ASANA-PRAXIS

Wozu Yogalehrer?

„Yoga macht man eigentlich alleine“, hat mein Lehrer und ehemaliger Ausbilder Michael Forbes neulich in einem Workshop gesagt. Verrückt, oder? Der Mann hat ein riesiges Studio in München, für das er sehr viel Miete zahlen muss, und eine große Familie. Wenn alle nur noch alleine üben, könnte er sein Studio schließen. Ich meins auch. Trotzdem hat er vollkommen recht und auch ich propagiere gern und oft die eigenständige Yogapraxis und motiviere meine Schüler immer wieder dazu. Denn es ist nochmal etwas ganz anderes, als in einer Klasse angeleitet zu werden.

Welche Möglichkeiten zu üben habe ich überhaupt?

1. Gruppenkurse in einem Yogastudio

Sie sind perfekt, um die grundlegenden Asanas zu lernen. Ein bestenfalls erfahrener und kompetenter Yogalehrer führt durch eine sinnvoll aufgebaute Sequenz und bietet Alternativen und Hilfestellungen an, damit jeder die Haltungen einnehmen kann, ohne sich zu verletzen. Die Übenden werden korrigiert und oft auch zu anstrengenderen Positionen motiviert, die sie alleine wahrscheinlich nie machen würden. Kurse für Fortgeschrittene, weiterführende Workshops oder Seminare vermitteln zudem Wissen über die Asana- und Pranayama-Praxis hinaus, beispielsweise zur Yogaphilosophie, und bieten neue Herausforderungen und Inspirationen auf der Matte.

2. Gruppenkurse in einem Fitnessstudio

Es ist einfach nicht das Gleiche. Ohne die Qualität schmälern zu wollen, die immer vom Lehrer abhängt, ist die Atmosphäre bei einer Yogaklasse im Gym nach meiner Erfahrung anders als in einem Yogastudio. Der Lärmpegel, die Konzentration, die Raumgestaltung, die Ausstattung, …

3. Privatstunden

Schön, wenn man es sich leisten kann, dass sich die ganze Konzentration des Lehrers auf einen richtet. Ich gebe Privatstunden am liebsten, wenn der Schüler damit ein bestimmtes Ziel erreichen möchte: Kopfstand lernen, Verspannungen lösen, die Konzentration schärfen (ich hatte mal eine Bogenschützin), Entspannung finden, …

4. Live-Teilnahme an einer Onlineklasse

Auf diese Weise zu üben ist besser, als ich vor Corona erwartet hätte. Das weiß ich inzwischen aus hunderten Stunden, die ich sowohl aus Schüler- als auch aus Lehrersicht erlebt habe. Anfängern würde ich immer den Besuch im Studio ans Herz legen, aber der Online-Unterricht ist zu einer guten Alternative geworden, wenn man bereits etwas geübt ist. Vorausgesetzt, der Schüler hat seine Kamera eingeschaltet und so positioniert, dass der Lehrer ihn gut sehen kann. Und vorausgesetzt, der Lehrer schaut auch hin …

Interessanterweise hat sich während der Lockdowns, als ich ausschließlich Onlineklassen gegeben habe, mein Fortgeschrittenenkurs gefüllt. Plötzlich haben sich mehr Leute mehr zugetraut, weil die anderen sie nicht sehen konnten, falls sie die anspruchsvolleren Haltungen noch nicht so gut hinbekommen. Heute, da wir auch wieder im Studio üben können, trauen sie sich auch vor Ort. Sie haben inzwischen verstanden, dass wir alle nur auf unserem Yogaweg sind. Keiner ist perfekt. Mit der Asanapraxis wird man eh nie fertig. Es wird immer weitere Herausforderungen geben.

Außerdem haben sich online zu Hause alleine auf der Matte viele Schüler endlich dazu aufgerafft, die Einstiegsmantren zu Beginn jeder Klasse zu lernen und mitzuchanten. Seit dem Lockdown habe ich bei der Invocation am Anfang jetzt oft einen kleinen Chor. Das ist total schön.

