BERUF & BERUFUNG

Loslassen …

Fast 9 Jahre hatte ich ein Yogastudio in Bad Friedrichshall. Jetzt habe ich die Räumlichkeiten gerade verlassen, die Schlüssel abgegeben, sitze im vollen Zug auf meinem kleinen roten Koffer auf dem Weg in meine neue Heimat Leipzig und tippe den Text ins Handy. So sehr ich mein Studio auch geliebt habe, die leeren Räume zurück zu lassen, ist nicht das Schlimmste an diesem Abschied. „Sie sind nur noch eine Hülle“, wie Moni, meine langjährige Schülerin und längst gute Freundin, gesagt hat. „Die Seele bist du.“

Das Härteste am Abschied waren die letzten Unterrichtsstunden in diesen Räumen, bei denen ich gegen diesen Kloß im Hals kämpfen musste, um überhaupt noch reden zu können. Die vielen Umarmungen und lieben Worte, die Wünsche, Danksagungen und Geschenke – und oft auch Tränen, wo ich sie gar nicht erwartet hätte. Voll schön. Voll schlimm, gleichzeitig.

Es ist auch – nach bereits 4 Jahren Trennung – der räumliche Abschied von meinem Ex- und für immer besten Freund Steffen und seiner Familie, die seit so vielen Jahren auch meine Familie ist. Ohne sie hätte es das Studio in dieser Form und damit die Erfahrungen, die ich und viele andere darin machen durften, nie gegeben. Sie waren so eine unglaubliche Unterstützung beim Aufbau (und auch jetzt beim Abbau!), dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Ich hatte so ein Glück, so großherzige und kompetente Menschen hinter mir zu haben. Und sie zu verlassen tut wirklich weh.

Ich bin jetzt im Zug so kurz vor Jahresende noch ein bisschen wehmütig und ernte viele mitleidige Blicke, weil aus mir so viel Rotz & Wasser läuft, aber übermorgen beginnt ein neues Jahr – und ein neues Glück. Das Studio ist eine leere Hülle, aber das YogaKraftwerk lebt weiter. Nur anders. Mit vielen neuen Möglichkeiten. Und da freu ich mich drauf.

Vielen Dank an alle, die immer an mich geglaubt, die die Räume mit Leben gefüllt und mir auch in herausfordernden Zeiten die Treue gehalten haben! Ich wünsche euch ein wundervolles 2024. Und wenn ihr das wollt, können wir auch weiterhin viel Zeit gemeinsam verbringen.

Eure Nici

ÜBER MICH

Aufbruch

Ja, es ist an der Zeit kühn zu sein. – Diese Postkarte hat mir vor ca. 9 Jahren meine Freundin Jutta geschickt. Kurze Zeit später bin ich nach Bad Friedrichshall gezogen und hab dort das YogaKraftwerk eröffnet. Jetzt ist für mich wieder so eine Zeit des Aufbruchs. Es ist wieder an der Zeit kühn zu sein …

Ich bin oft gefragt worden, ob ich nicht Schiss hatte, meine Arbeit als TV-Producer aufzugeben, um allein so ein riesiges Studio aufzubauen. – Nein, hatte ich nie. Denn es hat sich immer richtig angefühlt. Nachdem ich einmal die Entscheidung gefällt hatte, hat sich alles gefügt. Es sollte genau so sein.

Bis 2020 haben stetig mehr Schüler den Weg ins YogaKraftwerk gefunden. Dann kam der erste Lockdown, ich hab auf Online-Unterricht umgestellt und viele sind den Weg mit mir gegangen, um weiter gemeinsam Yoga üben zu können. Es war wieder eine Zeit der Veränderung. Ein riesiger Lernprozess. Neu, spannend und voller Möglichkeiten, von denen ich heute noch profitiere, wenn man sich mal nur auf die positiven Aspekte dieser einschneidenden Corona-Jahre konzentriert.

Corona liegt hinter uns, aber die Welt ist nicht mehr die gleiche. Sie ist weniger berechenbar …

Ich unterrichte heute mit großer Freude fast jede Klasse hybrid, also gleichzeitig im Studio und online über Zoom. Meine Schüler verteilen sich also über Bildschirm und Raum. Und wenn ich mal ehrlich zu mir bin: Ich brauche dadurch gar nicht mehr so viel Platz. Meine Räumlichkeiten sind mir seit 2020 schlicht zu groß geworden. Es hat ein bisschen gedauert, mir das einzugestehen.

Ich liebe dieses Studio. Niemand kann sich vorstellen, wieviel Herzblut im YogaKraftwerk steckt. Mein Papa hat die Räumlichkeiten mit umgebaut. Er hat als Bauingenieur maßgeblich dafür gesorgt, dass aus einem recht tristen Bürokomplex ein Yogastudio wurde, in dem ich die bunten Tücher für Aerial Yoga aufhängen und mit Seilen an der Wand arbeiten kann. Inzwischen ist mein Vater verstorben und die Wände, die er eingezogen, und die Balken, die er errichtet hat, sind für mich wie sein Nachlass.

Und dennoch – ich habe wieder eine Entscheidung getroffen und seit diesem Zeitpunkt scheint sich wieder alles zu fügen: Ich werde das Studio Ende Dezember schließen. Und wenn ich schon so einen großen Schritt mache, dann nutze ich die Gelegenheit gleich und bewege mich nach 30 Jahren anderswo wieder Richtung Heimat. Näher zu meiner Familie. Die Digitalisierung macht es möglich, dass ich für meine Schüler, die auch nächstes Jahr noch mit mir Yoga praktizieren möchten, erhalten bleibe. Es wird auch ab 2024 genug Onlineklassen mit mir geben. Ich wechsle den Standort, aber ich bin nicht aus der Welt.

Und ich bin ja auch noch gar nicht weg! Wir haben noch 6 Monate, um gemeinsam in diesem schönen Yogastudio zu üben. Lasst es uns voll auskosten! 6 Monate sind viel Zeit, um noch Yoga kennenzulernen oder die eigene Praxis zu verbessern, Entspannungsübungen zu verinnerlichen oder überhaupt gemeinsame Yogamomente zu genießen. Ich habe eine mehrjährige, äußerst anspruchsvolle Iyengar Yogalehrer Ausbildung durchlaufen, mich in den vergangenen 16 Jahren permanent fortgebildet und die eigene Yogapraxis vertieft und ich habe durch das eigene Studio sehr viel Unterrichtserfahrung gesammelt. Lasst mich mein Wissen an euch weitergeben. Nutzt die Gelegenheit, eure Zehnerkarten und Gutscheine, um noch mit mir gemeinsam vor Ort zu üben. Lasst uns noch viel Zeit zusammen verbringen, denn ihr werdet mir später fürchterlich fehlen.

Oder wie mir eine Schülerin, die inzwischen eine gute Freundin geworden ist, jetzt geschrieben hat:

„Ich freue mich auf die nächsten 6 Monate mit dir, denn wer die Gegenwart genießt, hat in Zukunft eine wundervolle Vergangenheit.“

Eure Nici

ASANA-PRAXIS

Wozu Yogalehrer?

„Yoga macht man eigentlich alleine“, hat mein Lehrer und ehemaliger Ausbilder Michael Forbes neulich in einem Workshop gesagt. Verrückt, oder? Der Mann hat ein riesiges Studio in München, für das er sehr viel Miete zahlen muss, und eine große Familie. Wenn alle nur noch alleine üben, könnte er sein Studio schließen. Ich meins auch. Trotzdem hat er vollkommen recht und auch ich propagiere gern und oft die eigenständige Yogapraxis und motiviere meine Schüler immer wieder dazu. Denn es ist nochmal etwas ganz anderes, als in einer Klasse angeleitet zu werden.

Welche Möglichkeiten zu üben habe ich überhaupt?

1. Gruppenkurse in einem Yogastudio

Sie sind perfekt, um die grundlegenden Asanas zu lernen. Ein bestenfalls erfahrener und kompetenter Yogalehrer führt durch eine sinnvoll aufgebaute Sequenz und bietet Alternativen und Hilfestellungen an, damit jeder die Haltungen einnehmen kann, ohne sich zu verletzen. Die Übenden werden korrigiert und oft auch zu anstrengenderen Positionen motiviert, die sie alleine wahrscheinlich nie machen würden. Kurse für Fortgeschrittene, weiterführende Workshops oder Seminare vermitteln zudem Wissen über die Asana- und Pranayama-Praxis hinaus, beispielsweise zur Yogaphilosophie, und bieten neue Herausforderungen und Inspirationen auf der Matte.

