YOGA-REISE

5 Wochen Indien – meine Packliste

Meine zweite Indien-Reise und damit der erste Besuch am Ramamani Iyengar Memorial Yoga Institute (RIMYI) in Pune steht an. Das Institut der Familie Iyengar ist ein Pilgerort für Iyengar Yogalehrer aus der ganzen Welt. Ich habe mich vor zwei Jahren dafür angemeldet, man bleibt üblicherweise einen ganzen Monat.

Pune ist eine Millionenstadt im Westen Indiens. Im August herrscht Regenzeit, was ich als Asthmatikerin eher angenehm finde. Ich fliege mit Moni, einer befreundeten Yogalehrerin, ab  München über Abu Dhabi nach Pune. Wir haben von einer dort ansässigen Schottin eine Privatwohnung in der Nähe des Instituts gemietet. Es gibt WLAN und eine Waschmaschine. Und wir konnten eine einheimische Köchin engagieren, die uns mit indischem Essen verwöhnt. Darauf freue ich mich besonders.

Hier kommen meine Reisevorbereitungen und die Packliste. Vielleicht profitiert noch jemand davon. Ich werde jedenfalls bei einer nächsten Reise sicher froh darüber sein, dass ich nachschlagen kann. Denn nach Pune fliegt man als Iyengar Yogi meist nicht nur einmal…

Termine vor Reiseantritt:

  • Zahnarzt
  • Lungenarzt wegen Asthma
  • Hausarzt wegen Impfungen (Typhus, Hepatitis, Auffrischung Tetanus + Diphterie)
  • Frisör
  • Pediküre

Papiere / Unterlagen:

  • Flugticket
  • Visum
  • Geldbeutel, Bargeld, Kreditkarte, Blocker-Card
  • Reisepass
  • Impfausweis
  • Allergiepass
  • Krankenversichertenkarte
  • Auslandskrankenversicherung
  • Reiseführer (war überflüssig, Bobby Clennells „Pune Guide“ reicht für Iyengar Yogis völlig)
  • Adresse, Kontakt, Wegbeschreibung Unterkunft
  • Notizbuch,3 Stifte
  • Buch

Reiseapotheke:

  • Pille (nehme ausnahmsweise durch, habe schlechte Erfahrung mit öffentlichen indischen Toiletten)
  • Schmerzmittel
  • Grapefruitkernextrakt ab 1 Woche vorher, soll Magen-Darm-Geschichten vorbeugen helfen
  • Magen-Darm-Mittel
  • Malaria-Tabletten, just in case
  • Mittel zur Heilung von Mückenstichen
  • Fettcreme wegen Hautallergien
  • Asthma-Präventions- und Notfall-Spray
  • Pflaster
  • Desinfektionsmittel (nicht benutzt)

 

Hygiene:

  • Reinigungstücher zum Abschminken, Gesichtspads, -wasser, -waschcreme
  • Reise-Nasenspülkännchen + Salz (kaum benutzt, umständlich wegen des Wassers)
  • Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnseide, Zungenschaber
  • Ohrenstäbchen
  • Ladyshaver
  • Bimsstein
  • Handcreme, Fußcreme, kleine Bodylotion (überflüssig durch hohe Luftfeuchtigkeit)
  • Deo, Parfüm in Probefläschchen (Parfüm überflüssig)
  • Haarwäsche, Haarspray, Haargel, Kamm
  • Lippenpflege
  • Nagelschere, 2 Nagelfeilen, Nagel-Polierer, Nagelhaut-Entferner (Creme)
  • Pinzette
  • Mückenschutz
  • Sonnencreme (war im August überflüssig durch Regenzeit)
  • Reise-Waschmittel (nicht benutzt)
  • Taschentücher

Kosmetik:

  • Puder
  • Abdeckstift
  • Rouge
  • Wimpernzange
  • Wimperntusche
  • Eyeliner
  • Augenbrauenstift
  • Spitzer

 

Kleidung:

  • 5 kurze Yogahosen (obwohl man sonst in Indien eigentlich kein Knie zeigt, wollen die Iyengars sehen, ob die Kniescheiben auch hochgezogen sind, daher sind am Institut – wie überall auf der Welt – kurze Hosen beim Iyengar Yoga üblich)
  • 2 Yoga-Leggings
  • 13 T-Shirts für Yoga und Alltag (Schultern sollten bedeckt sein)
  • 3 Longshirts
  • 7 Hosen, lang (wegen Mücken und Anstand) + leicht (wegen Wetter)
  • 5 Tanktops, lang (nicht benutzt)
  • 5 Tanktops, kurz (nur zum Ausgehen, nicht zum Üben)
  • 4 dünne Strickjacken, um die Tanktop-Schultern zu bedecken
  • 3 leichte Pullis
  • 1 großes, leichtes Tuch
  • 1 kurzer Schlafanzug
  • 1 Schlafbrille (falls ich nachts eine Mücke höre – um zu verhindern, dass sie mich aufs Augenlid sticht + entstellt…)
  • 1 Bikini (überflüssig)
  • 10 Unterhosen, 5 Yoga-BHs
  • 5 Paar Socken (2 Paar reichen)
  • Gummistiefel, Crocs, Sandalen (Sandalen nicht benutzt wegen Dreck, nur Gummischuhe getragen)
  • 3 Haarbänder
  • 1 Kette, 3 Armbänder, 2 Ringe, 1 Fußkettchen, 1 Paar Ohrringe (immer 2 Fußkettchen tragen oder keins)
  • 2 Brillen, 1 Sonnenbrille, Brillenputztücher (Sonnenbrille überflüssig)
  • Bauchtasche (nicht benutzt)
  • Schirm
  • Platz im Koffer lassen für Shopping (insbesondere kurze Yogahosen, T-Shirts, Tücher, Bücher vom RIMYI,…)

 

Technische Ausrüstung:

  • Handy, Ladekabel, kurzer Kabeladapter, Kopfhörer
  • Tablet, Tastatur, Ladekabel, Hülle
  • Trackinguhr, Ladekabel
  • 2 Steckdosenadapter (haben in der Wohnung nicht gepasst und waren zudem überflüssig)

 

Hab ich was vergessen?

Eure Nici

 

 

WAS YOGA KANN

Fußarbeit – für eine stabile Basis

Einer unserer Freunde ekelt sich vor Füßen. Ich glaube, er kommt vor allem deshalb nie zum Yoga, weil ihm allein der Gedanke an all die fremden, nackten Füße ein Graus ist. Seine Abscheu ist so stark ausgeprägt, dass ich immer an ihn denken muss, wenn das Thema Füße irgendwo aufkommt. Es würde ihm sicher nicht gefallen, wenn er wüsste, dass ich ausgerechnet Füße automatisch mit ihm assoziiere. Das find ich schon wieder lustig.

Viele andere haben einen Fußkomplex, halten die Füße für ihr schlimmstes Körperteil. Zu groß, zu breit, zu platt, krumme Zehen,… Dabei gibt es an gepflegten Füßen gar nichts auszusetzen. Sie werden nur leider recht stiefmütterlich von uns behandelt. Wir stopfen sie in Socken und Schuhe, verstecken damit auch die vielen kleinen Schönheitsfehler – und machen alles nur noch schlimmer.

Unser Fuß ist ein komplexes Gebilde aus 26 Knochen und dient sowohl der Fortbewegung als auch der Gewichtsstütze, ist also eine bewegliche und auch tragende Struktureinheit. Er hat sich über Millionen von Jahren entwickelt, den Großteil davon barfuß und auf unebenem Gelände. Unsere Fußmuskulatur ist daher heute – in Schuhen und auf dem glatten, geraden Untergrund – völlig unterfordert. Die tiefere Muskulatur, die die Fußgewölbe trägt, verkümmert regelrecht. Fehlstellungen, die schmerzen und für die wir uns oft schämen, sind vorprogrammiert.