Ich unterrichte inzwischen praktisch alle Klassen hybrid, also gleichzeitig vor Ort im Studio und online über Zoom, und ich finde es super. Vor jeder Klasse höre ich das Stimmengewirr von den zwei Gruppen: den Schülern im Raum und denen auf dem Bildschirm, die jeweils fröhlich miteinander plaudern, wenn sie sich schon länger aus dem Unterricht kennen. Wie zwei unterschiedliche Welten, die dann während der Klasse im gleichen Takt schwingen.

Und ich bin auch sehr dankbar für die Möglichkeit, die sich mir durch die Digitalisierung bietet, selbst regelmäßig mit meinen Lehrern und Mentoren in München, Berlin oder Pune in Indien zu üben – ohne meine Wohnung oder mein Studio verlassen zu müssen.

5. Yoga-Videos und Aufzeichnungen von Yogaklassen

Bei einem Video werde ich von einem Lehrer durch eine Sequenz geführt. Ich muss also nicht selber denken und habe mein Workout. Aber das war es dann auch schon. Keiner sieht mich, keiner korrigiert mich, keiner geht auf meine individuellen Belange ein. Friss oder stirb. Kann man machen. Meins ist es nicht.

Wenn ich an einem interessanten Iyengar Yoga Workshop nicht live teilnehmen kann, dann übe und lerne ich schon ab und zu nach der Aufzeichnung, die oft im Anschluss verschickt wird, um es nicht ganz zu verpassen. Aber ich würde jederzeit die Live-Teilnahme bevorzugen.

Nach Videos und Recordings zu yogeln, ist für mich noch lange keine selbstständige Yogapraxis. Die entsteht nur ohne jeden medialen Input, ohne die Anleitung eines Lehrers, alleine auf der Matte:

6. Open Mat

Das gemeinsame, aber selbstständige Üben in einer konzentrierten Atmosphäre habe ich am Yoga-Institut der Familie Iyengar in Pune schätzen gelernt. Jeden Morgen von 9 – 12 Uhr stand uns der große Übungssaal mit all den Hilfsmitteln zur eigenen Praxis zur Verfügung und er wurde rege genutzt. Um die Hundert Yogaübende aus aller Welt, die meisten davon Iyengar Yogalehrer, praktizierten täglich Matte an Matte. Jeder was anderes. Während sich die eine minutenlang wechselweise mal mit dem einen, mal mit dem anderen Bein in den Handstand schwang, lag der andere mit verbundenen Augen und vielen Hilfsmitteln in komplexen Entspannungshaltungen. Wieder andere hingen kopfüber von der Decke oder übten Stehhaltungen. Und ich mittendrin. Es war großartig. Jeden Donnerstagmorgen, von 10.30 bis 12 Uhr, habt ihr deshalb auch im YogaKraftwerk die Möglichkeit dazu.

7. Üben nach einer schriftlichen Sequenz

Das mache ich oft und gern. Ich sammle Sequenzen wie andere Leute Kochrezepte oder Strickmuster. Sowohl meine eigenen, als auch altbewährte von den Iyengars oder neu entwickelte von meinen Iyengar Yoga Kollegen, die wie ich in den Sozialen Medien aktiv sind und ihre Übungspraxis teilen. Meine Lieblingssequenzen kann ich inzwischen auswendig, aber häufig habe ich ein Blatt mit einer Sequenz neben meiner Matte liegen und nutze die Abfolge als roten Faden. Spüre hinein, beobachte und individualisiere.

8. Üben nach Intuition

Die Königsdisziplin. Freestyle. Ist mir früher extrem schwergefallen, habe ich aber in Pune schätzen gelernt. Dazu checke ich zunächst die Gegebenheiten: Wie geht es mir? Welche Art von Praxis würde mir jetzt guttun? Was möchte ich verbessern? Wieviel Zeit habe ich? Und – falls ich nicht in meiner vertrauten Umgebung bin – was steht mir an Hilfsmitteln zur Verfügung? In aller Regel habe ich einen groben Plan oder zumindest eine Idee oder Peakpose, wie zum Beispiel Hanumanasana, den Spagat. Und dann übe ich intuitiv, probiere aus, gehe tiefer und weiter: eine einladende Einstiegshaltung, vorbereitende Asanas, die die Stellen aufwärmen, die für die Peakpose gebraucht werden, diverse (vorbereitende) Varianten der Zielhaltung bis hin zur klassischen Asana und danach ausgleichende, beruhigende Haltungen, die schließlich in die Endentspannung übergehen.

