UNSERE LEHRER

Zu Gast: Dhanya Daniela Meggers

Dhanya saß an einem Mittwochmorgen vor sieben Jahren beim Frauenarzt im Wartezimmer und blätterte in einer der Illustrierten, die dort herumlagen. Dabei stieß sie auf ein kleines Bild, auf dem vier oder fünf Frauen über Kopf in bunten Tüchern hingen. Sie war sofort angefixt. „Ich liebe Umkehrhaltungen! Kopfstand, Handstand, Unterarmstand – mach ich alles gern. Und ich wollte schon immer mal kopfüber hängen.“ Hängen kann man sonst nur in den Seilen beim Iyengar Yoga, aber dieser Yogastil war Dhanya zu streng. Die Tücher dagegen wirkten spielerisch. Das Foto vermittelte Leichtigkeit und Schwerelosigkeit. Genau, was sie wollte. Weil sie in dem Moment zum Arzt gerufen wurde, riss sie heimlich das Bild aus der Zeitschrift, wie sie heute etwas verschämt einräumt.

Dhanya und das Tuch – Liebe auf den ersten Blick

So fing alles an. Inzwischen hat Dhanya ein Ausbildungsinstitut und reist das ganze Jahr durch Deutschland, in die Schweiz und nach Sri Lanka, um selbst Aerial Yogalehrer aus- und fortzubilden. Einmal im Jahr kommt sie dafür auch ins YogaKraftwerk.

Auf nach Amerika

2011 gab es noch keine Aerial Ausbildung in Deutschland, das hat Dhanya gleich nach dem Arztbesuch recherchiert. Aerial Yoga ist in den USA entwickelt worden, und zum damaligen Zeitpunkt konnte man auch nur in Amerika eine entsprechende Ausbildung absolvieren. Dhanya bestürmte deshalb ihren Mann: „Ich muss nach New York!“ Seine Begeisterung war etwas verhaltener und er bestand darauf, dass sie wenigstens eine Stunde im Tuch ausprobiert haben sollte, bevor sie nach Ameria fliegt. Und so fuhr Dhanya am Montag drauf von Hamburg nach Berlin zu einem Fitnessstudio, das Aerial Yoga schon im Programm hatte. Nach den 60 Minuten im Tuch war klar: Es geht nach New York.

Nachdem alles Organisatorische für die Reise geregelt war, bekam sie doch etwas Angst vor der eigenen Courage: „Ich allein in New York mit meinem Schulenglisch….“ Noch dazu ein Aerial-Anfänger zwischen lauter Amerikanerinnen, die regelmäßig durchs Tuch turnen…

Die Ausbildung wurde tatsächlich tränenreich, aber aus anderen Gründen. „Ich war total geflashed, was man mit dem Tuch alles machen kann. Und ich habe auch viel geweint. Vor Rührung, weil es einfach so unglaublich schön war.“

Yoga ist kein Sport

Trotzdem hat ihr etwas gefehlt. Der yogische Gedanke. Die Aerial Ausbildung war reine Körperarbeit. Keine Atemübungen, keine Meditation, keine Mantren. Es war Sport, kein Yoga. Das wollte Dhanya ändern.

Morgenmeditation beim Aerial Yoga Teacher Training auf der Terrasse vom YogaKraftwerk

Das Teacher Training im Tuch ist eine ergänzende Ausbildung. Es setzt eine Yogalehrer-Ausbildung voraus. Als Dhanya in New York den Umgang mit dem Tuch lernte, war sie schon seit fast zehn Jahren Yogalehrerin. Die gelernte Schneiderin hatte 2002 in Südindien eine Sivananda Ausbildung absolviert und bald darauf die ersten Kurse gegeben. „Ich habe zunächst bei einer Freundin im Wohnzimmer unterrichtet. Für 3 Mark pro Teilnehmer! – Die Freundin konnte umsonst mitmachen“, ergänzt sie lachend. Wenig später hat sie sich auf Anraten ihres Mannes einen Raum gemietet und ihre Schülerzahlen wuchsen. Yoga nahm einen immer größeren Platz in ihrem Leben ein. Auch heute unterrichtet sie noch klassisches Sivananda Yoga. Dabei werden fünf Prinzipien vermittelt, um geistig und körperlich gesünder zu werden: Neben den Körperübungen zählen zum Sivananda Yoga die richtige Atmung, die richtige (vegetarische) Ernährung, die richtige Entspannung sowie positives Denken und die Meditation. Diese Prinzipien sind bei Dhanya in Fleisch und Blut übergegangen. Sie lebt Yoga. Auch bei der Arbeit mit dem Tuch.