Ich weiß, wovon ich rede: Ich war eine von rund zehn Millionen Deutschen mit Hallux valgus, dem Schiefstand der großen Zehe. Das Problem betrifft vor allem Frauen. Ich bin inzwischen an beiden Füßen operiert. Die OP ist nicht ohne, denn dabei wird der erste Mittelfußknochen durchgesägt und neu zusammengesetzt. Wenn ich eher mit Yoga, speziell Iyengar Yoga, begonnen hätte, wäre mir das vielleicht erspart geblieben.

Bei einem „normalen“ Fuß beträgt der Winkel zwischen den Längsachsen des ersten und zweiten Mittelfußknochens maximal acht Grad. Beim Hallux valgus ist dieser Winkel deutlich größer geworden. Wie kommt das? Die Ursache ist meist ein abgesunkenes Quergewölbe, also ein Spreizfuß. Wird der verbreiterte Vorfuß dann in enges, vielleicht sogar spitz zulaufendes Schuhwerk gesteckt, dann werden die äußeren Zehen zur Mitte gedrängt. Der vordere Teil des Fußes nimmt mit der Zeit die typische dreieckige Form an.

Die Sehnen, die sich normalerweise mittig über das Grundgelenk vom großem Zeh spannen, laufen bei einer Schiefstellung der großen Zehe seitlich am Gelenk vorbei und drohen dadurch zu verkürzen. Sie ziehen den Zeh noch schiefer, verstärken also die Deformation. Das kann mit der Zeit ganz schön weh tun: Das Mittelfußköpfchen, das an der Innenseite des Fußes immer stärker heraustritt, drückt und reibt am Schuh; das Großzehengrundgelenk und der darüber liegende Schleimbeutel kämpfen gegen chronische Reizzustände.

Kurz zusammengefasst: Eine schwache Fußmuskulatur kann zur Abflachung des Fußgewölbes führen, was möglicherweise eine Fehlstellung auslöst, die sich durch den veränderten Sehnenverlauf noch verschlimmert.

Die Füße sind unsere Basis. Fehlstellungen wirken sich auf das Gleichgewicht aus. Ohne solide Erdung kann ich nicht gut auf einem Bein stehen. Je älter wir werden, desto deutlicher werden wir das spüren. Außerdem können Fußprobleme auch die darüber liegenden Gelenke negativ beeinflussen: die Knie, die Hüfte, die Wirbelsäule,…

Yoga für die Füße

Nach meinen gelungenen Fuß-Operationen hätten sich meine Füße trotzdem wieder verschieben können. Ich bin überzeugt davon, dass vor allem die Yogapraxis das verhindert hat. Beim Iyengar Yoga wird viel Wert auf die Fußarbeit gelegt. In jeder Haltung.

Die Stehhaltungen rücken unsere Füße wieder in unser Bewusstsein, stärken die Fußmuskulatur, halten die Gewölbestruktur aufrecht und die Zehen beweglich. Deshalb gibt es beim Iyengar Yoga auch so viele Ansagen für die Füße: „Spreizt die Zehen“, „Presst die vier Fußpunkte: Innenferse, Außenferse, Großzehballen, Kleinzehballen“, „Hebt die Fußgewölbe“, „Hebt die Innenknöchel und saugt die Außenknöchel nach innen“, … Bei richtiger Ausrichtung passiert in den Asanas Folgendes:

  • Tadasana (Berghaltung): Die Zehenbeuger und -strecker werden aktiviert, um die Haltung zu stabilisieren
  • Asymmetrische Stehhaltungen (Dreieck, Krieger II,…):
    • Vorderes Bein: Das Knie dreht aus zur Kleinzehseite, der Großzehballen wird geerdet. Dadurch wird das Fußgewölbe belebt.
    • Hinteres Bein: Die Außenkante der Ferse presst in den Boden, der Vorderfuß dreht ein. Auch das hebt aktiv das Fußgewölbe. Probiert es aus.
  • Balancehaltungen wie Vrksasana (Baum): Fußmuskulatur, Fußgelenk und Unterschenkelmuskeln werden für die Stabilität in der Haltung beansprucht.
  • Stehende Vorbeugen wie Uttanasana: Um das Becken über die Fersen zu bringen, verlagern wir das Gewicht auf den Vorfuß und pressen den großen Zeh in den Boden. Dadurch wird der Großzehenbeuger aktiviert. Füße und Fußgelenke sind lebendig, denn sie halten das Gleichgewicht.

