erdung über die erste Serie.“ Selime selbst übt derzeit die erste und die zweite Serie. Mal tageweise abwechselnd, mal schwerpunktmäßig die zweite Serie, um mehr Routine zu bekommen. Ich zieh den Hut vor ihrer Disziplin. Aber sie meint dazu nur: „Yoga hat meinem Tag Struktur gegeben.“

Ihre Herausforderung bleibt der Handstand. „Ich traue mich keinen Handstand ohne Wand zu machen. Einmal bin ich doof auf den Rücken gefallen. Fazit: Es ist eine reine Kopfsache. Alles andere ist Übung.“

Neben den normalen Ashtanga Yogastunden gibt es für Praktizierende dieser Richtung noch den besonderen Mysore Style. Das ist die traditionelle Art des Unterrichtens. Mysore Praxis bedeutet, dass der Teilnehmer die Serie, die er gelernt hat, selbstständig und im eigenen Atemrhythmus praktiziert und vom Lehrer nur in der Ausführung unterstützt wird. Selime: „Man kann an seinem individuellen Standpunkt ansetzen und sich von dort entwickeln. Man findet den eigenen Rhythmus und ist mehr bei sich, weil einem keiner von außen sagt, was wie getan werden muss.“ Dieser Tage wird im YogaKraftwerk die erste Mysore Stunde stattfinden. Es wäre schön, wenn mehr daraus wird.

Neben den vorgegebenen Sequenzen gibt es ein paar Regeln, die traditionell von Ashtanga Yogalehrern an ihre Schüler vermittelt werden:

  • Sechs Tage Asana-Praxis pro Woche, idealerweise morgens. Ein Ruhetag. Meist Samstag.
  • Keine Musik. „Unser Mantra ist der Ujjayi-Atem“, so Selime.
  • Nichts trinken während der Übungen. Am besten auch noch nicht in der folgenden halben Stunde, um den Energiefluss der Praxis nicht zu stören.

 

Es gibt auch dunkle Seiten

Eine sehr reine Lehre also. Doch Yogalehrer sind keine Heiligen. Auch wenn die bekanntesten unter ihnen von vielen Yogis wie solche verehrt werden. Diese Verehrung ist gefährlich, wenn sie blind für die Verfehlungen macht. Wer nie zur Rechenschaft gezogen wird, nimmt sich immer mehr heraus. Wer Macht hat, kann sie auch missbrauchen. #metoo ist inzwischen auch in der Yogaszene angekommen und die Vorwürfe richten sich auch gegen den verstorbenen Pattabhi Jois. Etliche Frauen berichten, dass sie von ihm während der Übungen absichtlich an der Brust und im Schambereich berührt worden, wenn er ihnen seine – ebenfalls umstrittenen – Hilfestellungen gab, um tiefer in die Haltung zu kommen. Es gibt Bilder davon. Das ist ernüchternd und es macht fassungslos. Vor allem weil offenbar die wenigsten Frauen sofort ihre Konsequenzen daraus gezogen haben und aus der Stunde gegangen sind. Warum nicht? Selime hat das zum Glück nicht erlebt, aber sie hat auch viel darüber gelesen und sich damit auseinander gesetzt. „Ich habe meine Meinung und meinem Umgang damit gefunden.“

Seit ich davon erfahren habe, sehe ich Pattabhi Jois mit anderen Augen. Der Ashtanga Yoga an sich und die Art und Weise wie Ashtanga Yogis wie Selime den Yoga leben behält für mich seine Faszination, auch wenn meine Lehre der Iyengar Yoga ist. Beide Richtungen haben die gleiche Wurzel und deshalb ist es schön, dass im YogaKraftwerk beide Stile angeboten werden können.

Eure Nici

 

 

UNSERE LEHRER

Zu Gast: Olivia Klug

Bähm! Olivia knallt. In jeder Hinsicht. Ihre Welt ist kunterbunt. Ihr lustiges, meist lachendes Gesicht und ihre Energie bleiben sofort in Erinnerung. Doch zuerst ist mir die Yogakleidung aufgefallen, die sie entwirft:

Das YogaKraftwerk steht regelmäßig Kopf. Umkehrhaltungen sind ein fester Bestandteil meiner Sequenzen, ob im Tuch, im Seil oder am Boden. Daher weiß ich nur zu gut, dass einem bei diesem Perspektivwechsel alles entgegenfallen kann. Mich nervt Yogakleidung, die den Bauch frei legt, weil sie mir über den Kopf rutscht, wenn ich darauf stehe. Und vor knapp drei Jahren sah ich in einer Yogazeitschrift eine tolle Lösung für dieses Problem: das Yogatube. Es sitzt wie ein eng anliegender Rock mit einer sehr hohen Taille über oder unter dem T-Shirt und hält nicht nur die Kleidung zusammen… Ein Figurschmeichler, der sich super trägt und den es auch noch in ausgesucht schönen Farben und Mustern zu kaufen gibt.

Ich habe mir damals sofort ein Tube bei der Firma bestellt, die in der Zeitschrift vorgestellt wurde. Bei yogalivia. Die Inhaberin ist Olivia Klug. Das war unser erster Kontakt.