Alleine zu üben ist für die persönliche Entwicklung auf dem Yogaweg meines Erachtens irgendwann unerlässlich. Aber ich möchte auch die Arbeit mit meinen Lehrern nicht missen.

Das sind die wesentlichen Unterschiede:

Yogaklasse Alleine üben
Fester TerminMuss mich alleine motivieren
Lehrer sagt Sequenz anMuss mir alleine was ausdenken
Werde korrigiertKann in mich hineinspüren
Werde inspiriert, lerne dazuKann ausprobieren & kreieren
Sequenz für alleÜbe, was ich grad brauche
Lehrer achtet auf die ZeitenMuss Haltungen selber austimen
Übe auch, was mir nicht gefälltVernachlässige ggf. Hass-Haltungen
Social EventMe-Time
Lasse mich berieselnKann mich besser konzentrieren

Die Mischung macht’s. Wie so oft. Wer nur alleine übt, läuft Gefahr, sich eine fehlerhafte Ausrichtung anzugewöhnen, die früher oder später zu körperlichen Problemen führen kann (z.B. im Kopfstand) und die nur schwer wieder abzulegen ist. Oder man neigt dazu, alleine immer das Gleiche zu machen. Die richtigen Lehrer bringen frischen Wind in meine Praxis, bringen mich auf neue Ideen. Wer aber immer nur einer angeleiteten Sequenz folgt, der hat den wahren Schatz einer Asanapraxis noch gar nicht entdeckt.

Wenn du lernen möchtest, selbstständig zu üben, aber dich bislang eher hilflos allein auf deiner Matte fühlst, dann melde dich bei mir. Ich unterstütze dich gern auf deinem Yogaweg zu einer regelmäßigen, erfüllenden Praxis.

Deine Nici

MEINE FAMILIE

Yoga & Ayurveda bei Traurigkeit

„Du darfst nicht weinen, wenn du uns besuchen kommst“, hat mir die Lebensgefährtin meines Vaters eingeschärft, kurz nachdem wir von seiner tödlichen Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erfahren haben. „Das verkraftet er nicht.“ Aber wie kann man verhindern bitterlich zu weinen, wenn einem der Arsch voll Tränen steht? Ich wollte mich ihm zuliebe zusammenreißen, hab eine Beruhigungstablette genommen, mich mit Lavendel eingeschmiert und sogar recherchiert, wie ich Tränen unterdrücken kann (die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger fest drücken). Es hat geklappt, obwohl mein Papa seit unserem letzten Treffen nur wenige Wochen zuvor bestimmt 15 kg verloren hatte und sichtlich geschwächt war. Es hat mir das Herz gebrochen, ihn so schnell schwinden zu sehen, aber ich hab nicht geweint. Zumindest nicht in seiner Gegenwart.

Seine erste Frage an mich war, ob ich seine Musikliste parat habe. Papis Playlist… Vor etwa 15 Jahren hatte sich mein Vater von mir eine selbst gebrannte CD mit all seinen Lieblingsliedern gewünscht. Von den vielen coolen Songs aus seiner Jugendzeit, die auf dem handgeschriebenen Zettel standen, waren 4 rot angekreuzt:

  • The Lords „Poor Boy“
  • The Rolling Stones „Paint it, Black“
  • The Byrds „Mr. Tambourine Man“
  • The Moody Blues „Nights in White Satin“

Die sollten später mal auf seiner Beerdigung gespielt werden. Er hat mich seither immer wieder daran erinnert und ich wusste immer, wo die Playlist abgelegt war. Was sich über viele Jahre zum Running Gag zwischen uns entwickelt hatte, wurde nun sprichwörtlich todernst. „Manch einer wird das lächerlich finden. Aber für mich ist das wirklich wichtig.“ Als ob ich das nicht wüsste.