 

Die Füße sollten aber auch dann in den Haltungen mitarbeiten, wenn wir nicht darauf stehen:

  • Vajrasana (Fersensitz), Virasana (Heldensitz zwischen den Fersen), Supta Virasana (im Heldensitz auf dem Rücken liegen): kräftigt die Fußgewölbe und dehnt verkürzte Sehnen am Großzeh – besonders, wenn wir in den jeweiligen Haltungen vorsichtig die Knie anheben
  • Sitzhaltungen und Umkehrhaltungen: Egal, ob wir die Füße nach vorn oder nach oben strecken, die Fußarbeit sollte immer die gleiche sein: Innenferse und Großzehballen gehören weggedehnt. Wenn das schwierig ist, zeugt das von einer schwachen Fußmuskulatur, zu der auch die Wadenbeinmuskeln im Unterschenkel gehören. Die Schwäche wird sichtbar, wenn in den Haltungen die Fußaußenkante weiter vom Becken weg ist als die Fußinnenkante. Wenn also die Innenseite der Beine kürzer ist als die Außenseite. Diese seitlichen Unterschenkelmuskeln, die den Fußaußenrand Richtung Hüfte ziehen, sind phasische Muskeln, die zur Abschwächung neigen. Wir müssen sie also durch aktive Fußarbeit kräftigen, um die Verbindung zum Fußgewölbe zu stärken.

 

Füße sind für mich zwangsläufig ein großes Thema geworden. Und seit ich mich damit auseinander setze, fällt mir auch auf, wie schief viele Leute unterwegs sind. Ihr müsst nur mal auf die Füße der Menschen sehen, die in einer Einkaufspassage oder im Supermarkt vor Euch laufen. Wie viele haben innen oder außen abgelaufene Absätze, sinken  im Innen- oder Außenknöchel ein? Viele, oder?

Versteckt Eure Füße nicht nur, kümmert Euch lieber mehr darum. Lauft immer mal barfuß, pflegt die Füße, massiert, dehnt und kräftigt sie. Ich finde, es lohnt sich.

Eure Nici

 

 

 

 

 

 

 

 

 

UNSERE LEHRER

Zu Gast: Mandi & Mushky

Die „Base“ liegt am Boden und streckt die Beine nach oben. Der „Flyer“ liegt rück- oder bäuchlings auf den Füßen der Base für diverse Rückbeugen oder Umkehrhaltungen und ein oder zwei „Spotter“ passen auf, dass der Flyer nicht abstürzt. AcroYoga ist eine wackelige Angelegenheit und braucht Vertrauen. Und Mandi (eigentlich Manfred) Suppan vermittelt dieses Vertrauen wie kein anderer.

Ich lag vor ziemlich genau einem Jahr zum ersten Mal auf Mandis Füßen, auf der Yomondis Yoga Convention. Das hat mich so begeistert, dass ich Mandi und seine Freundin Mushky direkt im Anschluss ins YogaKraftwerk eingeladen habe. Inzwischen waren sie schon zum zweiten Mal hier.

Die eigene Übungspraxis

Mandi hat viele Jahre als Lüftungs- und Klimatechniker gearbeitet. Nebenbei hat er sich selber Yoga beigebracht. „Ich hab mich zuerst mit Meditation beschäftigt und bin so zum Yoga gekommen,“ erzählt der Österreicher. „Aber da, wo ich herkomme, gab es damals so etwas nicht.“ Und so hat er sich ein Ashtanga-Buch besorgt und allein mit der Praxis begonnen. Nach zwölf Jahren in seinem Beruf ist er nach Indien aufgebrochen – und nicht wieder in seinen alten Job zurückgekehrt. In Indien hat er seine Yogalehrer gefunden – und die New Yorkerin Mushky kennengelernt. Seither fliegen sie zusammen. Beim vielen Reisen und beim AcroYoga. Ihre gemeinsame „Basis“ ist ca. 70 km von Salzburg entfernt. Seit wenigen Tagen hat auch Mushky ihren festen Wohnsitz dort.