2. Gruppenkurse in einem Fitnessstudio

Es ist einfach nicht das Gleiche. Ohne die Qualität schmälern zu wollen, die immer vom Lehrer abhängt, ist die Atmosphäre bei einer Yogaklasse im Gym nach meiner Erfahrung anders als in einem Yogastudio. Der Lärmpegel, die Konzentration, die Raumgestaltung, die Ausstattung, …

3. Privatstunden

Schön, wenn man es sich leisten kann, dass sich die ganze Konzentration des Lehrers auf einen richtet. Ich gebe Privatstunden am liebsten, wenn der Schüler damit ein bestimmtes Ziel erreichen möchte: Kopfstand lernen, Verspannungen lösen, die Konzentration schärfen (ich hatte mal eine Bogenschützin), Entspannung finden, …

4. Live-Teilnahme an einer Onlineklasse

Auf diese Weise zu üben ist besser, als ich vor Corona erwartet hätte. Das weiß ich inzwischen aus hunderten Stunden, die ich sowohl aus Schüler- als auch aus Lehrersicht erlebt habe. Anfängern würde ich immer den Besuch im Studio ans Herz legen, aber der Online-Unterricht ist zu einer guten Alternative geworden, wenn man bereits etwas geübt ist. Vorausgesetzt, der Schüler hat seine Kamera eingeschaltet und so positioniert, dass der Lehrer ihn gut sehen kann. Und vorausgesetzt, der Lehrer schaut auch hin …

Interessanterweise hat sich während der Lockdowns, als ich ausschließlich Onlineklassen gegeben habe, mein Fortgeschrittenenkurs gefüllt. Plötzlich haben sich mehr Leute mehr zugetraut, weil die anderen sie nicht sehen konnten, falls sie die anspruchsvolleren Haltungen noch nicht so gut hinbekommen. Heute, da wir auch wieder im Studio üben können, trauen sie sich auch vor Ort. Sie haben inzwischen verstanden, dass wir alle nur auf unserem Yogaweg sind. Keiner ist perfekt. Mit der Asanapraxis wird man eh nie fertig. Es wird immer weitere Herausforderungen geben.

Außerdem haben sich online zu Hause alleine auf der Matte viele Schüler endlich dazu aufgerafft, die Einstiegsmantren zu Beginn jeder Klasse zu lernen und mitzuchanten. Seit dem Lockdown habe ich bei der Invocation am Anfang jetzt oft einen kleinen Chor. Das ist total schön.

Ich unterrichte inzwischen praktisch alle Klassen hybrid, also gleichzeitig vor Ort im Studio und online über Zoom, und ich finde es super. Vor jeder Klasse höre ich das Stimmengewirr von den zwei Gruppen: den Schülern im Raum und denen auf dem Bildschirm, die jeweils fröhlich miteinander plaudern, wenn sie sich schon länger aus dem Unterricht kennen. Wie zwei unterschiedliche Welten, die dann während der Klasse im gleichen Takt schwingen.

Und ich bin auch sehr dankbar für die Möglichkeit, die sich mir durch die Digitalisierung bietet, selbst regelmäßig mit meinen Lehrern und Mentoren in München, Berlin oder Pune in Indien zu üben – ohne meine Wohnung oder mein Studio verlassen zu müssen.

5. Yoga-Videos und Aufzeichnungen von Yogaklassen

Bei einem Video werde ich von einem Lehrer durch eine Sequenz geführt. Ich muss also nicht selber denken und habe mein Workout. Aber das war es dann auch schon. Keiner sieht mich, keiner korrigiert mich, keiner geht auf meine individuellen Belange ein. Friss oder stirb. Kann man machen. Meins ist es nicht.

Wenn ich an einem interessanten Iyengar Yoga Workshop nicht live teilnehmen kann, dann übe und lerne ich schon ab und zu nach der Aufzeichnung, die oft im Anschluss verschickt wird, um es nicht ganz zu verpassen. Aber ich würde jederzeit die Live-Teilnahme bevorzugen.

Nach Videos und Recordings zu yogeln, ist für mich noch lange keine selbstständige Yogapraxis. Die entsteht nur ohne jeden medialen Input, ohne die Anleitung eines Lehrers, alleine auf der Matte:

6. Open Mat

Das gemeinsame, aber selbstständige Üben in einer konzentrierten Atmosphäre habe ich am Yoga-Institut der Familie Iyengar in Pune schätzen gelernt. Jeden Morgen von 9 – 12 Uhr stand uns der große Übungssaal mit all den Hilfsmitteln zur eigenen Praxis zur Verfügung und er wurde rege genutzt. Um die Hundert Yogaübende aus aller Welt, die meisten davon Iyengar Yogalehrer, praktizierten täglich Matte an Matte. Jeder was anderes. Während sich die eine minutenlang wechselweise mal mit dem einen, mal mit dem anderen Bein in den Handstand schwang, lag der andere mit verbundenen Augen und vielen Hilfsmitteln in komplexen Entspannungshaltungen. Wieder andere hingen kopfüber von der Decke oder übten Stehhaltungen. Und ich mittendrin. Es war großartig. Jeden Donnerstagmorgen, von 10.30 bis 12 Uhr, habt ihr deshalb auch im YogaKraftwerk die Möglichkeit dazu.

7. Üben nach einer schriftlichen Sequenz

Das mache ich oft und gern. Ich sammle Sequenzen wie andere Leute Kochrezepte oder Strickmuster. Sowohl meine eigenen, als auch altbewährte von den Iyengars oder neu entwickelte von meinen Iyengar Yoga Kollegen, die wie ich in den Sozialen Medien aktiv sind und ihre Übungspraxis teilen. Meine Lieblingssequenzen kann ich inzwischen auswendig, aber häufig habe ich ein Blatt mit einer Sequenz neben meiner Matte liegen und nutze die Abfolge als roten Faden. Spüre hinein, beobachte und individualisiere.

8. Üben nach Intuition

Die Königsdisziplin. Freestyle. Ist mir früher extrem schwergefallen, habe ich aber in Pune schätzen gelernt. Dazu checke ich zunächst die Gegebenheiten: Wie geht es mir? Welche Art von Praxis würde mir jetzt guttun? Was möchte ich verbessern? Wieviel Zeit habe ich? Und – falls ich nicht in meiner vertrauten Umgebung bin – was steht mir an Hilfsmitteln zur Verfügung? In aller Regel habe ich einen groben Plan oder zumindest eine Idee oder Peakpose, wie zum Beispiel Hanumanasana, den Spagat. Und dann übe ich intuitiv, probiere aus, gehe tiefer und weiter: eine einladende Einstiegshaltung, vorbereitende Asanas, die die Stellen aufwärmen, die für die Peakpose gebraucht werden, diverse (vorbereitende) Varianten der Zielhaltung bis hin zur klassischen Asana und danach ausgleichende, beruhigende Haltungen, die schließlich in die Endentspannung übergehen.

Alleine zu üben ist für die persönliche Entwicklung auf dem Yogaweg meines Erachtens irgendwann unerlässlich. Aber ich möchte auch die Arbeit mit meinen Lehrern nicht missen.

Das sind die wesentlichen Unterschiede:

Yogaklasse Alleine üben
Fester TerminMuss mich alleine motivieren
Lehrer sagt Sequenz anMuss mir alleine was ausdenken
Werde korrigiertKann in mich hineinspüren
Werde inspiriert, lerne dazuKann ausprobieren & kreieren
Sequenz für alleÜbe, was ich grad brauche
Lehrer achtet auf die ZeitenMuss Haltungen selber austimen
Übe auch, was mir nicht gefälltVernachlässige ggf. Hass-Haltungen
Social EventMe-Time
Lasse mich berieselnKann mich besser konzentrieren

Die Mischung macht’s. Wie so oft. Wer nur alleine übt, läuft Gefahr, sich eine fehlerhafte Ausrichtung anzugewöhnen, die früher oder später zu körperlichen Problemen führen kann (z.B. im Kopfstand) und die nur schwer wieder abzulegen ist. Oder man neigt dazu, alleine immer das Gleiche zu machen. Die richtigen Lehrer bringen frischen Wind in meine Praxis, bringen mich auf neue Ideen. Wer aber immer nur einer angeleiteten Sequenz folgt, der hat den wahren Schatz einer Asanapraxis noch gar nicht entdeckt.

Wenn du lernen möchtest, selbstständig zu üben, aber dich bislang eher hilflos allein auf deiner Matte fühlst, dann melde dich bei mir. Ich unterstütze dich gern auf deinem Yogaweg zu einer regelmäßigen, erfüllenden Praxis.

