YOGA-REISE

5 Wochen Indien – die Yogapraxis

Ich habe großen Respekt vor Geeta Iyengar, aber auch ein bisschen Angst. Angst davor, in ihren Yogastunden in irgendeiner Form negativ aufzufallen, denn ihre Schimpftiraden sind so legendär wie ihre Kompetenz. Und ich sollte sie bald live erleben…

Vom 1. bis 31. August bin ich am Ramamani Iyengar Memorial Yoga Institute (RIMYI) in Pune angemeldet, der Yogaschule der Familie Iyengar. BKS Iyengar selbst habe ich leider nicht mehr erleben dürfen, aber seine Kinder Geeta und Prashant führen das Institut in seiner Tradition weiter. Ich gehe täglich in einen Kurs, „observiere“ eine weitere Yogastunde meiner Wahl und übe 1 – 2 Stunden in den heiligen Hallen für mich selbst.

Das Institutsgebäude steht direkt gegenüber dem Wohnhaus der Iyengars. An meinem ersten Tag sitzt Geeta auf der Bank vorm Haus. Es ist meine erste Begegnung mit ihr. Die starke, dominante Frau wirkt ganz klein und zerbrechlich auf mich. Die älteste Tochter von Guruji, wie BKS Iyengar liebevoll von seinen Schülern genannt wird, ist inzwischen 73 Jahre alt und leidet an Zucker. Ihr wurden bereits ein paar Zehen amputiert. Als ich sie da sitzen sehe, bin ich mir nicht sicher, ob sie überhaupt noch unterrichten wird.

Geeta Iyengar als junge Frau in Virabhadrasana II

Um 9.30 Uhr beginnt an diesem 1. August die zweistündige Women’s Class, die in der Regel von Geeta gehalten wird. Sie hat nicht nur den Yoga, sondern auch den Ayurveda studiert und hat ihr Schaffen besonders dem „Yoga für die Frau“ gewidmet, so auch der Titel ihres umfassenden Buches. Sie legt großen Wert darauf, dass wir bei unserer Praxis Menstruation, Schwangerschaft, Rückbildung oder Wechseljahre berücksichtigen und diesen Perioden und Lebensphasen besondere Achtsamkeit schenken. Und so wurde einst die Women’s Class eingeführt, um diese Achtsamkeit zu schulen. Ich habe deshalb nur Frauen erwartet. Aber inzwischen wird die Klasse von Männern und Frauen gleichermaßen besucht, die Geetas Unterricht erleben wollen. Frauenthemen werden individuell berücksichtigt, stehen aber nicht mehr im Mittelpunkt.

Die große Yogahalle im ersten Stockwerk ist sehr beeindruckend. Es gibt eine halbrunde Freifläche um das Podest herum. Von der hohen gewölbeartigen Decke hängen Ventilatoren. An den Wänden befinden sich die ganzen Fotos von Guruji aus seinem Werk „Licht auf Yoga“. Die Wand mit den Iyengar-typischen Seilen ist gefliest wie ein Badezimmer. Geflieste Säulen mit Seilen rahmen die Halle, dahinter hängt die Decke tiefer. Hier befinden sich vor den großen Fenstern die Hilfsmittel aus Holz: große und kleine Backbender für Rückbeugen, das sogenannte Pune-Pferd, Bänke, Hocker,… Wenn es eng wird, werden die Gerätschaften kurzerhand durchs Fenster nach draußen gestellt, damit mehr Matten ausgebreitet werden können. Decken, Gurte, Klötze, Bolster werden in Regalen gestapelt, die Stühle hängen an der Wand ums Eck. Zum Umziehen geht man eigentlich in den Toilettenraum – geschickter ist es, gleich die Yogasachen drunter zu tragen, sich in der Halle nur auszuziehen und die Sachen auf den Gittern über unseren Köpfen zu verstauen. Der Boden ist glatt, hart und angenehm kühl. Die dünnen Matten stinken ein bisschen vom vielen Gebrauch. Wir dürfen beim Üben keine Klötze oder Stühle darauf stellen, damit sie nicht so schnell kaputtgehen.

Die Women’s Class an diesem Tag ist mit ca. 100 Leuten ziemlich voll und wird von Abhijata eingeleitet, Gurujis Enkelin und Geetas Nichte. Eine große, resolute Frau, die mit klarer, lauter Stimme und präzisen Ansagen schnell Ordnung in das Gewimmel von Leuten bringt. Sie trägt – wie wir alle in der Klasse – kurze Hosen und ein T-Shirt, was anderes ist bei dem feuchtwarmen Klima auch gar nicht denkbar. Da sich jeden Monatsanfang jede Menge Pune-Neulinge wie ich unter den Yogalehrern aus aller Welt befinden, gibt uns Abhi eine kurze Einführung zu den No-Gos: keine Straßenhunde füttern, als Frau vor allem nachts nicht allein herumlaufen, keine Pässe und Wertsachen mit ins Studio bringen, vorsichtig sein, wenn man Bettlern Geld gibt (wenn sie denken, es ist zu wenig, beklauen sie einen vielleicht), keine Fremden einlassen,…