Wochen des Zweifels

Mit 40 hat sich Dhanya eine sechswöchige Panchakarma-Reinigungskur im Ashram der berühmten Amma in Indien gegönnt.* Dhanya hat die Kur nicht wegen körperlicher Beschwerden in Angriff genommen. „Es ging mir eher um ein geistiges Reinigen. Darum, Altes loszulassen.“ Und weil Dhanya keine halben Sachen macht, hat sie sich vor Ort dafür auch von ihren langen Haaren getrennt und sich eine Glatze scheren lassen. „Das war ein irres Gefühl. Der Kopf wurde ganz heiß.“ Dhanya machte in dieser Zeit echte Entgiftungsprozesse durch und stellte im Zuge dessen ihr ganzes Leben in Frage. „Ich hatte zum ersten Mal nichts zu tun und Langeweile. Viel Zeit zum Nachdenken. Da kommt einiges hoch. Ich fand plötzlich alles Scheiße. Mein Leben war Scheiße. Yoga war Scheiße… Ich war zwischenzeitlich ganz schön deprimiert.“ Aber in der letzten Woche standen Stirngüsse auf dem Plan. Und einer davon war ein ganz besonderes Erlebnis und hat Dhanya mit ihrem Leben völlig ausgesöhnt: Eine Stunde lang tropfte Öl zwischen die Augenbrauen und sie wurde dabei immer entspannter. Dhanya konnte endlich loslassen.

„Nach der Kur holte mich mein Mann dort ab. Ich war inzwischen in einem ganz anderen Film und fand mich total schön mit meiner Glatze. Mein Mann meinte nüchtern, ich sähe aus wie nach einer Chemotherapie… Ich hatte mich verändert. Wir haben eine ganze Woche gebraucht, um wieder zueinander zu finden.“

Dhanya im Wunderland

Aerial Yoga und die Gründung ihres eigenen DANA® Aerial Yoga Ausbildungsinstituts erfüllen Dhanya heute voll und ganz. Sie arbeitet mehr denn je, ist die Hälfte des Jahres auf Reisen, entwickelt neue Fortbildungsseminare, arbeitet an ihrem zweiten Aerial Yoga Buch, schneidert Meditationskissen und Yogakleidung. Ihr Mann Mathias hält ihr den Rücken frei. Die beiden haben einen gemeinsamen Traum, den sie sich nun erfüllen werden. Sie haben ein Grundstück in Bellin, Mecklenburg Vorpommern, gekauft. „Mitten im Niemandsland“, um mehr im Einklang mit der Natur zu leben.

Aerial Yoga im Belliner Niemandsland

Dort soll ein Yogazentrum entstehen, ein kleiner Ashram. Mathias ist gerade dabei, seinen Beruf aufzugeben, um in den nächsten vier, fünf Jahren zu bauen. Bereits heute finden dort im Sommer Aerial und Sivananda Seminare statt. Später soll es ganzjährig betrieben werden. „Ich fühle mich dort wie Alice im Wunderland“, meint Dhanya. „Es ist alles so unwirklich schön.“

Eure Nici

*Amma ist ein Thema für sich, hier nur die Kurzform: Amma reist durch die Welt, um Menschen fest in den Arm zu nehmen. Ich habe sie in München mal selbst erlebt und mich von ihr umarmen lassen. Sie hat eine faszinierende Ausstrahlung. Erwachsene Männer liegen laut schluchzend in ihren Armen…

