YOGA & AYURVEDA

Ayurvedisch leben – Der Tageszyklus

In den ganz frühen Morgenstunden ist mein Schlaf eher etwas unruhig. Aber wenn ich dann im Morgengrauen nochmal einschlafe, dann richtig tief und fest. Kommt euch das bekannt vor?

Im Ayurveda wird das mit dem natürlichen Tageszyklus erklärt. Je nach Tageszeit ist entweder das Vata-, Pitta- oder Kapha-Dosha dominant und beeinflusst unseren Energielevel. Innerhalb eines 24-Stunden-Rhythmus‘ wechseln sich die Doshas immer wieder ab. Das Wissen darüber, wann welches Dosha aktiv ist und was das für unseren Energie- und Leistungsspiegel bedeutet, kann uns helfen, den Tag besser zu nutzen und unser Potential voll auszuschöpfen. Es zeigt uns aber auch, wann die beste Zeit ist, um zur Ruhe zu kommen, damit wir gut einschlafen und der Körper sich regenerieren kann. – Und was passiert, wenn wir nicht darauf hören…

2 – 6 Uhr morgens: Vata-Zeit

Die ganz frühen Morgenstunden von etwa 2 bis 6 Uhr bzw. bis Sonnenaufgang werden vom Vata-Dosha geprägt. Also von den Elementen Luft und Äther. Diese Zeitspanne zeichnet sich daher durch Leichtigkeit, Bewegung und eine frei werdende Energie aus.

Unser Schlaf ist um diese Zeit leicht. Auf ohnehin sehr Vata-lastige Menschen trifft das umso mehr zu. Wenn wir nachts raus müssen, dann meist um diese Zeit. Ich bin Asthmatiker, wenn ich einen Anfall hatte, dann bisher fast immer in diesen frühen Stunden.

Aber es hat auch sein Gutes: Wenn wir es schaffen, innerhalb dieses Zeitfensters aufzustehen, dann fühlen wir uns sehr viel leichter, klarer und beschwingter, als wenn wir bis in den späten Morgen hinein schlafen. Vor dem Morgengrauen kommt außerdem die Verdauung besser in Schwung.

Probiert es aus. Ihr wisst schon: Der frühe Vogel…

6 – 10 Uhr morgens: Kapha-Zeit

Gegen 6 Uhr morgens – beziehungsweise mit dem Sonnenaufgang – beginnt die Kapha-Zeit und bringt die Schwere, Ruhe und Gelassenheit der Elemente Wasser und Erde mit sich. Wer jetzt noch in den Federn liegt, wird es schwer haben aufzustehen. Meist schläft man nochmal richtig tief und fest ein und fühlt sich anschließend ziemlich gerädert. Es ist auch schade, diese Zeit zu verschlafen, denn die erdende Kapha-Energie kann man sinnvoller nutzen:

Für eine ruhige Morgenroutine, zum Beispiel, mit den ayurvedischen Reinigungspraktiken (Ölziehen, Zungeschaben, Garshan-Massage,…). Es ist auch ein guter Zeitpunkt, um mit einer ruhigen Yogapraxis den Körper wieder geschmeidig zu machen. Oder um zu meditieren, denn die Kapha-Zeit erleichtert es uns, die Gedanken zur Ruhe zu bringen.

Die Kapha-Schwere beeinflusst auch unsere Verdauung. Sie ist recht träge um diese Zeit. Deshalb sollte das Frühstück leicht und warm sein. Porridge ist einfach und sehr bekömmlich: ein Getreidebrei mit gedünstetem Obst und Gewürzen wie Zimt und Kardamom.

Es macht Sinn, den Arbeitstag mit den Aufgaben zu beginnen, die am wichtigsten sind oder die größte Geduld erfordern. In der Kapha-Phase haben wir das meiste Durchhaltevermögen und können uns gut auf eine Sache konzentrieren.