Mandi sitzt jeden Morgen um 6 Uhr auf der Matte. Seine tägliche Yoga-Praxis sieht folgendermaßen aus:

  • 20 min Meditation (Transzendentale Meditation mit einem selbst gewählten Mantra)
  • 15 min Pranayama (früher vor allem Kapalabhati und Anuloma Viloma, heute eher eine Art Hyperventilation – also die Konzentration auf eine starke Einatmung – mit Atempausen)
  • 30 min Dehnung + Kräftigung

 

Mandis Empfehlungen zur Yoga-Literatur:

  • Die meisten Iyengar-Yoga-Bücher, allen voran „Licht auf Yoga“
  • Die Bücher über Ashtanga Yoga und Yoga-Philosophie von Gregor Maehle
  • Für Yogalehrer: „Yoga unterrichten“, „Yoga-Workouts gestalten“ und „Yoga-Haltungen korrigieren“ von Mark Stephens

 

Mushky übt neben AcroYoga in erster Linie Yin Yoga. Und so legen sie auch Wert auf eine Ausgewogenheit von Yin und Yang in der Praxis. Bei aller Power kommt der regenerative Part nicht zu kurz.

Fliegen lernen

Mandi & Mushky lassen ihre Workshop-Teilnehmer ihre Grenzen austesten, ohne dabei leichtsinnig zu werden. Mit seinem charmanten österreichischen Akzent vertreibt der 35-Jährige jede Angst und weckt die Lust, immer wieder neue Figuren auszuprobieren. Er zeigt mit Mushky die Haltungen vor, schult die Achtsamkeit untereinander, lobt, korrigiert, greift ein und based vor allem die Männer, die natürlich auch fliegen und nicht nur die Frauen hochwuppen wollen. Fliegengewicht Mushky gibt auf Englisch Tipps aus der Flyerwarte und spotted, wo immer sie gerade gebraucht wird.

Es sind ein paar Pärchen unter den Teilnehmern, manche kennen sich untereinander aus den Kursen, manche sind allein gekommen. Berührungsängste gibt es nicht – oder sie verfliegen schnell, während die Leute in Kleingruppen abwechselnd aufeinander herumturnen. Die Stimmung ist hochkonzentriert, aber es wird auch viel gelacht. Meist, wenn der Aufbau zu kippen droht. Wenn jedoch die Haltung endlich klappt und der Flyer souverän über der Base schwebt, zieht ein großes Strahlen über die zuvor angespannten Gesichter. Als ob die Sonne aufgeht.

Die Effekte von AcroYoga

„Diese Form der Bewegung hat die stärkste stimmungsaufhellende Wirkung, die ich kenne“, schreibt Tim Ferriss in „Tools der Titanen“ treffend über AcroYoga. „In einer Kultur, in der Berührungen tabu sind, hat man auf diese Weise die Möglichkeit, mit einer anderen Person eine sinnliche, aber nicht-sexuelle Verbindung einzugehen, während man gleichzeitig unglaublich stark und beweglich wird. Außerdem lache ich in allen Trainingseinheiten mindestens die Hälfte der Zeit. Das ist ein wunderbarer Ausgleich zu dem ganzen ‚ernsten Training‘, das ich sonst immer mache.“ AcroYoga ist auch sein Tipp bei Problemen mit dem unteren Rücken: Der Flyer kann sich von der Base richtig verwöhnen lassen beim Therapeutischen Fliegen, indem er während des Fliegens massiert oder in passive Dehnungshaltungen gezogen wird.

Bei aller Achtsamkeit kann man trotzdem mal von der Base fallen. In ihren Workshops ist nie etwas passiert. Bei der eigenen Praxis schon eher, denn da gehen Mandi & Mushky gern weiter und probieren auch immer wieder gewagtere Haltungen aus. „Aber wir üben ja meistens am Strand“, winkt die Globetrotterin Mushky ab. Ja dann…

Ich freu mich schon auf ihren nächsten Besuch.