YOGA-STILE

Die 10 häufigsten Fragen zum Aerial Yoga

Yoga im Tuch ist eine sehr junge Stilrichtung: Vor knapp 20 Jahren baute der Akrobat und Showtänzer Christopher Calvin Harrison ein Trapeztuch in seine luftakrobatischen Inszenierungen ein. Später setzte er das Tuch auch zum Dehnen und Entspannen beim Training ein und hing es für diese Zwecke tiefer, auf die Höhe einer Ballettstange. Daraus entwickelte sich das AntiGravity Konzept. Die Tänzerin Michelle Dortignac aus Colorado ließ klassische Hatha Yoga Übungen in das Training mit dem Tuch einfließen und so entstand schließlich Aerial Yoga, also Luft-Yoga. Ab 2009 ließen sich die ersten deutschen Yogalehrer in Amerika für die Übungspraxis mit dem Tuch fortbilden und brachten diesen spielerischen Yogastil zu uns. Bei einer von ihnen – Dhanya Daniela Meggers – habe ich 2014 meine Aerial Yoga Ausbildung gemacht. Inzwischen bildet Dhanya auch einmal im Jahr im YogaKraftwerk Aerial Yogalehrer aus und fort.

Seit der Eröffnung des YogaKraftwerks vor gut drei Jahren ist Aerial Yoga ein wichtiger Bestandteil meines Studios. Nicht zuletzt wegen der schönen, großen, bunten Tücher finden meine Schüler aus einem ungewöhnlich großen Einzugsbereich ins YogaKraftwerk. Manche wollen es einfach nur mal ausprobieren, andere können gar nicht genug davon bekommen und yogeln zweimal die Woche durchs Tuch und immer mehr buchen eine Aerial Yoga Stunde für einen privaten Event mit Freunden oder Kollegen.

Diese Fragen treten vor dem ersten Besuch immer wieder auf:

1. Bin ich zu dick für das Tuch?

Nein. Das geht gar nicht. Weil ich in meinen Räumlichkeiten keine Haken in der Decke anbringen kann, hat mein Vater – ein Bauingenieur – extra eine stabile Balkenkonstruktion errichtet, die die Tücher trägt. Die 2,80 m breiten und 3,70 m langen Tücher werden mit O-Schlingen, Karabinern und Daisy Chains aus dem Kletterbereich zusammengehalten und an den Balken aufgehängt. Das Tuch besteht aus Lycra / Tricot – eine sehr strapazierfähige Kunstfaser, die in eine Richtung dehnbar ist. Es trägt bis zu 500 kg. Wir haben sogar schon Partner Aerial Yoga darin veranstaltet – ein sehr lustiger Workshop mit teilweise zwei Personen in einem Tuch.

Übergewichtige Yogis haben es im Tuch übrigens oftmals leichter als beim klassischen Yoga am Boden. Man kann Gewicht an das Tuch abgeben, es trägt, hält und schützt einen während der Yogastunde. Und noch dazu legen sich die farbenfrohen Tücher schmeichelhaft um jede Hüfte. Das hebt die Stimmung.

2. Ich bin steif wie ein Brett. Kann ich trotzdem mitmachen?

Aber ja! Das höre ich übrigens auch beim klassischen Yoga oft: „Ich würde ja gerne mal Yoga ausprobieren, aber ich bin zu steif.“ Das ist totaler Quatsch. Wir üben Yoga, UM flexibler, geschmeidiger, stärker, konzentrierter, ausgeglichener zu werden, nicht weil wir all das schon sind. Genau wie beim Yoga am Boden werden beim Aerial Yoga die Muskeln gedehnt und gekräftigt, die Balance wird geschult – oft sogar mehr als bei den klassischen Stilen. Mein Anspruch dabei ist, dass Ihr so sehr auf Euch selbst konzentriert seid, dass Ihr gar keine Zeit findet, um nach links oder rechts zu sehen und Euch mit anderen zu vergleichen. Der Rest kommt mit der Übung: Wer regelmäßig Aerial Yoga praktiziert, wird beweglicher. Wer übt, wird besser. Wie bei allem.