Inzwischen wurden auf dem Podest ein paar Kissen und Decken hergerichtet – und Geeta von 2 – 3 Helfern herein- und zu diesem Platz geführt. Sie kann kaum laufen. Abhi heißt uns aufrecht zu sitzen und stimmt das Eröffnungsmantra an. Danach übernimmt Geeta. Sie sagt einfach die erste Haltung an: „Adho Mukha Virasana!“

Plötzlich wirkt Geeta gar nicht mehr klein und zerbrechlich. Sie sitzt aufrecht und hat uns alle im Auge. Der Schwerpunkt der Stunde liegt darin, in sitzenden, hüftöffnenden Vorwärtsbeugen den Po zu heben, damit uns eben das später in der Stunde in armgestützten Haltungen wie Tittibhasana leichter fällt. Und schon wettert Geeta los, weil eine der vielen Übenden sich zwar im Schneidersitz nach vorn beugt wie verlangt, aber die Anweisung auch noch den Hintern zu heben, einfach ignoriert. Geeta schimpft wie ein Rohrspatz, weil sie ihre Energie verschwendet sieht, wenn wir nicht richtig mitmachen. Weil wir nicht richtig zuhören oder zu schlecht Englisch sprechen, um sie zu verstehen. Geetas Englisch ist hervorragend, aber an den Akzent muss man sich erst gewöhnen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Straßenlärm durch die offenen Fenster dringt und Geeta manchmal die Luft ausgeht beim Sprechen und Schimpfen. Ich habe mich mit meiner Matte deshalb ziemlich weit nach vorn gewagt, um sie besser zu verstehen, aber es ist trotzdem schwer. Das bereue ich in der nächsten Haltung, denn bei Baddha Konasana krieg ich meinen Hintern – bei allem guten Willen – auch nicht hoch.

Ich glaube ja, dass das jemandem mit längeren Beinen und einem leichteren Po leichter fallen könnte als mir, aber unser Körperbau darf im Iyengar Yoga nicht als Ausrede herhalten. Ich gebe also einfach mein Bestes. Mit Schwung klappt es kurz. Puh.

Geeta ist genervt, wenn wir in ihren Augen trödeln, um in eine Haltung zu kommen („Quick!!“) oder wenn wir uns sofort auf Hilfsmittel stürzen wollen, wenn sie die nächste Asana ansagt. „Ihr denkt sofort an Eure Zimperlein und Unterstützung, wenn wir eine Haltung angehen. Dabei geht es mir im Moment vor allem darum, dass es schnell und pur passiert.“ Manchmal klingt es, als ob wir für sie eine einzige Enttäuschung sind: „Und Ihr wollt die besten Iyengar Yogalehrer der Welt sein…“

Trotzdem ist sie im zweiten Teil der Stunde milder gestimmt. Versucht uns auch zu vermitteln, warum sie manchmal sauer wird. Sie hat nicht mehr viel Zeit. Sie möchte uns etwas beibringen. Der Aufenthalt in Pune soll uns weiterbringen. Und das klappt nur, wenn wir uns darauf einlassen und aus unseren gewohnten Mustern ausbrechen. Dazu müssen wir ihr zuhören.

Nach der zweistündigen Klasse bin ich total verschwitzt, aber zufrieden. Unterricht bei Geeta ist ein echtes Erlebnis, ich hab einige Asanas mit einem ganz neuen Bewusstsein erfahren – und ich bin heil durchgekommen.

Fortsetzung folgt.

Eure Nici

YOGA-REISE

5 Wochen Indien – meine Packliste

Meine zweite Indien-Reise und damit der erste Besuch am Ramamani Iyengar Memorial Yoga Institute (RIMYI) in Pune steht an. Das Institut der Familie Iyengar ist ein Pilgerort für Iyengar Yogalehrer aus der ganzen Welt. Ich habe mich vor zwei Jahren dafür angemeldet, man bleibt üblicherweise einen ganzen Monat.

Pune ist eine Millionenstadt im Westen Indiens. Im August herrscht Regenzeit, was ich als Asthmatikerin eher angenehm finde. Ich fliege mit Moni, einer befreundeten Yogalehrerin, ab  München über Abu Dhabi nach Pune. Wir haben von einer dort ansässigen Schottin eine Privatwohnung in der Nähe des Instituts gemietet. Es gibt WLAN und eine Waschmaschine. Und wir konnten eine einheimische Köchin engagieren, die uns mit indischem Essen verwöhnt. Darauf freue ich mich besonders.