Eure Nici

 

 

 

UNSERE SCHÜLER

Tinas Challenge: Uttanasana (2. Teil)

Seit einem halben Jahr arbeitet Tina an ihrer Beweglichkeit. Insbesondere in Uttanasana, der Vorbeuge im Stehen. Einmal im Monat treffen wir uns extra für die Challenge im YogaKraftwerk für eine Bestandsaufnahme der Fortschritte und Probleme, für Tipps und Tricks. Jedes Quartal gibt es davon eine Zusammenfassung hier im Blog.

Im Januar kam Tina in der Vorbeuge noch nicht mit den Fingern zum Boden. Das ist zwar kein Problem, macht aber die Asana-Praxis manchmal etwas mühsam. Viele glauben deshalb, sie seien zu steif für Yoga. Das ist Quatsch, denn die Übungen tragen ja dazu bei, flexibler zu werden. Man muss dem Körper aber auch die Zeit geben sich zu entwickeln, Verspannungen zu lösen, geschmeidiger zu werden. Wer Jahre oder sogar Jahrzehnte seine Beweglichkeit vernachlässigt hat, stattdessen im Laufe der Zeit diverse private, berufliche, vielleicht auch gesundheitliche Probleme überstehen musste, kann nicht erwarten, dass ein paar Yogastunden alles wieder richten. Das geht gar nicht. Tina weiß das. Trotzdem ist ihr größter Gegner ihre Ungeduld. Dabei hat sich schon einiges getan: Inzwischen bekommt sie nicht nur ihre Fingerspitzen zum Boden, sondern fast schon die ganze Hand. Doch der Reihe nach…

Der April

Nach den kleinen Erfolgserlebnissen im ersten Quartal, die das Üben deutlich leichter gemacht haben, begann das zweite Quartal mit Frust. Und ich bin Schuld. Ich hatte eine Woche lang in den Iyengar Yogastunden Drehhaltungen in den Fokus gerückt. Drehhaltungen sind wichtig: Sie mobilisieren die Wirbelsäule und gleichen sie aus, halten die Bandscheiben „saftig“ und massieren und aktivieren die Bauchorgane. Drehungen helfen auch, körperliche und emotionale Anspannungen zu lösen und so zur Ruhe zu kommen. Aber sie sind anstrengend. „Macht Euch darauf gefasst, in viele mürrische Gesichter zu blicken, wenn Ihr Drehhaltungen unterrichtet“, hat Sigrun Ramsperger, eine meiner klugen Ausbilderinnen, mal gesagt. Ich werde jedes Mal daran erinnert, wenn ich sie zum Schwerpunkt mache. Die Drehhaltungen haben Tina jedenfalls etwas runtergezogen, denn sie haben ihr ihre Limits aufgezeigt. Drehungen brauchen mobile Schultern und das ist bei Tina aufgrund ihrer Verspannungen eingeschränkt.

Aber sie übt weiter. Mal nach Video, mal im Studio, täglich wenigstens die Vorbeuge und den Herabschauenden Hund. Am Wochenende oft eine ganze Stunde zu Hause. „Manchmal übe ich auch vor dem Fernseher“, gibt sie etwas verschämt zu. Was solls? Das ist dann vielleicht kein Yoga, sondern eher Gymnastik, wenn der Kopf nicht bei der Sache ist, aber es verbessert trotzdem die Beweglichkeit.

Der Sonnengruß gehört inzwischen zu Tinas Standard-Programm, denn er macht ihren Körper weicher und zugänglicher für die anderen Haltungen. Ich gebe ihr ein paar weitere kurze, dynamische Aufwärmsequenzen mit auf den Weg – und eine Vorlage für ein Yoga-Tagebuch, wie ich es selbst während meiner Ausbildung führen musste und das mir damals sehr geholfen hat, meine Praxis zu beobachten und einzuschätzen.