10 – 14 Uhr mittags: Pitta-Zeit

Wenn die Sonne am höchsten steht, brennt auch unser inneres Feuer. Zu dieser Tageszeit sind wir am leistungsfähigsten. Zielgerichtet können wir die Aufgaben vom Vormittag zu Ende bringen und schwierige Themen oder Verhandlungen angehen. Die Pitta-Energie schenkt uns Selbstvertrauen, Problemlösungskompetenz und Entscheidungskraft.

Auch unser Verdauungsfeuer brennt jetzt am stärksten. Deshalb sollte die Hauptmahlzeit mittags eingenommen werden. Wir können um diese Zeit ruhig zuschlagen. Wenn wir allerdings zu schwer essen, werden wir müde, weil unser Körper im Anschluss nur noch mit dem Verdauen beschäftigt ist. Ein kurzer (!) Powernap von 15 Minuten (speziell für die Pitta- oder Vata-Typen) oder ein kleiner Spaziergang (für die Kaphas unter uns) unterstützt den Körper bei der Verdauung. So kommen wir erholt und gestärkt in den Nachmittag.

14 – 18 Uhr nachmittags: Vata-Zeit

Am Nachmittag wird wieder die Bewegungsenergie aktiv – sofern wir mittags nicht so schwer gegessen haben, dass uns die Verdauung nur noch müde macht.

Das Vata-Dosha bringt frischen Wind und einen neuen Energieschub. Vielleicht sind wir jetzt sogar ein bisschen hibbelig und zu unruhig für Aufgaben, die Geduld erfordern. Aber es ist eine kreative Phase. Eine gute Zeit für die Entwicklung von neuen Ideen, für Kommunikation und Bewegung. Wenn ihr es euch so einteilen könnt, dann nutzt die Zeit am besten zum Brainstormen, zur Kontaktpflege und zum Sport.

18 – 22 Uhr abends: Kapha-Zeit

Gegen 18 Uhr bzw. mit dem Sonnenuntergang beginnt die zweite Kapha-Phase im Tageszyklus und es breitet sich wieder die Schwere der Elemente Erde und Wasser aus. Es ist an der Zeit, nach dem turbulenten Tagesgeschehen und den vielen Sinneseindrücken endlich etwas zur Ruhe zu kommen.

Der Stoffwechsel fährt herunter, die Verdauung wird träger. Deshalb sollte das Abendessen auch eher leicht und nicht zu üppig sein. Es ist der Beginn der körperlichen und mentalen Regenerationsphase, die durch zu spätes, schweres Essen und exzessiven Medienkonsum am Abend gestört wird. Besser wäre ein abendliches Ritual, um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen: ein paar beruhigende Yogahaltungen oder ein Abendspaziergang, Ölmassagen, Badewanne, Musik, Lesen, Schlummertrunk, … Mal 10 Minuten me-time, mal das volle Programm.

Dann haben wir auch die nötige Bettschwere für eine gute Nacht. Wenn wir es schaffen, vor 22 Uhr ins Bett zu kommen, ist es wesentlich leichter einzuschlafen, als danach. Denn nach 22 Uhr drehen wir sonst noch einmal richtig auf.

22 – 2 Uhr nachts: Pitta-Zeit

Gegen 22 Uhr wechselt die träge Kapha-Energie ins feurige Pitta-Dosha. Wenn wir jetzt noch nicht im Bett liegen, werden wir deshalb vielleicht nochmal putzmunter und tun uns später mit dem Einschlafen deutlich schwerer. Vermeintliche Nachteulen gehen also möglicherweise einfach nur zu spät ins Bett und werden deshalb gegen Mitternacht erst richtig aktiv.

Dabei ist in der ersten Nachthälfte unser Schlaf viel tiefer, als im zweiten (Vata-dominanten) Teil unserer Nachtruhe. Wenn wir diese Zeit zum Schlafen nutzen, sorgt die transformative Pitta-Energie für wichtige Stoffwechselvorgänge: Zellerneuerung, Hormonproduktion,… aber auch die geistige Verarbeitung von Erlebtem und neu Erlerntem. – Sofern wir nicht mit vollem Magen ins Bett gehen, weil wir zu spät gegessen haben. Dann ist der Körper erstmal mit der Verdauung beschäftigt…

Willst du mehr darüber wissen? Infos über meine Yoga & Ayurveda Kurse sowie über individuelles Coaching findest du auf meiner Website. Link in der Bio.