Hier kommen meine Reisevorbereitungen und die Packliste. Vielleicht profitiert noch jemand davon. Ich werde jedenfalls bei einer nächsten Reise sicher froh darüber sein, dass ich nachschlagen kann. Denn nach Pune fliegt man als Iyengar Yogi meist nicht nur einmal…

Termine vor Reiseantritt:

  • Zahnarzt
  • Lungenarzt wegen Asthma
  • Hausarzt wegen Impfungen (Typhus, Hepatitis, Auffrischung Tetanus + Diphterie)
  • Frisör
  • Pediküre

Papiere / Unterlagen:

  • Flugticket
  • Visum
  • Geldbeutel, Bargeld, Kreditkarte, Blocker-Card
  • Reisepass
  • Impfausweis
  • Allergiepass
  • Krankenversichertenkarte
  • Auslandskrankenversicherung
  • Reiseführer (war überflüssig, Bobby Clennells „Pune Guide“ reicht für Iyengar Yogis völlig)
  • Adresse, Kontakt, Wegbeschreibung Unterkunft
  • Notizbuch,3 Stifte
  • Buch

Reiseapotheke:

  • Pille (nehme ausnahmsweise durch, habe schlechte Erfahrung mit öffentlichen indischen Toiletten)
  • Schmerzmittel
  • Grapefruitkernextrakt ab 1 Woche vorher, soll Magen-Darm-Geschichten vorbeugen helfen
  • Magen-Darm-Mittel
  • Malaria-Tabletten, just in case
  • Mittel zur Heilung von Mückenstichen
  • Fettcreme wegen Hautallergien
  • Asthma-Präventions- und Notfall-Spray
  • Pflaster
  • Desinfektionsmittel (nicht benutzt)

 

Hygiene:

  • Reinigungstücher zum Abschminken, Gesichtspads, -wasser, -waschcreme
  • Reise-Nasenspülkännchen + Salz (kaum benutzt, umständlich wegen des Wassers)
  • Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnseide, Zungenschaber
  • Ohrenstäbchen
  • Ladyshaver
  • Bimsstein
  • Handcreme, Fußcreme, kleine Bodylotion (überflüssig durch hohe Luftfeuchtigkeit)
  • Deo, Parfüm in Probefläschchen (Parfüm überflüssig)
  • Haarwäsche, Haarspray, Haargel, Kamm
  • Lippenpflege
  • Nagelschere, 2 Nagelfeilen, Nagel-Polierer, Nagelhaut-Entferner (Creme)
  • Pinzette
  • Mückenschutz
  • Sonnencreme (war im August überflüssig durch Regenzeit)
  • Reise-Waschmittel (nicht benutzt)
  • Taschentücher

Kosmetik:

  • Puder
  • Abdeckstift
  • Rouge
  • Wimpernzange
  • Wimperntusche
  • Eyeliner
  • Augenbrauenstift
  • Spitzer

 

Kleidung:

  • 5 kurze Yogahosen (obwohl man sonst in Indien eigentlich kein Knie zeigt, wollen die Iyengars sehen, ob die Kniescheiben auch hochgezogen sind, daher sind am Institut – wie überall auf der Welt – kurze Hosen beim Iyengar Yoga üblich)
  • 2 Yoga-Leggings
  • 13 T-Shirts für Yoga und Alltag (Schultern sollten bedeckt sein)
  • 3 Longshirts
  • 7 Hosen, lang (wegen Mücken und Anstand) + leicht (wegen Wetter)
  • 5 Tanktops, lang (nicht benutzt)
  • 5 Tanktops, kurz (nur zum Ausgehen, nicht zum Üben)
  • 4 dünne Strickjacken, um die Tanktop-Schultern zu bedecken
  • 3 leichte Pullis
  • 1 großes, leichtes Tuch
  • 1 kurzer Schlafanzug
  • 1 Schlafbrille (falls ich nachts eine Mücke höre – um zu verhindern, dass sie mich aufs Augenlid sticht + entstellt…)
  • 1 Bikini (überflüssig)
  • 10 Unterhosen, 5 Yoga-BHs
  • 5 Paar Socken (2 Paar reichen)
  • Gummistiefel, Crocs, Sandalen (Sandalen nicht benutzt wegen Dreck, nur Gummischuhe getragen)
  • 3 Haarbänder
  • 1 Kette, 3 Armbänder, 2 Ringe, 1 Fußkettchen, 1 Paar Ohrringe (immer 2 Fußkettchen tragen oder keins)
  • 2 Brillen, 1 Sonnenbrille, Brillenputztücher (Sonnenbrille überflüssig)
  • Bauchtasche (nicht benutzt)
  • Schirm
  • Platz im Koffer lassen für Shopping (insbesondere kurze Yogahosen, T-Shirts, Tücher, Bücher vom RIMYI,…)

 

Technische Ausrüstung:

  • Handy, Ladekabel, kurzer Kabeladapter, Kopfhörer
  • Tablet, Tastatur, Ladekabel, Hülle
  • Trackinguhr, Ladekabel
  • 2 Steckdosenadapter (haben in der Wohnung nicht gepasst und waren zudem überflüssig)

 

Hab ich was vergessen?

Eure Nici

 

 

WAS YOGA KANN

Fußarbeit – für eine stabile Basis

Einer unserer Freunde ekelt sich vor Füßen. Ich glaube, er kommt vor allem deshalb nie zum Yoga, weil ihm allein der Gedanke an all die fremden, nackten Füße ein Graus ist. Seine Abscheu ist so stark ausgeprägt, dass ich immer an ihn denken muss, wenn das Thema Füße irgendwo aufkommt. Es würde ihm sicher nicht gefallen, wenn er wüsste, dass ich ausgerechnet Füße automatisch mit ihm assoziiere. Das find ich schon wieder lustig.