3. Mir wird schon im Auto schlecht. Macht Aerial Yoga da Sinn?

Ausprobieren. Ich kann auch nicht im Auto lesen, aber stundenlang kopfüber im Tuch baumeln und schaukeln. Bei anderen ist es vielleicht umgekehrt. Kurz: Ja, es kann einem im Tuch schlecht werden. Das passiert auch immer wieder. Deswegen appelliere ich an jeden neuen Schüler, die ersten Anzeichen für einen flauen Magen nicht zu ignorieren, sondern die Übungen zu unterbrechen, wenn nötig. Lieber mal zwei Minuten aussetzen und zur Ruhe kommen, als die Zähne zusammenzubeißen und sich womöglich die schöne Endentspannung zu versauen, weil man stattdessen gegen Schwindel ankämpft. Ich bin außerdem immer nur wenige Schritte von Euch entfernt und kann jeden rasch anhalten, der für seine Verhältnisse zu doll ins Schaukeln geraten ist.

Und es ist nicht jeder Tag gleich. Stress, Menstruation, Wetterfühligkeit, Erschöpfung – all das kann das Üben mit dem Tuch beeinflussen. Es gibt gute Tage und sensible Tage. Aber man lernt mit der Zeit immer besser mit dem Tuch umzugehen und seine persönlichen Grenzen nicht zu weit auszureizen.

4. Was muss ich anziehen und mitbringen?

Kleidung, in der Du Dich gut bewegen kannst. Ohne Reißverschlüsse und spitzen Schmuck, damit nichts am Tuch hängen bleibt. Oft wird dabei der versteckte Reißverschluss hinten am Kreuzbein völlig vergessen. Bei Laufhosen zum Beispiel. Diese sind aber besonders fies zum Tuch. Zwar würde das Tuch nicht sofort zerreißen, aber es können sich kleine Löcher bilden, die mit der Zeit größer werden. Und wer will schon in einem Tuch mit Loch sitzen?

Ich empfehle außerdem Oberteile, die in Umkehrhaltungen nicht über den Kopf rutschen. Also eher enganliegend und nicht zu weit ausgeschnitten. Ihr werdet Euch kopfüber nicht wohlfühlen, wenn Euch der Busen aus dem BH fällt…

Bei mir wird Yoga grundsätzlich barfuß geübt, denn die Füße arbeiten schließlich mit. Und auch aus Sicherheitsgründen, damit Ihr nicht abrutscht. Für die Entspannungsphasen am Anfang und am Ende könnt Ihr aber gern Socken anziehen.

Mehr müsst Ihr nicht mitbringen. Außer ein Wasser vielleicht, wenn Ihr etwas zum Trinken braucht.

5. Wie lange darf ich vorher nichts essen?

Dazu schrieb BKS Iyengar in den sechziger Jahren in „Licht auf Yoga“: „Asanas sollten am besten mit leerem Magen ausgeführt werden. Ist dies schwierig, kann man zuvor eine Tasse Tee, Kaffee, Kakao oder Milch trinken. Man kann die Asanas auch ohne Beschwerden eine Stunde nach einer leichten Mahlzeit ausführen. Nach einer schweren Mahlzeit sollten zumindest vier Stunden vergehen, bevor man mit den Übungen beginnt.“ Das würde ich auch heute noch und auch für Aerial Yoga so unterschreiben.

6. Darf jeder beim Aerial Yoga mitmachen?

Es macht nicht für jeden Sinn, weil für manche Leute ein großer Teil der Übungen nicht in Frage kommen würde: Umkehrhaltungen sind ein elementarer Bestandteil von Aerial Yoga, sollten aber bei Bluthochdruck oder hohem Augeninnendruck nicht ausgeführt werden. Auch während der Schwangerschaft ist das Tuch nicht geeignet.