Die Ärzte gaben ihm noch ein paar Monate. Er hat die Zeit genutzt, um ein paar bürokratische Sachen zu regeln, seinen 71. und damit letzten Geburtstag zu feiern und sich dabei von seinen engsten Freunden und der Familie zu verabschieden, Zwist beizulegen und Frieden zu finden – und eben die eigene Beerdigung zu organisieren. Mein Vater hat seine Trauerrednerin selbst ausgesucht und sogar das Gasthaus organisiert, in dem im Anschluss die Trauergemeinde zusammenkommen sollte. Nur 3 Wochen nach der Diagnose war er tot. Ich kann es immer noch nicht fassen.

Gestern war die Trauerfeier. Unglaublich persönlich, cool, schmerzhaft und gleichzeitig wunderschön. Genau, wie er sie haben wollte…

In einer solchen Zeit des Ausnahmezustandes, in der alles unwirklich und vieles nichtig erscheint, hält mich die Yogapraxis über Wasser. Ich kann mich nicht immer dazu aufraffen, aber sie beruhigt und erdet mich und bringt mich schließlich wieder in Spur. Mir hilft vor allem das längere Verweilen in Umkehrhaltungen und eine ruhige, aber intensive und fordernde Sequenz, um das Gedankenkarussell zu stoppen und Kraft zu schöpfen. David Jacobs hat eine „Iyengar Yoga Sequenz bei Trauer“ geteilt, die einst Geeta Iyengar unterrichtet hat. Sie ist eigentlich auf 3 Stunden angelegt. Eine komprimierte Version davon war genau das, was ich gebraucht habe:

  • 10 min Setu Bandha Sarvangasana über ein Querbolster (gestützte Schulterbrücke)
  • 4x 30 sec Adho Mukha Vrksasana (Handstand)
  • 10 min Dwi Pada Viparita Dandasana über Stuhl, Beine hüfthoch parallel zum Boden (gestützte Rückbeuge)
  • Bharadvajasana auf dem Stuhl (Drehhaltung)
  • 4x 30 sec Adho Mukha Vrksasana (Handstand)
  • 7 min Rope Sirsasana oder Salamba Sirsasana (kopfüber im Seil hängen oder Kopfstand)
  • 10 min Sarvangasana über Stuhl (Stuhl-Schulterstand)
  • 5 min Halasana über Stuhl (Pflug)
  • 5 min Supta Virasana (zwischen Füßen sitzen und zurücklegen)
  • Je 5 min Supta Svastikasana (liegen mit gekreuzten Beinen)
  • 10 min Supta Baddha Konasana (liegen mit Fußsohlen zusammen, Knie auseinander)
  • 10 min Savasana auf dem Bolster (Endentspannung)

Pranayama:

  • 3 Zyklen Ujjayi
  • Viloma I & II

Auch der Ayurveda gibt mir für besondere Zeiten eine Menge Werkzeuge in die Hand: Es sind die kleinen Routinen, die ich mir im Laufe der Jahre angewöhnt habe, die mir Halt und meinem Tag einen guten Start geben – auch wenn es hart wird. Warmes Wasser am Morgen, Ölziehen, Zunge schaben, Nasenspülung. Dauert alles in allem nur ein paar Minuten und spült alles Übel raus. Ich bin nicht perfekt und gerade beim Essen auch oft total maßlos. Aber ich weiß, wie ich den Schalter wieder umlegen kann, bevor es mich völlig runterzieht: Porridge am Morgen, Essenpausen von 4-5 Stunden zwischen den Mahlzeiten, viel grünes Gemüse, Ingwer, Zimt, Kardamom, Kurkuma. Kein Brot, keine Milchprodukte, nix Süßes. Moderat wäre es in Ordnung, aber moderat kann ich nicht.

Yoga & Ayurveda dienen in vielerlei Hinsicht der Prävention, doch sie schützen uns letztendlich auch nicht vor Schicksalsschlägen, Verlust oder Krankheit. Sie helfen im Umgang damit. Die regelmäßige Praxis in guten Zeiten schenkt uns Wissen und Routinen, mit denen wir uns in schlechten über Wasser halten können. Was für ein wertvoller Schatz.