Deine Nici

WAS YOGA KANN

Yoga gegen Asthma

Die heftigen Attacken sind bei mir selten. 1 – 2x im Jahr. Sie kommen immer nachts und immer vermeintlich aus dem Nichts. Wenn kein Spray mehr hilft, gehe ich ins Bad, lege meine Unterarme in eiskaltes Wasser und warte keuchend ab. Es ist beängstigend, nicht richtig atmen zu können. Wenn die Atemwege so angeschwollen und verkrampft sind, dass keine Luft mehr durchgehen will. Aber damit bin ich aufgewachsen und deshalb bleibe ich dabei ziemlich ruhig. Nach einer furchtbaren halben Stunde wird es in aller Regel allmählich besser und irgendwann kann ich wieder ins Bett und weiterschlafen. Doch jetzt ist alles anders.

Dieser Sommer hat es in sich. Der starke Pollenflug, die Hitze – und der Tod meines Vaters (Trauer schwächt die Lungen) haben mir zweimal regelrecht den Atem verschlagen. Beim ersten Mal hab ich mitten in der Nacht 4 Stunden lang um Luft gerungen, bis ich endlich in der Lage war, den Notruf zu wählen. Und selbst dann hat es nochmal Stunden gedauert, bis ich trotz Kortison, Sauerstoff, Magnesium und was weiß ich noch alles auf der Intensivstation wieder normal atmen konnte. Das zweite Mal hab ich nicht so schlimm in Erinnerung, denn ich bin bei diesem Anfall nach wenigen Minuten in eine CO2-Narkose gefallen. Und das ist eigentlich viel beunruhigender. Wenn mein Freund nicht zufällig da gewesen wäre und wenn er nicht gehört hätte, wie ich im Bad zusammengerutscht bin, könnte ich wohl nicht mehr darüber schreiben. Doch so war ich nach nur 3 Wochen erneut auf der Intensivstation: Künstliches Koma, künstliche Beatmung,… Als ich am nächsten Morgen dort aufgewacht bin, war ich wieder fit. Dennoch: Mein „nicht kontrolliertes allergisches Asthma bronchiale“ ist lebensgefährlich und deshalb darf es laut meiner Lungenärztin einfach nie wieder soweit kommen.

Seit den beiden Vorfällen kreisele ich vor allem um mich selbst, lese, experimentiere und sauge alles auf, das die Lungen stärken hilft. Aus professioneller Sicht ist es total spannend. Krankheiten können dich zu einem besseren Yogalehrer machen, wenn du lernst, damit umzugehen.

Asthma ist sehr individuell. Die Ursachen und die Symptome können ganz unterschiedlich sein. Genau wie die Möglichkeiten, sich neben den notwendigen prophylaktischen und Notfall-Medikamenten selbst zu helfen. Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten.

Wieder ist es meine Yogapraxis, von der ich am meisten profitieren kann – und der Fakt, dass ich mich einst für Iyengar Yoga entschieden habe:

  • Sehr erfahrene Iyengar Seniorteacher wie Lois Steinberg haben Sequenzen für das Atmungssystem entwickelt. Sie unterstützen in Zeiten von Corona vor allem Schüler und Lehrer der Iyengar Yogaszene, die sich von Covid oder sogar Long Covid erholen, bei der Regeneration. Davon profitiere ich jetzt auch, wenn ich danach übe.
  • BKS Iyengar hat in seinem Klassiker „Licht auf Yoga“ Sequenzen gegen eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen in den Anhang gestellt. Darunter eine für Asthmatiker.
  • Und auch in seinem Werk „Yoga – Der Weg zu Gesundheit und Harmonie“ bin ich fündig geworden: Hier schlägt er eine Sequenz bei Atemnot vor (siehe Titelbild).

In all diesen Abfolgen von Haltungen spielen Umkehrungen eine große Rolle. Kopfstand gegen Asthma – echt jetzt? Vielleicht nicht gerade bei einer akuten Attacke, aber bei leichteren Beschwerden und vorbeugend allemal, wenn man geübt ist. Mir tut es tatsächlich gut – und inzwischen weiß ich auch, warum:

Wenn ich unter Atemnot leide, ist es besonders die Ausatmung, die mir schwerfällt. Deshalb bin ich auch bewusstlos geworden. Ich hatte zu viel Kohlendioxid im Blut (Hyperkapnie). Der normale CO2-Partialdruck liegt bei maximal 40 mmHg, bei mir waren es 127. Ich muss mich bei meiner Selbstfürsorge demnach auf die Ausatmung konzentrieren. Fakt ist, während sich bei der Einatmung das Zwerchfell in den Bauchraum dehnt, entspannt es sich bei der Ausatmung zurück zum Brustraum. Entgegen der Gravitation – außer ich stehe auf dem Kopf. Die Schwerkraft erleichtert also die Ausatmung in Umkehrhaltungen. Und das spüre ich auch.

Auch beim Pranayama fokussiere ich gerade nur die Ausatmung:

  • Ujjayi mit bewusster, ruhiger, gleichmäßiger, sanfter, verlängerter Ausatmung
  • Viloma mit mehrmals unterbrochener Ausatmung
  • Bahya Kumbhaka – das Anhalten des Atems nach vollständiger Ausatmung
  • Bhramari – Summen bei der Ausatmung

Schließlich wird auch von Ärzten bei Asthmaanfällen die sogenannte Lippenbremse empfohlen, das langsame Ausatmen durch fast geschlossene Lippen. Eine verlängerte Ausatmung hat zudem eine sehr beruhigende Wirkung. Und jeder Asthmatiker weiß, dass Angst die Symptome nur verschlimmert.

Auch wenn ich mich mal nicht extra dafür auf die Matte setze, achte ich jetzt verstärkt auf meine Atmung. Nach Barbara Benagh kann man dabei ganz schön viel falsch machen. Sie ist eine Iyengar Yogalehrerin, die selbst an Asthma leidet und den positiven Einfluss von Yoga auf Atemprobleme an sich selbst regelrecht erforscht hat. Benagh, die sich auch viel mit der Buteyko-Methode beschäftigt hat, zählt 6 häufige falsche Atemgewohnheiten auf, die sich jeder, aber besonders Asthmatiker abgewöhnen sollten:

  • Nur in den oberen Brustraum atmen und dabei den unteren Teil der Lungen zu wenig mit Sauerstoff zu versorgen
  • Stärker ein- als ausatmen
  • (Unbewusstes) Luftanhalten nach der Einatmung
  • Mundatmung statt durch die Nase, die die Luft filtert, anwärmt und befeuchtet
  • Paradoxes Atmen (wenn sich das Zwerchfell bei der Einatmung hebt und bei der Ausatmung in den Bauchraum dehnt – statt andersherum)
  • Überatmen, die Tendenz zu Hyperventilieren, also eine hohe Anzahl von Atemzügen pro Minute

Meine Lungenärztin ist toll und hat sich viel Zeit für mich genommen. Aber als ich ihr von meinen Atemtechniken erzählen wollte, hat sie komplett dichtgemacht. Ich glaube, sie hat mich für so eine Yoga-Trulla gehalten, die die Schulmedizin verschmäht und sich nur selbst heilen will. Dabei bin ich davon weit entfernt. Ich weiß, dass ich die Schulmedizin brauche. Ohne das Kortison-Spray, das ich immer noch täglich prophylaktisch nehmen soll, hätte ich im Moment nachts alleine Angst. Aber ich glaube, dass sich Schulmedizin und alternative Heilmethoden gut ergänzen und unterstützen können. – Nachdem die Ärztin so abgeblockt hat, habe ich mich allerdings auf keine Diskussion eingelassen und ihr gar nicht erst erzählt, was ich sonst noch so mache… 😉

  • EFT oder Tapping – das Aktivieren der Hauptmeridiane, unter anderem des Lungenmeridians. Ein bisschen wie Akupunktur, nur durch Klopfen. Und man kann es selbst machen
  • Ätherische Öle: Ich diffusere zur Zeit vor allem Mischungen mit Thymian und Eukalyptus, um das Atmen zu erleichtern
  • Meditieren – auch da konzentriere ich mich auf eine sanfte, ruhige Atmung
  • Ausdauersport – joggen fällt mir grad schwer, deshalb bin ich auf Schwimmen (wir haben ein Solefreibad!) und Radfahren umgestiegen

Und auch hier habe ich recherchiert und von Dr. Georg Weidinger, einem TCM-Experten und asthmatischen Ausdauersportler, dazugelernt: Ich kann wieder anfangen zu laufen, wenn ich es anders angehe als bisher. Normalerweise falle ich aus der Haustür und renne los. 7 – 15 km von Haustür zu Haustür. Keine Aufwärmung, kein Auslaufen. Und das ist offenbar falsch. Die letzten Male diesen Sommer kam ich damit maximal 1 km, dann blieb mir die Luft weg. Weidinger meint, ich sollte mit Gehen und immer schnellerem Gehen beginnen, so dass ich schon ein bisschen ins Schwitzen gerate, bevor ich anfange zu rennen. Das habe ich heute Morgen ausprobiert. Und es hat geklappt! 1 km gehen, 5 km laufen, 1 km gehen. Ich freu mich total. Denn ich habe mich vor dem ganzen Drama zu einem 10-Kilometer-Lauf mit Hindernissen angemeldet, der in ein paar Wochen stattfindet. Den habe ich noch nicht abgeschrieben…

PS: Wenn du auch Atemprobleme hast, versuche dir nicht selbst Umkehrhaltungen beizubringen, um die teils sehr fortgeschrittenen Sequenzen zu üben. Melde dich bei mir, komm ins YogaKraftwerk oder geh zu einem anderen erfahrenen Iyengar Yogalehrer in deiner Umgebung, um dir helfen zu lassen. Es lohnt sich.