7. Was ist anders als beim klassischen Yoga?

Der Baum – im Tuch und am Boden

Ich unterrichte neben Aerial Yoga noch den traditionellen Iyengar Yoga. Dabei benutzen wir viele Hilfsmittel. Das Tuch ist für mich nichts anderes: ein Hilfsmittel, das mich tiefer oder überhaupt in eine Haltung bringt. Iyengar Yoga ist ein vergleichsweise strenger Yogastil mit Fokus auf der korrekten Ausrichtung. Aerial Yoga ist spielerischer, hat mehr Leichtigkeit – trotzdem vergesse ich nicht plötzlich alle Ausrichtungsprinzipien, die ich gelernt habe, wenn ich eine Sequenz im Tuch anleite.

Beim Aerial Yoga über das Tuch zu springen und zu flippen oder über Kopf zu hängen, erfordert anfangs etwas Mut – aber auch beim Iyengar Yoga hängen wir manchmal kopfüber im Seil oder über dem Stuhl. Zunächst ist es einfach nur aufregend, später kann man es auch genießen.

Manche Haltungen, wie der Handstand, sind im Tuch einfacher. Andere sind fordernder, weil man gleichzeitig die Balance halten muss. Es gibt Haltungen, die sind nur im Tuch möglich. Und Haltungen, für die man kein Tuch gebrauchen kann.

Die Fledermaus – geht nur im Tuch

8. Ist schon mal jemand aus dem Tuch gefallen?

Ja, äußerst selten, aber das kann passieren, wenn man sich nicht richtig festhält. Es waren aber nie die schwierigen Haltungen. Da sind die Teilnehmer so konzentriert, dass sie genau zuhören. Es passiert eher, wenn die Anspannung – und damit auch die Konzentration – wieder nachlassen. Aber die Tücher hängen nicht mal einen Meter über dem Boden. Der Weg nach unten ist also nicht so weit, wenn man mal rausrutscht. Verletzt hat sich noch niemand. Ich weiß nur von ein paar blauen Flecken ab und zu oder roten Streifen an Stellen, an denen das Tuch gedrückt hat.

9. Machen auch Männer Aerial Yoga?

Ja! Es dominieren die Frauen, wie auch bei den anderen Yogastilen. Aber einige meiner männlichen Schüler kommen nun schon seit Jahren sehr regelmäßig zum Aerial Yoga. Manche zusammen mit ihrer Frau, andere allein. Einige waren sogar beim Aerial Dance.

10. Wie läuft so eine Aerial Yoga Stunde ab?

Wir beginnen mit Pranayama, also Atemübungen, in einer aufrechten Sitzhaltung im Tuch. Dann wärmen wir den Körper mit Übungen auf, die uns mit dem Tuch vertraut machen. Beim Aerial Yoga gibt es eine überschaubare Reihe von Grundpositionen mit jeweils unzähligen Variationsmöglichkeiten. Nach jeder Umkehrhaltung baue ich erdende Übungen mit Bodenkontakt ein, damit der Körper wieder zur Ruhe kommen kann. Die Sequenz wechselt jede Woche, trotzdem ist keine Stunde gleich. Denn die Atmosphäre, die jeweilige Stimmung, der Schwierigkeitsgrad hängen sehr von der Anzahl und der Mischung der Teilnehmer ab. Grundsätzlich ist jede Stunde auch für absolute Anfänger geeignet. Es ist immer wieder erstaunlich, wie weit man schon in der ersten Stunde gehen kann. Die Endentspannung im Tuch ist extra lang und besonders schön.

In der letzten Woche eines jeden Monats üben wir regenerativ. Da geht es sehr ruhig und entspannt zu – wobei es auch ziemlich anstrengend werden kann, über mehrere Minuten in einer Dehnungshaltung zu verweilen.

Etwa alle zwei Monate gibt es einen besonderen und sehr beliebten Workshop Freitagabends: Aerial Yoga Deep. Hier hängen die Tücher nur etwa 15 cm über dem Boden. Wer Angst hat, dass ihm beim Aerial Yoga schlecht werden könnte, aber es gern versuchen würde, sollte diesen Workshop in Erwägung ziehen oder in die regenerativen Kurse am Monatsende kommen.

