UNSERE LEHRER

Zu Gast: Mandi & Mushky

Die „Base“ liegt am Boden und streckt die Beine nach oben. Der „Flyer“ liegt rück- oder bäuchlings auf den Füßen der Base für diverse Rückbeugen oder Umkehrhaltungen und ein oder zwei „Spotter“ passen auf, dass der Flyer nicht abstürzt. AcroYoga ist eine wackelige Angelegenheit und braucht Vertrauen. Und Mandi (eigentlich Manfred) Suppan vermittelt dieses Vertrauen wie kein anderer.

Ich lag vor ziemlich genau einem Jahr zum ersten Mal auf Mandis Füßen, auf der Yomondis Yoga Convention. Das hat mich so begeistert, dass ich Mandi und seine Freundin Mushky direkt im Anschluss ins YogaKraftwerk eingeladen habe. Inzwischen waren sie schon zum zweiten Mal hier.

Die eigene Übungspraxis

Mandi hat viele Jahre als Lüftungs- und Klimatechniker gearbeitet. Nebenbei hat er sich selber Yoga beigebracht. „Ich hab mich zuerst mit Meditation beschäftigt und bin so zum Yoga gekommen,“ erzählt der Österreicher. „Aber da, wo ich herkomme, gab es damals so etwas nicht.“ Und so hat er sich ein Ashtanga-Buch besorgt und allein mit der Praxis begonnen. Nach zwölf Jahren in seinem Beruf ist er nach Indien aufgebrochen – und nicht wieder in seinen alten Job zurückgekehrt. In Indien hat er seine Yogalehrer gefunden – und die New Yorkerin Mushky kennengelernt. Seither fliegen sie zusammen. Beim vielen Reisen und beim AcroYoga. Ihre gemeinsame „Basis“ ist ca. 70 km von Salzburg entfernt. Seit wenigen Tagen hat auch Mushky ihren festen Wohnsitz dort.

Mandi sitzt jeden Morgen um 6 Uhr auf der Matte. Seine tägliche Yoga-Praxis sieht folgendermaßen aus:

  • 20 min Meditation (Transzendentale Meditation mit einem selbst gewählten Mantra)
  • 15 min Pranayama (früher vor allem Kapalabhati und Anuloma Viloma, heute eher eine Art Hyperventilation – also die Konzentration auf eine starke Einatmung – mit Atempausen)
  • 30 min Dehnung + Kräftigung

 

Mandis Empfehlungen zur Yoga-Literatur:

  • Die meisten Iyengar-Yoga-Bücher, allen voran „Licht auf Yoga“
  • Die Bücher über Ashtanga Yoga und Yoga-Philosophie von Gregor Maehle
  • Für Yogalehrer: „Yoga unterrichten“, „Yoga-Workouts gestalten“ und „Yoga-Haltungen korrigieren“ von Mark Stephens

 

Mushky übt neben AcroYoga in erster Linie Yin Yoga. Und so legen sie auch Wert auf eine Ausgewogenheit von Yin und Yang in der Praxis. Bei aller Power kommt der regenerative Part nicht zu kurz.

Fliegen lernen

Mandi & Mushky lassen ihre Workshop-Teilnehmer ihre Grenzen austesten, ohne dabei leichtsinnig zu werden. Mit seinem charmanten österreichischen Akzent vertreibt der 35-Jährige jede Angst und weckt die Lust, immer wieder neue Figuren auszuprobieren. Er zeigt mit Mushky die Haltungen vor, schult die Achtsamkeit untereinander, lobt, korrigiert, greift ein und based vor allem die Männer, die natürlich auch fliegen und nicht nur die Frauen hochwuppen wollen. Fliegengewicht Mushky gibt auf Englisch Tipps aus der Flyerwarte und spotted, wo immer sie gerade gebraucht wird.

Es sind ein paar Pärchen unter den Teilnehmern, manche kennen sich untereinander aus den Kursen, manche sind allein gekommen. Berührungsängste gibt es nicht – oder sie verfliegen schnell, während die Leute in Kleingruppen abwechselnd aufeinander herumturnen. Die Stimmung ist hochkonzentriert, aber es wird auch viel gelacht. Meist, wenn der Aufbau zu kippen droht. Wenn jedoch die Haltung endlich klappt und der Flyer souverän über der Base schwebt, zieht ein großes Strahlen über die zuvor angespannten Gesichter. Als ob die Sonne aufgeht.

Die Effekte von AcroYoga

„Diese Form der Bewegung hat die stärkste stimmungsaufhellende Wirkung, die ich kenne“, schreibt Tim Ferriss in „Tools der Titanen“ treffend über AcroYoga. „In einer Kultur, in der Berührungen tabu sind, hat man auf diese Weise die Möglichkeit, mit einer anderen Person eine sinnliche, aber nicht-sexuelle Verbindung einzugehen, während man gleichzeitig unglaublich stark und beweglich wird. Außerdem lache ich in allen Trainingseinheiten mindestens die Hälfte der Zeit. Das ist ein wunderbarer Ausgleich zu dem ganzen ‚ernsten Training‘, das ich sonst immer mache.“ AcroYoga ist auch sein Tipp bei Problemen mit dem unteren Rücken: Der Flyer kann sich von der Base richtig verwöhnen lassen beim Therapeutischen Fliegen, indem er während des Fliegens massiert oder in passive Dehnungshaltungen gezogen wird.

Bei aller Achtsamkeit kann man trotzdem mal von der Base fallen. In ihren Workshops ist nie etwas passiert. Bei der eigenen Praxis schon eher, denn da gehen Mandi & Mushky gern weiter und probieren auch immer wieder gewagtere Haltungen aus. „Aber wir üben ja meistens am Strand“, winkt die Globetrotterin Mushky ab. Ja dann…

Ich freu mich schon auf ihren nächsten Besuch.

Eure Nici