MEINE FAMILIE

Yoga & Ayurveda bei Traurigkeit

„Du darfst nicht weinen, wenn du uns besuchen kommst“, hat mir die Lebensgefährtin meines Vaters eingeschärft, kurz nachdem wir von seiner tödlichen Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erfahren haben. „Das verkraftet er nicht.“ Aber wie kann man verhindern bitterlich zu weinen, wenn einem der Arsch voll Tränen steht? Ich wollte mich ihm zuliebe zusammenreißen, hab eine Beruhigungstablette genommen, mich mit Lavendel eingeschmiert und sogar recherchiert, wie ich Tränen unterdrücken kann (die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger fest drücken). Es hat geklappt, obwohl mein Papa seit unserem letzten Treffen nur wenige Wochen zuvor bestimmt 15 kg verloren hatte und sichtlich geschwächt war. Es hat mir das Herz gebrochen, ihn so schnell schwinden zu sehen, aber ich hab nicht geweint. Zumindest nicht in seiner Gegenwart.

Seine erste Frage an mich war, ob ich seine Musikliste parat habe. Papis Playlist… Vor etwa 15 Jahren hatte sich mein Vater von mir eine selbst gebrannte CD mit all seinen Lieblingsliedern gewünscht. Von den vielen coolen Songs aus seiner Jugendzeit, die auf dem handgeschriebenen Zettel standen, waren 4 rot angekreuzt:

  • The Lords „Poor Boy“
  • The Rolling Stones „Paint it, Black“
  • The Byrds „Mr. Tambourine Man“
  • The Moody Blues „Nights in White Satin“

Die sollten später mal auf seiner Beerdigung gespielt werden. Er hat mich seither immer wieder daran erinnert und ich wusste immer, wo die Playlist abgelegt war. Was sich über viele Jahre zum Running Gag zwischen uns entwickelt hatte, wurde nun sprichwörtlich todernst. „Manch einer wird das lächerlich finden. Aber für mich ist das wirklich wichtig.“ Als ob ich das nicht wüsste.

Die Ärzte gaben ihm noch ein paar Monate. Er hat die Zeit genutzt, um ein paar bürokratische Sachen zu regeln, seinen 71. und damit letzten Geburtstag zu feiern und sich dabei von seinen engsten Freunden und der Familie zu verabschieden, Zwist beizulegen und Frieden zu finden – und eben die eigene Beerdigung zu organisieren. Mein Vater hat seine Trauerrednerin selbst ausgesucht und sogar das Gasthaus organisiert, in dem im Anschluss die Trauergemeinde zusammenkommen sollte. Nur 3 Wochen nach der Diagnose war er tot. Ich kann es immer noch nicht fassen.

Gestern war die Trauerfeier. Unglaublich persönlich, cool, schmerzhaft und gleichzeitig wunderschön. Genau, wie er sie haben wollte…

In einer solchen Zeit des Ausnahmezustandes, in der alles unwirklich und vieles nichtig erscheint, hält mich die Yogapraxis über Wasser. Ich kann mich nicht immer dazu aufraffen, aber sie beruhigt und erdet mich und bringt mich schließlich wieder in Spur. Mir hilft vor allem das längere Verweilen in Umkehrhaltungen und eine ruhige, aber intensive und fordernde Sequenz, um das Gedankenkarussell zu stoppen und Kraft zu schöpfen. David Jacobs hat eine „Iyengar Yoga Sequenz bei Trauer“ geteilt, die einst Geeta Iyengar unterrichtet hat. Sie ist eigentlich auf 3 Stunden angelegt. Eine komprimierte Version davon war genau das, was ich gebraucht habe:

  • 10 min Setu Bandha Sarvangasana über ein Querbolster (gestützte Schulterbrücke)
  • 4x 30 sec Adho Mukha Vrksasana (Handstand)
  • 10 min Dwi Pada Viparita Dandasana über Stuhl, Beine hüfthoch parallel zum Boden (gestützte Rückbeuge)
  • Bharadvajasana auf dem Stuhl (Drehhaltung)
  • 4x 30 sec Adho Mukha Vrksasana (Handstand)
  • 7 min Rope Sirsasana oder Salamba Sirsasana (kopfüber im Seil hängen oder Kopfstand)
  • 10 min Sarvangasana über Stuhl (Stuhl-Schulterstand)
  • 5 min Halasana über Stuhl (Pflug)
  • 5 min Supta Virasana (zwischen Füßen sitzen und zurücklegen)
  • Je 5 min Supta Svastikasana (liegen mit gekreuzten Beinen)
  • 10 min Supta Baddha Konasana (liegen mit Fußsohlen zusammen, Knie auseinander)
  • 10 min Savasana auf dem Bolster (Endentspannung)

Pranayama:

  • 3 Zyklen Ujjayi
  • Viloma I & II

Auch der Ayurveda gibt mir für besondere Zeiten eine Menge Werkzeuge in die Hand: Es sind die kleinen Routinen, die ich mir im Laufe der Jahre angewöhnt habe, die mir Halt und meinem Tag einen guten Start geben – auch wenn es hart wird. Warmes Wasser am Morgen, Ölziehen, Zunge schaben, Nasenspülung. Dauert alles in allem nur ein paar Minuten und spült alles Übel raus. Ich bin nicht perfekt und gerade beim Essen auch oft total maßlos. Aber ich weiß, wie ich den Schalter wieder umlegen kann, bevor es mich völlig runterzieht: Porridge am Morgen, Essenpausen von 4-5 Stunden zwischen den Mahlzeiten, viel grünes Gemüse, Ingwer, Zimt, Kardamom, Kurkuma. Kein Brot, keine Milchprodukte, nix Süßes. Moderat wäre es in Ordnung, aber moderat kann ich nicht.

Yoga & Ayurveda dienen in vielerlei Hinsicht der Prävention, doch sie schützen uns letztendlich auch nicht vor Schicksalsschlägen, Verlust oder Krankheit. Sie helfen im Umgang damit. Die regelmäßige Praxis in guten Zeiten schenkt uns Wissen und Routinen, mit denen wir uns in schlechten über Wasser halten können. Was für ein wertvoller Schatz.

Und wenn auch das nicht reicht, beginne ich zu schreiben…

FAVORITENLISTE

Meine Top 5 Yoga-Bücher

Zunächst möchte ich mal dazu kommen, welches Buch bei mir definitiv nicht in diese Liste gehört: die „Autobiographie eines Yogi“ von Paramahansa Yogananda. Dieser Klassiker der spirituellen Yogaliteratur von 1946 wurde weltweit millionenfach verkauft. Dazu habe ich auch meinen Beitrag geleistet: Ich habe das Buch insgesamt dreimal gekauft. Das erste Mal aus purer Neugierde. Ich lese normalerweise jedes Buch zu Ende, aber hier bin ich nicht über das erste Drittel hinausgekommen. Ich habe es wieder verkauft. Aber damit war es nicht aus meiner Welt verschwunden. Empfehlungen, Rezensionen, Interviews mit Yogaübenden – die Bedeutung dieser Autobiographie wird immer wieder hervorgehoben. Und so habe ich es mir ein zweites Mal gekauft. Es steht immer noch in meinem Regal. Wie neu. Total unbenutzt. Sogar für Steve Jobs war es das wichtigste Buch seines Lebens. Er hat es einmal im Jahr durchgelesen! Es war das einzige Buch, das er sich auf seinem iPad heruntergeladen und so immer bei sich hatte. Ich würde gern wissen, warum, und habe es mir deshalb ein drittes Mal gekauft. Diesmal als Hörbuch, gelesen von Robert Atzorn. Ich dachte, ich kriege es endlich durch, wenn ich es beim Joggen höre. Andere Bücher und Podcasts haben mir das Joggen erleichtert. Sie haben mich so gefesselt, dass das Laufen von ganz alleine ging. Manchmal bin ich nur gelaufen, um das Hörbuch weiter zu hören. Bei der „Autobiographie eines Yogi“ war das Gegenteil der Fall. Ich habe etwa die Hälfte des Hörbuches geschafft. Jeder Lauf hat mich seither doppelt Überwindung gekostet. Inzwischen war ich schon seit Wochen nicht mehr joggen. Ich glaube, ich werde dieses Buch nie zu Ende lesen. Damit möchte ich die Bedeutung dieses Werkes gar nicht schmälern. Es ist einfach nicht meins.