YOGA & AYURVEDA

Ayurvedisch leben – Der Herbst

Der Übergang von den hellen, warmen Sommermonaten in die dunklere, kältere und windige Jahreszeit ist für Körper und Geist eine große Herausforderung. Aus ayurvedischer Sicht herrscht das Vata-Dosha von Oktober bis in den Februar hinein. Die Bewegungsenergie, die von den Elementen Luft und Äther geprägt ist, pustet uns jetzt im wahrsten Sinne des Wortes richtig durch. Empfindsame Vata-Typen sind jetzt wahrscheinlich besonders „durch den Wind“.

Typische Anzeichen sind:

? Stressanfälligkeit
? Stimmungsschwankungen
? innere Unruhe
? trockene Haut
? Verdauungsprobleme
? Frösteln

Verstärkt wird das Ganze zum Jahresende hin durch das rege Treiben der Vorweihnachtszeit und notwendige Jahresabschlüsse im Geschäft.

Was hilft? Das genaue Gegenteil:

❤️ Rückzug nach innen
❤️ Ruhe
❤️ Wärme
❤️ Regelmäßigkeit
❤️ Erdung
❤️ wärmende Ölmassagen

Ernährung im Herbst

Überschüssiges Vata lässt sich besonders gut über die Ernährung ausgleichen. Warme Speisen morgens, mittags und abends mit wärmenden Gewürzen wie Ingwer oder Zimt und warme oder heiße Getränke heizen uns ein gegen das Frösteln und unterstützen die Verdauung. Suppen, Ghee und gute Öle am Essen wirken von innen gegen die Vata-typische Trockenheit. Wurzelgemüse – überhaupt Nahrungsmittel, die in oder direkt auf der Erde gewachsen sind – helfen gegen die Stressanfälligkeit und Ruhelosigkeit. Und die Natur unterstützt uns dabei. Jetzt reift in unserer Gegend genau das heran, was der Körper braucht, um den Herbststürmen und der zunehmenden Kälte zu trotzen.

Wenn ihr dann noch auf Regelmäßigkeit achtet bei den Mahlzeiten und euch auch die Zeit dafür nehmt und in Ruhe esst und genießt, dann kann euch nichts so schnell umpusten.

Yoga im Herbst

Die Yogapraxis beeinflusst unser vegetatives Nervensystem. Wann wir üben, was wir üben, wie wir üben und wie lange wir die Asanas halten spielt alles eine große Rolle bei der Wirkung der jeweiligen Yogaeinheit. Je mehr wir darüber wissen und je mehr wir auf der Matte experimentieren und erspüren, desto besser können wir die Asanapraxis gezielt einsetzen. Uns damit runterbringen, wenn wir grad überkochen. Neue Energie tanken, wenn wir erschöpft sind. Die Schlafqualität verbessern, die Verdauung anregen, Verspannungen lösen,… Egal welches Problem – Yoga ist die Antwort. Und im Idealfall mit einer zielgerichteten Sequenz.

In windigen, kühlen Herbstzeiten, in denen uns das Vata-Dosha durchpustet, sollte uns die Yogapraxis nicht zusätzlich stressen. Jetzt brauchen wir eine erdende Übungseinheit. Aber für lang gehaltene sitzende und liegende Asanas sind wir im Moment vielleicht viel zu aufgewühlt. Deshalb macht es Sinn mit langsamen, fließenden, sanften Bewegungen zu beginnen. Gerne mit vielen Wiederholungen. So wird uns erstmal warm und der Körper geschmeidig. Stehhaltungen wie die 3 Krieger erden uns im Anschluss und schenken uns Kraft und Selbstvertrauen, um allen Widrigkeiten zu trotzen. Drehhaltungen unterstützen die Verdauung und helfen uns, alle Anspannungen zu lösen. Und so haben wir am Ende der Praxis auch die innere Ruhe, um in langen Entspannungshaltungen loszulassen.