Viele andere haben einen Fußkomplex, halten die Füße für ihr schlimmstes Körperteil. Zu groß, zu breit, zu platt, krumme Zehen,… Dabei gibt es an gepflegten Füßen gar nichts auszusetzen. Sie werden nur leider recht stiefmütterlich von uns behandelt. Wir stopfen sie in Socken und Schuhe, verstecken damit auch die vielen kleinen Schönheitsfehler – und machen alles nur noch schlimmer.

Unser Fuß ist ein komplexes Gebilde aus 26 Knochen und dient sowohl der Fortbewegung als auch der Gewichtsstütze, ist also eine bewegliche und auch tragende Struktureinheit. Er hat sich über Millionen von Jahren entwickelt, den Großteil davon barfuß und auf unebenem Gelände. Unsere Fußmuskulatur ist daher heute – in Schuhen und auf dem glatten, geraden Untergrund – völlig unterfordert. Die tiefere Muskulatur, die die Fußgewölbe trägt, verkümmert regelrecht. Fehlstellungen, die schmerzen und für die wir uns oft schämen, sind vorprogrammiert.

Ich weiß, wovon ich rede: Ich war eine von rund zehn Millionen Deutschen mit Hallux valgus, dem Schiefstand der großen Zehe. Das Problem betrifft vor allem Frauen. Ich bin inzwischen an beiden Füßen operiert. Die OP ist nicht ohne, denn dabei wird der erste Mittelfußknochen durchgesägt und neu zusammengesetzt. Wenn ich eher mit Yoga, speziell Iyengar Yoga, begonnen hätte, wäre mir das vielleicht erspart geblieben.

Bei einem „normalen“ Fuß beträgt der Winkel zwischen den Längsachsen des ersten und zweiten Mittelfußknochens maximal acht Grad. Beim Hallux valgus ist dieser Winkel deutlich größer geworden. Wie kommt das? Die Ursache ist meist ein abgesunkenes Quergewölbe, also ein Spreizfuß. Wird der verbreiterte Vorfuß dann in enges, vielleicht sogar spitz zulaufendes Schuhwerk gesteckt, dann werden die äußeren Zehen zur Mitte gedrängt. Der vordere Teil des Fußes nimmt mit der Zeit die typische dreieckige Form an.

Die Sehnen, die sich normalerweise mittig über das Grundgelenk vom großem Zeh spannen, laufen bei einer Schiefstellung der großen Zehe seitlich am Gelenk vorbei und drohen dadurch zu verkürzen. Sie ziehen den Zeh noch schiefer, verstärken also die Deformation. Das kann mit der Zeit ganz schön weh tun: Das Mittelfußköpfchen, das an der Innenseite des Fußes immer stärker heraustritt, drückt und reibt am Schuh; das Großzehengrundgelenk und der darüber liegende Schleimbeutel kämpfen gegen chronische Reizzustände.

Kurz zusammengefasst: Eine schwache Fußmuskulatur kann zur Abflachung des Fußgewölbes führen, was möglicherweise eine Fehlstellung auslöst, die sich durch den veränderten Sehnenverlauf noch verschlimmert.

Die Füße sind unsere Basis. Fehlstellungen wirken sich auf das Gleichgewicht aus. Ohne solide Erdung kann ich nicht gut auf einem Bein stehen. Je älter wir werden, desto deutlicher werden wir das spüren. Außerdem können Fußprobleme auch die darüber liegenden Gelenke negativ beeinflussen: die Knie, die Hüfte, die Wirbelsäule,…

Yoga für die Füße

Nach meinen gelungenen Fuß-Operationen hätten sich meine Füße trotzdem wieder verschieben können. Ich bin überzeugt davon, dass vor allem die Yogapraxis das verhindert hat. Beim Iyengar Yoga wird viel Wert auf die Fußarbeit gelegt. In jeder Haltung.

Die Stehhaltungen rücken unsere Füße wieder in unser Bewusstsein, stärken die Fußmuskulatur, halten die Gewölbestruktur aufrecht und die Zehen beweglich. Deshalb gibt es beim Iyengar Yoga auch so viele Ansagen für die Füße: „Spreizt die Zehen“, „Presst die vier Fußpunkte: Innenferse, Außenferse, Großzehballen, Kleinzehballen“, „Hebt die Fußgewölbe“, „Hebt die Innenknöchel und saugt die Außenknöchel nach innen“, … Bei richtiger Ausrichtung passiert in den Asanas Folgendes:

  • Tadasana (Berghaltung): Die Zehenbeuger und -strecker werden aktiviert, um die Haltung zu stabilisieren
  • Asymmetrische Stehhaltungen (Dreieck, Krieger II,…):
    • Vorderes Bein: Das Knie dreht aus zur Kleinzehseite, der Großzehballen wird geerdet. Dadurch wird das Fußgewölbe belebt.
    • Hinteres Bein: Die Außenkante der Ferse presst in den Boden, der Vorderfuß dreht ein. Auch das hebt aktiv das Fußgewölbe. Probiert es aus.
  • Balancehaltungen wie Vrksasana (Baum): Fußmuskulatur, Fußgelenk und Unterschenkelmuskeln werden für die Stabilität in der Haltung beansprucht.
  • Stehende Vorbeugen wie Uttanasana: Um das Becken über die Fersen zu bringen, verlagern wir das Gewicht auf den Vorfuß und pressen den großen Zeh in den Boden. Dadurch wird der Großzehenbeuger aktiviert. Füße und Fußgelenke sind lebendig, denn sie halten das Gleichgewicht.