Ich kann nur jedem empfehlen, Aerial Yoga mal auszuprobieren. Vielleicht wirst Du dabei feststellen, dass es nicht die richtige Yogaart für Dich ist. Aber vielleicht geht Dir auch wie mir das Herz auf bei diesem ganz besonderen Erlebnis und Du möchtest es nicht mehr missen.

Unsere Kurse, Workshops und Ausbildungstermine findet Ihr unter http://www.yogakraftwerk.de.

Eure Nici

 

UNSERE LEHRER

Zu Gast: Petra Havelková

Petra Havelková gibt inzwischen regelmäßig Gastlehrer-Workshops im YogaKraftwerk. Mit ihrer sympathischen, selbstironischen Art reißt sie uns immer wieder mit, bringt Männer zum Tanzen und Frauen in den Liegestütz. Zeit für ein Interview.

Zunächst ein kleiner Steckbrief. Wie alt bist Du?

Äh, 45. Ich vergesse es immer wieder gerne… Aber ich habe kein Problem damit.

Bist Du verheiratet?

Nee.

Freund?

Nee.

Kinder?

Nee. Das ist mir alles erspart geblieben. Haha… Man kann sagen leider oder Gott sei Dank. Vielleicht soll es einfach so sein. Dann kann ich mich auf andere Sachen konzentrieren.

Du bist eigentlich gelernte Krankenschwester und arbeitest auch immer noch in diesem Beruf. Wie kannst Du das mit Deiner Arbeit und Deinen Reisen als Fitnesstrainerin und -ausbilderin vereinbaren?

Ich arbeite dreimal in der Woche in einer Praxis und einmal im Monat in der Notaufnahme. Das mach ich gern. Es ist ein harter Job, aber er macht Spaß – weil es eben nicht so oft ist. Die Arbeit in der Praxis lässt sich ganz gut organisieren.

Du kommst ursprünglich aus Tschechien?

Ja, direkt aus Prag.

Und seit wann lebst Du hier?

Seit ’92. Schon mehr als 25 Jahre… Bin praktisch mit 2 Jahren hierher gekommen…

Dann muss ich die Einstiegsfrage weglassen…

Stimmt…

Wann hast Du die Fitnessrichtung eingeschlagen?

’94 oder ’95. Ich war einfach zu fett. Fürs Ballett und alles andere auch. Ich habe dann angefangen für mich zu trainieren, weil ich abnehmen wollte. Und irgendwann bin ich dann im Fitnessstudio angesprochen worden, ob ich eine Ausbildung machen möchte. So ging’s los.

Ein großer Schritt für Dich war die Entwicklung von DAYO DanceYoga.

Ich habe damals ein gebrochenes Herz gehabt. Mit all den überwältigenden Gefühlen, die dazu gehören. Erst das Tanzen und Yoga und die Verbindung von beidem haben mich runtergebracht. So hat sich DAYO entwickelt. Und ich bin jetzt im Nachhinein – Dank an meinen Ex! – sehr froh, dass er gemacht hat, was er gemacht hat, weil es mich so viel weiter gebracht hat. Damals habe ich es nicht verstanden. Aber jetzt.

DAYO Dance Yoga

Kam bei Dir erst das Tanzen oder erst der Yoga?

Das Tanzen war das erste. Streetdance und HipHop. Ich habe auch eine PortDeBras-Ausbildung gemacht, da liegt der Fokus bei Tanz und Ballett auf den Armpositionen. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das Fließende sehr gefällt. Auch bei Vinyasa Yoga ist man im Flow. Fließend in Asanas zu gehen, finde ich total schön. Das lässt sich mit Elementen aus dem Tanz zu sehr schönen Choreografien verbinden. Am Freitag nach dem DanceYoga-Workshop hier im YogaKraftwerk hat eine Teilnehmerin hinterher zu mir gesagt: „Ich hatte das Gefühl, ich kann tanzen.“ Das können sie alle. Sie haben es nur vergessen.

Schaust Du Let’s Dance?