Yoga ist immer auch spirituell. Ich bin mit der Yogaphilosophie vertraut, aber meine Leidenschaft ist die 3. Stufe des Yogapfades: die Asana-Praxis. „Meditation in Action“, wie BKS Iyengar sie bezeichnet hat. Das trifft es für mich auf den Punkt. Und so konzentrieren sich auch meine Top 5 an Yogaliteratur vor allem auf die diversen Yogahaltungen, ihre Ausrichtung und ihre Wirkung.

1. BKS Iyengar „Licht auf Yoga“

„Licht auf Yoga“ ist mein allerwichtigstes Nachschlagewerk, mein bestes Übungsbuch, meine allererste Empfehlung, wenn mich jemand nach Yogabüchern fragt. Ich habe sogar zwei Exemplare davon. Eins im Studio und eins zu Hause. Beide hab ich fast täglich in der Hand. Die Ausgabe im Studio ist schon total zerfleddert, voller Lesezeichen und Notizen. „Licht auf Yoga“ war rein zufällig mein allererstes Yogabuch. Ich habe wegen dieses Buches und unter Anleitung dieses Buches angefangen Yoga zu üben. Yogakurse, Videos, etc. kamen erst später. Noch heute übe ich meist mit einer schriftlichen Sequenz neben der Matte oder einer Idee im Kopf, wenn ich alleine praktiziere, so gut wie nie nach einem Video.

BKS Iyengar hat „Licht auf Yoga“ 1966 geschrieben. Es war sein erstes Buch und doch symbolisiert es für mich gleichzeitig sein Lebenswerk. Iyengar hat die Asanas kategorisiert und katalogisiert. Er hat jede einzelne Haltung in unglaublich vielen Übungsstunden studiert, die richtige Ausrichtung erspürt und präzise Worte dafür gefunden, um andere genauso extakt in die Asana zu bringen. Ich habe viele ganz unterschiedliche Yoga-Bücher (Bücher und Yogahosen sind meine Schwäche, da finde ich keinerlei Maß…), doch in keinem anderen Buch sind die Asanas so faszinierend exakt ausgeführt. Damals war er 47 Jahre alt – und hatte selbst noch lange nicht ausgelernt. Es gibt Fotos und Videos von ihm aus viel späteren Jahren, auf denen er sogar noch besser ausgerichtet ist. In einem Alter, in dem die meisten anderen froh sind, wenn ihnen nichts wehtut.

„Licht auf Yoga“ beginnt mit einer kurzen Einführung in die Yogaphilosophie und stellt dann 200 Asanas in Wort und Bild vor: mit Sanskrit-Namen, der Übersetzung, dem Weg in die Haltung und der jeweiligen Wirkung. Hinzu kommen ein Kapitel über die Pranayama-Praxis und im Anhang eine lange Reihe von Sequenzen für Anfänger, Übende und Fortgeschrittene sowie gegen diverse Beschwerden.

2. Geeta Iyengar „Yoga für die Frau“

Geeta ist BKS Iyengars älteste Tochter und sie war in seinen Augen der vielleicht einzige Mensch, der seine Art zu praktizieren vollkommen verinnerlicht hatte. Dennoch hat sie den Iyengar Yoga auf ihre ganz eigene Art geprägt: Geeta Iyengar hatte einen Doktortitel in Ayurveda und ergänzte die Asanapraxis um dieses Wissen. Vor allem hinsichtlich der Frauengesundheit. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich 2018 die Möglichkeit hatte, sie selbst und ihre berühmte Women’s Class in Pune mehrmals mitzuerleben. Jeden Mittwoch und Samstag hat sie 2 Stunden am Vormittag Schüler aus aller Welt unterrichtet und dabei auf zyklusgerechtes Üben geachtet – übrigens keine reine Frauenklassen. Die Männer waren wie alle Teilnehmer meist selbst Yogalehrer, die dieses Wissen an ihre Schülerinnen weitergegeben haben. Die Women’s Class gibt es immer noch und wird immer an Geeta erinnern, die Ende 2018 verstarb.

„Yoga für die Frau“ hat sie 1983 geschrieben. Neben yogaphilosophischen Einblicken und der Beschreibung und Anleitung von vielen Asanas, geht sie vor allem auf die gesundheitlichen Aspekte und die „3 Meilensteine“ im Leben einer Frau ein: Menstruation, Schwangerschaft und Wechseljahre. Die Haltungen sind in Gruppen (Vorwärtsbeugen, Rückwärtsbeugen,…) zusammengefasst und das Buch ist gespickt mit Sequenzen, um die Asanas systematisch zu erlernen und um die besonderen Zeiten im Leben einer Frau durch die Yogapraxis zu unterstützen.

3. BKS Iyengar „Yoga for Sports“

Ja, die Liste ist ein bisschen Iyengar-lastig, Iyengar Yoga hat mich in meiner Yogapraxis einfach am meisten geprägt. „Yoga for Sports“ ist das letzte Buch von BKS Iyengar. Es wurde 2015 posthum veröffentlicht.

Es ist nicht nur ein besonders schön aufgemachtes Werk, es zeigt auch, wie sehr die Asanapraxis Hobby- und Profisportlern helfen kann. Iyengar hat mit vielen Sportlern – insbesondere aus der Cricketszene, dem indischen Nationalsport – gearbeitet. Das Buch ist voller Sequenzen, mit denen man Kraft, Geschwindigkeit oder Beweglichkeit in bestimmten Bereichen, aber auch die Konzentration vor Wettbewerben verbessern kann oder die zur schnelleren Regeneration danach beitragen. Für manche Übungsserien braucht man ein gut ausgestattetes Iyengar Yogastudio mit all seinen Hilfsmitteln oder zumindest genug Erfahrung, um entsprechende Alternativen zu finden. Andere kann man direkt vor dem Match auf dem Sportplatz ausüben. Es gibt sogar Asanareihen, die die Sportler im Teambus auf dem Weg zum Veranstaltungsort üben können oder die eine schnelle Anpassung an Klima- und Zeitzonenwechsel ermöglichen.

4. Judith Lasater „30 Essential Poses“

Die Amerikanerin Judith Lasater war einst Schülerin von BKS und Geeta Iyengar und hat sich dann auf ihren eigenen Yogaweg, besonders die therapeutischen Aspekte des Yoga, konzentriert. Dieses Buch ist für Yogalehrer und -schüler und auch für Anfänger geeignet. Sie beschreibt darin 30 wichtige Yogahaltungen und mögliche Variationen und betont dabei die notwendigen Ausrichtungspunkte. Die 30 Asanas hat sie im hinteren Teil des Buches zu Foto-Sequenzen mit verschiedenen Schwerpunkten und darüber hinaus sieben Sequenzen für eine ganze Übungswoche zusammengestellt.

5. Dona Holleman „Dancing the Flame of Life“

Auch Dona Holleman ist eine direkte Schülerin von BKS Iyengar. Sie hat in den 60ern ganze Jahre mit ihm verbracht, später in Holland, England, Amerika und Italien unterrichtet und auf dieser Basis und aus ihrer eigenen intensiven Yogapraxis heraus ihren eigenen Stil „Centered Yoga“ entwickelt. Ihre acht Prinzipien der Übungspraxis für die anatomische Ausrichtung und Öffnung des Körpers in den Haltungen stellt sie in mehreren Büchern vor, unter anderen in diesem. In „Dancing the Flame of Life“ beschreibt sie eine Vielzahl von einfachen bis sehr fortgeschrittenen Asanas, sortiert in Gruppen. Und sie verrät uns auch ihre Vorstellung von einem guten Lehrer: Er hat – und das Wort entlehnt sie tatsächlich dem Deutschen – Schwung! Ein Lehrer mit Schwung kann in seinen Schülern den nötigen Enthusiasmus hervorrufen, um sich in seiner Praxis weiterzuentwickeln.