Und wenn auch das nicht reicht, beginne ich zu schreiben…

VORSÄTZE

Fokus im Januar: Ziele in der Yogapraxis

Am Neujahrstag unterrichte und übe ich – inzwischen schon traditionell – die 108 Sonnengrüße. Normalerweise natürlich im YogaKraftwerk. Heute online über Zoom, denn wir sind immer noch im Lockdown. Es war die erste Challenge im neuen Jahr – und wir haben sie alle geschafft. Einige der 20 Teilnehmer waren auch schon in den vergangenen Jahren dabei.

Es ist ein toller Start: Das Herz-Kreislauf-System wird angeregt, du kommst in Bewegung, schwitzt deinen Ballast aus und fühlst dich anschließend für alle Herausforderungen gewappnet. Du kannst den Sonnengrüßen sogar noch mehr Bedeutung geben. Moni, zum Beispiel, widmet ihre Sonnengrüße jedes Jahr wichtigen Menschen in ihrem Leben. Ein paar Sonnengrüße für diesen, ein paar für den nächsten, … Wie schön! Oder du richtest die gesamte Energie der Challenge auf deinen größten Vorsatz im neuen Jahr. Oder auf eine Intention.

Meine Jahresintention

Ich habe für jedes Jahr eine Intention. Letztes Jahr war es „Freude“. Ich wollte mich 2020 mehr auf den Prozess als auf das Ergebnis konzentrieren. Denn obwohl ich mein YogaKraftwerk und jede Arbeit, die damit verbunden ist, liebe, vergesse ich manchmal zu genießen, was ich tue. – Und dann kam mit Corona alles anders als geplant. „Freude“ beim Lockdown zu empfinden, war manchmal eine ganz schöne Herausforderung. Aber meine Intention hat mir auch da durchgeholfen. In diesem Jahr lautet meine Intention „Leichtigkeit“. Die Einschränkung von persönlicher Freiheit und Bewegung macht träge, schwer und lethargisch. Besonders in der dunklen Jahreszeit. Dagegen möchte ich etwas tun. „Leichtigkeit“ impliziert für mich Gelassenheit, leichtes Essen, weniger Zeug, Bewegung, Jumpings – es betrifft alle möglichen Bereiche.

Brauchst du überhaupt Vorsätze, Ziele oder Intentionen? Keine Ahnung, ich schon. Mir helfen sie, mich zu fokussieren und zu strukturieren. Sie geben meinem Leben – oder eben auch meiner Yogapraxis – eine Richtung. Ohne das geht es auch mal, ist aber auf Dauer für mich unbefriedigend. Andererseits: Wenn ich mal ein Ziel nicht erreiche oder einen ganzen Tag vertrödele, dann ist das auch kein Beinbruch. Hier kommt dann eben wieder die „Leichtigkeit“ in Spiel … 🙂

Yogaziele oder Mit Yoga zum Ziel

In diesem Jahr möchte ich jedem Monat einen besonderen Fokus geben. Der Januar ist als Jahresanfang einfach prädestiniert für Ziele und Visionen. Auch in Bezug auf die Yogapraxis. Dabei geht es gar nicht darum, unbedingt Handstand, Lotussitz oder Spagat beherrschen zu wollen, wenn du dir diese Fragen stellst:

  • Was möchte ich erreichen? Hier ein paar kleine und große Beispiele:
    • Eine tägliche Übungspraxis von mindestens 15 Minuten
    • Die Teilnahme an einem wöchentlichen (Online-)Kurs
    • Täglich 10 Minuten meditieren
    • Eine Yogalehrer-Ausbildung absolvieren
    • Jeden Morgen 5 Sonnengrüße
    • Jeden Monat eine neue Pranayama-Technik lernen und täglich üben
    • Die Sanskritnamen der Asanas lernen
  • Warum möchte ich das?
    • Weil ich dann keine Rückenschmerzen habe
    • Weil ich bei einem Lehrer noch etwas Neues lernen kann
    • Weil ich mich dadurch nicht mehr so gestresst fühle
    • Weil ich auch etwas über Anatomie und die Yoga-Philosophie lernen möchte
    • Weil ich dadurch morgens am besten in Schwung komme
    • Weil ich sonst zu flach atme
    • Weil ich es einfach gern können würde