 

Die Füße sollten aber auch dann in den Haltungen mitarbeiten, wenn wir nicht darauf stehen:

  • Vajrasana (Fersensitz), Virasana (Heldensitz zwischen den Fersen), Supta Virasana (im Heldensitz auf dem Rücken liegen): kräftigt die Fußgewölbe und dehnt verkürzte Sehnen am Großzeh – besonders, wenn wir in den jeweiligen Haltungen vorsichtig die Knie anheben
  • Sitzhaltungen und Umkehrhaltungen: Egal, ob wir die Füße nach vorn oder nach oben strecken, die Fußarbeit sollte immer die gleiche sein: Innenferse und Großzehballen gehören weggedehnt. Wenn das schwierig ist, zeugt das von einer schwachen Fußmuskulatur, zu der auch die Wadenbeinmuskeln im Unterschenkel gehören. Die Schwäche wird sichtbar, wenn in den Haltungen die Fußaußenkante weiter vom Becken weg ist als die Fußinnenkante. Wenn also die Innenseite der Beine kürzer ist als die Außenseite. Diese seitlichen Unterschenkelmuskeln, die den Fußaußenrand Richtung Hüfte ziehen, sind phasische Muskeln, die zur Abschwächung neigen. Wir müssen sie also durch aktive Fußarbeit kräftigen, um die Verbindung zum Fußgewölbe zu stärken.

 

Füße sind für mich zwangsläufig ein großes Thema geworden. Und seit ich mich damit auseinander setze, fällt mir auch auf, wie schief viele Leute unterwegs sind. Ihr müsst nur mal auf die Füße der Menschen sehen, die in einer Einkaufspassage oder im Supermarkt vor Euch laufen. Wie viele haben innen oder außen abgelaufene Absätze, sinken  im Innen- oder Außenknöchel ein? Viele, oder?

Versteckt Eure Füße nicht nur, kümmert Euch lieber mehr darum. Lauft immer mal barfuß, pflegt die Füße, massiert, dehnt und kräftigt sie. Ich finde, es lohnt sich.

Eure Nici

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ASANA-PRAXIS

Sequenz zum Weltyogatag 2018

Am 21. Juni war Weltyogatag. Geeta Iyengar, die Tochter von BKS Iyengar, hat für diesen Anlass eine Sequenz vorgeschlagen, die ich hiermit als Anregung für die eigene Praxis wiedergeben möchte. Ich habe sie am Weltyogatag mit meinen Schülern nicht geübt, weil sie mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war. Aber das holen wir nächste Woche nach.

  • Einstimmung im Sitzen
  • Tadasana / aufrecht stehen wie ein Berg
    • Namaskarasana / Hände in Gebetshaltung vor die Brust
    • Urdhva Hastasana / Arme nach oben strecken
  • Uttanasana / Vorbeuge
  • Adho Mukha Svanasana / Herabschauender Hund
  • Urdhva Mukha Svanasana / Heraufschauender Hund
  • Uttanasana / Vorbeuge
  • Tadasana / Berghaltung
  • Trikonasana / Dreieck
  • Parsvakonasana / Seitlicher Winkel
  • Virabhadrasana I / Krieger I
  • Parivrtta Trikonasana / Gedrehtes Dreieck
  • Parsvottanasana / Vorbeuge über vorderes gestrecktes Bein
  • Prasarita Padottanasana / Gegrätschte Vorbeuge
  • Dandasana / aufrecht sitzen wie ein Stock
  • Janu Sirsasana / Vorbeuge im Sitzen über gestrecktes Bein, anderes Bein abgewinkelt
  • Adho Mukha Upavistha Konasana / Vorbeuge in der sitzenden Grätsche
  • Virasana mit Parvatasana-Armen / im Heldensitz Finger verschränken + Handflächen nach oben strecken
  • Swastikasana mit Parvatasana-Armen / im Schneidersitz Finger verschränken + Handflächen nach oben
  • Parsva Dandasana / aufrecht sitzen + Oberkörper zur Seite drehen
  • Bharadvajasana I / Drehhaltung im Sitzen mit gebeugten Beinen: Füße liegen auf einer Seite neben Po, Drehung zur anderen Seite
  • Marichyasana III / Drehhaltung im Sitzen: 1 Bein gestreckt, anderer Fuß aufgestellt, Drehung Richtung gebeugtes Bein
  • Urdhva Mukha Svanasana / Heraufschauender Hund
  • Dhanurasana / Bogen: Rückbeuge aus der Bauchlage, Fußgelenke greifen
  • Ustrasana / Kamel: im Kniestand Hände zu den Fersen
  • Adho Mukha Svanasana / Herabschauender Hund
  • Sirsasana / Kopfstand
  • Sarvangasana / Schulterstand
  • Halasana / Pflug
  • Chatuspadasana / Schulterbrücke, Fußgelenke greifen
  • Setu Bandha Sarvangasana / Schulterbrücke, Rücken oder Kreuzbein stützen, Beine gestreckt
  • Savasana / Endentspannung