Ab und zu schau ich ganz gern rein. Aber wenn ich nach Hause komme, höre ich lieber Musik, trinke ein Glas Wein und esse was Schönes. Der Fernseher ist eigentlich bei mir total unnötig.

Kann jeder beim DanceYoga oder Aerial Dance mitmachen?

Ja, auf jeden Fall. Das kann wirklich jeder. Ich gebe jedem die Möglichkeit mitzumachen, aber ich zwinge niemanden. Du hast jederzeit die Möglichkeit zu sagen „Oh, das ist doch nichts für mich.“ Das ist wie bei allem anderen: Wenn Du etwas probierst und es ist nichts für Dich – es ist Dein Leben, es sind Deine Minuten Deines Lebens und die solltest Du nicht verplempern, nur weil Du jetzt da bist, weil Du es bezahlt hast.

 

Arsch hoch!-Aerial Yoga und Aerial Dance

 

Du hast dieses Wochenende im YogaKraftwerk auch den Workshop „Arsch hoch!-Aerial Yoga“ gegeben. Was war der Unterschied?

Ich habe die Leute aus der Reserve gelockt. „Arsch hoch“ heißt nicht nur, den Hintern zu heben. Es heißt auch, den inneren Schweinehund zu überwinden. Es heißt: Ich mache Liegestütze. Welche Frau liebt schon Liegestütze? Keine. Die haben im Workshop trotzdem welche gemacht. Sie haben gejault und sind an ihre Grenzen gegangen, aber sie haben es einfach versucht.

Es haben ja auch Männer mitgemacht. Was sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Deinem Unterricht?

Wir Frauen haben es ein bisschen schwerer, unseren Arsch zu heben. Die Männer sind normalerweise so gebaut, dass der Oberkörper schwerer ist als der untere Teil. Wenn die zum Beispiel Klimmzüge machen, müssen sie nicht so viel hochschleppen wie wir Frauen. Wir haben nicht so viel Kraft in den Armen wie die Männer. Das kann man natürlich aufbauen, aber es kommt nicht von allein. Doch die Männer haben auch ihre Defizite. Die können sich oft nicht sexy bewegen…

Was sind Deine „Defizite“?

Meine Oberschenkel sind breit genug, um sie nicht trainieren zu müssen… Haha. Deshalb ist jeder Ausfallschritt eine Quälerei für mich. Ich jogge auch nicht. Außer, wenn ich eine Wette verloren habe. Ich bewundere die Menschen, die joggen. Für mich ist das nichts. Joggen und Schach. Fürs Joggen bin ich zu langsam und für Schach hab ich die Geduld nicht und das Gehirn. Das ist mir zu viel Konzentration auf einen Zug.

Was kann man als Frau denn machen, um die Armmuskeln zu kräftigen?

Liegestütze. Die kann man auch auf den Knien machen. Aber man muss sie richtig machen. Da muss auch die Schulter mitarbeiten, die Gelenke müssen richtig ausgerichtet sein. Und wenn ich 20 Liegestütze auf den Knien schaffe, dann kriege ich auch 2 richtige ohne Knie hin. Das kann ich langsam steigern. Außerdem Yoga. Die Arme können beim Yoga supergut definiert werden. Es gibt so viele Stützpositionen.

Übst Du auch für Dich selber?

Nee. Für mich ist das Schlimmste, in meinen eigenen Kursen mitzumachen. Ich halte das nicht aus. Ich verlange von meinen Teilnehmern mehr als ich selber kann… – Haha. Nein. Ich gehe gern zu Freunden und Kollegen, die Yoga unterrichten, mache Hot Yoga, gehe zum Tanzen. Ich mache jeden Tag meinen kleinen Sonnengruß, aber das ist wirklich nur zum Wachwerden. Ich habe keine eigene Yogapraxis. Das Bedürfnis habe ich nicht. Ich mache auch so genug. Da ist mir ein Glas Wein lieber…

Das wäre die nächste Frage: Wie entspannst Du?