Genauso gut kann dich deine Yogapraxis bei der Umsetzung deiner anderen Ziele im Leben unterstützen. Du musst sie nur darauf anpassen. Auch hierfür ein paar Beispiele:

  • Sportler:
    • Konzentration bei Wettkämpfen verbessern
    • Bessere Laufleistung durch größere Beweglichkeit in Hüft- und Schultergelenken
    • Schnellere Regeneration nach Wettkämpfen
  • Schüler:
    • Konzentration
    • Zur Ruhe kommen
    • Bessere Körperkoordination
  • Frauen:
    • Schmerzfreie Periode
    • Geburtsvorbereitung
    • Wechseljahrsbeschwerden loswerden

Und, und, und … Es gibt viele gute Gründe, um Yoga zu üben. Wenn du weißt, warum du dich auf die Matte stellst und was du erreichen möchtest, dann bringst du auch eher die Disziplin für eine regelmäßige Yogapraxis auf.

Jetzt im Januar werde ich bei meinen Onlinestunden immer wieder Übungen einbauen, die dich dabei unterstützen dich zu fokussieren. Passend zu diesem Thema beginnt zudem am 17. Januar der nächste (Online-)Kurs „Yoga@Home“, bei dem du lernst selbstständig Yoga zu üben und sogar eigene Sequenzen zu entwickeln.

Was sind deine Ziele? Hast du welche? Warum übst du Yoga? Schreib es mir. Wenn ich weiß, was du erreichen möchtest, helfe ich dir auf dem Weg dahin.

Deine Nici

YOGA & AYURVEDA

Ayurvedisch leben – Yoga für die Doshas

Vata ausgleichen

Wenn du dich nervös oder unruhig fühlst, unkonzentriert oder völlig planlos bist, hilft eine erdende Yoga-Sequenz. Geh dabei ruhig und systematisch durch die Haltungen. Achte auf eine solide Basis, indem du die Körperteile am Boden fest verwurzelst: spreize die Zehen, strecke die Finger, öffne die Beinrückseiten, … Nimm dir Zeit für die Ausrichtung, atme dabei ruhig und gleichmäßig und bleibe lange in den Steh- und Drehhaltungen und in den Vorwärtsstreckungen. Länger als dir eigentlich lieb ist. Du wirst kräftiger und flexibler und schulst deine Ausdauer. Und du kommst zur Ruhe. Gönn dir eine lange Endentspannung.

Die gezeigte Sequenz ist ein Beispiel dafür, was du üben kannst, wenn dein Vata-Dosha überschießt:

  • Supta Baddha Konasana
  • Adho Mukha Svanasana
  • Vrksasana
  • Utthita Trikonasana
  • Utthita Parsvakonasana
  • Ardha Chandrasana
  • Marichyasana III
  • Paschimottanasana
  • Savasana

Pitta ausgleichen

Du bist Perfektionist? Ehrgeizig, zielorientiert, eine Führungspersönlichkeit? Aber manchmal auch ungeduldig, aggressiv und getrieben? Dann schießt dein feuriges Pitta-Dosha über und braucht einen Ausgleich. Bewegung ist gut – wenn sie spielerischer Natur ist, ohne Wettkampfgedanken.

Die Bewegung auf der Yogamatte kann ruhig herausfordernd sein, die Asanas sollten allerdings bei ruhiger Atmung ausgeführt und möglichst lange gehalten werden. Dann reduzieren Umkehrhaltungen, Drehungen und Vorwärtsstreckungen das Pitta-Dosha am wirksamsten. Wie bei der gezeigten Sequenz:

  • Sirsasana
  • Bharadvajasana II
  • Marichyasana III
  • Trianga Mukhaikapada Paschimottanasana
  • Janu Sirsasana
  • Paschimottanasana
  • Salamba Sarvangasana
  • Halasana
  • Savasana

Kapha ausgleichen

Du fühlst dich schwer und träge und kommst einfach nicht in die Gänge? Dir fehlt der Antrieb, aber nicht vor Erschöpfung, sondern eher aus Bequemlichkeit? Klingt nach einem Kapha-Überschuss. Und das beste Mittel dagegen ist – Bewegung!