 

Eure Nici

YOGA-EVENTS

Iyengar Yoga Convention 2018

Uttanasana. Wir stehen hüftbreit in der Vorwärtsbeuge. Die Beine sind gestreckt, der Oberkörper hängt nach unten und wir verlagern langsam das Gewicht. Mal ein wenig auf das rechte Bein, mal auf das linke. Bis wir ganz zentriert sind. Erst dann längen wir den seitlichen Rumpf an der Taille, an den Rippen, unter den Achselhöhlen. Die Wirbelsäule wird lang und länger. Es vergehen etliche Minuten, doch die Zeit steht still. Wir sind mehr als 300 zertifizierte und angehende Iyengar Yogalehrer in der Wiener Stadthalle, aber man hört keinen Ton. Die Konzentration auf die Streckung der Wirbelsäule weitet das Bewusstsein. Das ist Yoga. Es ist wie „zu Hause ankommen“.

So beschreibt es Birjoo Mehta, unser Lehrer an diesem Pfingstwochenende auf der Iyengar Yoga Convention in Wien, und das trifft es genau. Wie oft gelingt mir das bei meiner eigenen Praxis? Ich übe viel und es tut mir immer gut, aber wie oft kann ich wirklich völlig in die Haltungen eintauchen und alles andere ausschalten? Es sind diese Ruhe beim Praktizieren und die Präzision der Worte, mit denen uns Birjoo neue Impulse für das eigene Üben und das Lehren von Yoga schenkt, die mich auf dieser Convention am meisten faszinieren.

Der indische Gastlehrer

Birjoo ist Senior Iyengar Yogalehrer aus Mumbei, Indien. Er wurde Mitte der Siebziger Jahre Schüler von BKS Iyengar und hat ihn später oft auf seinen Reisen durch die Welt begleitet. Wenn BKS Iyengar seine subtilen Anweisungen zur Ausrichtung visualisieren wollte, hat er oft seinen Schüler Birjoo als Modell für die Demonstration herangezogen.

Birjoo Mehta ist geprägt von BKS Iyengar. Er hat von ihm gelernt, sich durch das Beobachten in der Yogapraxis immer weiter zu entwickeln, und strahlt inzwischen längst selbst sehr viel Weisheit aus. Dabei wirkt er auffallend bescheiden und liebenswert. Vor allem Letzteres ist eigentlich nicht gerade die herausstechendste Eigenschaft von Iyengar Yogis. Zumindest nicht auf den ersten Blick. „Streng“ trifft es schon eher. Eine beschützende Strenge, damit die Schüler möglichst verletzungsfrei in die Praxis eintauchen, um Körper und Geist zu verändern. Aber Birjoo ist nicht streng – und hat trotzdem unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Das zeichnet ihn aus.

Wie bei einem Klassentreffen

Es ist meine vierte Convention und bisher waren alle ganz toll. Ich freu mich das ganze Jahr darauf. Ein Gefühl von Urlaub und Klassentreffen. Die Iyengar Yoga Ausbildung dauert Jahre, in denen man sich immer wieder auf Wochenend- und Wochenseminaren zum intensiven gemeinsamen Üben trifft, zu Workshops reist, sich in Kleingruppen gegenseitig verbessert, zusammen lernt und nervenaufreibende Prüfungen ablegt. Das schweißt zusammen.

 

 

 

 

 

 

 

Entspannung in der Pause: Viola und Regina im Convention-Shirt

Die Iyengar Yogis sind eine sehr spezielle, angenehm uneitle Gemeinschaft in meist kurzen Hosen, die diesen Event nutzt, um sich auszutauschen. So wie man bei Politikern oft schon an ihrem Äußeren ihre Parteizugehörigkeit sehen kann oder wie man Journalisten, Anwälte, Lehrer oder Kosmetikerinnen am Aussehen erkennt, lassen sich auch Yogis ihrem Stil klar zuordnen. Wen es aus einer anderen Richtung zum Iyengar Yoga verschlägt, der fällt oft auf wie ein bunter Hund. Nicht nur optisch, sondern auch im ganzen Verhalten. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber Yogis aus der Vinyasa Richtung wirken oft vergleichsweise weich in der Bewegung und ein bisschen selbstverliebt, verabscheuen Hilfsmittel als wären es Stigmata für Unzulänglichkeiten und halten es nicht lange in einer statischen Pose aus. Sie passen sich entweder mit der Zeit an die Iyengar Yogis an oder man sieht sie bei so einem Anlass nie wieder. Iyengar Yogis dagegen sind stolz auf ihre lange Ausbildung. Sie wirken ernsthafter und reifer (auch an Jahren übrigens) und neigen ein bisschen zum Verbessern und Belehren. Ayurvedisch betrachtet dominiert das Pitta-Dosha. Deshalb ist es wohl genau mein Ding.