Dona Holleman hat vier bis fünf Stunden täglich geübt! Ihr dennoch unverklärter Blick auf den Yoga ist erfrischend: Du wirst kein besserer Mensch, nur weil du Yoga übst. Yoga kann für die Entwicklung eines Menschen genauso wichtig sein wie Radfahren oder Reiten – auch eine ihrer Leidenschaften. Du veränderst dich immer nur von innen, weil du etwas erreichen willst. Nicht, weil du plötzlich Yoga übst.

Nach 40 Jahren intensiver Yogapraxis hat Dona Holleman damit komplett aufgehört und sich vor allem dem Reiten gewidmet. 40 Jahre Yoga waren ihr genug.

Meine Bücher – deine Bücher

Meine Top 5 sind natürlich subjektiv, alles andere wäre vermessen. Sie entsprechen meinem Interesse und ich nehme sie gern und oft zur Hand. Aber ich freue mich auch immer über Empfehlungen von anderen. Welche Bücher haben dich geprägt und inspiriert? Welche Top 5 stehen auf deiner Favoritenliste? Welches ist dein liebstes Yoga-Buch? Und vor allem: Warum?

WAS YOGA KANN

Yoga in Zeiten von Corona

Die großen, schönen Räume im YogaKraftwerk sind nicht dafür gemacht, leer zu stehen. Ich friere zur Zeit oft im Studio, obwohl es eigentlich warm genug ist. Es fehlen einfach die Schüler. Kein Leben in der Bude. Corona und die Maßnahmen, die das Virus nach sich zieht, haben alles verändert. 2020 war das YogaKraftwerk 4 1/2 Monate lahmgelegt. Jetzt haben wir 2021 und es ist immer noch zu. Ich kämpfe in erster Linie gegen die Hilflosigkeit, Lethargie und Schwere, die die Corona-Maßnahmen wiederum nach sich ziehen. Mit Yoga.

Mein Yoga-Unterricht

Seit Ende März gebe ich regelmäßig Yogaklassen online über Zoom, wann immer das Studio geschlossen bleiben muss. Das war zunächst mal ein großer Lernprozess und eine Investition: Das technische Equipment, eine stabile Internetverbindung, die Umstellung auf Online-Buchung. Ausprobieren, verwerfen, neu testen, verbessern – sowie die Freude darüber, wenn es endlich reibungslos klappt. Und auch als neues Angebot angenommen wird.

Ich bin computertechnisch kein Überflieger, aber ich beiße mich durch Probleme durch und bin vor allem im letzten Frühjahr dafür täglich über meinen Schatten gesprungen. So wie einige meiner Schüler auch. Sich für eine Online-Klasse anzumelden und an ihr teilzunehmen ist an sich nicht schwer, aber nicht jeder sitzt regelmäßig vor einem Rechner. Manche meiner Schüler haben sich nur meinetwegen mit der Technik auseinandergesetzt, um weiterhin mit mir als ihrer vertrauten Lehrerin Yoga üben zu können. Diese Treue berührt mich sehr. Gleichzeitig haben sie etwas dazugelernt und sich ebenfalls weiterentwickelt.

Du kannst dich aus mehreren Gründen dem technischen Fortschritt verschließen:

  • Weil du es dir schlicht nicht leisten kannst.
  • Weil du Computer, Internet, Online-Interaktionen, Social Media, Tracking oder Streaming aller Art bewusst nicht nutzen möchtest, um zum Beispiel all den Versuchungen und Berieselungen aus dem Weg zu gehen.

Gegen diese Punkte kann man gar nichts sagen. Aber es gibt noch einen weiteren Grund, und den sehe ich differenzierter:

  • Weil du zu bequem bist, dich auf etwas Neues einzulassen. Oder:
  • Weil du Angst davor hast.

In dem Fall grenzt du dich selbst aus und das ist schade. Das Alter ist keine Ausrede. Niemand weiß genau, wie lange er noch leben wird. Die Welt dreht sich währenddessen weiter. Die neuen Entwicklungen von heute sind die Selbstverständlichkeiten von morgen. Du musst nicht jedem Trend hinterher rennen, aber lass dich nicht abhängen. Wenn du deshalb auf etwas verzichten musst, das dir gut tut, machst du etwas falsch.

Meine virtuelle Yoga-Community hilft mir auf jeden Fall sehr durch diese Zeit der Distanz, Abstandsregeln und Maskenpflicht. Jede Live-Klasse über Zoom macht mich glücklich. Wer mit mir online Yoga praktiziert, ist mir immer noch sehr nah. Neben meinen regulären Schülern können jetzt auch meine Mama, mein Bruder oder meine Freundin aus Studienzeiten teilnehmen, die für regelmäßige Studiobesuche viel zu weit weg wohnen.

Das Unterrichten selbst ist auch etwas anders als Präsenz-Unterricht im Studio:

  • Die Hilfsmittel sind reduzierter. Klötze, Gurt und Decken setze ich voraus. Aber mehr nicht. Damit muss alles möglich sein, was ich anleite.
  • Umkehrhaltungen wie Kopfstand oder Schulterstand unterrichte ich nur in der Klasse für Fortgeschrittene. Das bringe ich niemandem über den Monitor bei.
  • Und die Ansagen für die einzelnen Asanas müssen noch präziser sein als im Studio, damit es nicht zu Missverständnissen kommt.

Meine Yoga-Weiterbildung

Damit ich nicht immer nur in meiner eigenen Suppe schwimme, nehme ich regelmäßig an Fortbildungen teil. Als Iyengar Yogalehrerin bin ich dazu sogar verpflichtet. 2020 ist unsere jährliche deutsche Iyengar Yoga Convention – wie so vieles – wegen Corona ausgefallen. Das war unglaublich schade. Aber der Lockdown trifft nicht nur Deutschland.

Weltweit haben Yogalehrer auf Online-Unterricht umgestellt. Das hat viele großartige Möglichkeiten geschaffen. Ich nehme jetzt an Online-Events von Mitgliedern der Iyengar-Familie oder langjährigen Schülern von ihnen teil, für die ich unter anderen Umständen weit reisen müsste. Über die sozialen Medien tauschen wir uns mehr denn je weltweit aus. Teilen die gleichen Probleme und Herausforderungen, lernen voneinander und inspirieren uns gegenseitig.

Meine Yoga-Praxis

Tag für Tag bin ich dankbar dafür, dass ich Yoga – und Ayurveda – gut genug beherrsche, um damit jeden irritierenden Gemütszustand auszugleichen. Das Üben energetisiert mich wieder, wenn mich die Nachrichten heruntergezogen haben. Es erdet mich, wenn ich das Gefühl habe, dass mir alles entgleitet. Und es macht meinen Kopf klar, wenn ich neue Ideen entwickle. Die Zeit, die ich mir für meine tägliche Yogapraxis nehme, wirkt sich immer positiv auf den Rest vom Tag und die anderen Projekte aus.

Ich habe während des Lockdowns mehr Zeit. Auch wenn ich online unterrichte und viel daran arbeite, dass mein Studio nicht in Vergessenheit gerät, sind es dennoch nicht so viele verplante Stunden wie vor Corona. Ich übe daher auch mehr, allerdings mit weniger Ehrgeiz. Viel basic stuff: Klassische Grundhaltungen, Pranayama, … Es erstaunt mich immer wieder, wie beruhigend sich das lange Halten von Asanas auswirkt. Nach einer Sequenz wie den „5 unerlässlichen Haltungen“ kann mich nichts mehr erschüttern.

Ich möchte gar nicht politisch werden, aber ich würde mir von der Politik und den Medien wünschen, dass sie mehr Zuversicht, Motivation, Inspiration und Zusammenhalt vermitteln in dieser Zeit. Wenn ich morgens als erstes die Hiobsbotschaften von neuen Rekordzahlen an Neuinfektionen höre oder dass die nächsten Wochen noch härter werden, möchte ich am liebsten im Bett bleiben und mir die Decke über den Kopf ziehen. Die Kommunikation ist lähmend, drohend, spaltend oder beängstigend. Das will ich nicht. Das bremst mich mehr als das Virus selbst.

Ich habe wegen der Studioschließung Staatshilfen bekommen, aber viel lieber will ich soviel arbeiten, dass ich darauf gar nicht angewiesen bin. Selbst wenn es ausschließlich online ist. Ich möchte meine Schüler weiterhin bei ihrer Yogapraxis unterstützen, dazu beitragen, dass sich die Leute bewegen, beweglich werden, gesund bleiben und ihr Immunsystem stärken. Yoga kann nicht jede Krankheit verhindern, aber den Umgang damit beeinflussen, wenn es einen erwischt. Und: Wenn wir dafür sorgen, dass wir selber fit bleiben, können wir uns auch besser um andere kümmern. Ist das heute nicht wichtiger denn je?