Wenn du jetzt lange in sitzenden oder liegenden Yogahaltungen verweilst, wird es dir nur noch schwerer fallen, den Hintern hoch zu bekommen. Lange Vorbeugen erhöhen dein Kapha noch und machen dich lethargisch. Übe lieber dynamisch und mit viel Energie, um Kapha abzubauen: Umkehrhaltungen – bzw. Haltungen, die Arme, Schultern und Rumpf kräftigen, als Vorbereitung für Umkehrungen – , Rückbeugen oder eben Sonnengrüße. Dabei wird der ganze Körper gedehnt und gekräftigt und du stärkst dein Herz-Kreislauf-System. Das macht wach und bringt dich in Schwung.

Yoga für alle Elemente

Feuer, Wasser, Erde, Luft, Äther bzw. Raum sind die 5 Elemente, die nach dem Ayurveda die 3 Bioenergien Vata, Pitta und Kapha prägen, die wir alle zu ganz individuellen Anteilen in uns tragen. Der Yoga hilft uns dabei, die Doshas in Balance zu bringen. Wir können mit bestimmten Asanas gezielt ein Dosha beruhigen, das uns aus der Bahn wirft. Und wir können auch mit einer ausgewogenen Sequenz auf alle Bioenergien gleichzeitig ausgleichend einwirken, indem wir alle 5 Elemente ansprechen. Zum Beispiel mit dieser Reihe von Haltungen:

?? Hüftöffner (Wasser)

  • Baddha Konasana
  • Upavistha Konasana

?? Stehhaltungen (Erde)

  • Utthita Trikonasana
  • Ardha Chandrasana

?? Rückbeugen (Luft)

  • Dhanurasana
  • Urdhva Dhanurasana

?? Dreh- + Bauchhaltungen (Feuer)

  • Marichyasana III
  • Paripurna Navasana

?? Stille (Äther)

  • Savasana

Eine strukturierte und praxisorientierte Einführung in den Ayurveda bekommst du in meinem Kurs „Yoga & Ayurveda – Basic I“, der am 26. April wieder beginnt. Jeder Termin hat ein ayurvedisches Schwerpunktthema. Nach der Theorie und dem Erfahrungsaustausch üben wir jeweils eine thematisch passende Yogasequenz zusammen und ihr bekommt eine Hausaufgabe, um den Ayurveda zu Hause praktisch umzusetzen. Möchtest du mehr darüber erfahren? Dann schau doch mal auf meine Website www.yogakraftwerk.de.

VORSÄTZE

Yoga jeden verdammten Tag

Wie viel Yoga ist richtig? Wie viel Yoga ist genug? Muss ich wirklich jeden Tag üben? Darf ich überhaupt täglich üben? Oder brauche ich Ruhetage? Reicht einmal die Woche? Soll ich auch alleine zu Hause üben? Was übe ich denn da?

Gegenfrage: Wie oft hast Du Dich in einem Fitnessstudio angemeldet und bist dann doch schon bald nicht mehr hingegangen, weil Du Deine Vorsätze vom regelmäßigen Training mehrmals die Woche nicht einhalten konntest? Kann Dir beim Yoga auch passieren. Deshalb rate ich Anfängern auch von einem YogaKraftwerk-Abo ab. Das lohnt sich ab zwei Besuchen pro Woche. Wer diese Zeit nicht investieren will oder kann oder es noch nicht weiß, sollte bei mir lieber die zeitlich flexible Zehnerkarte nehmen.

Ab und an in eine Yogastunde schnuppern

Die Asanapraxis, die Atemtechniken und die Entspannungsphasen lassen uns nach einer Yogastunde meist richtig gut fühlen. Wir sind aufrechter, besser drauf, erfrischt oder – je nach Praxis – wohlig schläfrig. Wir spüren uns wieder, haben vielleicht für ein paar Stunden oder Tage weniger körperliche Beschwerden, sind ausgeglichener. Wenn wir nur ab und zu mal in eine Yogaklasse gehen, tut es uns für den Moment gut und manch einem reicht das auch. Wer nachhaltig etwas verändern will, braucht eine regelmäßige Praxis.