Building Bridges

Die deutschen Conventions werden jeweils von einem Iyengar Yoga Studio organisiert und in der jeweiligen Stadt ausgerichtet, unterstützt vom Verein. In diesem Jahr erstmals außerhalb von Deutschland, daher lautet auch das Motto diesmal „Building Bridges“. Das Organisationsteam lädt für die Convention jedes Jahr einen Gastlehrer aus Indien ein, der eng mit dem Yoga Institut der Familie Iyengar in Pune, Indien, verwachsen ist und an dem Wochenende sein Wissen mit uns teilt. Birjoo habe ich 2014 schon mal auf einer Convention erlebt und vieles von dem, was er uns damals mitgegeben hat, hilft mir heute noch beim Praktizieren. Wir üben auf den Conventions Seite an Seite mit Freunden, ehemaligen Azubi-Kollegen und auch unseren eigenen Lehrern und Prüfern. Wir sind alle Schüler und werden es immer bleiben.

Mit Magdalena bin ich schon durch dick & dünn – die Prüfung zum Beispiel…

Stehhaltungen, Umkehrhaltungen, Drehhaltungen, Vorwärtsbeugen im Sitzen, Rückbeugen. Wir üben an diesem Pfingstwochenende die Basics, keine besonders schwierigen oder fortgeschrittenen Haltungen, benutzen kaum Hilfsmittel. Aber wir üben diese Basics mit einem neuen Bewusstsein, einem anderen Focus, der sich wie ein roter Faden durch sämtliche Asanas zieht und unsere Aufmerksamkeit aufrecht hält. Wir arbeiten neben der Streckung der Wirbelsäule mit den fünf Vayus, die in jeder Haltung energetisch gezielt an die richtige Stelle im Körper gebracht werden, um leichter in die Position zu kommen und sie lange halten zu können. Sich über die Vayus auszurichten, ist eher untypisch im Iyengar Yoga. Aber es hilft. Birjoo betont immer wieder, dass ein neuer Impuls nicht bedeutet, alles Gelernte über Bord zu werfen. Es ist einfach eine andere Herangehensweise, die eine neue Klarheit und Erkenntnis schafft.

Birjoo bringt mehr Leichtigkeit in meine Praxis. Wenn ich auf die Streckung der Wirbelsäule und einen Punkt zwischen den Schulterblättern konzentriert bin, ermüden die Muskeln nicht so schnell. Es fühlt sich anders an. Auch im Kopf. Ruhig, klar, wach.

„Focus on keeping your spine straight. It is the job of the spine to keep the brain alert.“ BKS Iyengar

Wie wahr. Eure Nici

UNSERE SCHÜLER

Tinas Challenge: Uttanasana

Tina hat 2018 einer Haltung den Kampf angesagt: Uttanasana. Die Vorwärtsbeuge im Stehen ist für sie – wie für viele andere auch – eine große Herausforderung. Wer endlich mit den Händen den Boden erreicht, ahnt, wie beruhigend und wohltuend die Übung sein kann. „Nach dem Asana fühlt man sich ruhig und abgekühlt. Die Augen beginnen zu glänzen und die Gedanken finden Frieden“, schreibt BKS Iyengar in „Licht auf Yoga“, woher übrigens auch das schwarz-weiße Titelbild stammt. – Doch bis man die Dehnung genießen kann, ist es oft ein langer Weg und Uttanasana manchmal eine Qual.

Die Sanskritsilbe „Ut“ bedeutet intensiv, „tan“ heißt strecken, „asana“ ist die Haltung. „Vorwärtsstreckung“ ist auch der bessere Begriff, denn es geht darum, die Wirbelsäule zu dehnen und zunächst mit geradem Rücken so tief wie möglich zu kommen, um die Bandscheiben nicht zu belasten.

Warum Uttanasana?

„Uttanasana gehört für mich zu den Basics“, meinte Tina zum Jahreswechsel, als sie die Idee für die Challenge hatte. „Es öffnet die Rückseite. Ich glaube, wenn ich im Stehen tiefer nach unten komme, hilft mir das auch beim Herabschauenden Hund oder bei der Vorwärtsbeuge im Sitzen. Außerdem werden der Sonnengruß und alle Flows im Yoga viel leichter. Das macht dann alles mehr Spaß.“

Tina leidet seit ihrem zwölften Lebensjahr an Kopfschmerzen und Migräneattacken. Mit 30 wurde es so schlimm, dass sie einen körperlichen Zusammenbruch erlitt. Ihre Physiotherapeutin riet ihr zu anderer Bewegung als bisher, um ihre Verspannungen zu lösen. Sie sollte nicht so hart üben wie beim Fitness- oder Lauftraining. Lieber weicher. Dehnen und entspannen, um den Körper sanft geschmeidiger zu machen. So fand sie zum YogaKraftwerk.

Zu ungeduldig für Yoga?

„Durch Yoga habe ich ein anderes Körpergefühl bekommen und meine Bewegungsabläufe haben sich verbessert. Aber es war auch ernüchternd zu erfahren, was alles (noch) nicht geht“, so Tina. Vorwärtsbeugen zum Beispiel.