Der Mai

Tina hat immer noch das Gefühl, dass ihre Fortschritte stagnieren. Und damit auch die Motivation. Ihre kleine Tochter Leni wird inzwischen auch agiler und braucht mehr Aufmerksamkeit. Dadurch hat Tina weniger Gelegenheit zum Üben. Das Tagebuch lässt sie liegen. Wahrscheinlich möchte sie es nicht auch noch schriftlich vorgehalten kriegen, wenn sie nachlässt. Am Wochenende geht Tinas Mann Nico mit Leni raus zum Spielen und Spazieren, damit Tina am Ball bleiben kann. Dann übt sie nach Video und ihre Challenge-Grundhaltungen (Vorbeuge, Hund, Vorbeuge in der Grätsche, Vorbeuge im Sitzen,…). Vorm Schlafengehen dehnt sie noch ein bisschen.

Alles normal. Alles gut. Ich habe auch nicht immer Zeit für meine eigene Praxis. Manchmal haben einfach andere Dinge Prioriät. Und manchmal hab ich einfach keinen Bock auf Yoga. Dann brauch ich einen neuen Anlauf. Plane es besser in meinen Tagesablauf ein, suche mir neue Zeitfenster, lass mich von anderen Lehrern inspirieren und lege fest, welche Sequenzen ich in den nächsten 7 Tagen üben werde. Das hilft eigentlich immer. Dann hab ich wieder Lust und finde schließlich auch die Zeit dafür.

Tina, die inzwischen mit den Fingern ihre Zehen erreicht, hat immerhin festgestellt, dass es ihr hilft, sich daran in die Länge und schließlich tiefer in die Vorwärtsbeuge zu ziehen. Wir ergänzen ihre Grundhaltungen also um diverse Variationen: in der Vorbeuge die Hände unter die Füße schieben oder die Fersen greifen, verschiedene Armhaltungen in der gegrätschten Vorbeuge, verschiedene Beinhaltungen in der sitzenden Vorbeuge,…

Der Juni

„Ich habe gute Nachrichten“, begrüßt mich Tina bei unserem Termin. „Mein Rücken ist deutlich besser. Die Beweglichkeit in der Brustwirbelsäule, die Mobilität der Schultern – alles besser.“ Das regelmäßige Strecken in den Vorwärtsbeugen, das Langziehen des Rückens, kombiniert mit Drehhaltungen und der Kräftigung durch armgestützte Haltungen tun ihr offenbar gut. Den Sonnengruß macht sie richtig gern und ausgerechnet Chaturanga, das Brett, das jede Frau hasst, ist inzwischen ihre Lieblingshaltung!

Tina freut sich auch darüber, dass sie aufgrund der besseren Beweglichkeit für ihre Praxis zu Hause gar keine Hilfsmittel mehr braucht. „Ich habe nur noch meine Matte da liegen, sonst nichts.“ Keinen Gurt, der die Arme verlängert, um an die Füße zu kommen. Keine Klötze unter den Händen, weil der Boden zu weit weg ist. Nichts. Tina strahlt. „Das ist einfach ein schöneres Üben.“

Tina hat dieses Mal fleißig ihr Yoga-Tagebuch geführt. An 19 von 30 Tagen im Juni hat sie mindestens 20 Minuten Yoga geübt, oft deutlich mehr. Meist ging es ihr nach der Praxis besser als vorher. Einmal ist sie bei der Stehenden Vorwärtsbeuge in der Grätsche auf den Kopf gefallen. Seither ist sie dabei etwas vorsichtiger…

Die Beweglichkeit hängt natürlich immer noch von der Tagesform und vorallem der Tageszeit ab. Und davon wiederum die jeweilige Motivation. Es geht ihr auch immer noch zu langsam voran. „Ich bin ein bisschen bequem, muss ich zugeben: Ich übe meistens nur das, was gut geht…“ Sagt die Frau, die gern Chaturanga übt…

Sie sagt aber auch, dass es ihr noch an der richtigen Einstellung zum Yoga fehlt. Dass sie Yoga noch viel zu sehr als Sportprogramm und Training sieht. Da fühle ich mich wieder gefordert. Die Asana-Praxis ist ein wichtiger, aber eben nur ein Teil des Yogaweges. Das möchte ich auch vermitteln.

Eure Nici