Beim guten Wein. Mit Freunden oder auch alleine. Und beim guten Essen. Beim Kochen. Ich liebe kochen. Ich koche gerne für Freunde. Ich experimentiere gerne mit dem Essen. Damit verwöhne ich meine Leute. Weil ich sie natürlich auch viel vernachlässige, wenn ich ständig unterwegs bin.

Du warst ja mit dem Aerial Yoga-Tuch vor ein paar Jahren auch bei Günther Jauch…

… und Oliver Pocher. Ja. Das war eine tolle Erfahrung, mal hinter die Kulissen zu sehen. Auch lustig. Wie ich da in Sportklamotten stand und ständig geschminkt wurde.

Waren beide im Tuch? Jauch und Pocher?

Ja. Den Jauch hab ich flachgelegt. Der ist mir rausgefallen… Aber seine Mitarbeiter haben gesagt: „Mach Dir keinen Stress. Der ist auch in der Lage, sich beim Treppenlaufen zu verletzen.“

Welche Rolle spielt Musik in Deinem Leben?

Eine große Rolle. Ich mag Musik. Weil ich nicht so gut Englisch kann, lass ich mir für DAYO oft Texte übersetzen. Denn es reicht nicht, wenn mir eine Melodie gefällt, um mich damit zu identifizieren. Die Musikrichtung ist dabei egal. Es muss rund sein.

Hast Du trotzdem ein Lieblingslied?

Ich liebe Ed Sheeran! Ich liebe Musik mit Akustik-Gitarren. Da kann ein Mann auch klein und häßlich sein. Wenn er gut Gitarre spielen kann, will ich ihn sofort haben… Und ich mag gefühlvolle Musik.

Gehört für Dich Musik beim Yoga dazu?

Kommt drauf an, was ich mache. Ich lasse mich von Musik gern leiten. Das kann aber bei mir auch problematisch werden, weil ich immer versuche, beim Flow im Takt mit der Musik zu sein. Wenn ich Yoga unterrichte und mehr auf Adjustment achte, lasse ich die Musik lieber weg oder lasse sie nur leise im Hintergrund spielen, um nicht abzulenken.

Hast Du Vorsätze gehabt dieses Jahr?

Ja, keine zu haben… Ich könnte rein theoretisch auch die von 2016 oder 2015 nehmen, denn die sind alle unverbraucht. – Obwohl, halt! Einen habe ich gehabt: Dankbar sein. Wir sollten uns nicht darüber aufregen, dass wir morgens aufstehen müssen, sondern dankbar sein, dass wir es können. Ich habe oft mit Patienten von der Palliativstation zu tun, daher weiß ich das wirklich zu schätzen. Ich sehe, wie diese Menschen das Leben lieben, und freue mich, wenn ich sie zum Lachen bringen kann. Sie verplempern keine Minute, denn sie haben nicht mehr viel davon. Unsere schnelllebige und leistungsorientierte Gesellschaft vergisst oft, dass es auch ganz schnell vorbei sein kann.

Wie sieht für Dich ein perfekter Tag aus?

Heute scheint die Sonne – aber das macht für mich noch keinen perfekten Tag aus. Ein perfekter Tag ist, aufzustehen und mich mit Leuten zu umgeben, die mir gut tun. Und einfach nur das zu machen, worauf ich Lust habe. Es kann regnen, ich sitze vielleicht nur mit Freunden vor dem Fernseher oder mache was alleine. Wenn ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht einschlafen kann, dann war der Tag perfekt.

Hast Du Träume, Wünsche, Ziele?

Also Ed Sheeran kann ich jetzt nicht mehr heiraten. Der ist vergeben…

Mein Traum ist, was Du hier hast: Ein schönes Studio. Aber ich würde es wahrscheinlich mit Gastronomie verbinden. Klein, fein, am Wasser. Ein Yoga- & Winehouse. Mit regionalem Essen. Es wird das gegessen, was es zu der Jahreszeit gibt. Ich brauche keine Erdbeeren im Winter. – Das wäre mein Traum. Nicht, um Geld zu verdienen. Einfach das, was ich kann, weitergeben können. Essen, gute Freunde, Kommunikation.