Hier ein Beispiel:

??‍♀️ #swastikasana
??‍♀️ #parsvaswastikasana
??‍♀️ #adhomukhaswastikasana
??‍♀️ #adhomukhavirasana
??‍♀️ #parivrttaadhomukhavirasana
??‍♀️ #adhomukhasvanasana
??‍♀️ #uttanasana
??‍♀️ #vrksasana
??‍♀️ #suryanamaskar
??‍♀️ #virabhadrasana2
??‍♀️ #virabhadrasana1
??‍♀️ #virabhadrasana3
??‍♀️ #urdhvahastasana
??‍♀️ #uttanasana
??‍♀️ #adhomukhasvanasana
??‍♀️ #paschimottanasana
??‍♀️ #setubandhasarvangasana
??‍♀️ #jatharaparivartanasana
??‍♀️ #pawanmuktasana
??‍♀️ langes #savasana

Loslassen im Herbst

Der Herbst ist eine Zeit des Wandels. Aber nur, wenn wir Altes loslassen, schaffen wir Platz für Neues. So wie jetzt die Blätter fallen, damit im nächsten Frühjahr neue wachsen können. Es ist eine gute Zeit für ein bisschen Detox für Körper, Geist und Seele.

Entschlackung über die Ernährung:

„Sanft“ ist das Stichwort. Es geht nicht darum, den Körper mit Radikalkuren zusätzlich zu stressen, sondern die Verdauungsorgane sanft zu entlasten, indem wir ihnen die Ruhe und die Zeit zum Verdauen geben und die Verdauung außerdem durch entsprechende Nahrungsmittel anregen. Das hilft dabei:

? Intermittierendes Fasten
? Nicht snacken, 4-5 h Pause nach dem Essen
? Nährende Lebensmittel, Gemüse, Reis, Gewürze
? Warmes Wasser, Kräutertees
? Wenig Belastendes aufnehmen

Entschlackung im Umfeld:

Für manche mag das kreative Chaos funktionieren, für mich nicht. Ich brauche Ordnung, Struktur und Licht, um klar denken zu können. Ein Zuviel von allem überfordert mich, kostet Zeit und lenkt nur ab. Vor allem, wenn es mir ein schlechtes Gewissen bereitet, wenn es mich ärgert, runterzieht oder belastet. Deshalb:

? Aufräumen
? Ausmisten
? Zeitfresser entlarven
? Termine reduzieren
? Energieräuber verbannen

Mental entschlacken:

Neue Ideen brauchen Raum, um sich zu entfalten. Auch im Kopf. Um wirklich zur Ruhe zu kommen, muss man sich zunächst mal bewusst all den Ablenkungen entziehen, die permanent auf unsere Sinnesorgane einprasseln:

? Gewohnheiten hinterfragen
? Journaling / Tagebuch schreiben
? Meditation
? In die Natur gehen
? Digital Detox Tag

Körperpflege im Herbst

Wind und Kälte, aber auch trockene Heizungsluft setzen unserer Haut jetzt zu. Aber der Ayurveda weiß ein sehr schönes Mittel dagegen: Abhyanga, die Selbstmassage mit Öl. Am besten mit wärmendem Sesamöl, das uns in dieser Vata-lastigen Zeit erdet und nährt.

So wird’s gemacht:

?? VOR dem Duschen oder Baden
?? Öl erwärmen
?? kreisen + streichen
?? auf der Schädelkrone beginnen
?? Ohren + Nacken
?? Gesicht + Hals
?? Arme kräftig
?? Handgelenke, Hände, Finger
?? Rumpf, Schultern, Brust sanft
?? Bauch im Uhrzeigersinn
?? Rücken
?? Po + Beine kräftig
?? Fußgelenke, Füße, Zehen
?? 20 min einwirken lassen
?? Bad oder warme Dusche

Enjoy…