VORSÄTZE

Fokus im Januar: Ziele in der Yogapraxis

Am Neujahrstag unterrichte und übe ich – inzwischen schon traditionell – die 108 Sonnengrüße. Normalerweise natürlich im YogaKraftwerk. Heute online über Zoom, denn wir sind immer noch im Lockdown. Es war die erste Challenge im neuen Jahr – und wir haben sie alle geschafft. Einige der 20 Teilnehmer waren auch schon in den vergangenen Jahren dabei.

Es ist ein toller Start: Das Herz-Kreislauf-System wird angeregt, du kommst in Bewegung, schwitzt deinen Ballast aus und fühlst dich anschließend für alle Herausforderungen gewappnet. Du kannst den Sonnengrüßen sogar noch mehr Bedeutung geben. Moni, zum Beispiel, widmet ihre Sonnengrüße jedes Jahr wichtigen Menschen in ihrem Leben. Ein paar Sonnengrüße für diesen, ein paar für den nächsten, … Wie schön! Oder du richtest die gesamte Energie der Challenge auf deinen größten Vorsatz im neuen Jahr. Oder auf eine Intention.

Meine Jahresintention

Ich habe für jedes Jahr eine Intention. Letztes Jahr war es „Freude“. Ich wollte mich 2020 mehr auf den Prozess als auf das Ergebnis konzentrieren. Denn obwohl ich mein YogaKraftwerk und jede Arbeit, die damit verbunden ist, liebe, vergesse ich manchmal zu genießen, was ich tue. – Und dann kam mit Corona alles anders als geplant. „Freude“ beim Lockdown zu empfinden, war manchmal eine ganz schöne Herausforderung. Aber meine Intention hat mir auch da durchgeholfen. In diesem Jahr lautet meine Intention „Leichtigkeit“. Die Einschränkung von persönlicher Freiheit und Bewegung macht träge, schwer und lethargisch. Besonders in der dunklen Jahreszeit. Dagegen möchte ich etwas tun. „Leichtigkeit“ impliziert für mich Gelassenheit, leichtes Essen, weniger Zeug, Bewegung, Jumpings – es betrifft alle möglichen Bereiche.

Brauchst du überhaupt Vorsätze, Ziele oder Intentionen? Keine Ahnung, ich schon. Mir helfen sie, mich zu fokussieren und zu strukturieren. Sie geben meinem Leben – oder eben auch meiner Yogapraxis – eine Richtung. Ohne das geht es auch mal, ist aber auf Dauer für mich unbefriedigend. Andererseits: Wenn ich mal ein Ziel nicht erreiche oder einen ganzen Tag vertrödele, dann ist das auch kein Beinbruch. Hier kommt dann eben wieder die „Leichtigkeit“ in Spiel … 🙂

Yogaziele oder Mit Yoga zum Ziel

In diesem Jahr möchte ich jedem Monat einen besonderen Fokus geben. Der Januar ist als Jahresanfang einfach prädestiniert für Ziele und Visionen. Auch in Bezug auf die Yogapraxis. Dabei geht es gar nicht darum, unbedingt Handstand, Lotussitz oder Spagat beherrschen zu wollen, wenn du dir diese Fragen stellst:

  • Was möchte ich erreichen? Hier ein paar kleine und große Beispiele:
    • Eine tägliche Übungspraxis von mindestens 15 Minuten
    • Die Teilnahme an einem wöchentlichen (Online-)Kurs
    • Täglich 10 Minuten meditieren
    • Eine Yogalehrer-Ausbildung absolvieren
    • Jeden Morgen 5 Sonnengrüße
    • Jeden Monat eine neue Pranayama-Technik lernen und täglich üben
    • Die Sanskritnamen der Asanas lernen
  • Warum möchte ich das?
    • Weil ich dann keine Rückenschmerzen habe
    • Weil ich bei einem Lehrer noch etwas Neues lernen kann
    • Weil ich mich dadurch nicht mehr so gestresst fühle
    • Weil ich auch etwas über Anatomie und die Yoga-Philosophie lernen möchte
    • Weil ich dadurch morgens am besten in Schwung komme
    • Weil ich sonst zu flach atme
    • Weil ich es einfach gern können würde

Genauso gut kann dich deine Yogapraxis bei der Umsetzung deiner anderen Ziele im Leben unterstützen. Du musst sie nur darauf anpassen. Auch hierfür ein paar Beispiele:

  • Sportler:
    • Konzentration bei Wettkämpfen verbessern
    • Bessere Laufleistung durch größere Beweglichkeit in Hüft- und Schultergelenken
    • Schnellere Regeneration nach Wettkämpfen
  • Schüler:
    • Konzentration
    • Zur Ruhe kommen
    • Bessere Körperkoordination
  • Frauen:
    • Schmerzfreie Periode
    • Geburtsvorbereitung
    • Wechseljahrsbeschwerden loswerden

Und, und, und … Es gibt viele gute Gründe, um Yoga zu üben. Wenn du weißt, warum du dich auf die Matte stellst und was du erreichen möchtest, dann bringst du auch eher die Disziplin für eine regelmäßige Yogapraxis auf.

Jetzt im Januar werde ich bei meinen Onlinestunden immer wieder Übungen einbauen, die dich dabei unterstützen dich zu fokussieren. Passend zu diesem Thema beginnt zudem am 17. Januar der nächste (Online-)Kurs „Yoga@Home“, bei dem du lernst selbstständig Yoga zu üben und sogar eigene Sequenzen zu entwickeln.

Was sind deine Ziele? Hast du welche? Warum übst du Yoga? Schreib es mir. Wenn ich weiß, was du erreichen möchtest, helfe ich dir auf dem Weg dahin.

Deine Nici

YOGA & AYURVEDA

Ayurvedisch leben – Der Frühling

Solange es draußen kalt und ungemütlich ist, baut der Körper die erdende und schwere Kapha-Energie auf, um sich dagegen zu wappnen. Gegen Ende des Winters und im Frühling dominiert dann schließlich das Kapha-Dosha mit all seinen positiven und negativen Qualitäten.

Die Kapha-Zeit ist eine Zeit des Wachstums. Die Elemente Erde und Wasser, die dieses Dosha prägen, haben vor allem eine nährende Komponente, die die Natur langsam wieder erblühen lässt. Es wird wieder heller und farbenfroher und viele Menschen atmen auf.

Eigentlich sollten wir jetzt voller Energie sein, oder? Aber statt dessen fühlen wir uns vielleicht eher schlapp und träge. Die Frühjahrsmüdigkeit macht sich breit. Hinzu kommen verstärkt Erkältungskrankheiten und Heuschnupfen. Denn auch das sind Kapha-Komponenten, wenn es zu viel wird: drückende Schwere und die Verschleimung der Atemwege. Erde und Wasser. Was können wir im Frühjahr aktiv dafür tun, um wieder in Fahrt zu kommen?

Ernährung im Frühling

Schweres Essen und Süßigkeiten treiben das Kapha-Dosha noch mehr in die Höhe. Was wir jetzt brauchen ist Leichtigkeit. Auch Milchprodukte sind im Moment eher kontroproduktiv, denn sie tragen zur Verschleimung und damit Atemwegsproblemen bei.

Die Ernährung sollte statt dessen das Verdauungsfeuer anregen und entschlackend wirken, damit wir die Winterschwere abschütteln können. Dabei helfen uns Bitterstoffe. Und genau das, was der Körper jetzt braucht, beginnt draußen auch wieder zu wachsen: Löwenzahn, Brennnessel, Kresse, Salate, … Baue möglichst oft frische Gartenkräuter in deinen Speiseplan ein. Als Tee, als Topping, als Beilage, als Saft …

Im Frühling kannst du außerdem ruhig ein bisschen schärfer würzen, um den Stoffwechsel in Schwung zu bringen. Zum Beispiel mit Ingwer, Kurkuma, Chili, Kreuzkümmel, Senfkörnern, Bockshornklee, Asafoetida, schwarzem Pfeffer und Pippali.

Und schließlich kurbelt auch das regelmäßige Trinken von gekochtem warmen Wasser unsere Verdauung an. Es fördert die Fettverbrennung und wirkt zudem schleimlösend.

Yoga im Frühling

Natürlich hilft dir auch deine Yogapraxis dabei, nach der Winterzeit die Schwere aus Körper und Geist zu bringen und das Kapha wieder zu reduzieren.