FeetUp auf unserer Yogaterrasse

Wenig später habe ich Olivia auf der YogaWorld persönlich kennengelernt und bei ihr auch für meine Yoga-Boutique eingekauft. Doch Olivia produziert nicht nur Yogakleidung, sie unterrichtet auch selbst. Unter anderem Yoga mit dem FeetUp-Stuhl. Und mit einem ganzen VW-Bus voller Kopfstand-Stühle (und Yogatubes, bunter Leggings und Jumpsuits) war sie nun zu Gast im YogaKraftwerk. Als Gastlehrerin und für einen eigenen kleinen Yoga-Kurzurlaub.

Wir haben ein paar Parallelen. Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut. Wir sind beide 46 Jahre und haben uns beide vor drei, vier Jahren beruflich noch einmal völlig neu aufgestellt. Olivia hatte mehr als 20 Jahre eine eigene Werbeagentur. Beruflich erfolgreich, zwei lebhafte Kinder, ein großer Hof mit Garten in Niederbayern, auf dem sie mit ihrer Familie lebt und wo ihr Mann Thomas seine eigene Firma betreibt, dazu Yoga und viel Sport zum Ausgleich – alles toll, aber kaum unter einen Hut zu kriegen. Ein Organisationstalent wie Olivia schafft es trotzdem, auf Dauer vielleicht nicht ohne Folgen.

Die Kehrtwende

„Mir hat eines Tages eine Freundin an den Kopf geknallt, was ich für ein schrecklicher Mensch bin. Sie hat ihren ganzen eigenen Frust an mir ausgelassen und mich total runtergemacht. Vieles von dem, was sie mir vorgeworfen hat, war Unsinn. Sie brauchte einfach nur ein Ventil. Aber es war auch das eine oder andere richtig an dem, was sie gesagt hat. Und das hat mich in den Grundfesten meiner Selbstwahrnehmung erschüttert.“ Die beiden sind seither keine Freundinnen mehr. Dieses Gewitter hat Olivia allerdings zum Nachdenken gebracht. Ebenso wie der frühe Tod ihrer Mutter mit Anfang 60 durch einen Herzinfarkt. Olivia hat sich daher eine Auszeit genommen und zehn Tage in Österreich gefastet und sich sortiert. Als sie von dieser Reise zurückkam, hat sie ihrem Partner in der Agentur gesagt, dass sie aufhört.

Wenig später wurde von ihr yogalivia gegründet. Die erste Kollektion hatte sie bereits entworfen, als sie ihren Kindern mal beim Malen Gesellschaft geleistet hat. „Ich hatte mich schon länger darüber geärgert, dass es für mich nicht die richtigen Yogaklamotten zu kaufen gab. Mir war alles zu trist und zu farblos. Schon 2011 bei meinem ersten Yoga-Retreat hab ich erste eigene Entwürfe in mein Tagebuch gezeichnet.“ Ihr Mann war von dem Ergebnis begeistert und hat sie ermuntert. Und so hat sich Olivia eine Schnittmacherin gesucht und ihre gezeichneten Modelle zum Leben erweckt.

Bewegungsfreudig

Inzwischen hat sie ein Gewölbe auf ihrem Vierseithof zum Yogaraum ausgebaut und gibt dort regelmäßig Kurse. Die Yogalehrer-Ausbildung war eine logische Konsequenz, denn alles, was Olivia macht, macht sie gleich richtig. Jeden Sport, den sie betrieben hat (Ballett, Kunstturnen, Rhönrad, Voltigieren, Reiten, Flamenco, Stepptanz, Laufen, Rollschuhfahren, Eiskunstlaufen!), hat sie richtig in Kursen erlernt. „Ich habe mich schon immer gern und viel bewegt. Ich bringe meinen Körper gern zum Schwitzen. Es ist mir völlig wurscht, ob ich dann Schweißflecken habe oder die Schminke verschmiert. Ich mag mich einfach gern fordern. Ich bringe meinen Körper gern an Grenzen. Sport pushed mich allerdings noch mehr. Yoga nicht. Yoga bringt mich runter. Ich bin jemand, der nicht stillsitzen und meditieren kann, aber beim Yoga komme ich in einen meditativen Flow, der mich ruhig werden lässt.“

Eine neue eigene Firma, eigene Yogakurse, die Mitarbeit in der Firma ihres Mannes, natürlich immer noch die Kinder und der Hof – Olivia ist heute an einen Punkt angelangt, an dem es fast schon wieder zu viel wird. Aber sie ist sich jetzt dessen eher bewusst und übt sich in Achtsamkeit. Wie bei ihrer kleinen Auszeit im YogaKraftwerk, bei der sie sich auch einen Wunsch erfüllt und endlich mal Aerial Yoga ausprobiert hat. Genau ihr Ding. Natürlich.

Olivias Welt ist bunt. Das war sie schon immer. Mit yogalivia ist sie es erst recht. Ich wünsche mir schon seit langem von ihr ein schwarzes Yogatube zu meinen vielen bunten Leggings, aber das verweigert sie mir schlicht. Sie will keine schwarzen Sachen produzieren. Punkt.

Eure Nici