Tina geht inzwischen achtsamer mit sich um. Versucht bewusst zur Ruhe zu kommen. Hat es auch mit Meditation versucht. Noch so eine Herausforderung: „Wenn Enge im Körper herrscht, ist es extrem schwer loszulassen.“ Ich staune, wie reflektiert sie darüber berichtet und wie schön sie das in Worte packen kann.

Manche Asanas helfen ihr zu entspannen. Sie hängt gern über Kopf im Seil und mag gestützte brustöffnende Haltungen. Die Suptas:

Supta Virasana, Supta Baddha Konasana, Supta Svastikasana

 

Aber Yoga braucht Zeit. Es ist leichter Kraft aufzubauen, als den Körper flexibler zu machen. Tina ging es nicht schnell genug und sie war schon fast am Aufgeben. „Ich habe meine innere Haltung noch nicht abgelegt. Ich bin zu ehrgeizig. Ich will Fortschritte sehen“, sagte sie zu mir im Januar.

Beim Yoga geht es nicht um Ehrgeiz, aber durchaus um Entwicklung. Und wenn die Entwicklung stagniert und man sich damit nicht zufrieden geben möchte, muss man etwas an seiner Praxis ändern: Mehr üben. Oder anders üben. Länger in den Haltungen bleiben. Oder ganz im Gegenteil: mehr im Flow üben. Die Yogarichtung wechseln. Den Lehrer wechseln. Einen neuen Zugang finden. Vielleicht, indem man sich selbst eine Challenge setzt, wie Tina. Und so treffen wir uns einmal monatlich außerhalb der regulären Kurse im Studio, um ihr Uttanasana zu verbessern.

Der Januar

Der Termin im Januar war in erster Linie eine Bestandsaufnahme. Nachdem sie wegen der Geburt ihrer kleinen Tochter Leni im August letzten Jahres ein paar Monate pausiert hat, kommt Tina inzwischen wieder ein- bis zweimal die Woche in unsere Kurse. Entweder zum Yin Yoga bei Janina oder zum Iyengar Yoga bei mir. Außerdem übt sie zu Hause mit YouTube-Videos. Vor allem Vinyasa-Flows, Dreh- und Dehnungshaltungen. Viel mehr geht gar nicht, Yoga ist schließlich nicht alles.

Wir gehen ein paar Haltungen durch. Machen Fotos.

Die Beinrückseiten sind bei Tina nicht verkürzt. Sie muss eher aufpassen, dass sie sie nicht überstreckt. Tina scheitert an der Beugung in der Hüfte. Es kostet sie sehr viel Anstrengung, bei einem 90°-Winkel zwischen Ober- und Unterkörper den Rücken gerade oder gar konkav zu bekommen. Also das Kreuzbein und die Schulterblätter nach innen zu saugen und das Brustbein zu heben.

Sie bekommt von mir Hausaufgaben, um das zu üben: in Ardha Uttanasana (die halbe Vorwärtsbeuge mit geradem Rücken, während die Hände auf Klötzen erhöht sind), Prasarita Padottanasana (die Vorwärtsbeuge in der Grätsche, zunächst ebenfalls konkav), Paschimottanasana (die Vorwärtsbeuge im Sitzen – mit Gurt, um an die Füße zu kommen), Adho Mukha Svanasana (der Herabschauende Hund)…

Paschimottanasana – die „Dehnung der Westseite“, wie es übersetzt heißt

Adho Mukha Svanasana – der Herabschauende Hund

Der Februar

Tinas Fortschritte sind sehr tagesformabhängig. Manchmal ist alles super, manchmal könnte sie verzweifeln. Morgens zu üben findet sie grausam, weil sie sich dann noch so steif fühlt. Normal.

„Am meisten bringt mich die halbe Vorwärtsbeuge mit Klötzen unter den Händen voran“, hat Tina festgestellt. Die Vorwärtsbeuge in der Grätsche mag sie überhaupt nicht, hat aber erkannt, dass sie ihr weiterhilft. Also übt sie sie fleißig. Mit Erfolg.

Prasarita Padottanasana – die Vorwärtsbeuge in der Grätsche

Tina beginnt ihre Homepractice jetzt immer mit dem Sonnengruß, um den Körper erst einmal geschmeidiger zu machen. Wir arbeiten mit Gurt und Klotz, um ihren Rücken konkav zu bekommen. Ich habe das Gefühl, dass es ihr inzwischen leichter fällt, in Vorwärtsstreckungen den Brustkorb zu öffnen und ihren verspannten Nacken zu dehnen.

Der März

Für den März habe ich für Tina eine Sequenz zusammengestellt, in der Uttanasana die sogenannte Peak-Pose darstellt. Also den Höhepunkt, auf den sie sich im Laufe der Sequenz mit anderen Haltungen vorbereitet. Das macht die Vorwärtsbeuge leichter und bringt schneller kleine Erfolgserlebnisse.

Uttanasana – die Vorwärtsbeuge im Stehen

Tina ist gut drauf. Hat ihre Challenge sogar noch etwas ausgeweitet und übt jetzt auch regelmäßig Chaturanga Dandasana, eine armgestützte Haltung, die Teil des Sonnengrußes ist.

 

Tina ist stärker geworden. Die Fortschritte sind unverkennbar. Und wir haben erst März. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht…

Eure Nici