Das solltest du jetzt üben:

  • Dynamische Flows wie den Sonnengruß. Sie stärken dein Herz-Kreislauf-System und regen den Stoffwechsel an.
  • Stehhaltungen. Sie kräftigen und dehnen den ganzen Körper.
  • Rückbeugen. Sie öffnen und weiten den Brustkorb, schenken dir Energie und haben einen schleimlösenden Effekt.
  • Drehhaltungen. Sie massieren die Bauchorgane und verbessern so deine Verdauung.

Verweile dagegen nicht so lange in liegenden Haltungen und sitzenden Vorbeugen. Sie haben eine kühlende und erdende Wirkung und treiben das Kapha-Dosha dadurch weiter in die Höhe. – Außer du brauchst das gerade, weil du dich nervös, gestresst und ruhelos fühlst. Oder vor dem Schlafengehen.

Detox im Frühling

Der Frühling ist die beste Zeit für ein Detox-Programm. Besser als der Herbst, wenn sich der Körper für die Winterzeit wappnet. Wirklich fasten, also auf Nahrung verzichten, ist dennoch auch im Frühjahr nur für Kapha-Typen geeignet. Vatas und Pittas können den Körper entschlacken, in dem sie wenig Belastendes (schweres Essen, Fertiggerichte, Zucker, Koffein, Alkohol,…) zu sich nehmen und statt dessen leicht verdaulich und frisch zubereitet essen. Eine Kitchari-Kur ist ideal. Für dieses einfache Gericht aus Reis und Mungbohnen mit vielen Gewürzen und frischem Gemüse gibt es viele Rezepte im Netz. Probier dich aus!

Das Frühjahr macht aber auch Lust, auf anderen Ebenen zu entschlacken. Wir sehnen uns nach mehr Leichtigkeit. Nicht umsonst heißt es FRÜHJAHRSputz. Und vielleicht ist ja gerade jetzt, da wir uns nur bedingt draußen aufhalten können, ein guter Zeitpunkt dafür auszumisten:

Räume deinen Kleiderschrank aus und probiere jedes Teil an, bevor es wieder ein- oder eben aussortiert wird. Mehr noch: Nimm dir jede einzelne Schublade in deiner Wohnung vor: Was benutzt du wirklich? Was benutzt du gern? Was hebst du nur auf, weil es dir jemand geschenkt hat? Was macht dir ein schlechtes Gewissen, weil es nur rumliegt? Was ist zu alt, zu eng, kaputt, hässlich, untauglich? Trenne dich von Fehlkäufen. Es ist so befreiend!

Körperpflege im Frühling

Jetzt ist außerdem eine gute Zeit für eine aktivierende Körperpflege, zum Beispiel durch eine Selbstmassage vor dem Duschen: Garshan ist eine ayurvedische Trockenmassage mit einem Rohseide-Handschuh, die den Stoffwechsel anregt und Kapha reduziert.

So wird’s gemacht:

  • Handgelenke und Ellbogenspitzen in kreisenden Bewegungen massieren
  • Arme mit langen Bewegungen von den Fingern zu den Oberarmen streichen (immer zum Herzen hin)
  • Brust und Herzbereich wird ausgelassen
  • Bauch + Pobacken in kreisenden Bewegungen
  • Knie in kreisenden Bewegungen
  • Oberschenkel mit langen, streichenden Bewegungen von unten nach oben
  • Füße + Fußgelenke in kreisenden Bewegungen
  • Unterschenkel mit langen, streichenden Bewegungen von unten nach oben
  • Dauer: 3 – 5 Minuten

Möchtest du mehr darüber wissen, wie ayurvedische Lifestyle-Tipps dein Leben bereichern können? Ich kann dir helfen, eine gesunde tägliche Routine zu entwickeln. So ein Coaching-Termin geht natürlich auch online. Mehr dazu auf meiner Website www.yogakraftwerk.de.

YOGA & AYURVEDA

Ayurvedisch leben – Yoga für die Doshas

Vata ausgleichen

Wenn du dich nervös oder unruhig fühlst, unkonzentriert oder völlig planlos bist, hilft eine erdende Yoga-Sequenz. Geh dabei ruhig und systematisch durch die Haltungen. Achte auf eine solide Basis, indem du die Körperteile am Boden fest verwurzelst: spreize die Zehen, strecke die Finger, öffne die Beinrückseiten, … Nimm dir Zeit für die Ausrichtung, atme dabei ruhig und gleichmäßig und bleibe lange in den Steh- und Drehhaltungen und in den Vorwärtsstreckungen. Länger als dir eigentlich lieb ist. Du wirst kräftiger und flexibler und schulst deine Ausdauer. Und du kommst zur Ruhe. Gönn dir eine lange Endentspannung.

Die gezeigte Sequenz ist ein Beispiel dafür, was du üben kannst, wenn dein Vata-Dosha überschießt:

  • Supta Baddha Konasana
  • Adho Mukha Svanasana
  • Vrksasana
  • Utthita Trikonasana
  • Utthita Parsvakonasana
  • Ardha Chandrasana
  • Marichyasana III
  • Paschimottanasana
  • Savasana

Pitta ausgleichen

Du bist Perfektionist? Ehrgeizig, zielorientiert, eine Führungspersönlichkeit? Aber manchmal auch ungeduldig, aggressiv und getrieben? Dann schießt dein feuriges Pitta-Dosha über und braucht einen Ausgleich. Bewegung ist gut – wenn sie spielerischer Natur ist, ohne Wettkampfgedanken.

Die Bewegung auf der Yogamatte kann ruhig herausfordernd sein, die Asanas sollten allerdings bei ruhiger Atmung ausgeführt und möglichst lange gehalten werden. Dann reduzieren Umkehrhaltungen, Drehungen und Vorwärtsstreckungen das Pitta-Dosha am wirksamsten. Wie bei der gezeigten Sequenz:

  • Sirsasana
  • Bharadvajasana II
  • Marichyasana III
  • Trianga Mukhaikapada Paschimottanasana
  • Janu Sirsasana
  • Paschimottanasana
  • Salamba Sarvangasana
  • Halasana
  • Savasana

Kapha ausgleichen

Du fühlst dich schwer und träge und kommst einfach nicht in die Gänge? Dir fehlt der Antrieb, aber nicht vor Erschöpfung, sondern eher aus Bequemlichkeit? Klingt nach einem Kapha-Überschuss. Und das beste Mittel dagegen ist – Bewegung!

Wenn du jetzt lange in sitzenden oder liegenden Yogahaltungen verweilst, wird es dir nur noch schwerer fallen, den Hintern hoch zu bekommen. Lange Vorbeugen erhöhen dein Kapha noch und machen dich lethargisch. Übe lieber dynamisch und mit viel Energie, um Kapha abzubauen: Umkehrhaltungen – bzw. Haltungen, die Arme, Schultern und Rumpf kräftigen, als Vorbereitung für Umkehrungen – , Rückbeugen oder eben Sonnengrüße. Dabei wird der ganze Körper gedehnt und gekräftigt und du stärkst dein Herz-Kreislauf-System. Das macht wach und bringt dich in Schwung.

Yoga für alle Elemente

Feuer, Wasser, Erde, Luft, Äther bzw. Raum sind die 5 Elemente, die nach dem Ayurveda die 3 Bioenergien Vata, Pitta und Kapha prägen, die wir alle zu ganz individuellen Anteilen in uns tragen. Der Yoga hilft uns dabei, die Doshas in Balance zu bringen. Wir können mit bestimmten Asanas gezielt ein Dosha beruhigen, das uns aus der Bahn wirft. Und wir können auch mit einer ausgewogenen Sequenz auf alle Bioenergien gleichzeitig ausgleichend einwirken, indem wir alle 5 Elemente ansprechen. Zum Beispiel mit dieser Reihe von Haltungen:

?? Hüftöffner (Wasser)

  • Baddha Konasana
  • Upavistha Konasana

?? Stehhaltungen (Erde)

  • Utthita Trikonasana
  • Ardha Chandrasana

?? Rückbeugen (Luft)

  • Dhanurasana
  • Urdhva Dhanurasana

?? Dreh- + Bauchhaltungen (Feuer)

  • Marichyasana III
  • Paripurna Navasana

?? Stille (Äther)

  • Savasana

Eine strukturierte und praxisorientierte Einführung in den Ayurveda bekommst du in meinem Kurs „Yoga & Ayurveda – Basic I“, der am 26. April wieder beginnt. Jeder Termin hat ein ayurvedisches Schwerpunktthema. Nach der Theorie und dem Erfahrungsaustausch üben wir jeweils eine thematisch passende Yogasequenz zusammen und ihr bekommt eine Hausaufgabe, um den Ayurveda zu Hause praktisch umzusetzen. Möchtest du mehr darüber erfahren? Dann schau doch mal auf meine Website www.yogakraftwerk.de.