Wöchentliche Yogapraxis

Einmal die Woche unter Anleitung Yoga zu üben ist ein guter Anfang. Dein Körpergefühl verbessert sich, Du wirst allmählich beweglicher, stärker, immer sicherer und stabiler in den Haltungen, vielleicht auch mutiger. Einige meiner Schüler kommen jede Woche zur gleichen Zeit. Andere kommen, wie sie es in der Woche gerade einrichten können. Mal morgens, mal abends, mal montags, mal donnerstags. Kein Problem, da die meisten Kurse im YogaKraftwerk offene Klassen sind. Ich freu mich, wenn Ihr es einmal die Woche in mein Studio schafft. Egal, in welchen Kurs. Und vielen reicht das auch. Wer aber jetzt richtig Blut geleckt hat, will mehr.

Tägliche Yogapraxis

Wer sich weiterentwickeln möchte, muss viel üben. Das ist so, wenn ich ein Instrument spiele, wenn ich eine Sprache lerne,… – und wenn ich Yoga praktiziere. Ich muss mich auf die Matte stellen, die Haltungen einnehmen, mich beobachten, in mich hineinspüren, lernen, verbessern, achtsam tiefer gehen. So oft wie möglich. Am besten jeden Tag.

Und am besten in einer gesunden Mischung aus angeleiteter und selbstständiger Praxis. Ich brauche das eigenständige Üben, um Gelerntes zu festigen, um die Wirkungen der einzelnen Asanas oder ihrer jeweiligen Reihenfolge auf Körper und Geist zu erfahren und auch um in Form zu bleiben. Aber wenn ich immer nur in meinem eigenen Saft schmore, bringt mich das ab einem gewissen Punkt nicht mehr voran. Wenn ich dagegen zu einem anderen qualifizierten Lehrer gehe, zu einer Convention oder sonstigen Fortbildung, kehre ich stets voller neuer Möglichkeiten zurück, aus denen dann auch wieder eigene Ideen wachsen können, für mein Üben und für meinen Unterricht. Außerdem werde ich dort mal wieder in meinen Haltungen korrigiert. Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren wichtigen Grund, weshalb ich immer wieder gern als Schülerin in einen anderen Unterricht gehe: In dieser Zeit gibt es nichts als Yoga. Keine Unterbrechungen, keine Probleme, keine Termine, kein Zeitdruck. Die Zeit ist reserviert für mich. Niemand kann mich erreichen. Alles muss warten, bis ich wieder draußen bin. Die einzige Zeit, in der ich mich wirklich voll und ganz auf meine eigene Praxis konzentrieren kann. Beim eigenständigen Üben schaffe ich es bis jetzt noch nicht, mich so gnadenlos von allem abzuschotten.

Üben nach Plan

Aber ich habe auch nicht jeden Tag Bock auf Yoga. Manchmal passt es einfach nicht. Wenn ich dann halbherzig wenigstens noch ein paar Sitzhaltungen mache, ist das total unbefriedigend. Ich brauche vorher einen Plan, wann ich wo üben werde und was. Die Sequenzen, die ich mir für die Kurse der nächsten Woche überlegt habe, zum Beispiel. Oder einzelne Asanas nach bestimmten Schwerpunkten, wie Armbalancen und Umkehrhaltungen. Oder eine Sequenz aus „Licht auf Yoga“ von BKS Iyengar. Oder ich lasse mich von den Sequenzen anderer Iyengar-Yogalehrer inspirieren. Wenn ich es trotzdem mal nicht auf die Reihe kriege, stresse ich mich deshalb nicht. Aber ich fange am nächsten Tag ganz sicher wieder an.

“If you practice yoga once a week, you will change your mind.
If you practice yoga twice a week, you will change your body.
If you practice yoga every day, you will change your life.”

(unbekannter Autor)

Die eigene Yogapraxis ist für mich ein großes Thema. Ich finde es unglaublich spannend, wie andere für sich selbst üben. Und wie sie sich dafür organisieren. Übt Ihr selbst zu Hause? Wann? Wie? Was? Schreibt es mir.

Eure Nici